Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 223† Archivbau nach 1607

Beschreibung

Bauinschrift vom Haus des Hans Burkhart von Hertingshausen. Ehemals als alter Besitz des Reuchlin-Museums im Obergeschoß, Raum 14; Kriegsverlust 1945. Ursprünglich vom Adelshaus der Gremp von Freudenstein, Schulstraße 8/Ecke Gymnasiumsstraße. Sandstein-Fragment eines Wappensteins mit Namensinschrift und Devise in einer Kartusche. Gestaltung unbekannt.

Inschrift nach KdmBadenIX/6.

Schriftart(en): Vermutlich Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. W G W . SIMa) / HANS . BVRCKHART / HERTINGSH(AVSEN)

Wappen:
Hertingshausen1.

Kommentar

Das Fragment stammt von einem Anwesen, das 1570 dem markgräflich badischen Rat und Obervogt zu Neuenbürg, Daniel von Remchingen, gefreit wurde. Er war mit Maria Gremp († 1606), einer der sieben Töchter des Dr. Ludwig Gremp von Freudenstein († 1583), verheiratet2. Nach Daniels Tod 1576 ging das Adelshaus 1579 in den Besitz seines Schwiegervaters über, der als berühmter Jurist, Professor der Universität Tübingen und Advokat der Stadt Straßburg hier offenbar einen Alterssitz erwarb3. Das benachbarte Haus Gymnasiumstraße 7 war schon seit 1528 im Besitz der Gremp von Freudenstein4. Nach Marias Tod wurde das Haus 1607 ihrem Schwager Hans Burkhart von Hertingshausen übertragen, der mit Marias Schwester Barbara verheiratet war5. Die Ansetzung der Inschrift setzt Hans Burkharts Besitznahme voraus, ohne daß dies durch urkundliche Nachrichten belegt werden kann. Seit 1699 war das Haus im Besitz der Familie von Wallbronn. Dann wurde es 1764 als Wohnung für den Spezial (ev. Geistlicher) von der ev. Kirche angekauft und 1838/1839 durch einen Neubau ersetzt, 1913 abermals abgebrochen und durch das sog. „Lutherhaus“ überbaut.

Textkritischer Apparat

  1. Vielleicht Devise: W(IE) G(OTT) W(ILL) S(O) I(CH) M(…).

Anmerkungen

  1. Hessischer Adel; vgl. Kneschke 336.
  2. Sie heiratete 1584 in zweiter Ehe den Christoph Schöner von Straubenhart († 1590); vgl. nr. 200.
  3. Biographische Daten vgl. ADB 9 (1874) 637f.; H. E. Feine, Ludwig Gremp von Freudenstein. In: Lebensbilder aus Schwaben und Franken 3, 1942, 199–218.
  4. Trost, Adelssitze 1961, 122.
  5. Vermutlich waren die Jungfrauen Maria Salome und Barbara von Hertingshausen Töchter aus dieser Ehe. Ihre Grabmäler in der ev. Stadtkirche sind nicht erhalten; vgl. nrr. 208, 231.

Nachweise

  1. KdmBadenIX/6, 275.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 223† (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0022302.