Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 170† Ev. Stadtkirche (Dominikaner-Klosterkirche St. Stephan) 1565

Beschreibung

Epitaph des Jost Kessel. Ehemals im Chor an der Wand, zwischen dem Grabdenkmal der Stiftsdamen in der Chorachse und der Sakristeitür. „Rötlicher Grabstein (Antiqua)“. Unten ein Wappen.

Inschrift nach KdmBadenIX/6 (nach Wechsler).

  1. Anno Domini 1565 auf den 24 Tag Decembris starb der ernhaft und virnem Jost Kessel, marggrävischer badischer Rent-Cammer-Secretari. Dem Gott genad. Amen.

Wappen:
Kessel1.

Kommentar

Der Verstorbene gehörte vermutlich zu der Familie des mehrfach in Pforzheim nachweisbaren Dionysius Kessel (Cesselius). Dionysius stand in Verbindung mit Johannes Reuchlin, wie aus seinem Brief an Amerbach vom Februar 1519 hervorgeht. Er war Rektor der Pforzheimer Lateinschule (ludimagister phortzensis) und wurde Nachfolger des Pforzheimer Stadtschreibers Alexander Hugen2. Seine Anstellungsurkunde als Stadtschreiber ist auf den 7. April 1529 datiert3. Der hier angesprochene Jost (Jodocus) Kessel scheint nicht identisch zu sein mit Josias Kessel (Cesselius, Geslinus), der am 8. Oktober 1543 in Tübingen und am 24. Oktober 1548 in Heidelberg immatrikuliert wurde4. Denn er begegnet bereits in einem Schreiben des Markgrafen Philipp I. von Baden vom September 1529 an das Kloster Frauenalb; darin wird er bereits als markgräflicher „Cammer-Secrtetari Jost Kessel“ bezeichnet5.

Anmerkungen

  1. Redendes Wappen: gestürzter Kessel und Kesselring.
  2. Vgl. Hannemann, Alexander Hugen 1961, 35f. Hannemann hielt Dionysius und Jost Kessel für dieselbe Person. Die Richtigstellung bei Scheible, Melanchthons Pforzheimer Schulzeit 1989, 42f.; vgl. auch Kremer, Lateinschule 1997, 116f.
  3. Im Stadtarchiv Pforzheim 1945 verbrannt; abgedruckt bei Korth, Urkunden Pforzheim 1899, 35f. nr. 10; Erwähnung bei Pflüger 1862, 237; Hannemann (wie Anm. 2) 35.
  4. Vgl. Kremer, Lateinschule 1997, 172.
  5. Hannemann (wie Anm. 2) 36.

Nachweise

  1. Karlsruhe, GLA 65/1074 Memorabilia Phorcensia, 1760/70, fol. 23r (nur erwähnt).
  2. KdmBadenIX/6, 267 nr. 3 (nach Wechsler, Inscriptiones 1743).
  3. Hannemann, Alexander Hugen 1961, 36 (Inschrift unvollständig zitiert).

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 170† (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0017006.