Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 225 Ev. Schloßkirche (Stiftskirche St. Michael) 1608

Beschreibung

Grabplatte des Wild- und Rheingrafen Friedrich, Grafen zu Salm und Herrn zu Finstingen. Im Chor im Boden. Hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein mit schmaler Randleiste, die mit einem Scheibchen-Fries verziert ist. Im Feld die zentriert angeordnete Inschrift; unten Ritzzeichnung eines Grabhügels mit Todesemblemen und einer blühenden Blume. Links unten später eingeritzte Listennummer 15 (nach F. J. Herr). In der Mitte querlaufender Bruch.

Maße: H. 178, B. 84, Bu. 3,6 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Stadtarchiv Pforzheim [1/1]

  1. AN(N)O M · DC · VIIIa) · IST WEIIL/VNDT DER HOCHGEBORNE / GRAVE VND HERR, HERR / FRIDERICH WILD VND REI(N)/GRAVE, GRAVE ZV SALM V(N)D / HERR ZV VINSTINGE(N), OBRI/STER, DEN VIa) OCTOB(RIS) ZV DVRLACH IN GOTT VERSCHI=/DE(N), VND DEN XIXa) · NOVEMB(RIS) / ALHIE ZVOb) PFORTZHEIM, BE/GRABEN, IHREN GNADE(N) / ALTERS LIXa) · DERO / SEELEN GOTT / GNEDIG SEIE, / AMEN ·

Kommentar

Friedrich war ein Sohn des Philipp Franz Wild- und Reingrafen in Dhaun und Neuviller-sur-Moselle und war viermal verheiratet1. Er war der Vater der Juliana Ursula, Wild- und Rheingräfin und Gräfin zu Salm, geboren am 28. September 1572, gestorben am 5. (oder 15.) April 1614, der ersten Gemahlin des Markgrafen Georg Friedrich von Baden-Durlach2. Friedrich Graf zu Salm starb – vielleicht bei einem Besuch – in Durlach und wurde sechs Wochen später, am 19. November, im Chor der Pforzheimer Schloßkirche bestattet. Die lange Zeitspanne zwischen seinem Tod und seinem Begräbnis könnte darauf hinweisen, daß sein Leichnam zunächst in Durlach in einem Zinnsarg aufgebahrt wurde, der dann im Pforzheimer Chor in einem ausgemauerten Schachtgrab beigesetzt worden ist.

Die schlichte Gestaltung der Platte folgt nicht mehr dem einheitlichen Entwurf für die Grabplatten der markgräflichen Familie, der zuletzt für die Herzogin Anna († 1586) Verwendung gefunden hatte3. Die Sprache der Grabinschrift ist auch nicht mehr – wie bei den markgräflichen Grabplatten – das Latein. Auch die Schrift hat sich gewandelt. Hier wird eine engstehende Kapitalis mit überhöhten Versalien verwendet. Das E besitzt einen verkürzten Mittelbalken.

Textkritischer Apparat

  1. Die römischen Zahlzeichen sind durch Überstreichung mit Ausbuchtung nach oben hervorgehoben.
  2. O klein über das V gestellt.

Anmerkungen

  1. Europäische Stammtafeln NF IV, Taf. 98. Sachs erwähnt eine Leichenpredigt, verfaßt von Johann Friedrich Jüngler und dem Hofprediger Georg Felder; vgl. Sachs, Marggravschaft IV, 1770, 490.
  2. Durch Friedrichs vierte Ehe, geschlossen 1604 mit Anna Amalia Gräfin zu Erbach, war dieser zugleich mit dem Markgrafen Georg Friedrich verschwägert, denn dieser heiratete 1614 Anna Amalias Schwester, die Gräfin Agatha zu Erbach; vgl. nr. 236.
  3. Vgl. nr. 199.

Nachweise

  1. Karlsruhe GLA 47/47, Absterben, Fürstliche Grüfte o. J., fol. 6r.
  2. Karlsruhe, GLA 171/1514, Bürcklin, Diözesanbeschreibung 1737, fol. 10f.
  3. Karlsruhe, GLA 47/41, v. Beust 1802, Grab-Inschriften XXII.
  4. Gehres, Pforzheim 1811, 48.
  5. Karlsruhe, GLA HFK 510, Herr, Collectanea Pforzheim 1830, fol. 25v, nr. 15.
  6. Karlsruhe, GLA 47/46, Begräbnisse 19. Jh., Waag 1883, nr. XXII.
  7. KdmBadenIX/6, 178f., nr. 15.
  8. Trost, Schloßkirche 1962, 49, 71 nr. 65.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 225 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0022506.