Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 33 Ev. Schloßkirche (Stiftskirche St. Michael) 1414

Beschreibung

Grabplatte des Johannes Ruhmus. Im Langhaus, im zweiten Joch des südlichen Seitenschiffs an der Südwand; ursprünglich in der sog. Margarethen-Kapelle im Boden; nach 1945 am jetzigen Standort. Hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien, im Feld Figur eines Priesters mit Kelch, ausgeführt in Ritzzeichnung. Im oberen Drittel quer gebrochen; die Inschrift füllt die linke Längszeile nur zu einem Drittel aus.

Maße: H. 216, B. 89, Bu. 10–10,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Stadtarchiv Pforzheim [1/1]

  1. anno · d(omi)ni · m° · cccc°/ · xiiii° · in die · gorgonii · m(arty)ris · obiit · / ioh(ann)es · rvhmvs /· p(re)spiter ·

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1414 am Tag des Märtyrers Gorgonius (9. September) starb der Priester Johannes Ruhmus.

Kommentar

Die Lesung des Nachnamens hat zu unterschiedlichen Resultaten geführt, die die Identifizierung des urkundlich mehrfach belegbaren Verstorbenen erschwert haben. Auf der Grabplatte ist der Name als Rubinus gelesen worden1. Doch gibt es für Rubinus keine urkundlichen Nachweise, wohl aber für einen Priester namens „Johannes Ruhmus“ und dessen ratsfähige Verwandten. Am 23. Dezember 1384 war „Johann Ruhemusz“ einer der beiden Pfründeninhaber am St. Andreas- und St. Thomas-Altar der Pfarrkirche St. Michael zu Pforzheim, welcher durch Werner II. Göldlin († 1384), seine Ehefrau Elisabeth und beider Sohn Heinrich Göldlin († 1435) finanziell ausgestattet worden war2. Am 14. März 1402 bezeugte „Johannes Romüsz“ als Pfründner desselben Altars die Einsetzung eines neuen Pfarrers der Michaelskirche durch die Äbtissin von Kloster Lichtenthal3. Zwischen Dezember 1400 und Februar 1401 wurde ein „Johannes Ruchmues de Pforczen“ an der Heidelberger Universität immatrikuliert4. Am 3. Januar 1407 wurde die Einsetzung des Klerikers „Johann Ruhmisz“ aus Pforzheim als Pfarrer von Gechingen (Lkr. Calw) veranlaßt5. Ob diese namensgleichen Personen identisch waren, muß offenbleiben6.

Die Schreibung des Namens Rvhmvs ist eindeutig, denn das h in der Wortmitte entspricht völlig dem h im Vornamen Joh(ann)es. Die Schrift ist eine kraftvoll gebildete Minuskel ohne Ober- oder Unterlängen, klar gegliedert durch Vierkantpunkte als Worttrenner. Die Platte gehört in die beachtenswerte Serie der Pforzheimer Priester-Grabplatten mit Ritzzeichnung aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts7. Sie ist aber wohl von anderer Hand als die gleichzeitig entstandene Grabplatte von Johannes und Krafto Nettinger8.

Anmerkungen

  1. So bei Trost.
  2. Carl, Regesten Pforzheim 1998, 97 nr. 194, 195. – Speziell zu diesem Altar vgl. Fouquet, St. Michael in Pforzheim 1983, 134 nr. 15. Zu den Stiftungen der Göldlin vgl. hier nrr. 19, 20; ferner Arnold, Die Göldlinschen Pfründestiftungen zu Pforzheim 1935, 244–261.
  3. Carl, Regesten Pforzheim 1998, 106 nr. 219. – Die Markgrafen von Baden hatten dem Kloster Lichtenthal am 21. Februar 1344 das Patronatsrecht über die Kirche zu Pforzheim übertragen; vgl. ebd. 61f. nr. 107.
  4. 14. 1. 1403 Baccalaureus artium; vgl. Kremer, Lateinschule 1997, 125.
  5. Carl, Regesten Pforzheim 1998, 109 nr. 228.
  6. Daß die Familie Ruhmus zur Oberschicht von Pforzheim gehörte und ratsfähig war, beweist ihre Mitwirkung bei den Huldigungen von Gericht und Rat von 1381 und 1384; ebd. 92 nr. 183, 96 nr. 193.
  7. Vgl. nrr. 15, 34, 46, 89.
  8. Vgl. nr. 34.

Nachweise

  1. Trost, Schloßkirche 1962, 23, 69 nr. 32.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 33 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0003308.