Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 212 Hauptfriedhof 1599

Beschreibung

Epitaph des Knaben Hans Veit Breitschwerdt. Im Westflügel des Wandelgangs; im 19. Jahrhundert im „Hof von Peter Dittler“ eingemauert1; ursprünglich vermutlich im Bereich der Heiligkreuz-Kirche in der Brötzinger Vorstadt. Kleine Aedikula aus rotem Sandstein; im Giebelfeld Tafel mit Jahreszahl und Signatur A; im Feld betende Figur eines Kindes im Totenhemd, flankiert von zwei Vollwapppen; in der Konsolzone querovales Feld mit Inschrift B, gerahmt von Lorbeerkranz.

Maße: H. 96, B. 78, Bu. 2,7 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© Stadtarchiv Pforzheim [1/2]

  1. A

    1 st(efan) 5 9 fa(lk) 9

  2. B

    Hanns · Veit · Breitschwert / starb den · 2 · 7 · octobris · Ann/o [9]8 Dem · Gott · gnad

Wappen:
Breitschwerdt2, Machtolff3.

Kommentar

Die Breitschwerdt entstammten der Pforzheimer Oberschicht. Nach ihrer Verbindung mit dem Leonberger und Stuttgarter Patriziat nahmen sie auch in Württemberg hohe Beamtenstellen ein. Die Eltern des Hans Veit sind durch die Wappen zu erschließen, nämlich Johann Breitschwerdt, markgräflicher Landschreiber zu Durlach, und Elisabeth Machtolff, Tochter des Johann Machtolff und der Gertraud Waidenlich. Das Todesjahr des Kindes ist nicht mehr leserlich, endet aber eindeutig mit der Ziffer 8. Da es sich um ein kleines, vor der Datierung 1599 verstorbenes Kind handelt, kommt wohl das Jahr 1598 als Todesjahr in Frage. Unklar bleibt die Bedeutung der in die Datierung eingefügten Buchstaben; möglicherweise handelt es sich hier um die Signatur des Pforzheimer Bildhauers Stefan Falk, von dem wir nur wissen, daß er sich 1604 um die Bildhauerarbeit am Friedrichsbau des Heidelberger Schlosses beworben hat4.

Ein zweites Epitaph eines Kindes der Familie Breitschwerdt mit denselben Allianzwappen befand sich noch 1939 im Archivbau (Reuchlin-Museum)5. Ferner ist die Grabplatte des Veit Breitschwerdt d. Ä. († 1533) in der Pforzheimer Stiftskirche erhalten als Zweitverwendung einer älteren Platte des 15. Jahrhunderts6.

Anmerkungen

  1. Pflüger 1862, 300.
  2. Linksgewendet. Geteilt, oben ein wachsender Löwe mit Schwert in der Pranke, unten eine Lilie; Helmzier: wachsender Löwe zwischen zwei Büffelhörnern; vgl. Alberti 86.
  3. Springender Hase; Helmzier: wachsender Hase. Vgl. das Wappen der Anna Machtolff, Mutter des Kindes Anna Magdalena Schmid († 1624): DI 25 (Ludwigsburg) nr. 621 mit Abb.
  4. Zu diesem vgl. Rott, Baden-Durlacher Hof 1917, 68; Fleischhauer, Renaissance 1971, 349.
  5. Vgl. nr. 213; s. auch KdmBadenIX/6, 244.
  6. Zusammenfassende Angaben zur Familie s. dort; vgl. nr. 75.

Nachweise

  1. Pflüger 1862, 300 (kurz erwähnt).
  2. KdmBadenIX/6, 242 nr. 3.
  3. Timm, Hauptfriedhof 1995, 40 nr. 8.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 212 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0021209.