Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 82 Ev. Schloßkirche (Stiftskirche St. Michael) 1498,1520

Beschreibung

Grabplatte des Johannes Bremgart(en). Im Westbau des Langhauses, im südlichen Teil an der Westwand; vor 1945 im nördlichen Teil des Westbaues. Hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein mit Umschrift A zwischen Linien; im Feld oben Jahreszahl B, darunter Vollwappen in Relief, unten kleines Wappen. Oberfläche abgetreten; links unten Fehlstelle durch abgeplatzte Steinschicht (Buchstabenverlust).

Maße: H. 178, B. 78, Bu. 6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

    + An(n)o d(omi)nj M° cccc° 〈c xx〉 · / Die i〈. .〉 me(n)sis 〈. . . . . . . .〉 O(biit) · Reuere(n)d(us) m(a)g(iste)r Joha(n)nes bre(m)gart / Expecta(n)s resu(r)rect(i)o(ne)m / [mortuorum] et vita(m) venturi seculi · Cui(us) a(n)i(m)a req(ui)escat i(n) pace · amen .

  2. B

    · 1498 ·

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1520 am (. .) Tag des Monats (…) starb der ehrwürdige Magister Johannes Bremgart in Erwartung der Auferstehung der Toten und des Lebens der zukünftigen Welt. Seine Seele möge in Frieden ruhen. Amen.

Wappen:
Bremgart1, unkenntlich.

Kommentar

Die Grabplatte ist zu Lebzeiten des Verstorbenen in Auftrag gegeben worden, denn sie ist durch die Jahreszahl 1498 in arabischen Ziffern datiert. Für den späteren Eintrag des Todesdatums wurden Lücken freigelassen, nachgetragen wurde aber nur das Todesjahr 1520, nicht der Todestag. Die Anrede reverendus magister weist auf einen Angehörigen des Klerus. Ebenso läßt die Darstellung des Pelikans als Helmzier an einen Theologen denken, da dieses Motiv ein Symbol für den Opfertod Christi ist. Vor der üblichen Fürbittformel ist der Schluß des Credo Nicaeno-Constantinopolitanum, entlehnt aus dem Ordo missae, eingefügt2.

Ein Priester dieses Namens ist im Zusammenhang mit der Stiftskirche nicht nachweisbar, wohl aber ein Amtskeller Hans Bremgarten zu Pforzheim. Er wird 1496 zusammen mit dem Stiftsdekan Paul Blus († 1507) als Vormund der Kinder des Hans von Niefern genannt3.

Die Inschrift beginnt mit einem Invokationskreuz und ist sehr sorgfältig ausgeführt. Die Versalien J und R sind am linken Schaft mit einer feinen Zähnung geschmückt. Obgleich das Anfangs-A abgetreten ist, kann man noch erkennen, daß es sich wiederum um das charakteristische A der Grabplatte des Johannes von Baden4, also um eine Arbeit derselben Werkstatt, handelt.

Anmerkungen

  1. Löwe; Helmzier: Krone, darüber zwischen zwei Büffelhörnern ein Pelikan, der seine Jungen mit dem eigenen Blut füttert.
  2. Vgl. auch nr. 100. Vgl. LThK 7, 3. Aufl., 1998, Sp. 798–800 (Vf. Dorothea Sattler).
  3. Pflüger 1862, 182.
  4. Vgl. nr. 69.

Nachweise

  1. KdmBadenIX/6, 145 nr. 8.
  2. Trost, Schloßkirche 1962, 28, 69, nr. 46.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 82 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0008201.