Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 21 Ev. Schloßkirche (Stiftskirche St. Michael) 1372,1558

Beschreibung

Grabplatte eines Günther (Guintherus) von Tettighofen (?), wiederverwendet 1558 für Bernhard Friedrich Widergrün von Staufenberg. Im südlichen Nebenchor an der südwestlichen Wand; ursprünglich im nördlichen Nebenchor unter dem Gestühl im Boden. Rechteckplatte aus rotem Sandstein mit Umschrift A zwischen Linien; im Feld oben großes eingeritztes Wappen, in der Mitte Jahreszahl B der Zweitverwendung, darunter eingetieft das zugehörige Wappen-Medaillon mit Wappen in Relief. Durch Kriegseinwirkung stark beschädigt, die Kopfleiste und die oberen Ecken fehlen, unten links ist die Inschriftleiste weggebrochen, Oberfläche abgetreten; die Fehlstellen durch Restaurierung (ohne Schrift) zum Rechteck ergänzt1.

Ergänzung der Inschrift nach KdmBadenIX/6.

Maße: H. 187, B. 91, T. 18, Bu. 6 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel (A).

© Stadtarchiv Pforzheim [1/1]

  1. A

    [– – – / . . . . . . . . . . LXXII · T]ERCIAa) · DIE · P(OST) · [M]ICHAHEL(IS) · O(BIIT) · D(OMI)N(V)S · / GVINTHER(VS)b) · [. . / . . . . . . . . . . . . SACE]ṚḌOSc) ·

  2. B

    1 · 5 · 5 · 8

Übersetzung:

(Im Jahr des Herrn 13)72 am dritten Tag nach Michaelis (1. Oktober) starb Herr Günther (von Tettighofen), Priester.

Wappen:
Tettighofen2; Widergrün von Staufenberg3.

Kommentar

Der Priester kann anderweitig nicht nachgewiesen werden. Die gleichzeitig entstandene Grabplatte der Guta Rappenherr († 1372)4 besitzt eine eng verwandte Schrift. Dort finden sich ebenso breit proportionierte Buchstaben, unter denen die Rundformen überwiegen; sie tragen dieselben stachelförmigen Sporen. Die Bildung von A, C, D, E, I mit Schaftknoten und R mit weit abgespreizter Cauda ist fast identisch. Die letzten drei Buchstaben lassen sich zu SACERDOS ergänzen, da auch DOMINVS für einen Angehörigen des Klerus spricht.

Die Grabplatte wurde für die Bestattung des Bernhard Friedrich Widergrün von Staufenberg 1558 ein zweites Mal verwendet; sein Epitaph hat sich ebenfalls erhalten5.

Textkritischer Apparat

  1. Lacroix las 1939 noch: . . . . LXXII . TERCIA etc.
  2. Das I kleiner und in das V eingestellt.
  3. (Rap)penherre Sacerdos Trost 1962, 36. Diese Lesung ist unrichtig. Der Rest der Zeile ist freigelassen.

Anmerkungen

  1. Lacroix gibt die ursprünglichen Maße mit H. 199, B. 78 cm an. Offenbar war die linke Längsleiste vor 1939 verdeckt.
  2. Schildbild: Schwan, wohl Tettighofen; vgl. Alberti 816; Kindler v. Knobloch I, 213. Nach Alberti war der Stammort Dettighofen, Lkr. Waldshut. Ein anderer Vorschlag nennt Dettighofen bei Pfyn, da im Nekrolog des Klosters Feldbach bei Steckborn (Schweiz) viele Träger dieses Namens vorkommen; vgl. Hans-Ulrich Frhr. v. Ruepprecht, Die Herren von Dettighofen (Tettikoven). In: Speculum Sueviae, Festschrift Hansmartin Decker-Hauff, Bd. 1, Stuttgart 1982, 284–296; hier 284. Vgl. auch Rudolfus de Tettikofen, 1367 in Bologna immatrikuliert als canonicus Constantiensis († 1422); Knod, Deutsche Studenten in Bologna, nr. 3827. – Eine Grabplatte mit demselben Wappen ist für die Nonne Margareta von Tettighofen († 1399) in Konstanz erhalten; vgl. Photoarchiv der Heidelberger Inschriftenkommission.
  3. Stammburg Staufenberg (Gde. Durbach, Ortenaukreis), Sitz verschiedener Adelsgeschlechter, darunter die Widergrün von Staufenberg von 1303 bis zu ihrem Aussterben 1627.
  4. Vgl. nr. 22.
  5. Vgl. nr. 159.

Nachweise

  1. KdmBadenIX/6, 154 nr. 11.
  2. Trost, Schloßkirche 1962, 35f., 68 nr. 29.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 21 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0002108.