Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 43 Ev. Schloßkirche (Stiftskirche St. Michael) 1429

Beschreibung

Grabplatte der Elisabeth Wels, Ehefrau des Gunther Rappenherr. Im Westbau an der Südwand. Hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien; im Feld zwei gleich große Wappen übereinander in Ritzzeichnung. Worttrenner kleine Kreise. Oberfläche geringfügig abgetreten.

Maße: H. 221, B. 95, Bu. 9–10 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© Stadtarchiv Pforzheim [1/2]

  1. Anno · d(omi)ni · M · / ccccxxix · Jn vigilia Michahelis arch(angeli) · o(biit) / · Elisbeth · filia / Alberhti welsz vxor gvntheri rappenher ·

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1429 am Vorabend (des Festes) des Erzengels Michael (28. September) starb Elisabeth, Tochter des Albert Wels, Ehefrau des Gunther Rappenherr.

Wappen:
Rappenherr, Wels.

Kommentar

Die Familien Wels und Rappenherr begegnen seit dem 14. Jahrhundert als Pforzheimer Bürger und Amtsträger. So erhielt ein Aberlin Wels 1376 ein Haus des Klosters Herrenalb in der Brötzinger Gasse1. Ein Albrecht Wels wird 1421 und 1422 als Grundbesitzer erwähnt2. Vermutlich ist mit diesem eine erst nach 1945 aufgedeckte Grabplatte von 1439 zu verbinden3. Er könnte mit dem hier genannten Vater der Elisabeth identisch sein. Ihr Ehemann Gunther Rappenherr ist nicht eindeutig nachweisbar. Andere Glieder dieser Familie nehmen im 15. Jahrhundert hohe Ämter ein. So wurde 1392 ein Rappenherr badischer Kanzler, und zwei in den Jahren 1418, 1427 und 1430 amtierende Priorinnen des Dominikanerinnenklosters, Pele und Sanne Rappenherr, entstammten dieser Familie4. Die enge Beziehung der Rappenherr zur Michaelskirche als Grablege der Familie war schon seit dem 14. Jahrhundert gegeben5.

Die Gestaltung entspricht dem hohen Niveau der in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts für die Stiftskirche geschaffenen Grabplatten. Das Anfangs-A mit dem breiten Deckstrich, dem schrägen Mittelbalken und der weit heruntergezogenen, nach links ausschwingenden linken Haste ist eine Art Leitbuchstabe für die Werkstatt. Die Worttrenner wurden variiert; am Anfang der Inschrift sind kreisrunde Worttrenner verwendet, am Schluß der Inschrift ein Quadrangel mit vier eingerollten Zierhäkchen.

Anmerkungen

  1. Vgl. Carl, Regesten Pforzheim 1998, 90 nr. 176. – Allgemein zu der Familie Wels vgl. Pflüger 1862, 86f.
  2. Vgl. Carl, Regesten Pforzheim 1998, 120f. nr. 258, 123 nr. 262.
  3. Vgl. nr. 52.
  4. Vgl. Carl, Regesten Pforzheim 1998, 118 nr. 250, 127 nr. 271, 128 nr. 274.
  5. Vgl. die Grabplatten des Günther d. Ä. Rappenherr († 1341) und seiner Frau Guta († 1372), nrr. 18, 22. Zusammenfassend zu den Rappenherr vgl. Trost, Schloßkirche 1962, 17f.

Nachweise

  1. Pflüger 1862, 85 (kurz erw.).
  2. KdmBadenIX/6, 152f. nr. 31 mit Abb.
  3. Trost, Schloßkirche 1962, 20, 69 nr. 41.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 43 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0004304.