Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 57: Stadt Pforzheim (2003)
Nr. 96 Ev. Schloßkirche (Stiftskirche St. Michael) 1507
Beschreibung
Fragment der Grabplatte des Hans Kechler d. Ä. von Schwandorf und seiner Frau Margret geborene von Windeck. Aufstellung 2002 im nördlichen Seitenschiff an der Nordwand; ursprünglich im Westbau des Langhauses an der Westwand. Bei der Abtragung der Aufschüttung von Ruinenschutt auf der Südseite wurde 1994 das Bruchstück des 1945 zerstörten Denkmals wieder aufgefunden. Ursprünglich Rechteckplatte aus rotem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien, im Feld zwei Wappen in Relief, davon mindestens das obere als Vollwappen, in den Ecken vier Ahnenwappen. Jetzt nur das obere Viertel der Platte in ganzer Breite vorhanden, aber die Inschrift rechts ausgebrochen. Die oberen Ecken der Platte waren abgeschrägt. Links oben sind noch Spuren vom Wappen der Kechler sichtbar, im Feld Reste der Helmzier (Kopf, abgetreten). Die Ecke links oben beschädigt, Zustand schlecht, Oberfläche bestoßen.
Ergänzungen nach KdmBadenIX/6.
Maße: H. 55 (ursprünglich 190), B. 98, T. 13,5–14, Bu. 7 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.
O(biit) der vest [hans / kechler von swemdorffa) Anno . M . ccccc / vnd margret von / windeck sin hvsfraw . An(n)o . M° . ccccc . vii° . d]en got gn(a)db)
[Kechler von Schwandorf], [Windeck]; | |
[Kechler von Schwandorf] | zerstört |
fehlt | fehlt. |
Textkritischer Apparat
- So für schwandorff.
- güd KdmBadenIX/6.
Anmerkungen
- Stammsitz Unterschwandorf, Stadt Haiterbach, Lkr. Calw. Zum Wappen vgl. Alberti 391. Vgl. auch Kraus, Dagmar/ Talkenberger, Heike, Archiv der Freiherren Kechler von Schwandorf, Schloß Unterschwandorf (Inventare der nichtstaatlichen Archive in Baden-Württemberg 22). Stuttgart 1996, Einleitung (ohne Hinweis auf die Pforzheimer Grabstätten der Familie).
- Vgl. KdmBadenIX/6, 378; Trost, Adelssitze 1961, 92, 123; Ehmann, Einwohnerverzeichnis 1969/1972, 414; Haag/Bräuning, Stadtkataster 2001, 144 nr. 85.
- Trost, Adelssitze 1961, 123. – Das Grabdenkmal des Hans Caspar Kechler ist in Gündringen (Stadt Nagold, Lkr. Calw) fragmentarisch erhalten; vgl. DI 30 (Calw) nr. 262 mit Abb.
- Vgl. nr. 188.
- Die Linie Alt-Windeck mit Stammsitz bei Bühl (Lkr. Rastatt) starb im 15. Jahrhundert aus; vgl. Drös, Heidelberger Wappenbuch 1991, 81, nr. 137.
Nachweise
- Pflüger 1862, 300 Anm. 2 (nur erwähnt).
- KdmBadenIX/6, 144 nr. 1.
- Trost, Schloßkirche 1962, 29, 74.
- Pforzheim, Staatl. Hochbauamt, Dokumentation der Firma Kraus, Tübingen (1994).
Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 96 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0009604.
Kommentar
Die Inschrift begann links oben, setzte aber nicht mit dem üblichen Anno-Domini-Formular ein. Vermutlich waren das Todesdatum der Ehefrau und der Fürbittwunsch nachgetragen worden, weil letzterer nur in sehr zusammengedrängter Schreibung Platz fand.
Die Kechler von Schwandorf1 standen mehrfach sowohl in badischen als auch in württembergischen Diensten. Vermutlich schon im 15. Jahrhundert, aber mit Sicherheit 1517 und 1527 besaßen sie mehrere Häuser in Pforzheim, so ein Haus „am Oberen Bad“ (Metzgerstraße 15)2. Der Freibrief für dieses Haus wurde 1569 für Hans Caspar Kechler von Schwandorf (1513–1576) erneuert. Hans Caspar war markgräflich badischer Rat und Obervogt zu Oberzell3. Sein Bruder Christoph Kechler (1515–1578) war Obervogt zu Pforzheim und ebenfalls in der Pforzheimer Schloßkirche bestattet; sein Grabmal ist nur fragmentarisch überliefert4. Margret von Windeck entstammte einer Familie des Ortenauer Adels, vermutlich der Linie Neu-Windeck über Lauf (Ortenaukreis)5.