Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 85 Ev. Schloßkirche (Stiftskirche St. Michael) 4. V. 15. Jh.

Beschreibung

Grabplatte des Hans Blus (Plus) und seiner Frau Margret Knoder. Ehemals im Boden der sog. Margarethen-Kapelle; nach 1945 außen am Chor; 2002 Aufstellung wieder in der sog. Margarethen-Kapelle an der Westwand. Hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien. Im Feld zwei gegeneinandergelehnte Wappen; das heraldisch rechte Wappen zerstört. Die Oberfläche rechts oben und links unten abgeplatzt (Buchstabenverlust); rechts unten zwei schräglaufende Brüche, schlecht erhalten.

Ergänzung nach KdmBadenIX/6.

Maße: H. 198,5, B. 95, T. 15, Bu. 8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

  1. An(n)o [d(omi)ni m° · cccc 〈– – –〉a) / hie · ist · begre]bd · hans · plusen · vnd · margret · knoderin · / siner h[u]sfrow · [. . . . . .]s / vatter · vnd · muter · cui(us) · animaeb) · requiescant · in · pace

Übersetzung:

(…) deren Seelen in Frieden ruhen mögen.

Wappen:
[Blus], Knoder1.

Kommentar

Die Familie Blus gehört zur Pforzheimer Oberschicht. Im Jahr 1486 ist ein Hans Blus als einer der zwölf Richter und Ratsmitglieder nachweisbar2. Vermutlich ist er identisch mit dem Altbürgermeister Hans Blus, der 1517 Grundbesitz am Viehmarkt hatte3. Ob derselbe hier auf der Grabplatte angesprochen wird, muß offen bleiben, weil der Vorname Hans häufig war. Ein Jakob Knoder aus Ettlingen wird am 19. Juni 1486 Vikar des Jakobs-Altars in der Pforzheimer Stiftskirche. Er stiftete 1498 ein Seelgerät am Pforzheimer Spital, starb aber erst im Juli 15024. Vermutlich war Margret Knoder mit diesem Priester verwandt. Jedenfalls handelt es sich um die Stiftung einer Grabplatte (vermutlich mit zugehörigem Grabplatz in der Stiftskirche) für die Eltern eines unbekannten Gliedes der Familie Blus; der kurze Name des Sohnes stand in der Fußleiste rechts außen, ist aber nicht mehr zu entziffern5.

Jedenfalls rechtfertigt der Befund der Schrift eine Ansetzung gegen 1500, denn die sorgfältig ausgeführte Gotische Minuskel zeigt die engstehende Gitterstruktur der Textura, verzichtet allerdings weitgehend auf Versalien. Das Wappen in Form einer asymmetrisch gebildeten Tartsche spricht ebenfalls für eine solche Ansetzung. Das übliche Anno-Domini-Formular ist hier abgewandelt durch hie ist begrebd, was als hier ist die Grabstätte zu verstehen ist. Die Todesdaten des Ehepaars sind nicht berücksichtigt worden.

Textkritischer Apparat

  1. Nach KdmBadenIX/6 „Lücke“ ohne Angabe über deren Länge.
  2. So statt quorum animae.

Anmerkungen

  1. Oberhalber Widder.
  2. Pflüger 1862, 189.
  3. Ehmann, Einwohnerverzeichnis 1501–1527, 412.
  4. Fouquet, St. Michael in Pforzheim 1983, 166.
  5. Es könnte sich um den Stiftsherrn Paul Blus handeln, der von 1483 bis zu seinem Tod 1507 Dekan des Stifts war; zu diesem ebd. 146.

Nachweise

  1. KdmBadenIX/6, 153f. nr. 10.
  2. Trost, Schloßkirche 1962, 19, 75 nr. 11.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 85 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0008502.