Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 182 Archivbau 1575

Beschreibung

Wappentafel mit Bauinschrift des Markgrafen Karl II. von Baden-Durlach. Im Archivbau (früher Reuchlin-Museum), im 2. Obergeschoß an der nordöstlichen Längswand; ehemals am Unteren Tor des Pforzheimer Schlosses über dem großen Einfahrtstor auf der Stadtseite eingelassen. Hochrechteckige Tafel aus weißem Sandstein, als Aedikula mit reich profiliertem Kranzgesims gebildet. Zwischen Pilastern mit pflanzlicher Dekoration nimmt eine Rundbogennische ein großes Vollwappen auf, unterhalb zwei Wappenschilde. Auf dem profilierten Bogen die Bauzahl A in arabischen Ziffern. In der Sockelzone Inschrifttafel B mit Rollwerk-Rahmung. Reste roter Fassung, die Inschrift war ehemals schwarz nachgezogen.

Maße: H. 170, B. 106, Bu. 3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Stadtarchiv Pforzheim [1/1]

  1. A

    · 1575 ·

  2. B

    CAROL VON GOTTES GNADEN · MARG/GRAVE · ZV BADEN VND HOCHBERG LAND/TGRAVE ZV SVSEMBERG HERR ZV ROTELN / VND BADE(N)WEILER · ETC(ETERA) . AN(N)O . D(OMI)NEa) · M · D · LXXV

Wappen:
Baden-Durlach1;
Brandenburg-Ansbach2, Pfalz-Veldenz3.

Kommentar

Der Inschriftstein bezieht sich zwar nicht ausdrücklich auf eine Baumaßnahme des Markgrafen, jedoch hat Karl II. trotz der – durch ihn 1565 veranlaßten – Verlegung der Residenz von Pforzheim nach Durlach auch danach noch Baumaßnahmen in Pforzheim vorgenommen, so namentlich innerhalb des Schloßbereichs. Er ließ 1553 bzw. 1561 den sog. Archivbau nördlich der Schloßkirche aufführen, der als einziger Rest des Schlosses bis heute erhalten blieb4. Ferner war er der Erbauer der nicht erhaltenen Neuen Kanzlei von 15585. Der vorliegende Wappenstein dokumentiert neben diesen konkreten Baumaßnahmen einerseits als Herrschaftszeichen die markgräfliche Landesherrschaft, andererseits den Wohn- und Regierungssitz der Markgrafen. Anders als auf der älteren und kleineren Wappentafel des Markgrafen Ernst6 von 1537, die sich ebenfalls am Unteren Tor befand, ließ Markgraf Karl II. hier auch die Wappen seiner beiden Ehefrauen darstellen. Es handelt sich um die Wappen der Kunigunde Markgräfin von Brandenburg-Ansbach († 1558) und der Anna Herzogin von Pfalz-Veldenz († 1586)7. Die Doppeltoranlage des Unteren Tores wurde 1861 abgebrochen. Die beiden Inschrifttafeln kamen später in den als Museum genutzten Archivbau (ehemals Reuchlin-Museum)8.

Während die Ausführung der Inschrift in einer breit proportionierten klassischen Kapitalis noch befriedigen kann, ist die Wappendarstellung fehlerhaft und ungenau. Die Zierformen auf den Pilaster-Stirnseiten und an Helm und Helmzier des Wappens wirken wie erstarrt und kraftlos.

Textkritischer Apparat

  1. So für D(OMI)NI.

Anmerkungen

  1. Quadriert mit Herzschild (Baden), 1. Hachberg, 2. Üsenberg, 3. Badenweiler, 4. Rötteln.
  2. Linksgewendet. Quadriert, 1. Brandenburg, 2. Pommern, 3. Zollern, 4. Burggrafschaft Nürnberg.
  3. Quadriert mit Herzschild (Veldenz), 1/4. Pfalz, 2/3. Bayern.
  4. Vgl. nr. 164.
  5. Vgl. die erhaltene Bauinschrift nr. 161.
  6. Vgl. nr. 126.
  7. Zu den biographischen Daten vgl. das Grabdenkmal und die Grabplatten dieser Personen in der Schloßkirche, nrr. 158, 185, 192, 199.
  8. Rott gibt an, die vorliegende Inschrifttafel sei vor 1917 in der Schloßkirche eingemauert gewesen. Tatsächlich waren Stücke des älteren Museumsbestandes des Reuchlin-Museums vorübergehend in der Schloßkirche geborgen.

Nachweise

  1. Karlsruhe, GLA 47/39, Weygold, Epitaphia 1747, fol. 12.
  2. Rott, Baden-Durlacher Hof 1917, 31.
  3. Pflüger 1862, 278 (kurz erwähnt).
  4. Naeher, Pforzheim 1884, Blatt 1 (Zeichnung).
  5. KdmBadenIX/6, 283, Abb. 216.
  6. Pforzheim, Stadtarchiv, Sammlung Arthur Steinle, PF/1/1.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 182 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0018206.