Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 74† Ev. Schloßkirche (Stiftskirche St. Michael) 1489

Beschreibung

Grabplatte des Bartholomäus von Gärtringen. Standort im Innern der damaligen Stiftskirche nicht überliefert. Gestaltung unbekannt.

Inschrift nach Gabelkover.

  1. Anno D(omi)NI 1489 . 16 . Aug(usti) o(biit) validus vir Bartholomaeus de Gertringen .

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1489 am 16. August starb der feste Mann Bartholomäus von Gärtringen.

Kommentar

Ein Zweig der Herren von Gärtringen1 gehörte schon 1381 und 1384 zur Gefolgschaft der Markgrafen von Baden2. Angehörige der Familie sind im Jahr 1400 als Besitzer von Häusern in Pforzheim nachweisbar3. Der hier genannte Bartholomäus von Gärtringen war in mehreren Orten der Pforzheimer Umgegend begütert; schon 1463 hatte er ein Drittel des Dorfes Weiler (Gde. Keltern, Enzkreis) an die badische Herrschaft verkauft. Die zwei restlichen Drittel übergab er dem Markgrafen Christoph I. von Baden 1483 zusammen mit anderen Besitzanteilen gegen ein jährliches Leibgeding von 100 Gulden4. Vermutlich war Bartholomäus von Gärtringen der Letzte des Geschlechts5. Die Lehensnachfolger der Herren von Gärtringen in ihrem württembergischen Sitz Gärtringen wurden die Harder, die sich fortan Harder von Gärtringen nannten; nach dem Tod des letzten Harder 1559 kam Gärtringen über die Wobidetzki an die Hiller von Gärtringen, die heute noch blühen6.

Hinsichtlich des Formulars fällt der Ausdruck validus als lateinische Entsprechung zu „fest“ als ungewöhnlich auf Grabplatten des 15. Jahrhunderts auf. Vermutlich gibt Gabelkover hier die lateinische Übersetzung einer deutschsprachigen Grabinschrift wieder.

Anmerkungen

  1. Stammort: Gärtringen, Lkr. Böblingen.
  2. Der Edelknecht Hans von Gärtringen gehörte bei der Huldigung von Gericht und Rat der Stadt Pforzheim in diesen Jahren jeweils zu den Sieglern; vgl. Carl, Regesten Pforzheim 1998, 92f. nr. 183 und 96 nr. 193.
  3. Vgl. Pflüger 1862, 163, 300; Trost, Adelssitze 1961, 118.
  4. Nach Pflüger soll noch 1502 das Haus eines Anton von Gärtringen „hinter dem Predigerkloster“ erwähnt worden sein; vgl. Pflüger 1862, 173f.; Trost, Adelssitze 1961, 108, 118.
  5. Ein Heinrich von Gärtringen († 1462), bestattet in Bad Herrenalb, wurde ebenfalls als der letzte Gärtringen bezeichnet; vgl. DI 30 (Calw) nr. 113.
  6. Zum Tod des Hans Harder d. J. vgl. DI 47 (Böblingen) nrr. 201, 202. Zur Geschichte von Gärtringen vgl. F. Heimberger, Gärtringen. Geschichte einer Gemeinde. Langenau 1982; Evangelische St.-Veit-Kirche Gärtringen 1496–1996. Gärtringen 1996.

Nachweise

  1. Stuttgart, HStA J1 Nr. 48 g II, Oswald Gabelkover, Kollektaneen, fol. 749v.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 74† (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0007409.