Die Inschriften der Stadt Pforzheim

Geleitwort

Pforzheim zählt zu den im Zweiten Weltkrieg am stärksten zerstörten deutschen Städten. Am 23. Februar 1945 wurden durch einen nur 19minütigen Luftangriff 17600 Menschen getötet und vier Fünftel der Gebäude zerstört, in der Innenstadt alle, die historischen Baudenkmäler eingeschlossen. Doch kaum eine andere Stadt in Deutschland hat nach dem Krieg so weitschauende und nachhaltige kulturpolitische Anstrengungen unternommen wie Pforzheim, um sich des kulturellen Erbes zu vergewissern und es für Gegenwart und Zukunft fruchtbar zu machen. Dafür hat sich die Stadt die Förderung geisteswissenschaftlicher Unternehmungen angelegen sein lassen – und tut dies noch – mit einer Intensität, die ebenso ungewöhnlich wie vorbildlich ist. 1955, als der 500. Geburtstag des großen Pforzheimers Johannes Reuchlin gefeiert wurde, stiftete die Stadt den Reuchlin-Preis für geisteswissenschaftliche Leistungen. Es war der erste derartige Preis im Nachkriegsdeutschland. Er wird von Anfang an in Zusammenarbeit mit der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vergeben. Auch ist an Pforzheims wissenschaftliche Festgabe des Jubiläumsjahres zu erinnern, die 1994 eine zweite, um neue Beiträge ergänzte Auflage erfuhr. Die Reihen der „Reuchlin-Schriften“ und der „Quellen und Studien zur Geschichte der Stadt Pforzheim“ wurden 1961 ins Leben gerufen. Die wissenschaftlichen Ausgaben des Briefwechsels Reuchlins und die der Reuchlinschen Werke in den „Berliner Ausgaben“ erfreuen sich der großzügigen Förderung durch die Stadt. Das gilt ebenfalls für den hier vorgelegten Inschriften-Band. Auch dieses Werk ist der Zusammenarbeit der Stadt Pforzheim mit der Heidelberger Akademie der Wissenschaften zu verdanken – einer Zusammenarbeit, die sich bei der Vergabe des Reuchlinpreises und bei der Edition des Reuchlin-Briefwechsels bereits hervorragend bewährt hat.

Der Heidelberger Forschungsstelle der „Deutschen Inschriften“ obliegt die Bearbeitung der Inschriften Baden-Württembergs. Die Bearbeitung folgt der Einteilung der Kreise. Die erste Leiterin der Forschungsstelle, Frau Professor Dr. Renate Neumüllers-Klauser, hat wegen des sich beschleunigenden Zerfalls der epigraphischen Denkmäler, der durch Umwelteinflüsse verursacht wird, eine möglichst frühe, der wissenschaftlichen Bearbeitung der Inschriften weit vorangehende photographische Sicherung des Bestandes betrieben. Bereits 1973, als die Kreisreform die Grenzen neu gezogen hatte und Frau Professor Neumüllers-Klauser sich dem neuen Enzkreis und dem von ihm umschlossenen Stadtkreis Pforzheim zuwandte, richtete sie, ohne entsprechende Akademiemittel in der Hand zu haben, an die Stadt Pforzheim die Bitte, die „Sicherungsphotographie“ ihrer Inschriften mit der wissenschaftlichen Unterstützung der Akademie vorzunehmen. Frau Professor Neumüllers-Klauser zählte nicht vergeblich auf das Interesse und die Munifizenz der Stadt Pforzheim.

Die Kriegszerstörungen haben starke Umschichtungen des Inschriftenmaterials und zahlreiche Verluste verursacht, haben aber auch Neufunde ermöglicht. In vielen Fällen ging es indes nicht allein um die photographische Sicherung des noch Vorgefundenen, sondern um die Bergung und Restaurierung der Inschriften selbst und ihre Aufbewahrung an einem endgültigen, der Verzeichnung in den Deutschen Inschriften zugrunde zu legenden Standort. Die gefährdeten Denkmäler wurden in den letzten Jahren von den zuständigen Behörden, der Oberfinanzdirektion, der staatlichen und der städtischen Denkmalpflege, in Zusammenarbeit mit der Forschungsstelle der Akademie ausgezeichnet restauriert und im Inneren der Schloßkirche aufgestellt. Auch hat die Stadt Pforzheim ihre Museumsbestände neu geordnet und die historischen Grabmäler des Hauptfriedhofs vorbildlich unter Dach gebracht.

Der Weg von der ersten Photosicherung der vorgefundenen Inschriften und Inschriftenfragmente bis zur wissenschaftlichen Aufarbeitung und Präsentation sowohl der erhaltenen und teilweise neu aufgestellten als auch der verlorenen und nur aus kopialer Überlieferung bekannten Inschriften war weit und lang, aber auch ertragreich. Aus den ursprünglich gesuchten 155 Inschriften, welche die ältere Literatur kannte, wurden insgesamt 250 Inschriften, davon 158 im Original erhaltene und 92 nur kopial überlieferte. Sie alle legt dieser Band nun vor. Es war ein besonders schwieriger Band. Denn der erwähnte Verlust und die Verstümmelung vieler Originale im Zweiten Weltkrieg beeinträchtigt die Beurteilung der epigraphischen und kunsthistorischen Entwicklung der Pforzheimer Inschriften, und zudem erschwert der Verlust der alten Bestände des Stadtarchivs – eine Folge bereits[Druckseite X] des Pfälzer Erbfolgekriegs am Ende des 17. Jahrhunderts – die prosopographische und historische Erschließung.

Seitens der Heidelberger Akademie der Wissenschaften gebührt Frau Dr. Anneliese Seeliger-Zeiss, der Leiterin der Forschungsstelle „Deutsche Inschriften“ von 1990 bis 2001, großer Dank. Sie hat sich der wissenschaftlichen Bearbeitung der Pforzheimer Inschriften in einer ersten Phase als Mitarbeiterin der Forschungsstelle, dann als deren Leiterin und zuletzt noch, nach ihrem Ausscheiden aus dem Amt, als engagierte Ruheständlerin beharrlich angenommen – mit ihrer langen Erfahrung und stets mit starker innerer Beteiligung. Daß dieser Inschriften-Band mehr als andere Bände, mehr auch als der von Frau Neumüllers-Klauser 1983 vorgelegte Inschriftenband des Enzkreises, Kriegsfolgen aufzuarbeiten und Erinnerungssplitter zu sammeln hat, läßt sich schon beim bloßen Durchblättern des Text- und des Bildteils erfassen. Neben den prächtigen Monumenten der badischen Fürstengrablege, die 1945 dank vorsorglicher Maßnahmen vor der Zerstörung glücklich bewahrt werden konnten, präsentiert der Band viele Fragmente und dokumentiert Verlorenes. Er schafft ein Stück Kontinuität. Die Edition, die Abbildung und die Kommentierung der Inschriften machen es zusammen mit der Einleitung möglich, zu lesen und zu verstehen, was Pforzheimer und Fürsten die Mit- und Nachwelt lesen und verstehen lassen wollten. Es ist der Wunsch der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, ihrer Kommission und der Forschungsstelle, daß dieser Band viele, vor allem viele Pforzheimer erreichen möge.

Freiburg i. Br., im Mai 2003
Prof. Dr. Dieter Mertens
Vorsitzender der Inschriften-Kommission bei der Heidelberger Akademie der Wissenschaften

Vorwort

Colligite quae superaverunt, ne pereant!
(Io 6, 12–13)

Jedes Kulturdenkmal, das heute zugrunde geht, ist für alle Zeit verloren.
Was wir jetzt nicht retten, kann nie mehr gerettet werden.
Was wir jetzt versäumen, kann keine künftige Generation mehr nachholen
(Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz, 8. November 1985)

Der vorliegende Band der Inschriften der Stadt Pforzheim enthält die Inschriften des Mittelalters und der frühen Neuzeit bis zum Jahre 1650. Dieser 15. Band der Heidelberger Reihe der Deutschen Inschriften schließt eine Lücke, die seit der Bearbeitung und Edition der Inschriften des Enzkreises (DI 22) in den Jahren 1975 bis 1983 noch offen geblieben war. Die seitdem mehrfach in Aussicht genommene Bearbeitung Pforzheims mußte aus den verschiedensten Gründen immer wieder aufgeschoben werden, bis 1995 ein Neuanfang durch eine finanzielle Unterstützung der Stadt Pforzheim greifbar wurde. Erst 1999 konnte die Arbeit kontinuierlich fortgesetzt werden.

Schon in den Jahren 1975/76 hatte die Stadt Pforzheim im Rahmen unserer Vorarbeiten für den Enzkreis die Photo-Dokumentation für die Inschriften ihres Stadtgebiets übernommen. Der größte Teil dieser Photos, damals angefertigt durch Jürgen Wiesenfahrt, Stadtarchiv Pforzheim, hat nun im Abbildungsteil des vorliegenden Bandes Aufnahme gefunden, ergänzt durch Neuaufnahmen von Elke Schneider, der bewährten Photographin der Heidelberger Inschriften-Kommission. Seit diesem Beginn fruchtbarer Zusammenarbeit hat die Stadt Pforzheim immer wieder die Entstehung des Bandes in großzügiger Weise gefördert, wofür Dr. Joachim Becker, bis 2001 Oberbürgermeister der Stadt Pforzheim, und Dr. Alfred Hübner, Leiter des Kulturamts, in erster Linie großer Dank gebührt. Herzlich gedankt sei aber auch den städtischen Dienststellen, dem Stadtarchiv mit Dr. Hans-Peter Becht, Dieter Essig und Dr. Stefan Pätzold sowie der Unteren Denkmalschutzbehörde mit Dr. Christoph Timm und dem Stadtmuseum mit Frau R. Lehr. In den Pforzheimer Kirchen habe ich wertvolle Hilfe von den Pfarrämtern und ihrem stets geduldigen Mitarbeiterstab erfahren. An erster Stelle ist hier die evangelische Schloßkirche St. Michael zu nennen, die mit ihrem großen Inschriftenschatz über die Hälfte der Pforzheimer Inschriften stellt. Sie steht in der Obhut des Staatlichen Vermögens- und Hochbauamtes, das mir stets alle Wünsche erfüllt und in fünfzehn Jahren enger Zusammenarbeit die Rettung, Restaurierung und Neuaufstellung der am Außenbau gefährdeten Denkmäler veranlaßt und finanziert hat. Dafür ist Baudirektor Dipl. Ing. Michael Schwan, Pforzheim, und Dipl. Ing. Stefan B. von Freydorf, Ettlingen, Dank zu sagen. Die Arbeiten wurden gefördert und durch die Bereitstellung von Akten und alten Abbildungen unterstützt durch die Mitarbeiter des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg, Außenstelle Karlsruhe, wobei stellvertretend Dr. Johannes Wilhelm, Dr. Hermann Diruf und Otto Teschauer zu danken ist.

Bei der Bearbeitung des Pforzheimer Materials in Archiven und Bibliotheken habe ich stets kompetente Hilfe erfahren im Generallandesarchiv Karlsruhe, im Archiv des Ev. Oberkirchenrats Karlsruhe, in der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe und nicht zuletzt in der Universitätsbibliothek Heidelberg, deren freundlichen und hilfsbereiten Mitarbeitern ich hiermit meinen Dank abstatte. Zahlreiche Einzelpersonen haben meine Arbeit mit Rat und Tat unterstützt. Stellvertretend seien genannt: Prof. Dr. Friedrich Karl Azzola, Trebur, Prof. Dr. Reinhard Düchting, Sandhausen, Dr. Susanne Düchting, Bochum, Prof. Dr. Klaus Hallof und Dr. Luise Hallof, Berlin, Dr. Gil Hüttenmeister, Tübingen, Dirk Kottke, Tübingen, Dr. Dr. h. c. Heinz Scheible, Sandhausen, Friederike und Henning Schleifer, Pforzheim, und Renate Vogeler, Eppelheim.

Besonders kompetente Hilfe habe ich von den Kollegen meiner ehemaligen Heidelberger Arbeitsstelle erfahren. Ohne die umsichtige Redaktionsarbeit und alle Phasen kritisch begleitende Unterstützung von Dr. Harald Drös hätte die Edition nicht ihre jetzige Form erhalten. Ihm und seinem engagierten Arbeitsteam, Dr. Ilas Bartusch und Lars Adler M. A., danke ich nicht nur für die Hilfe bei der Entzifferung vieler zerstörter Inschriftfragmente und bei der Diskussion aller Übersetzungsfragen, sondern auch für die Zeichnung des Lageplans, die Erstellung des Layouts für den Tafelteil sowie für die Übernahme der Korrekturen.

[Druckseite XII]

Der Intervention von Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Géza Alföldy, Heidelberg, verdanke ich die Möglichkeit, die Bearbeitung des Pforzheimer Bandes nach meinem Ausscheiden aus dem Dienst der Akademie zu Ende führen zu dürfen. Seinem Nachfolger im Vorsitz der Heidelberger Inschriften-Kommission, Prof. Dr. Dieter Mertens, Freiburg i. Br., danke ich besonders herzlich für die wohlwollende Betreuung und kritische Durchsicht des Manuskripts sowie für sein immer spürbares Engagement für die Belange der Inschriften.

Heidelberg, im Mai 2003
Anneliese Seeliger-Zeiss

1. Vorbemerkungen und Benutzungshinweise

Der vorliegende Band enthält die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Inschriften der heutigen Stadt Pforzheim bis zum Jahr 1650. Diese Zeitgrenze ergibt sich keineswegs zwingend aus dem vorhandenen Inschriftenbestand. Es wäre sinnvoll gewesen, die Bearbeitung bis 1689/1693 fortzuführen, weil die kriegerischen und politischen Ereignisse im Umfeld des Orléans’schen Krieges für die Inschriftenproduktion der südwestdeutschen Region eine Zäsur bedeuteten und eine neue Epoche einleiteten. Dagegen scheint nach den Wirren des Dreißigjährigen Krieges ein Anknüpfen an die Traditionen des ersten Viertels des 17. Jahrhunderts möglich gewesen zu sein, so daß sich Epitaphien aus der Zeit um 1625 nicht wesentlich von solchen um 1660 unterscheiden. Aber entsprechend den Vorgaben der Interakademischen Kommission für die Herausgabe der Deutschen Inschriften und mit Rücksicht auf die anzustrebende Einheitlichkeit der Edition im Rahmen des Gesamtunternehmens gilt die zeitliche Einschränkung bis 1650 auch für diesen Band. Gesammelt und bearbeitet wurden alle erhaltenen Inschriften-Denkmäler, ferner solche, die zerstört oder verloren sind, deren Inschriften aber in gedruckten oder ungedruckten Quellen sowie durch Abbildungen, Kopien oder Rekonstruktionen überliefert sind. Eine vollständige Erfassung wurde zwar angestrebt, ist aber angesichts der besonders ungünstigen Quellenlage kaum zu erreichen. Den Bearbeitungsrichtlinien der deutschen Akademien und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften folgend wurden die Inschriften des jüdischen Kulturkreises sowie die Inschriften auf Siegeln, Münzen, Medaillen und Bucheinbänden nicht einbezogen, da diese Gegenstand eigener Fachdisziplinen (Judaistik, Sphragistik, Numismatik, Einbandkunde) sind. Auf die Aufnahme von isoliert stehenden Jahreszahlen, Initialen, Monogrammen sowie Hausmarken und Steinmetzzeichen wurde verzichtet, wenn diese nicht mehr erhalten und daher nicht nachprüfbar waren. Dasselbe gilt für Jahreszahlen an Gebäuden, Flurdenkmälern und Grenzsteinen1).

Kernstück der Edition ist der Katalogteil. Jede Inschrift hat eine Katalognummer erhalten. Im Katalogteil sind die Inschriften nach Katalognummern chronologisch und nach einem einheitlichen Schema angeordnet. Jeder Katalogartikel ist gegliedert in einen das Denkmal beschreibenden Teil, einen Editionsteil mit Transkription, kritischem Variantenapparat und Übersetzung und in einen Kommentarteil.

Die Kopfzeile enthält links die laufende Nummer der Inschrift. Ein Kreuz hinter der Katalognummer zeigt an, daß die Inschrift im Original verloren ist. Steht das Kreuz zwischen runden Klammern, bedeutet dies entweder, daß der Inschriftenträger zwar erhalten, die gesamte Inschrift aber im Original verloren und nur noch kopial überliefert ist, oder bei Sammelnummern, daß ein Teil der dort zusammengefaßten Inschriftenträger verloren ist.

In der Mitte der Kopfzeile steht der Standort. Angegeben wird stets der letzte erschließbare Standort mit dem historischen, vor der 1974 abgeschlossenen Gebietsreform gültigen Ortsnamen. Die jetzige Gemeindezugehörigkeit wird in Klammern beigefügt. Bei Kirchen sind ihre ehemalige Funktion und das Patrozinium in Klammern beigegeben.

In der Kopfzeile rechts außen steht die Datierung. Bei Grabinschriften gilt das Todesjahr als Anhaltspunkt, falls keine Hinweise für eine genauere zeitliche Ansetzung vorliegen. Die Entstehungszeit undatierter Inschriften ist so eng wie möglich eingegrenzt. Diese Inschriften sind jeweils am Ende des in Frage kommenden Zeitraums eingeordnet. Unsichere Datierungen sind mit einem Fragezeichen versehen. Bei Sammelnummern und bei Inschriftenträgern mit Inschriften aus verschiedenen Entstehungszeiten werden alle Datierungen, durch Kommata abgetrennt, angegeben. Die früheste Inschrift bestimmt dabei die Einordnung in den Katalog. Bei einer Zweitverwendung des Inschriftenträgers in späterer Zeit werden die Inschriften zusammen mit dem Inschriftenträger unter der Nummer der frühesten Inschrift gemeinsam behandelt; später nachgetragene Inschriften erhalten [Druckseite XIV] einen Rückverweis auf ihren Standort innerhalb des Katalogs. Inschriften mit gleicher Datierung werden der alphabetischen Abfolge der Standorte nach eingeordnet.

Die Beschreibung beginnt mit der Benennung des Inschriftenträgers, gegebenenfalls der Inschriftengattung sowie in der Inschrift genannter Personen. Darauf folgt die präzise Angabe des heutigen Standorts, bei Standortwechsel oder Verlust ergänzt durch Hinweise zur Herkunft und zu früheren Standorten. Daran schließt sich eine Kurzbeschreibung mit Angaben zu Material, Herstellungstechnik und Erhaltungszustand an. Die Beschreibung erfolgt vom Betrachter aus; nur für Wappenbeschreibungen ist – den Regeln der Heraldik gemäß – vom Wappenträger aus vorzugehen. In Sammelnummern sind die einzelnen Inschriftenträger mit römischen Zahlen durchnumeriert. Bei nichtoriginalen oder ergänzten Inschriften wird die Quelle der Textwiedergabe genannt. Am Schluß des Abschnitts stehen die Maßangaben (in cm) von Inschriftenträger, Buchstaben bzw. Ziffern sowie die Bestimmung der Schriftart. Die Schrifthöhe orientiert sich an der Höhe des Buchstabens N/n.

Bei der Wiedergabe der Inschriftentexte werden folgende Zeichen verwendet:

A, B, C Mehrere Inschriften auf demselben Träger werden durch Großbuchstaben unterschieden.
A† Ein Kreuz hinter dem Buchstaben kennzeichnet die nichtoriginal überlieferten Inschriften, wenn sich innerhalb einer Nummer sowohl erhaltene als auch nicht erhaltene Inschriften befinden.
/ Ein Schrägstrich markiert das Zeilenende auf dem Träger. Prosatexte werden fortlaufend wiedergegeben. Eine Ausnahme machen in diesem Band die Sarginschriften. Sie werden, ihrer besseren Lesbarkeit halber, entsprechend ihrer zentriert überlieferten Anordnung zeilenweise wiedergegeben. Auch die metrischen Inschriften sind versweise angeordnet.
// Doppelte Schrägstriche kennzeichnen den Übergang auf ein anderes Inschriftfeld oder eine Unterbrechung der Inschrift, etwa durch die Plazierung eines Wappens innerhalb der Schriftzeile.
a(n)i(m)a In runden Klammern werden Abkürzungen unter Auslassung des Kürzungszeichens aufgelöst.
[An]no Eckige Klammern machen Textverlust, nicht mehr lesbare Stellen sowie Ergänzungen aus nichtoriginaler Überlieferung deutlich.
[. . .] Ist eine Ergänzung nicht möglich, zeigen Punkte zwischen den Klammern die geschätzte Anzahl verlorener Schriftzeichen an.
[– – –] Ist die Länge einer Fehlstelle ungewiß, werden drei Gedankenstriche in die Klammer gesetzt.
15<24> In spitze Klammern gesetzt werden die im Originaltext für spätere Einträge – etwa für Sterbedaten – ausgesparten Stellen sowie diese später erfolgten Einträge selbst.
aetatis Bögen unter der Zeile bezeichnen Ligaturen, Nexus litterarum und Bogenverschmelzungen. Die Verschmelzung zweier i bzw. I (mit Lautwert ii) zur Y-Form wird nicht als Y, sondern – je nach Erscheinungsbild – als ij-, II- oder IJ-Nexus dargestellt. Andere Buchstabenverbindungen (Enklaven, Verschränkungen) werden nicht im Text kenntlich gemacht, sondern in Anmerkungen erläutert.

Fremdsprachige Inschriften werden übersetzt. Die Übersetzung unterbleibt, wenn es sich um einen mehrfach wiederkehrenden oder formelhaften Wortlaut handelt. Bei metrischen Inschriften wird das Versmaß vermerkt. Datierungen nach den römischen Fixdaten der Kalenden, Nonen und Iden und nach dem Festkalender werden aufgelöst. Im evangelisch geprägten Bearbeitungsgebiet spielte die Gregorianische Kalenderreform von 1582 keine Rolle, denn der Julianische Kalender alten Stils wurde (bis 1700) beibehalten. Alle Wappen werden benannt und nachgewiesen. Unbekannte Wappen werden blasoniert. Bei Ahnenproben gibt das Druckbild die Anordnung der Wappen wieder.

Der Kommentar beantwortet die mit Text, Gestalt und Funktion der Inschrift zusammenhängenden Fragestellungen. Er enthält Angaben zur Biographie der genannten Personen und ihrem historischen Umfeld. Er gibt Auskunft über Sprache, Formular und epigraphische Besonderheiten sowie [Druckseite XV] zur kunsthistorischen Einordnung der Inschrift und des Inschriftenträgers. Der paläographische Befund verwendet das Vokabular der 1999 erarbeiteten Terminologie zur Schriftbeschreibung2).

Der Apparat ist in Buchstaben- und Ziffern-Anmerkungen unterteilt. Die Buchstaben-Anmerkungen sind textkritischen Fragen gewidmet (Textvarianten, problematische Lesungen, orthographische und paläographische Besonderheiten, Fehler im Text). Die Ziffern-Anmerkungen enthalten Erläuterungen, Verweise und Literaturnachweise.

Das abschließende Literaturverzeichnis weist in chronologischer Folge die Titel der wichtigsten Veröffentlichungen und Erwähnungen der Inschrift nach. Am Schluß des Editionsbandes erschließt ein zehnteiliges Register das Inschriftenmaterial nach den verschiedensten Gesichtspunkten hin. Die Inschriften sind dort nach ihrer Katalognummer zitiert.

Der Tafelteil ist nicht streng chronologisch geordnet. Vielmehr wurden verwandte Inschriftengattungen zusammengestellt, um vergleichende Überlegungen zu erleichtern. Den Abbildungen liegt kein einheitlicher Maßstab zugrunde. Den Abschluß bilden die Liste der auf den Inschriftenträgern registrierten Steinmetzzeichen sowie zwei Lagepläne für die Inschriften in der ev. Schloßkirche. Eine Liste der Grabmäler im Wandelgang des Hauptfriedhofs findet sich im Anhang des Katalogteils.

2. Historischer Überblick

Die „Goldstadt“ Pforzheim ist wiedererstanden aus einem Trümmerfeld. Sie verdankt diesen Namen der hier seit dem 18. Jahrhundert nach Gründung einer landesherrlichen Manufaktur aufblühenden Edelmetallverarbeitung und Uhrenindustrie. Kurz vor Kriegsende, am 23. Februar 1945 und damit gleichzeitig mit der Zerstörung Dresdens, hat ein Bombenangriff das alte Pforzheim für immer ausgelöscht, wobei 17000 Menschen den Tod fanden. Achtzig Prozent der städtischen Bebauung, darunter die gesamte Innenstadt, wurden zerstört. Die historischen Bauten waren bis auf Reste der Umfassungsmauern vernichtet.

Heute ist Pforzheim eine moderne Stadt mit nahezu 110000 Einwohnern, Verwaltungsmittelpunkt des Regionalverbandes Nordschwarzwald und – bis 1972 Sitz des Landkreises Pforzheim – seit 1973 Sitz des neugebildeten Enzkreises. Seit 1905 mit dem Dorf Brötzingen, seit 1913 auch mit Dillweißenstein (zusammengesetzt aus den ehemaligen Dörfern Dillstein und Weißenstein) vereinigt, erfuhr Pforzheim im Zuge der Gemeindereform 1971–75 eine weitere Vergrößerung durch die Eingemeindung der Ortschaften Büchenbronn, Eutingen, Hohenwart, Huchenfeld und Würm. In seiner heutigen Grenzziehung geht der Enzkreis auf die Kreisreform des Landes Baden-Württemberg von 1973 zurück3). Mit dem Inkrafttreten dieser einschneidenden Verwaltungsreform wurde der Enzkreis als ein künstliches Gebilde aus Teilen der alten württembergischen Kreise Calw, Leonberg und Vaihingen einerseits und dem badischen Gebiet des alten Landkreises Pforzheim sowie dem südwestlichen Teil des Kreises Karlsruhe andererseits neu zusammengesetzt. Das Kreisgebiet umschließt die heutige Stadt Pforzheim auf allen Seiten; nur im Süden greift der neugeschaffene Landkreis Calw bis nach Pforzheim aus. Für die neue Grenzziehung waren weder natürliche geographische Gegebenheiten noch historische Herrschaftsverhältnisse letztlich entscheidend. Daher ist der Enzkreis im historischen Sinne heterogen. Gerade hier – im Grenzbereich zwischen Württemberg, der Markgrafschaft Baden und der Pfalzgrafschaft bei Rhein – stießen von jeher die Interessen dieser wichtigsten Territorialmächte des Südwestens aufeinander4).

Das natürliche Zentrum dieses zwischen der Berglandschaft des Nordschwarzwaldes, der nach Norden angrenzenden Kraichgausenke und einem nach Osten zu offenen Siedlungsraum gelegenen Gebietes war von jeher die Stadt Pforzheim5). Privilegiert durch ihre Lage am Zusammenfluß von [Druckseite XVI] Enz, Nagold und Würm und Knotenpunkt der alten Fernstraße Speyer-Ettlingen-Cannstatt-Ulm nahm diese – im engen Enztal gelegene – Stadt von jeher eine verkehrstechnische Schlüsselposition ein. Die Fernverbindung von West nach Ost, von Straßburg zum Limesgebiet am mittleren Neckar, vom Oberrhein nach Schwaben, vermochte hier die Barriere des Schwarzwaldes zu umgehen. Schon um 90  n.  Chr. bildete sich hier an einer leicht passierbaren Furt an der Enz eine römische Siedlung, deren Name Port(us) im Jahre 1934 durch den Fund einer römischen Leugensäule bei Friolzheim (Enzkreis) bestätigt wurde6). Die Verbindung der germanischen Endung ‑ heim mit der römischen Bezeichnung Portus zu Pforzheim wird als Hinweis auf eine Siedlungskontinuität gewertet, ohne daß sich dies durch archäologische Funde nachweisen ließe. Viel überzeugender als Indiz für eine Kontinuität ist die Lage der Altstädter Martinskirche unmittelbar neben dem römischen Flußübergang7). Durch den Friolzheimer Fund sind die Spekulationen der humanistischen Geschichtsforschung hinfällig geworden, die seit dem frühen 16. Jahrhundert den Namen der Stadt Pforzheim zu deuten versuchten8).

Eine Besonderheit Pforzheims ist das Zusammenwachsen zweier ursprünglich voneinander getrennter Siedlungskerne zu einem Ganzen. Die ältere Siedlung am Enzübergang, die den Namen Portus trug, wurde erst im 11. Jahrhundert in einer Urkunde Heinrichs IV. mit dem Namen „Phorzheim“ greifbar9). Diese in der Folgezeit als „vetus civitas“ bezeichnete Siedlung, die „Altstadt“, „Altenstadt“ oder „Alte Stadt“, hat ihr Zentrum auch heute noch in der sog. Altstädter Pfarrkirche St. Martin, der ehemaligen Mutterkirche für die Umgebung. Räumlich getrennt von der sog. Altstadt entstand knapp 1 km westlich von ihr die „Neue Stadt“ als eine planmäßige Gründung der Stauferzeit in Verbindung mit einer älteren Höhenburg. Diese Neustadt erhielt seit dem Ende des 12. Jahrhunderts eine Befestigung, deren Abbruch im 19. Jahrhundert einsetzte. Auch die „Altstadt“ besaß eine eigene Ummauerung. Wenn auch im Spätmittelalter beide Teilstädte als Einheit betrachtet wurden, so ist doch staunenswert, daß die weiten Flächen zwischen den beiden „Städten“ bis zum frühen 19. Jahrhundert hin weitgehend unbebaut blieben. Der badische Oberbaudirektor Friedrich Weinbrenner (1766–1826) scheiterte noch 1810 mit einem Plan zur Erweiterung der Neustadt nach Osten. Erst ab 1860 hatte das Aufblühen der Pforzheimer Industrie ein Bevölkerungswachstum zur Folge, das zur Verdichtung der Zone zwischen den beiden „Städten“ führte10).

Die komplizierten Herrschaftsverhältnisse des hohen Mittelalters werden hier nicht im einzelnen berücksichtigt, da die ältesten epigraphischen Zeugnisse Pforzheims erst im 13. Jahrhundert einsetzen. Kirchlich gehörten Pforzheim und sein Umland zum Bistum Speyer. Die Siedlung um die Altstädter Martinskirche mit Marktrecht ist erstmals 1082 bezeugt, also fast ein Jahrhundert vor Gründung der Neustadt. Denn zwischen 1082 und 1091 erwarb das Kloster Hirsau im Bereich des sog. Kappelhofs umfangreichen Besitz in unmittelbarer Nähe der Martinskirche, wobei das bereits mit der Siedlung verbundene Marktrecht ausdrücklich ausgenommen war11). Die Martinskirche und die Nikolaus-Kapelle des Hirsauer Klosterhofs unterstanden dem Propst des Speyerer Kollegiatstifts St. Guido.

Die staufische Neustadt, angelegt zwischen 1150 und 1190, wird bestimmt durch ein Achsenkreuz von gleichlangen Verbindungsachsen, deren Schnittpunkt exakt am Nordende des ehemaligen, groß dimensionierten und rechteckigen Marktplatzes festzustellen ist12). Die Süd-Nord-Achse mündet ein in die Burganlage, die das über einem fünfeckigen Grundriß angelegte Stadtgebilde krönt. Als den für die Gründung einer Stadt notwendigen Ausgangspunkt hat Christoph Timm die Burg als eine [Druckseite XVII] salische Turmhügelburg mit einer frühromanischen Michaelskapelle als Vorgängerbau der späteren Schloßkirche rekonstruieren können13). Diese Ergebnisse erlauben die Vermutung, daß die Burg zum salischen Hausgut gehörte und mit der bisher nicht eindeutig lokalisierten salischen Königspfalz zu verbinden ist, in der König Heinrich IV. in den Jahren 1067, 1074 und 1076 weilte14). Aus dem Jahr 1067 stammt Pforzheims erste Erwähnung in einem Diplom Heinrichs IV.

Konrad von Hohenstaufen (reg. 1156–1195), Pfalzgraf bei Rhein und Saliererbe, war vermutlich seit 1157 im Besitz von Pforzheim15). Die Gründung der Pforzheimer Neustadt könnte also auf ihn zurückgehen, auch wenn der Ausbau erst unter seinen Nachfolgern weitergeführt wurde16). Nach dem Tod des Pfalzgrafen Konrad von Hohenstaufen 1195 fiel Pforzheim über seine Erbtochter Agnes an den Welfen Heinrich d. Ä. (reg. 1195–1210), Sohn Heinrichs des Löwen, Herzog von Sachsen und Erbe auch des Pfalzgrafenamtes bei Rhein. Dies bezeugt bald nach 1195 ein Schreiben an seinen Schultheißen und seine Bürger zu Pforzheim17). Die Anrede an die Adressaten – „sculteto et universis civibus suis in Phorceim“ – läßt den Schluß zu, daß Pforzheim zu dieser Zeit bereits eine Stadt mit einer weitgehend funktionsfähigen Selbstverwaltung, mit Markt, Steuereinnahmen und Stadtbefestigung gewesen sein muß. Die neuere Forschung ist sich darin einig, daß sich dies nur auf die „Neue Stadt“ beziehen kann, auf die der alte Name Pforzheim noch vor 1195 übergegangen war18).

Als Konrads Enkelin Irmengard um 1217/18 den Markgrafen Hermann V. von Baden (reg. 1190–1243) heiratete, brachte sie diesem umfangreiche Besitzungen zu, als besonders reiches Erbstück aber die aufstrebende Stadt Pforzheim. Weitere wichtige Erwerbungen waren die Städte Durlach und Ettlingen sowie – als Reichspfandschaften – Lauffen, Sinsheim und Eppingen19). Zur Zeit der Markgrafen Hermann V. und seiner beiden Söhne Hermann VI. und Rudolf I. bahnte sich eine Neuorientierung der Machtverhältnisse an, nachdem ihre Burg Backnang – um 1100 Hauptort ihrer Besitzungen in Neckarschwaben und markgräfliche Grablege – durch einen kriegerischen Überfall 1235 zerstört worden war20). Zwar wurden Burg und Grablege wieder aufgebaut, um den Leichnam Hermanns V. aufzunehmen. Jedoch war mit der Gründung des Zisterzienserinnenklosters Lichtenthal im Jahr 1245 durch Hermanns Witwe Irmengard († 1259) die Stadt Baden-Baden als Stammsitz und Schwerpunkt der markgräflichen Herrschaft ins Zentrum der badischen Politik gerückt, während Teile der weit entlegenen Besitzungen östlich des Neckars fast kampflos an Württemberg übergingen. Mit der Abkehr von der althergebrachten Grablege zeigte sich untrüglich die Schwerpunktverlagerung des badischen Hauses an. Als Hermanns sterbliche Reste nach Lichtenthal transloziert und 1248 im Chor vor dem Hochaltar der Klosterkirche bestattet wurden, war daran abzulesen, daß die Markgrafen von Baden sich nunmehr dem Oberrhein als Aktionsfeld zugewendet hatten. Die neu begründete Begräbnistradition des markgräflichen Hauses hat erst Markgraf Bernhard I. (1364–1431) zugunsten der Pfarrkirche und späteren Stiftskirche in Baden-Baden aufgegeben21).

[Druckseite XVIII]

Im Zuge des neuen Herrschaftsausbaues der Markgrafen zwischen Oberrhein und Schwarzwald hatte die Stadt Pforzheim seit dem frühen 13. Jahrhundert eine glänzende Entwicklung genommen. Die Stadt war immer wieder zeitweise Residenzstadt und Wohnsitz der Markgrafen, was zweifellos den Ausbau der Burgkirche St. Michael in besonders monumentalen Abmessungen bewirkt hat. In der Neustadt siedelten sich drei Bettelorden mit umfangreichen Konventbauten an: um 1250 das Magdalenen- (Reuerinnen‑ )Kloster, das 1282 dem Dominikanerorden inkorporiert wurde, um 1260/70 die Franziskaner am südwestlichen Schloßberg und ab 1279 die Dominikaner östlich vom Marktplatz. Außer dem schon genannten Hirsau besaßen die auswärtigen Klöster Herrenalb und Lichtenthal mit ihren Klosterhöfen bedeutende Niederlassungen in der Stadt. Um 1322/23 stifteten Rudolf IV. († 1348) und seine erste Gemahlin Luitgard von Bolanden († 1326), Witwe des Grafen Albrecht I. von Löwenstein, das Heiliggeist-Spital mit Kirche (dazu nr. 15)22). Das Leprosenhaus mit der St. Georgs-Kapelle ist 1348 erstmals erwähnt und vermutlich ebenfalls eine Gründung des frühen 14. Jahrhunderts23). Bis zum 15.  Jahrhundert bildeten sich im Westen und Süden die Vorstädte „Brötzinger Vorstadt“, „Insel-Vorstadt“ und „Auer Vorstadt“, von denen aber nur die Brötzinger Vorstadt mit der Heiligkreuz-Kirche eine eigene Kirche besaß.

Unter den Gotteshäusern der Stadt ist bis heute die Schloßkirche St. Michael von herausragender Bedeutung24). Bis zum Ende des 14. Jahrhunderts waren St. Michael neben den Funktionen einer Burgkapelle nach und nach diejenigen einer Pfarrkirche zugewachsen, ohne daß sich der genaue Zeitpunkt der kirchenrechtlichen Lösung von der Altstädter Pfarrkirche St. Martin urkundlich nachweisen ließe. Schon Markgraf Jakob I. (1407–1453) plante die Erhebung von St. Michael zum Kollegiatstift, die aber erst 1460 rechtskräftig wurde. Zuvor hatte er die Gründung der Kollegiatstifte in Baden-Baden 1453 und in Ettlingen 1459 vorbereitet, was auch dort umfangreiche Baumaßnahmen, namentlich den Neubau der Chorbauten, veranlaßte. Für Pforzheim hatte man sehr viel weitreichendere Pläne. Der Markgraf Karl I. (reg. 1453–1475) beabsichtigte, in Verbindung mit dem Michaels-Stift eine badische Universität ins Leben zu rufen, um mit diesem ehrgeizigen Projekt mit anderen landesherrlichen Universitätsgründungen des Spätmittelalters in Konkurrrenz zu treten25). Es ist bezeichnend, daß als Sitz dieser Universität nicht Baden-Baden, sondern Pforzheim vorgesehen war. Diese Stadt war damals zum wichtigsten wirtschaftlichen und geistigen Zentrum der Markgrafschaft emporgestiegen. Durch eine Universität wäre ihr Charakter als Hauptstadt des Landes eindeutig festgelegt gewesen. Als Vorform einer Universität entstand zunächst dem Typ nach ein sog. Residenzstift, das die Zentralität Pforzheims als Residenz neben Baden-Baden sichtbar werden ließ, die Ausbildung eines fürstlichen Beamtenstandes förderte, die Kanzleibeamten stellte sowie die Söhne der bürgerlichen Oberschicht mit Pfründen versorgte26). Zusammen mit der Lateinschule war damit eine Basis für eine Universitätsgründung gegeben. Aber das Universitätsprojekt wurde 1463 durch die Niederlage des Markgrafen Karl in der Schlacht bei Seckenheim gegen den pfälzischen Kurfürsten Friedrich den Siegreichen zunichte.

Die Stadt Pforzheim wirkt im 15. Jahrhundert wie eine Bühne, auf der sich der Aufstieg Badens unter dem Markgrafen Bernhard I. und der Niedergang unter Karl I. grell abzeichnen, während die andere Residenz Baden-Baden abseits der Verkehrswege damals mehr im Hintergrund stand. Denn im Jahr 1447 war nicht Baden-Baden, sondern Pforzheim Schauplatz der glanzvollen Fürstenhochzeit, bei der sich Karl mit Katharina von Österreich († 1493), der Schwester des Königs und späteren Kaisers Friedrich III., vermählte27). Die erhaltene Quartiersordnung für die Unterbringung der Gäste gibt ein anschauliches Bild vom Aufwand des Festes und von dem adligen Personenkreis, der zur engeren Klientel der Markgrafen zu rechnen war. Die Hochzeit beweist, daß keine andere Stadt des [Druckseite XIX] badischen Territoriums um die Mitte des 15. Jahrhunderts vergleichbare wirtschaftliche und räumliche Kapazitäten aufzuweisen hatte.

Freilich hatte sich die soziale Struktur seit dem 13. Jahrhundert grundlegend verändert. Die großen Familien der Pforzheimer Oberschicht, durch Fernhandel mit Holz und Tuchen und durch Kapitalwirtschaft reich geworden, begannen während der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts in größere Zentren – wie Speyer – abzuwandern28). Stellvertretend sei der Fall der Familie Göldlin genannt, deren Name in Inschriften erscheint29). Nach ihrem Wegzug aus Pforzheim und der Einbürgerung in Speyer, um 1390 auch in Heilbronn, gelang der Familie schließlich Ende des 15. Jahrhunderts der Aufstieg in das Züricher Patriziat30). Die Verluste unter der bürgerlichen Oberschicht wurden dadurch ausgeglichen, daß das sich zu einer Residenzstadt entwickelnde Pforzheim die niederadligen Familien des Umlandes an sich zog. Nicht nur die Amtsträger und Adligen, die sich von Lasten gefreite Stadthöfe bauten, auch die Handwerker und Gewerbetreibenden – hier vor allem Gerber, Tuchmacher und Goldschmiede – profitierten von der Anwesenheit des Hofes. Selbstverständlich verfügte das damalige Stadtwesen über die stadttypischen Einrichtungen von Rathaus, Kaufhaus, Badehaus, Leprosenhaus, Spital und wohl auch Tanzhaus. Eine jüdische Gemeinde war bereits um 1260 nachweisbar (vgl. nr. 1).

Die städtische Lateinschule, deren Anfänge im 13. Jahrhundert vermutlich mit dem Dominikanerkloster in Verbindung standen, erlebte im 15. Jahrhundert einen Auftrieb durch die Erhebung der Pfarrkirche St. Michael zum weltlichen Chorherrenstift31). Beide Institutionen haben durch die dort lehrenden Persönlichkeiten das geistige Leben der Stadt befruchtet und sind zu Beginn der Reformationszeit zu Pflanzschulen einer humanistisch gebildeten Elite geworden. Franz Irenicus, Wolfgang Capito, Caspar Hedio, Nikolaus Gerbel und vor allem Philipp Melanchthon haben in Pforzheim ihr geistiges Rüstzeug erhalten32). Mit Johannes Reuchlin, dem Größten unter ihnen, fällt noch heute Glanz auf seine Vaterstadt33). Auch als ein berühmter Druckort ist Pforzheim zu nennen: der Inkunabel-Drucker und Freund Reuchlins, Thomas Anshelm, war 1495 bis 1511 in Pforzheim ansässig, ehe er nach Tübingen und Hagenau im Elsaß weiterzog34).

Durch die verheerende Niederlage in der sog. Pfälzer Fehde wurde die günstige Entwicklung Pforzheims jäh unterbrochen35). Markgraf Karl I. geriet 1463 in die Gefangenschaft des Kurfürsten von der Pfalz, aus der er nur mit Aufbringung einer Summe von 100 000 Gulden und drückenden Auflagen ausgelöst werden konnte. Er mußte damit zugleich eine schwer zu verwindende Demütigung hinnehmen: Denn Schloß und Stadt Pforzheim wurden in ein pfälzisches Lehen verwandelt, gerieten also politisch in Abhängigkeit von Kurpfalz, auch wenn sie dem Markgrafen wieder zu Lehen gegeben wurden. Dieser Zustand dauerte als Anachronismus fort, bis unter dem Kurfürsten Karl Philipp von der Pfalz und dem Markgrafen Karl Friedrich erst 1750 die Lehensverpflichtungen Badens abgelöst werden konnten. Für Pforzheim wurde diese Entwicklung besonders verhängnisvoll, denn sie bewirkte die Abwanderung des Hofes36). Die Markgrafen Christoph I. (reg. 1475–1515; † 1527)37) und Philipp I. (reg. 1515–1533) residierten in Baden-Baden und richteten ihre Politik traditionell nach den Interessen Habsburgs aus, das im vorderösterreichischen Gebiet ohnehin ihr nächster Nachbar war38). Unter Christoph erfuhr das Land eine Konsolidierung durch moderne Verwaltungsmaßnahmen; dazu gehörte eine 1486 erlassene und 1491 erneuerte Stadtrechts-Verordnung für Pforzheim39). In die Regierungszeit Christophs fällt auch ein bedeutender Gebietszuwachs. Bei seinem Rückzug aus der Politik umfaßte Baden mit seinen Stammlanden und mit umfangreichen linksrheinischen Besitzungen die Herrschaften und Ämter Hochberg, Sausenberg, Rötteln, Badenweiler[Druckseite XX], Lahr und Mahlberg, womit – ungeachtet der immer wieder vollzogenen Erbteilungen – das badische Land in seiner territorialen Ausdehnung für lange Zeit festgelegt war.

Als ein folgenschweres Ereignis der badischen Geschichte zu Beginn der frühen Neuzeit ist die 1535 erfolgte Spaltung in zwei Linien anzusehen, die für die Entwicklung des Landes in den kommenden Jahrhunderten bestimmend wurde40). Als Markgraf Philipp I. (reg. 1515–1533) ohne männliche Erben starb, führten mehrere Erbteilungen unter seinen Brüdern zu dem Endergebnis, daß Bernhard III. (reg. 1535–1536) den als Markgrafschaft Baden-Baden bezeichneten Teil mit den linksrheinischen Besitzungen sowie Eberstein, Lahr und Mahlberg erhielt, Markgraf Ernst (reg. 1535–1552; † 1553; vgl. nrr. 126, 129, 130, 142) aber die sog. Niedere (oder Untere) Markgrafschaft mit dem Herrschaftsmittelpunkt Pforzheim sowie im Süden Hochberg, Rötteln, Sausenberg und Badenweiler. Die damit zersplitterten Landesteile sahen sich über zwei Jahrhunderte hindurch in Zwergstaaten zurückverwandelt, ein Zustand, der erst 1771 durch die Vereinigung beider Markgrafschaften unter dem Markgrafen Karl Friedrich von Baden-Durlach († 1811), seit 1806 Großherzog von Baden, aufgehoben wurde.

Seit 1535 war nun Pforzheim Residenz und das Schloß Sitz der ernestinischen Linie der Markgrafen von Baden. Ein für Pforzheim auch in Zukunft entscheidender Beschluß des Markgrafen Ernst betraf die Schloß- und Stiftskirche: sie wurde anstelle der Stiftskirche von Baden-Baden zur Grablege für Ernst und seine Nachkommenschaft – die Linie Baden-Durlach – bestimmt und behielt diese Funktion bis 1860. Damit wurde der alten Residenz Pforzheim und seiner bis „in graue Vorzeit“ zurückgehenden Kirche eine kirchlich-sakrale Dimension zuerkannt, die so stark war, daß sie alle späteren Residenzwechsel überdauerte, obgleich sie hier nicht an eine mittelalterliche Begräbnistradition anknüpfen konnte41).

Zu dem Entschluß, sich in Pforzheim inmitten des Stiftschores bestatten zu lassen, mag den Markgrafen der Wunsch bewegt haben, sich auch im Tode mit dem von ihm neubegründeten Familienzweig von der Baden-Badener Linie abzugrenzen. Denn zwischen beide Landesteile trieb die Reformation nach und nach im 16. Jahrhundert einen Keil, der beide Seiten politisch verschiedene Wege gehen ließ42). Zunächst war die Situation in beiden Landesteilen ähnlich: mit Rücksicht auf das katholische Habsburg, auf dessen Wohlwollen man angewiesen war, wurden evangelischer Gottesdienst und Predigt zwar geduldet, aber der offizielle Schritt zur Reformation wurde nicht vollzogen, und die katholischen Einrichtungen wurden in ihrer freien Religionsausübung noch nicht eingeschränkt. Obgleich das Land bedeutende evangelische Theologen hervorgebracht hat – wie Melanchthon, Irenicus, Hedio u. a. –, ist aus diesem Kreis kein Reformator für Baden hervorgegangen. Nach dem Tod des Markgrafen Bernhard  III. im Jahr 1536 ist der zu Baden-Baden gehörige Landesteil unter der Vormundschaft seiner Nichte, der Herzogin Jakobäa von Bayern (1507–1580), einem entschieden römisch-katholischen Bekenntnis zugeführt worden. Die konfessionelle Entscheidung in der Unteren Markgrafschaft zog sich dagegen schleppend hin, obgleich die Ritterschaft im Kraichgau und am mittleren Neckar die Reformation in ihren Herrschaftsgebieten längst eingeführt hatte43). Erst der Augsburger Religionsfrieden von 1555 bewirkte, daß sich die Untere Markgrafschaft unter Markgraf Karl II. von Baden-Durlach (1529–1577; vgl. nrr. 182, 185, 192) offen zur Reformation bekannte. Zu diesem Schritt trugen mit Sicherheit Karls erste Gemahlin, die Markgräfin Kunigunde von Brandenburg-Ansbach (1523–1558; vgl. nrr. 158, 192), und der Kanzler Martin Achtsynit (1526–1592; vgl. nr. 205) bei, die beide der lutherischen Konfession anhingen. Die badische Kirchenordnung Karls II. wurde am 1. Juni 1556 erlassen und übernahm fast wörtlich jene des Herzogs Christoph für Württemberg (datiert 1553 und 1555)44). Die Augsburgische Konfession war als alleinige Norm des evangelischen Bekenntnisses vorgegeben. In der Folgezeit hat man die Klöster und Stifte aufgelöst, soweit sie nicht schon vorher verlassen worden waren, so das Benediktinerkloster Gottesaue bei Durlach, das Benediktinerinnenkloster Sulzburg, in Pforzheim die drei Bettelordensklöster sowie das Kollegiatstift.

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Eine Entscheidung Karls II., die Pforzheims Zukunft überschattete und die weitere Entwicklung der Stadt lähmte, führte zum Verlust der Hauptstadtfunktion: die Verlegung der Residenz nach Durlach. Die Abkehr von ihren mittelalterlichen Höhenburgen und die Gründung neuer Planstädte in den Flußniederungen ist ein Kennzeichen absolutistischer Fürstenhäuser. Karl II. war im Jahr 1565 mit der Verlegung seines Hofes in die kleine Amtsstadt in der Rheinebene seiner Zeit voraus, indem er dort ein älteres Wasserschloß zu einer der ersten frühneuzeitlichen Residenzen ausbauen ließ. Nach dem Standort der – von den Zeitgenossen als glanzvoll geschilderten – Schloßanlage Karlsburg führt die ernestinische Linie des markgräflichen Hauses den Namen Baden-Durlach45). Als Hauptgrund für den Wechsel ist anzunehmen, daß die alte Pforzheimer Höhenburg mit Bergfried nördlich der Schloßkirche St. Michael, eingeengt durch die Befestigungsanlagen, dem gesteigerten Wohnkomfort der Spätrenaissance nicht mehr entsprach. Zwar scheint noch Markgraf Ernst mit dem sog. Neuen Schloß westlich der alten Burganlage einen größeren Wohnbau errichtet und Baumaßnahmen durchgeführt zu haben, die durch Inschriften zu belegen sind (vgl. nrr. 126, 130, 142). Seinem Sohn Karl II. konnte das Pforzheimer Schloß zur fürstlichen Selbstinszenierung trotzdem nicht mehr genügen in einer Zeit, da seine fürstlichen Verwandten in Heidelberg und in Stuttgart anstelle mittelalterlicher Burganlagen neue Residenzschlösser errichteten. Auch spielte die Konkurrenzsituation zu den Vettern in Baden-Baden eine Rolle, wo man mit dem Neuen Schloß unterhalb der alten Burg Hohenbaden über Ausbaumöglichkeiten zu einer großzügigen Renaissanceresidenz verfügte. Karl II. hielt jedoch an Pforzheim in einem entscheidenden Punkt fest: die Pforzheimer Schloßkirche blieb die Grablege seines Hauses.

In politischer Hinsicht hielt Karl II. als bedeutender badischer Landesfürst engen Kontakt zu den lutherischen Mächten, so vor allem zu Herzog Christoph von Württemberg und zu Kurpfalz, das unter dem Kurfürsten Luwig VI. († 1583) ebenfalls zum lutherischen Flügel gehörte. Nach Karls Tod 1577 kam es unter seinen Söhnen zu einer Dreiteilung der Herrschaft Baden-Durlach, die konfessionelle Erschütterungen auslöste, worin sich die zunehmende Polarisierung im Reich spiegelte. Mit dem Markgrafen Ernst Friedrich (1560–1604; reg. 1584–1604; vgl. nrr. 218, 219, 220) kam auch in Baden-Durlach eine neue Generation an die Macht, die nach innen und außen absolutistischen Herrscherwillen zeigte46). In scharfem Gegensatz zu seinem katholischen, früh verstorbenen Bruder Jakob III. von Baden-Hachberg (1562–1590, reg. 1584–1590; vgl. nr. 220) übernahm mit ihm ein Vertreter des Reformiertentums die Regierung. Die katastrophale Mißwirtschaft der Baden-Badener Linie unter dem Markgrafen Eduard Fortunat lieferte den Vorwand zu der sog. Oberbadischen Okkupation des katholischen Landesteils. So marschierte Ernst Friedrich 1594 in die Markgrafschaft Baden-Baden ein, ein Handstreich, der verständlicherweise die katholische Seite erbitterte. Auch nach innen versuchte dieser Fürst seinen konfessionellen Absolutismus durch Anstellung reformierter Pfarrer durchzusetzen. Durch die Gründung des „Gymnasium illustre“ in Durlach (bereits unter der Vormundschaftsregierung) beabsichtigte er, die Schulung seiner reformierten Theologen von der Tübinger Universität unabhängig zu machen. Einem aufgezwungenen Konfessionswechsel widersetzte sich jedoch die lutherische Stadt Pforzheim, so daß sich Ernst Friedrich gezwungen sah, mit militärischer Gewalt gegen sie vorzugehen. Im Zuge dieser Operation traf den Fürsten angeblich der Schlag47). Damit war der sog. „zweiten Reformation“ in Baden unverhofft ein Ende gesetzt.

Der dritte Bruder Georg Friedrich (1573–1638, reg. 1584 bzw. 1604–1622; vgl. nr. 243), dem zunächst der Süden des Landes mit Sausenberg und Rötteln zugefallen war, vereinte nach 1604 in seiner Hand die Regierung über die gesamte Markgrafschaft. Als frommer Lutheraner engagierte er sich am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges für die evangelische Union. Nach der Schlacht am Weißen Berge und dem Zusammenbruch der protestantischen Front unterlag er der katholischen Übermacht in der Schlacht bei Wimpfen am 6. Mai 1622 und war gezwungen, nach Basel und Straßburg ins Exil zu gehen. Um die Vorgänge dieser Schlacht rankt sich die Sage von der Heldentat von [Druckseite XXII] vierhundert Pforzheimer Bürgern, denen noch der badische Großherzog Leopold 1843 ein Denkmal in der Pforzheimer Schloßkirche gesetzt hat48).

Georg Friedrich hatte mit Besonnenheit bereits 1615 ein Testament aufgesetzt49) und vorsorglich seinem ältesten Sohn Friedrich V. (1594–1659, reg. 1622 bzw. 1648–1659) die Regierung seines Landes übertragen. Nach wechselndem Kriegsglück durch Eingreifen der Schweden unter ihrem König Gustav Adolf brachten dessen Tod 1632 und der spanisch-katholische Sieg in der Schlacht bei Nördlingen am 6.  September 1634 die katastrophale Wende für die evangelische Partei. Nach dem Eingreifen Frankreichs in den Krieg wurde der deutsche Südwesten zum Kriegsschauplatz. 1635 übergab der Kaiser die Markgrafschaft Baden-Durlach dem katholischen Markgrafen Wilhelm von Baden-Baden (1593–1677, reg. 1622–1677), der seinerseits bald durch die bayerische Besatzung verdrängt wurde. Pforzheim wurde von wechselnder Besatzung, Truppendurchzügen, Kontributionen, Plünderungen und Seuchen heimgesucht. Der katholische Gottesdienst kehrte in die Kirchen zurück, die Klöster wurden den Orden der Dominikaner und Franziskaner zurückgegeben, die Kapuziner zogen in die Stadt ein. Die abziehenden bayerischen Truppen steckten die Stadt 1645 in Brand, der große Teile der Neustadt, der Altstadt und der Brötzinger Vorstadt zerstörte. Erst der Kompromißfrieden von 1648 ermöglichte die Rückkehr des Markgrafen Friedrich V. in seine Stammlande. Zu dessen Bemühungen um Wiederaufbau des Landes gehörte 1650 die Überführung der Särge seiner in Straßburg und Basel im Exil bestatteten Angehörigen in die Schloßkirche St. Michael, deren Inschriften den vorliegenden Band abschließen50).

Waren schon die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges katastrophal für die Stadt, so wurde Pforzheim im Pfälzischen Erbfolgekrieg zwischen 1688 und 1692 Opfer neuer Verwüstungen durch die französischen Truppen. Der Stadtkern, ein Teil der Schloßgebäude, die Oststadt mit der zur evangelischen Stadtkirche erhobenen früheren Dominikaner-Klosterkirche und die Brötzinger Vorstadt lagen in Schutt und Asche. Am 16.  August 1689 ist auch Durlach niedergebrannt worden51). Die markgräfliche Familie war zusammen mit dem Hof – einschließlich des Archivs und der Kunstsammlungen – schon 1674 nach Basel in den „Markgräfler Hof“ geflüchtet52). Auch wenn die nachfolgenden Markgrafen Friedrich Magnus und Karl Wilhelm den Wiederaufbau des Landes nach Kräften förderten, so setzte eine dauerhafte Blütezeit doch erst unter dem Markgrafen und späteren Großherzog Karl Friedrich (1728–1811, reg. 1746–1811) ein, der 1771 die Wiedervereinigung der Landesteile Baden-Durlach und Baden-Baden erreichte. Zuvor war die Residenz durch den Markgrafen Karl Wilhelm (1679–1738) abermals verlegt worden: von dem zerstörten Durlach in seine Neugründung Karlsruhe53). Karl Friedrich vollendete die fächerförmig auf das Residenzschloß ausgerichtete Karlsruher Stadtanlage. Doch auch er kehrte nach seinem Tod nach Pforzheim in die traditionelle Grablege der Markgrafen in der Schloßkirche zurück.

3. Die wichtigsten Standorte

Angesichts der Zerstörungen durch Kriege und Brände, die Pforzheim immer wieder heimgesucht haben, ist es verwunderlich, daß die Stadt insgesamt 250 historische Inschriften aufzuweisen hat, die vor 1650 entstanden sind. Noch immer sind 158 Stücke erhalten, allerdings häufiger als in anderen Städten in fragmentarischem Zustand. 92 Stücke mußten in diesem Band als zwar im Wortlaut überliefert[Druckseite XXIII], im Original aber als verloren gekennzeichnet werden. Die Gesamtzahl von 250 Stücken stellt nur einen Bruchteil des ursprünglich vorhandenen Inschriftenschatzes dar. Eine Einzeluntersuchung der wichtigsten Standorte soll versuchen herauszufinden, welche Gründe für den Inschriftenverlust verantwortlich sind. Angaben zu hier nicht berücksichtigten Standorten befinden sich im Kommentarteil des Inschriften-Katalogs.

3.1. Die ev. Altstädter Pfarrkirche (St. Martin)

Die zwischen 1989 und 1991 durchgeführten Grabungen auf dem Gelände der Altstädter Pfarrkirche und des benachbarten Kappelhofplatzes (ehemals Standort des Hirsauer Klosterhofs) machten wahrscheinlich, daß die ersten Vorgängerbauten der Kirche in die karolingisch-fränkische Zeit des 9./10.  Jahrhunderts zurückgehen, worauf auch das frühe Patrozinium des hl. Martin hinweist54). Diesem Bau und der zugehörigen Siedlung steht die erste Erwähnung „Phorzheim“ in einer Urkunde Heinrichs IV. im Jahre 1067 gegenüber, die auf das Vorhandensein salischen Haus- oder Burgbesitzes in Verbindung mit der Siedlung schließen läßt55). Im frühen 12. Jahrhundert wurde anstelle des vorromanischen Bauwerks eine Pfeilerbasilika mit Chorturm mit den heutigen Abmessungen errichtet. Zu diesem Bau gehören das romanische Tympanon56) über dem Westportal von 1874 (heute durch die Turmvorhalle des 19. Jahrhunderts geschützt), der romanische Triumphbogen sowie Reste der Pfeiler der Mittelschiffsarkaden an der östlichen und westlichen Langhauswand.

Die weitere Bau- und Besitzgeschichte der Frühzeit kann übergangen werden, da keine Inschriften-Denkmäler aus dieser Zeit erhalten sind. Festzuhalten ist jedoch, daß St. Martin in der Funktion einer ehemaligen „Mutterkirche“ die älteste Kirche Pforzheims ist. Das Patronat war seit dem 11. Jahrhundert im Besitz des Klosters Hirsau, das damit zugleich das Patronatsrecht über sämtliche Filialen der Pfarrkirche St. Martin – also auch über die Schloßkirche St. Michael – besaß. Im 14. Jahrhundert waren die Markgrafen von Baden im Besitz dieser Rechte, denn am 21. Februar 1344 übergaben Markgraf Rudolf IV. († 1348) und seine zweite Frau Maria Gräfin von Oettingen das Patronatsrecht über die Kirche von Pforzheim an das Zisterzienserinnenkloster Lichtenthal mit der ausdrücklichen Zweckbestimmung umfangreicher Memoria-Leistungen für das Stifterpaar und seine Vorfahren57). Diese Schenkung führte unter der Äbtissin Agnes von Baden (1335–1361) zum Neubau des heutigen hochgotischen Chorpolygons anstelle der halbkreisförmigen romanischen Apsis.

Über die Ausstattung der Kirche im Mittelalter haben wir keine Nachrichten. Möglicherweise war ursprünglich ein Geläute von vier Glocken vorhanden58). Auf den Seitenwänden des Vorchors wurde 1945/47 eine Ausmalung aus den ersten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts mit einem reichen Figurenprogramm und Inschriftresten aufgedeckt (Weltgericht mit Apostelreihe, Schutzmantel-Muttergottes und Heiligenleben; vgl. nr. 54)59). Diese Wandmalereien sind vermutlich im Gefolge der Reformation nach 1556 übertüncht worden. Wahrscheinlich wurde gleichzeitig die übrige mittelalterliche Ausstattung beseitigt. Die Teile, die damals nicht zerstört wurden, sind vermutlich dem Brand von 1645 im Dreißigjährigen Krieg zum Opfer gefallen. Beim Wiederaufbau hat man die Außenwände der Seitenschiffe erhöht und alle drei Schiffe unter einem Satteldach zusammengefaßt. Im 19. Jahrhundert war die Kirche so baufällig, daß man zum Abbruch des romanischen Langhauses schritt und 1823/24 auf den alten Fundamenten einen Saalbau mit Emporen errichtete. Der Chorturm wurde 1872 durch einen neugotischen Westturm mit Vorhalle ersetzt. Der Wiederaufbau der 1945 schwer beschädigten Kirche konnte bis 1959 – nun als bescheidene Saalkirche ohne seitliche Emporen und mit einem Westturm in vereinfachten Formen – zum Abschluß gebracht werden.

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Die ältesten Teile der Ausstattung sind fünf inschriftlose Grabplatten, die man bei den Grabungen 1949 bis 1951 im Langhaus aufgefunden hatte. Alle tragen Ritzzeichnungen von einfachen Kreuzen verschiedener Form. Zwei davon sind mit Lilienkreuzen verziert, eine ist mit einem Kreuz und einem unbekannten Wappenschild geschmückt60). Vermutlich sind alle Stücke noch im 13. Jahrhundert entstanden. Dieser Fund weist auf die Funktion der Altstädter Pfarrkirche als zentrale Begräbnisstätte der Stadt hin. Die Kirche war seit ihren Anfängen von einem ausgedehnten ummauerten Kirchhof umgeben, der bis ins 19. Jahrhundert hinein bestand.

Von den Grabplatten und Epitaphien des späten 16. Jahrhunderts sind die meisten 1823 beim Abbruch des romanischen Langhauses als Baumaterial verwendet worden; einige hat man wieder aufgefunden. Heute sind drei Epitaphien evangelischer Pfarrer (nrr. 195, 196; ferner Pfarrer Elias Niethammer, † 1678) in den Chor zurückgekehrt, aber die an den Außenwänden des Chores eingelassenen Grabplatten oder Epitaphien gehen ihrer Zerstörung entgegen (nrr. 167, 189, 198, ferner vier Epitaphien aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts). Selbstverständlich ist anzunehmen, daß die Kirchenbestattung im Innern auch hier bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts üblich war. Das einzige künstlerisch bedeutende Bildwerk der Kirche ist das Epitaph der Familie Beck von 1625 (nr. 237); leider hat das reich mit Figuren und Reliefs geschmückte Denkmal seine Bekrönung verloren61).

3.2. Die ev. Schloßkirche (Stiftskirche St. Michael)

Die urkundlichen Quellen schweigen über den Baubeginn der Schloßkirche62). Neue Grabungsbefunde aus der Zeit nach 1946 konnten zwei Vorgängerbauten nachweisen: eine vorromanische Kapelle des 9./10. Jahrhunderts und einen bereits dreischiffigen Bau mit einer Chorapsis aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts63). Dieser schlichte Bau ist als Kapelle der Höhenburg anzusprechen, die um 1220 zusammen mit der staufischen Stadtanlage am Fuß des Burgbergs in den Besitz des Markgrafen Hermann V. gelangte. Es ist nicht von der Hand zu weisen, daß gerade dieser Markgraf, der „Wegbereiter“ des badischen Territorialstaats, mit dem Ausbau der Pforzheimer Burg und ihrer Kirche offenbar noch vor seinem Tod 1242 ein Zeichen seines Herrscherwillens setzen wollte64). Dafür zeugt die Monumentalität der Burgkirche St. Michael, die durch ihr gewaltiges Volumen ihre Mutterkirche, die Altstädter Pfarrkirche St. Martin, in den Schatten stellt, darüberhinaus aber eine höchst eigenwillige künstlerische Leistung ist. Der Neubau hat um 1220 den – vielleicht schon bestehenden – spätromanischen Westbau als Teil der frühgotischen Basilika einbezogen und in der Ausbildung des Langhauses neue Lösungen gesucht65). Der Baufortgang ist urkundlich nicht zu greifen, denn die Kirche wird erst 1342 erstmals in einer Schenkung erwähnt66). Wohl aber lassen sich in Gestalt der ältesten Inschriften der Kirche Zeugnisse dafür beibringen, daß der Bau von Westen nach [Druckseite XXV] Osten Joch für Joch fortschritt und daß mindestens das Langhaus vor 1275 benutzbar war, wie die Bestattung des Eberhard Liebener (nr. 2) beweist67). Als die Kirche dann 1344 und 1347 zusammen mit der Altstädter Pfarrkirche dem Patronat des Klosters Lichtenthal übergeben wurde68), war der Bau längst vollendet als durchgehend gewölbte Basilika von drei Jochen mit quadratischem Vorchor und (nicht erhaltener, aber ergrabener) polygonaler Apsis. Als Besonderheit endet das Mittelschiff mit einem querrechteckigen Joch anstelle eines Querschiffes, an das zwei schrägstehende sog. Diagonalchöre von gleicher Höhe angesetzt sind.

Daß St. Michael in der Praxis längst die Funktionen einer Pfarrkirche innehatte, obgleich ihr kirchenrechtlicher Status noch 1347 ausdrücklich als derjenige einer Filialkirche bekräftigt wurde, bezeugen Grabmäler, die schon 1260 mit dem Margarethen-Sarg (nr. 1) einsetzen und ab 1275 in dichter Folge entstanden (nrr. 2, 11, 13, 14, 15, 16, 17). Der Personenkreis dieser ältesten Grabplatten gehört fast ausschließlich der bürgerlichen Oberschicht – der Liebener, Weise, Rappenherr und Göldlin – an; dieselben Personen sind durch Stiftungen an die Kirche hervorgetreten, worauf man ihnen das Kirchenbegräbnis nicht versagen konnte. Wie in anderen Städten fand man eine Regelung, die der tatsächlichen Lage entsprach und Pfarrechte auch an der zentralen und geräumigeren Kirche wirksam werden ließ69). Das Begräbnisrecht, ebenso wie das Taufrecht ein Privileg der Pfarrkirche, war offensichtlich schon vor 1300 an die Filialkirche St. Michael übergegangen, auch wenn die juristische Gleichstellung als Pfarrkirche mit der Altstädter Kirche formal erst zu Beginn des 15. Jahrhunderts erreicht worden sein mag. Sie ist urkundlich nicht faßbar, drückt sich aber im Anstieg der Anzahl von Grabplatten für den Klerus aus, die aus der Zeit nach 1407 in dichter Folge erhalten sind (nrr. 30, 33, 34, 40, 42, 44, 45, 46, 47 etc.).

Die bereits erwähnte Erhebung von St. Michael zu einem weltlichen Kollegiatstift leitete 1460 für Pforzheim – nach den Stiftsgründungen in Baden-Baden und Ettlingen – den Aufstieg in die Gruppe der vom Landesherrn bevorzugten Städte ein. Die Erhebung von schon bestehenden Pfarrkirchen zu Stiftskirchen und die Verlegung der herrschaftlichen Grablegen von den Klöstern weg in diese Stiftskirchen ist im 15. Jahrhundert eine verbreitete Praxis. Im Vordergrund dieser Stiftserhebungen stand in jedem Falle die Intensivierung der Totenmemoria für das betreffende Adelsgeschlecht70). Die politische Bedeutung, die die Markgrafen darüber hinaus der Pforzheimer Stiftsgründung beimaßen, wird darin deutlich, daß sie zusätzlich zu den bestehenden 22 Altarpfründen zur Erstausstattung des Stifts rund 12 000 fl. aufgewendet haben, um im Falle des Gelingens der beabsichtigten Universitätsgründung über eine Besoldungsgrundlage für die Professoren zu verfügen71). Die Stiftsgründung erforderte eine Vergrößerung des Chorbaues nicht nur für die Bedürfnisse des Stiftskollegiums, sondern auch für die repräsentative Selbstdarstellung der fürstlichen Stiftsgründung nach außen. Der Chorneubau, den wir zusammen mit seiner – durch die Reformation vernichteten – Ausstattung mit Sakramentshaus, Hochaltar-Retabel, Chorgestühl, Lettner (nr. 62) und Verglasung als Gesamtkunstwerk ins Auge zu fassen haben, bildet einen Höhepunkt in der Entwicklung der spätgotischen Sakralarchitektur in Baden72).

Der ungewöhnliche Grundriß der Chorpartie mit ihren Nebenchören war im ersten Viertel des 14. Jahrhunderts noch bereichert worden durch den Anbau der sog. Margarethen-Kapelle an das nördliche Seitenschiff. Diese Kapelle ist erst 1939 von Emil Lacroix willkürlich mit dem Namen der „Margarethe von Pforzheim“, die 1260 Opfer eines Ritualmordes geworden war (nr. 1), verbunden [Druckseite XXVI] worden73). Lacroix hat nicht gesehen, daß es sich bei diesem zierlichen Kapellenanbau um einen doppelgeschossigen Karner und nicht um eine Kapelle mit „Krypta“ zur Verehrung der Lokalheiligen handelte. Die Kapelle gehört zu den frühesten polygonalen Kleinbauten dieser Gattung in Süddeutschland74). Der – ursprünglich gewölbte – Karner war bis zum Anbau der nicht erhaltenen „Kapelle von 1487“ in Benutzung; denn diese – 1487 westlich an den Karner angebaute – rechteckige Kapelle von zwei Jochen verstellte dessen Zugang. Der Karner konnte zu diesem Zeitpunkt geschlossen werden, weil von ca. 1470 an zusammen mit dem Neubau des Stiftschores an dessen Südseite ein dreigeschossiger Sakristei-Neubau – heute Reuchlin-Kapelle genannt – mit einem neuen Beinhaus im Untergeschoß entstanden war. Dieser neue Karner erfuhr später eine Umnutzung als Markgrafengruft75). Beide Karner weisen unmißverständlich darauf hin, daß das die Kirche umgebende Gelände jahrhundertelang als Bestattungsplatz genutzt worden ist, wahrscheinlich bis zum Jahr 1588, in dem der städtische, damals außerhalb der Mauern gelegene Friedhof – der sog. „Obere Altstädter Gottesacker“ – eröffnet wurde. Die beiden Kapellen-Anbauten standen in Zusammenhang mit den neunzehn nachweisbaren Altären, die nicht mehr sicher lokalisiert werden können76). Jedenfalls verteilten sich die Altarpfründen im Mittelalter auf den Hochaltar im Stiftschor, den Kreuzaltar vor dem Lettner, die Altäre der Nebenchöre, mindestens einen Altar in den beiden Kapellen am nördlichen Seitenschiff und eine unbekannte Anzahl von Altären im Langhaus.

Für die Geschichte der Kirche war der Entschluß des Markgrafen Ernst (1482–1553; reg. 1515 bzw. 1533–1552) von weitreichender Bedeutung, den damals noch in Funktion befindlichen Stiftschor von St. Michael fortan zur Grablege für die durch ihn begründete „ernestinische“ Linie des badischen Hauses (die spätere Linie Baden-Durlach) zu erwählen. Erst mit dieser Maßnahme erfüllte Pforzheim für kurze Zeit alle Kriterien einer Residenzstadt, zu deren kirchlich-sakraler Dimension ein Kollegiatstift mit Grablege des Fürstenhauses gehört77). Diese Entscheidung bestimmte bis 1860 das Schicksal der Pforzheimer Schloßkirche und überdauerte sämtliche späteren Verlegungen der badischen Residenzen.

Nach Auflösung des Stifts und der Klöster durch die Reformation ging die Funktion einer zentralen evangelischen Stadtpfarrkirche zunächst nicht an die Schloßkirche über, sondern an die ehemalige Dominikaner-Klosterkirche, nun ev. Stadtkirche St. Stephan. Die Schloßkirche hatte nur noch als Grabeskirche der Markgrafen Bedeutung und wurde kaum mehr benutzt, bis eine Brandkatastrophe die Stadtkirche 1789 vernichtete. In der Folgezeit verzichtete man auf deren Wiederaufbau und nahm die Schloßkirche als Stadtpfarrkirche wieder in Dienst. Ihre gesamte mittelalterliche Ausstattung war offenbar bald nach 1556 spurlos beseitigt worden, um die Einrichtung des Chores als Grablege zu ermöglichen. An der Südwand des Chores wurden ab etwa 1553 (nr. 149) die großen Grabdenkmäler für Angehörige der markgräflichen Familie aufgerichtet. Nicht nur das Chorgestühl war zu dieser Zeit bereits entfernt; auch der Chor selbst muß bald nach Erlaß der Kirchenordnung leergeräumt gewesen sein, um die Särge fürstlicher Personen in Einzelgrüften aufzunehmen, wie noch gezeigt werden soll. Die Ausstattung des Langhauses als Predigtraum wird nach der Entfernung der zahlreichen Altäre relativ dürftig gewesen sein, zumal die Kirche 1565 auch ihre alte Funktion als Schloßkirche an die neue Residenz Durlach und die dort vorhandene Schloßkapelle abgeben mußte. Nach der kopialen Überlieferung sind zwei monumentale Kruzifixe als die einzigen spätmittelalterlichen Holzbildwerke der Kirche greifbar; sie haben dem lutherischen Kultus weiterhin gedient: einmal das 1945 zerstörte Triumphkreuz über dem Lettner, zum andern das um 1760/70 noch als vorhanden erwähnte Kruzifix mit der Longitudo Christi (nr. 90). Die Glocken und Vasa sacra gingen als Raubgut oder Teil der Kontributionen an die durchziehenden Truppenkontingente verloren78). Glasmalerei vor 1650 ist in Pforzheim weder hier noch in den anderen Kirchen überliefert. Die zweifellos vorhandene [Druckseite XXVII] Wandmalerei hat man übertüncht (nr. 54)79). Auch von einer barocken Ausstattung nach den Kriegen des 17.  Jahrhunderts haben sich keinerlei Spuren erhalten. Im 18.  Jahrhundert befand sich im nördlichen Seitenschiff vor dem Ostjoch der „Kapelle von 1487“ der markgräfliche Fürstenstand (abgebrochen im 19.  Jahrhundert)80).

Nach einer Periode der Profanierung und Verwüstung des Inneren während der Napoleonischen Kriege 1806 begann die Verwandlung des Pforzheimer Chores in eine „dynastische Gedenkstätte“81). Die Kirche wurde 1831–1834 unter der Leitung des großherzoglichen Baudirektors Heinrich Hübsch (1795–1863) einer Restaurierung im neugotischen Sinne unterzogen. Daran schloß sich 1851 eine Restaurierung des Außenbaues und 1875–1881 des Kircheninneren an. Seit 1881 wurde das Langhaus der Pforzheimer Schloßkirche der evangelischen Stadtgemeinde zur Nutzung übergeben, wobei man den Chor mit den Markgrafengräbern durch eine Glaswand vom Langhaus abtrennte. Dieser Status wurde auch 1918 nach dem Übergang der Liegenschaft in den Besitz des Staates und nach 1945 beibehalten.

Aus der Stadtzerstörung von 1945 ging die Kirche als Ruine hervor. Das Chorgewölbe war herabgestürzt, jedoch hatte die Bombensicherung in Form einer Ziegelstein-Ummantelung der fürstlichen Grabdenkmäler im Chor standgehalten (vgl. Abb. 1). Im Zuge des Wiederaufbaues ab 1946 mußte der südliche Nebenchor abgetragen und wieder aufgebaut werden. Auf die Rekonstruktion der doppelgeschossigen Sakristei auf der Südseite und der Kapelle von 1487 wurde verzichtet, dafür wurde das zerstörte nördliche Seitenschiff zusammen mit der sog. Margarethen-Kapelle weitgehend rekonstruiert. Zwischen 1957 und 1967 erhielt die Kirche eine moderne Ausstattung von namhaften Künstlern, darunter eine Farbverglasung von hohem Rang82).

Zur Wiederherstellung des Baues gehörte auch die sorgfältige Restaurierung und Neuaufstellung der Grabplatten an der Süd- und Westwand des Langhauses. Beim Abräumen des Schuttes kamen zahlreiche Grabplatten zutage, die vor dem Krieg noch unter dem Gestühl verborgen waren und deshalb hier erstmals veröffentlicht werden83). Auch haben viele Grabplatten nach 1946 ihren Standort gewechselt, obwohl man sichtlich versucht hat, die Abfolge der Vorkriegszeit beizubehalten. Eine nicht geringe Anzahl war so verstümmelt und zerborsten, daß man glaubte, auf die kleinteiligen Fragmente für immer verzichten zu können. Ein Teil kam 1994 beim Abtragen der Erdaufschüttung auf der Südseite der Kirche wieder ans Licht und konnte dank der Vorkriegs-Dokumentation des Landesdenkmalamtes teilweise identifiziert werden84). Eine größere Gruppe von neunzehn mehr oder weniger verstümmelten Grabplatten hat man nach 1945 an den Außenwänden des Chores angebracht, wohl damals noch in Unkenntnis der durch sauren Regen und Schadstoffe in der Luft verursachten Schäden. Als zu diesen Umweltschäden noch die Gefährdung durch Vandalismus und Zerstörungswut im öffentlichen Raum hinzukam, hat die Heidelberger Inschriftenkommission seit 1975 mit Erfolg versucht, die verantwortlichen Dienststellen bei Land, Stadt und Kirche zu einer Rettungsaktion zu veranlassen. Die Grabplatten wurden abgenommen und zunächst jahrelang unter Dach gelagert, bis die langjährige Innen- und Außenrestaurierung der Kirche abgeschlossen war. Seit Sommer 2001 wurden die Grabplatten fachmännisch restauriert85) und seit dem Winter 2001 nach und nach im Innern des Kirchenraumes aufgestellt86). Da es sich bei diesen – ursprünglich aufgegebenen – Grabplatten [Druckseite XXVIII] fast ausnahmslos um mittelalterliche und sogar relativ frühe Kulturdenkmäler des 14. Jahrhunderts handelt, wird dieser geschundenen und nur mit Mühe und Opferbereitschaft wieder ins Leben der Stadt zurückgeholten Kirche damit ein kostbarer Schatz zurückgegeben.

Insgesamt ist die Schloßkirche in diesem Band mit 138 historischen Inschriften vertreten, von denen noch 104 (also knapp 80%) erhalten sind. Die Schloßkirche ist damit die wichtigste Fundstätte der Stadt. Die Inschriften betreffen fast ausschließlich Grabplatten und Epitaphien, wobei auf die Zeit vor der Reformation – also vor etwa 1530 – 90 Stücke (60%), auf die Zeit nach der Reformation aber nur 48 Stücke entfallen. Hiervon auszunehmen ist die Gruppe der Grabdenkmäler, Grabplatten und Särge der Markgrafen-Grablege im Chor aus der Zeit der Spätrenaissance. Sie umfaßt nur zwei Generationen und ist mit 35 Stücken (26 erhalten, 9 verloren) isoliert zu betrachten. Der restliche Bestand von Inschriften des Langhauses aus der Zeit nach 1530 ist mit 13 Stücken (davon 2 verloren) so gering, daß man daraus schließen muß, die Kirche sei nach ihrer exklusiven Nutzung als markgräfliche Grablege nur noch wenigen, hochprivilegierten Personen des Hofes zugänglich gewesen. Offensichtlich besaß die Kirche noch im 18. Jahrhundert – wie viele lutherische Kirchen des Landes – mehrere gemalte Holz-Epitaphien, von denen aber nur ein einziges Stück, nämlich das Epitaph der Anna von Hardheim geborene von Ehingen († 1543, nr. 136), in seinem Aussehen und mit seiner Inschrift überliefert ist, bevor es 1945 verbrannte. Hölzerne Totenschilde, deren sich auch die Familien der bürgerlichen Oberschicht bedienten, sind nur in einem Exemplar bezeugt (nr. 119).

Schon im frühen 14. Jahrhundert war die Michaelskirche von der bürgerlichen Oberschicht der Pforzheimer Neustadt mit Altarpfründen ausgestattet worden, die im allgemeinen die Erwerbung des Begräbnisrechts in unmittelbarer Nähe des betreffenden Altars mit einschlossen. Diese 16 frühen, vor 1400 entstandenen Grabplatten bilden einen Schwerpunkt innerhalb des Bandes. Mehrere sind nur erhalten geblieben, weil sie ein zweites Mal Verwendung fanden (nrr. 16, 19, 21, 23, 25, 31). Das heißt doch wohl, daß die Grabstätten des 13. und 14. Jahrhunderts im 15. und beginnenden 16. Jahrhundert erneut belegt worden sind. Diese hier in Doppelbeschriftungen sichtbar gemachte Praxis der Kirchenbestattung ist m. E. nicht etwa als Sparsamkeit späterer Generationen zu deuten, denen die Anfertigung einer eigenen Grabplatte zu aufwendig war. Vielmehr scheinen hier für die Zeit bis zum Eindringen der Reformation besondere Vorschriften wirksam, die eine Entfernung älterer Grabplatten verboten, um die Einhaltung der liturgischen Memoria – vermutlich in Verbindung mit einem schriftlich angelegten Anniversar – zu garantieren. Wenn die Zweitverwendung in nachreformatorischer Zeit vorgenommen wurde, so folgte man vermutlich immer noch dieser Tradition und respektierte die ältere Belegung des Grabes. Nur diese flachen Grabplatten sind in größerer Zahl erhalten geblieben, weil sie vermutlich bis zum 19. Jahrhundert noch in situ im Boden lagen und dort durch den Einbau eines festen Gemeindegestühls mit Holzboden dem Zugriff entzogen waren. Im Zuge der Restaurierung durch Heinrich Hübsch 1831–1834 erhielt das Langhaus einen neuen Bodenbelag, wobei die Grabplatten entdeckt, gehoben und an den Wänden aufgestellt wurden.

Epigraphisch besonders reizvoll sind drei Stiftungsinschriften des frühen 16. Jahrhunderts (nrr. 92, 99, 112), die sich auf Meßstiftungen beziehen. Obgleich weder die Grabplatten oder Epitaphien der Stifter noch die zugehörigen Altäre überliefert sind, wird hier besonders deutlich, daß fromme und wohltätige Stiftungen, in aller Öffentlichkeit durch eine Inschrift verbürgt, für die soziale Führungsschicht einen Prestigegewinn bedeuteten. Bemerkenswert ist ferner eine – leider nicht erhaltene – lateinische Versinschrift, deren Textquelle sich in der Grabeskirche in Jerusalem befand und die als eine Stiftung des Vikars Jacobus Schüm genannt Abenturer († 1519) erschlossen werden konnte (nr. 110). Hier wird – wie bei vielen der nur mehr kopial überlieferten Inschriftendenkmäler – deutlich, wie unverzichtbar die Edition gerade der verlorenen Inschriften für eine Stadt wie Pforzheim ist, deren geschichtliche Identität angesichts der Spuren der Zerstörung kaum mehr greifbar scheint.

3.3. Die Geschichte der markgräflichen Grablege in Pforzheim

Bei der Bearbeitung des vorliegenden Bandes stellte sich die Aufgabe einer Präzisierung der Geschichte der Pforzheimer Grablege, womit die Frage nach der Entstehungszeit der sog. Alten Gruft auf der Südseite des Chores im Vordergrund stand. Diese Frage verlangte nach einer Klärung, weil damit auch die Suche nach darin aufgestellten Särgen mit vor 1650 entstandenen Inschriften verbunden war. Aufgrund intensiven Aktenstudiums und durch Abwägung widersprüchlicher Befunde ist es gelungen, die Geschichte der Pforzheimer Markgrafengrablege genauer zu zeichnen, als es dem Inventarband von Emil Lacroix von 1939 möglich war. Aufgabe der vorliegenden Inschriftenedition kann freilich nicht sein, alle hiermit zusammenhängenden Fragen erschöpfend zu klären. So war es innerhalb eines vertretbaren Zeitrahmens etwa nicht mehr möglich, die außerhalb [Druckseite XXIX] Baden-Württembergs in zahlreichen Archiven verstreuten Leichenpredigten und die Testamente der markgräflichen Familie auf Hinweise für Inschriften hin systematisch durchzusehen.

Pforzheim besitzt mit dem – bis heute nahezu vollständig gebliebenen – Ensemble einer fürstlichen Grablege mit Denkmälern und Särgen vom 16. bis zum 19. Jahrhundert einen Denkmälerschatz von hohem künstlerischen Niveau und historischer Aussagekraft, und dies nicht nur wegen seines Quellenwertes für die einzelnen Personen des Fürstenhauses, sondern auch für das Verständnis neuzeitlich-dynastischen Denkens und des Bestrebens nach zur Schau gestellter Legitimation von Herrschaft87). Dabei ist festzuhalten, daß die Wahl Pforzheims als Grablege der ernestinischen Linie des badischen Hauses durch die Begründung einer neuen Dynastie durch Erbteilung und die Wahl eines zentralen Residenzortes mit bereits bestehender sakraler Tradition bedingt war. Die Einrichtung der Grablege in einem dem Residenzschloß eng benachbarten, als „Schloßkirche“ angegliederten Kirchenbau entsprach dem fürstlichen Selbstverständnis, für das nicht mehr so sehr die Wirkung in der Öffentlichkeit der städtischen Pfarrkirche der Residenzstadt, sondern der „sozial exklusive“ und zugleich „sakral überhöhte Raum des Residenzschlosses“ relevant war88). Ähnliche Konstellationen finden sich bei den Grablegen des sächsischen Hauses in der Wittenberger Schloßkirche oder bei der Grabkapelle der Familien Kaiser Karls V. und König Philipps II. im Escorial, um nur zwei prominente Beispiele zu nennen. Bei der Verwirklichung einer neuen Konzeption spielten neben den künstlerischen und finanziellen Möglichkeiten des Begründers auch die bisher in der Familie befolgten Begräbnis-Traditionen eine Rolle.

Mit dem Hochgrab (nr. 129) des Markgrafen Ernst (1482–1552; reg. 1515 bzw. 1535–1552) und seiner Gemahlin Ursula von Rosenfeld († 1538) beginnt 1538 die Serie der markgräflichen Grabmäler im Chor, die fünf verschiedenartige Denkmalstypen mit unterschiedlichen Funktionen, nämlich Grabplatten im Boden, große an der Wand aufgerichtete Grabdenkmäler in der Funktion von Epitaphien, Särge, Sargtafeln und Aufbahrungsgemälde umfaßte. Es ist für die schwankende konfessionelle Haltung des Dynastiegründers Ernst bezeichnend, daß seine Konzeption durchaus mit dem um 1535 noch funktionsfähigen Stiftskonvent in Einklang stand. Vermutlich hat er dessen liturgische Totensorge noch beansprucht. Sein in der Chorachse aufgerichtetes Hochgrab mit den Liegefiguren des Markgrafenpaares ließ sich ohne Störung des vorreformatorischen Ensembles – vor dem Hochaltar und flankiert vom Chorgestühl – in den Chorraum einfügen. Das Hochgrab besaß im Innern oder darunter im Boden einen Hohlraum, in dem die Särge des markgräflichen Paares Platz fanden89). Es steht nach Form und Position in der Tradition des mittelalterlichen Fürstengrabmals, wobei auf die Grablegen der verwandten Herrscherhäuser in der Klosterkirche Heilsbronn, in der Fürstenkapelle des Meissener Domes oder in der Heidelberger Stiftskirche zum Heiligen Geist zu verweisen ist. Das Hochgrab erhob mit dieser Hoheitsform einen Anspruch, der innerhalb des badischen Hauses an das um 1340 entstandene Grab der Irmengard, Stifterin des Klosters Lichtenthal, anknüpft90). Auch mit den Gräbern Irmengards und ihres Gemahls Hermanns V. begann 1248 ein neuer Abschnitt badischer Sepulkraltradition, nachdem die älteste Grablege des Hauses in der Stiftskirche zu Backnang91) zugunsten des neuen Hausklosters Lichtenthal aufgegeben worden war. Markgraf Bernhard I. († 1431) hat dann mit der Verlegung der Grablege von seinem Hauskloster in die Pfarrkirche und spätere Stiftskirche seiner Residenzstadt Baden-Baden erneut einen Wechsel vollzogen. Bis zum Aussterben der katholischen Badener Linie 1771 ist Baden-Baden Grablege geblieben92). Allerdings besitzt Baden-Baden kein freistehendes Hochgrab. Die dortigen Markgrafen und ihre Angehörigen wurden im 15. Jahrhundert im Chorboden in Einzelgrüften bestattet, die durch steinerne Grabplatten mit Bronzeauflagen bedeckt wurden. Es war dies eine schlichte Bestattungsform, [Druckseite XXX] die auch das württembergische Grafenhaus bis zur Reformation in der Stuttgarter Stiftskirche praktizierte93).

Am Vorabend der Reformation wurde die Wahl Pforzheims wohl nicht mehr vom Wunsch nach einer wirksamen Memoriapflege durch das Stiftskapitel bestimmt. Die „personelle Demontage“ des Stifts hatte schon unter dem Markgrafen Philipp I. (reg. 1515–1533) vor der Landesteilung eingesetzt und wurde unter Karl II. von Baden-Durlach durch die offizielle Einführung der Reformation 1556 beendet94). Wenn durch die Verlegung der Residenz 1565 nach Durlach unter Karl II. schon bald ein Bruch in der Traditionsbildung drohte, so hat Karl doch selbst durch sein Festhalten an Pforzheim als Grablege seiner ersten Gemahlin und seiner Kinder, möglicherweise auch durch eine (nicht mehr nachweisbare) testamentarische Verfügung für seine eigene Person, deutlich gemacht, daß die Grablege in der durch ihr Alter ehrwürdigen Schloßkirche und Stiftskirche verbleiben sollte. Vermutlich erwies sich Durlach mit seiner wenig repräsentativen Stadtkirche als ungeeignet, als Mausoleum sein Geschlecht mit dem Glanz vergangener Jahrhunderte zu verknüpfen. Karl hat jedoch einen weiteren Bruch in der Tradition herbeigeführt als Schöpfer einer für die Markgrafschaft neuartigen Konzeption der Pforzheimer Grablege, die hier zu untersuchen ist.

Offenbar hat dieser Markgraf bald nach der offiziellen Einführung der Reformation 1556 und nach Auflösung des Kollegiatstifts den Pforzheimer Chor für den Kultus geschlossen und den Hochaltar und eventuell vorhandene Nebenaltäre beseitigen lassen, um Platz für die neue und alleinige Funktion des Chores als fürstliches Mausoleum zu gewinnen. Wie in den Stiftskirchen von Tübingen oder Heidelberg blieb der Lettner als eine willkommene Schranke zwischen dem Langhaus als Gemeinderaum und dem nun mehr und mehr in eine Grabanlage des Herrscherhauses sich verwandelnden Chor erhalten. Das Chorgestühl wurde spätestens ab 1557 beseitigt, damit monumentale Grabdenkmäler mit Epitaph-Charakter für die Glieder der markgräflichen Familie an der Wand des Chores aufgereiht werden konnten95). Mit der Aufrichtung der ersten Denkmäler für die Markgrafen Bernhard d. J. († 1553; nr. 149) und Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Ansbach († 1557; nr. 157) sowie für Maria († 1561; nr. 171), eine Tochter Karls II., ist eine hier noch neuartige Tradition der Kirchen-Bestattung eingeführt worden. Zu jedem dieser monumentalen Grabdenkmäler gehört eine im Kirchenboden bündig verlegte Grabplatte über einem „Erdgrab“, einem ausgemauerten Einzelgrab im Boden96). Zu dem Grabdenkmal Karls II. und seiner beiden Frauen (nr. 192) gehören drei Grabplatten (nrr. 158, 185, 199), die vor dem Grabdenkmal im Boden liegen. Während die Grabplatte Bernhards d. J. durch ihren exzellent gearbeiteten Wappenschmuck und die Inschriftkartusche ein individuelles Gepräge erhielt, folgen die übrigen Grabplatten der fürstlichen Familie von 1557 an bis ins 17. Jahrhundert hinein einem neuen und einheitlichen Musterentwurf, der zwar immer wieder leicht abgewandelt wurde, aber in den Grundzügen übereinstimmt: ein rechteckiger, doppelt profilierter Rahmen wird von einer Inschriftkartusche mit einer Rahmung aus Roll- und Beschlagwerk seitlich überschnitten; die kurze Grabinschrift ist zeilenweise in Kapitalis ausgeführt und stets in Latein abgefaßt. Der Inschrifttext enthält neben dem Sterbevermerk eine Grabbezeugung und bezieht sich unmißverständlich auf das betreffende Grab darunter, indem er dieses benennt: SEPVLCRVM (nrr. 156, 177), IN HOC TVMVLO SVNT OSSA (nr. 158), EXVVIAE HOC LOCO REPOSITAE SVNT (nr. 163), HOC LOCO SEPVLTVS EST (nr. 180), HOC LOCO QVIESCIT (nr. 185) und ähnlich. Ein während der Bodenuntersuchungen 1946 im Chor aufgenommenes Photo zeigt, daß ca. 40 cm tief unter diesen Grabplatten die aus Backsteinen gemauerten Einzelgrüfte lagen, deren „Dach“ leicht gewölbt und im Querschnitt segmentbogenförmig war97). Leider ließen sich trotz intensiver Bemühungen bei den verantwortlichen Stellen keine Aufzeichnungen über die unter Leitung des damaligen Konservators Dr. Emil Lacroix 1946 vorgenommenen Untersuchungen einzelner Grüfte und ihrer Särge auffinden. Deshalb bleibt offen, wie die Särge in den Einzelgrabkammern gestaltet waren. Vermutlich handelte es sich um Holzsärge, die von einem Sarg aus Metall – wohl aus Zinn – umschlossen waren98). Jedes Glied der engeren Familie Karls II. erhielt ein zusätzlich errichtetes und durch seine Höhe und künstlerische Ausgestaltung unübersehbares Grabdenkmal an der Chorwand. Dieses konnte entweder schon zu Lebzeiten begonnen sein, wie es für das Denkmal [Druckseite XXXI] Karls II. und seiner beiden Gemahlinnen (nr. 192) wahrscheinlich ist, oder es konnte beträchtliche Zeit nach der Bestattung angefertigt werden, wie es offenbar bei den Kindern Karls II. (nrr. 171, 183, 186) geschah.

Auffallend ist nun, daß einzig bei dem jüngsten, nach 1604 entstandenen Denkmal des Chores, dem Doppeldenkmal der Gebrüder Ernst Friedrich und Jakob III. (nr. 220), die bei allen von Karl II. veranlaßten Denkmälern geübte Praxis aufgegeben wurde. Denn für Markgraf Jakob fehlt die Grabplatte, obgleich seine Bestattung in Pforzheim gesichert sein soll. Für Ernst Friedrich wird eine Grabplatte (nr.  219) im südlichen Bereich des Chores in Anspruch genommen, die lediglich mit seinen Initialen geschmückt ist und weder Sterbeinschrift noch Grabbezeugung trägt. Glücklicherweise verfügen wir über eine neu entdeckte Beschreibung seines Todes und Begräbnisses99). Daraus ist zu entnehmen, daß der einbalsamierte Leichnam zunächst in einem mit schwarzem Samt ausgeschlagenen Holzsarg sechzehn Tage lang in der Durlacher Schloßkapelle aufgebahrt war, wobei ihm sein Degen und eine Sargtafel aus Zinn mit Inschrift (nr. 218) beigegeben worden ist100). Dann wurde der Sarg für die Einzelbestattung in Pforzheim mit einem Bleisarg umschlossen und dieser wiederum in einen Holzsarg gestellt und feierlich nach Pforzheim überführt.

Jeder Generationswechsel der Auftraggeber hat auch einen Wechsel in der Konzeption hinsichtlich der Bestattungsform bewirkt. Der Auftraggeber des Doppeldenkmals der Markgrafenbrüder (nr. 220), zweifellos Markgraf Georg Friedrich, hat in der Folgezeit weder weitere Grabdenkmäler noch Grabplatten für seine nächsten Angehörigen veranlaßt. Lediglich seinen Schwiegervater, den Wild- und Rheingrafen Friedrich († 1608; nr. 225), und seine unverheiratete Schwester Elisabeth († 1611; nr. 228) hat er noch – der älteren Tradition folgend – im Chorboden bestatten lassen. Noch in seinem Testament von 1615 hatte Georg Friedrich verordnet, daß ihm selbst zu Pforzheim „innerhalb einer jahr frist ein epitaphium … aufgerichtet werden solle“101). Er hat diesen Plan offenbar bald danach aufgegeben. Der Tod seiner ersten Ehefrau, der Wild- und Rheingräfin Juliana Ursula, am 5. April 1614 könnte der Anlaß für den Ausbau einer Gruft unter der Pforzheimer Schloßkirche gewesen sein. Juliana Ursula ist zweifellos in Pforzheim bestattet worden, doch ist keine Grabplatte erhalten. Auch Georg Friedrichs zweite Ehefrau und seine zahlreichen Kinder scheinen weder ein Grabdenkmal noch eine Grabplatte erhalten zu haben, ob sie nun im Durlacher Schloß oder im Exil in Basel oder Straßburg verstorben waren. Offensichtlich sind sie – wie auch Georg Friedrich selbst – nach ihrer Aufbahrung von einem Zinnsarg umhüllt beigesetzt worden. Diese Praxis kam der Unsicherheit im Kriegsgeschehen während des Dreißigjährigen Krieges entgegen. Im Zinnsarg blieben die Toten transportabel. Sie konnten auf der Flucht mitgeführt, in der Erwartung besserer Zeiten im Exil gelagert oder über weite Entfernungen zu Schiff oder auf Wagen transportiert werden. Der Zinnsarg konnte aufwendig mit Gravierungen verziert werden und ausführliche Sarginschriften, Bibeltexte, Wappen und sogar szenische Darstellungen in barocker Manier tragen102). Gegenüber dem spätbarocken Sargtyp – einem mit Samt überzogenen und mit Goldborten geschmückten Holzsarg, der ab 1730 Mode wurde und bis weit ins 19. Jahrhundert hinein verwendet worden ist und keine Inschrift trug – hatte der Zinnsarg überdies den Vorteil, daß seine meist ausführlich gehaltene Sarginschrift über die Person des Verstorbenen Auskunft gab.

Der Prälat Franz Josef Herr (1778–1837), Kenner und Erforscher der Markgrafen-Grablegen, hat 1830 als erster die Vermutung geäußert, Georg Friedrich – und nicht schon sein Großvater, Markgraf Ernst, – habe in Pforzheim die Gruftbestattung eingeführt. In der Tat hat sich frühestens in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts die Gruftbestattung ohne Steindenkmal allgemein bei den Häusern des Hochadels eingebürgert. Bayern, Hessen-Darmstadt, die Höfe in Wolfenbüttel und Kassel sowie der [Druckseite XXXII] Stuttgarter Hof ab 1607 gingen zu der neuen Bestattungsform über103). Der Schlichtheit des unterirdischen Bestattungsortes stand von nun an das immer prunkvoller ausgestaltete Leichenbegängnis gegenüber, an dem die Vertreter aller Stände teilnahmen104). Alles spricht dafür, daß es Markgraf Georg Friedrich war, der die Pforzheimer Gruft unter der Sakristei auf der Südseite des Chores, der sog. Reuchlin-Kapelle, hat einrichten lassen. Dort befand sich ein zweijochiger, mit einem flachen Kreuzgratgewölbe gedeckter Raum als Untergeschoß der dreigeschossigen, um 1470 von Hans Spryß neu erbauten Sakristei. Er diente vermutlich als Beinhaus, nachdem der bisherige Karner unter der sog. Margarethen-Kapelle 1487 durch den westlich anstoßenden Kapellenanbau unzugänglich geworden war. Da der Friedhof bei der Schloßkirche 1588 durch den zentralen Stadtfriedhof, den sog. Oberen Altstädter Friedhof, abgelöst wurde, stand der Karner zur Disposition. Man vermauerte vermutlich die noch schwach erkennbare Türöffnung auf der Westseite105) und legte im Chorinnern hinter dem Lettner einen abwärts führenden Zugang mit Treppenlauf an, der durch eine Falltür verschlossen werden konnte. Diese Maßnahmen lassen sich genau datieren für die Zeit zwischen der letzten, durch Georg Friedrich veranlaßten Erdbestattung seiner Schwester Elisabeth im Chor im Jahr 1611 (nr. 228) und dem Tod seiner ersten Gemahlin, der Wild- und Rheingräfin Juliana Ursula, am 5. April 1614. Sie wurde vermutlich als erste in einem Zinnsarg hier in der neu eingerichteten Gruft beigesetzt106).

Vom Begräbnis oder Grabmal der Juliana Ursula sind keinerlei Spuren oder Nachrichten vorhanden. Eine Erklärung dafür ist, daß ihr Sarg – ebenso wie die Särge ihres Gemahls und ihrer Kinder – Opfer der Katastrophe geworden ist, die 1692 im Pfälzischen Erbfolgekrieg über diese sog. Alte Gruft hereinbrach und die zum Verlust aller dort deponierten Särge geführt hat. Nach dem Bericht des Verwalters Jacob Heyland vom 8. Oktober 1692 waren die Särge der Alten Gruft kurz zuvor von Soldaten erbrochen und weggeführt und die Leichname geschändet worden107). Diesen Ort des Grauens hat man offensichtlich anschließend gemieden und zugemauert. Schon unter Georg Friedrichs Enkel Friedrich VI. (1659–1677) war die Alte Gruft – vermutlich weil der Raum voll mit Särgen belegt war, nicht mehr genutzt worden. Unter diesem Fürsten ist daher auf der Nordseite des Chores 1673 eine neue Gruft von gleichen Dimensionen und ähnlicher Bauart als Gegenstück angelegt worden, die die Särge der Familienglieder dieses Markgrafen und seiner Nachkommen aufnahm108). Diese sog. Neue Gruft blieb 1692 von der Verwüstung verschont und ist bis heute mit ihrem reichen Bestand erhalten. Er setzt mit den Särgen von Friedrichs VI. Gemahlin Christine Magdalene von Pfalz-Zweibrücken († 1662) und beider Tochter Eleonore Friederike († 1658) ein. Die hier aufgestellten Särge und ihre Inschriften sind lückenlos erfaßt, während die Sarginschriften der Alten Gruft bisher als verloren gelten mußten109).

Vor diesem Hintergrund gewinnt ein undatiertes Manuskript GLA 47/47 (Absterben, fürstliche Grüfte) – wohl eine Abschrift älterer Teile, angefertigt im 2. Viertel des 18. Jahrhunderts – besondere Bedeutung, das von Lacroix nicht ausgewertet wurde110). Dieser aus vier unterschiedlichen Teilen von [Druckseite XXXIII] verschiedenen Schreiberhänden zusammengestellte, nicht paginierte Konvolut von 24 Blättern enthält ausnahmslos Grabinschriften. Zu Beginn (fol. 1r–6r) stehen die Grabinschriften der Steindenkmäler und Grabplatten der markgräflichen Familie im Chor. Es handelt sich hier um die wahrscheinlich früheste listenmäßige Erfassung der – korrekt wiedergegebenen – Inschriften im Chor, entstanden im 18.  Jahrhundert. Die Inschriften setzen ein mit der Inschrift des Hochgrabes des Markgrafen Ernst; dann folgen die Inschriften der Grabplatte und des Epitaphs von Bernhard d. J. Danach sind zuerst in chronologischer Abfolge die Grablatten und die zugehörigen Grabdenkmäler an den Chorwänden aufgeführt. Es folgen die Grabplatten der vier Ehefrauen Friedrichs V. (fol. 4v–5r) und schließlich die Inschriften für die fernere Verwandtschaft, für Albrecht Alcibiades von Brandenburg, für den kleinen Pfalzgrafen Karl und für Wild- und Rheingraf Friedrich von Salm (fol. 5v–6r). Die lateinische Inschrift der Grabplatte ist jeweils der deutschen Inschrift des zugehörigen Grabdenkmals vorangestellt. Eine kurze Überschrift bezeichnet das Grabdenkmal jeweils als „bildnus“. Darauf folgen die zwei Inschriften von 1709 und 1723 (fol. 7r–7v). Es sind dies die ältesten Inschriften von insgesamt sieben Aufbahrungs-Gemälden, wie sich anhand der Aufstellung von Lacroix nachprüfen läßt111). Diese Gemälde zeigten die fürstlichen Personen auf ihrem Paradebett – vermutlich in der Durlacher Schloßkapelle – in feierlicher Aufbahrung unter einem Baldachin und von Kerzen in hohen Kandelabern umgeben112). Dann folgen (fol. 8r–13r) – ohne Standortsbezeichnung oder Kommentar – lateinische Inschriften, die ihrem zentrierten und schmalen „Layout“ nach als Sarginschriften anzusprechen sind. In der Tat lassen sie sich identifizieren als die Inschriften von sechs Särgen, nämlich von Friedrich VII. Magnus († 1709) und seiner Mutter Christina Magdalena von Pfalz-Zweibrücken († 1662) sowie von vier Kindern – also von Särgen, die sich heute alle in der Nordgruft von 1673 befinden.

Am Schluß des Manuskripts GLA 47/47 ist ein für die Rekonstruktion des Bestandes in der Alten Gruft besonders wichtiges Konvolut von sechs Blättern (fol. 14r–19r) beigeheftet. Es ist – wie die andern Konvolute – undatiert und von anderer Hand beschriftet. Hier sind u. a. acht bisher unbekannte Grabinschriften, abgefaßt in kunstvoll komponiertem Latein, aufgeführt. Sie sind der zentrierten Anordnung ihres Schriftbildes nach ebenfalls als Sarginschriften anzusprechen und betreffen Personen, die zwischen 1643 und 1679 verstorben sind. Darunter befinden sich zwei bisher unbekannte Sarginschriften für Personen, die vor 1650 gestorben sind und die deshalb hier erstmals vorgestellt werden: für Anna Maria Markgräfin von Baden geborene Freiin von Geroldseck, vierte Gemahlin Friedrichs V., † 1649 (nr. 247) und für Maria Elisabeth Markgräfin von Baden geborene Gräfin von Waldeck, dritte Gemahlin Friedrichs V., † 1643 (nr. 244). Diese beiden Markgräfinnen sind nach Aussage der Sarginschriften in Basel verstorben. Ihre Särge sind 1650 nach Pforzheim transloziert und nicht in der Alten (Süd‑ )Gruft – wie man bei Särgen erwarten würde –, sondern in einem Erdgrab im Chor beigesetzt worden. Dies geht aus den Inschriften ihrer Grabplatten (nrr. 248, 249) eindeutig hervor. In der Tat hat Markgraf Friedrich V. (1594–1659; reg. 1622–1659), der Sohn und Nachfolger Georg Friedrichs, sich nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges und der Rückkehr in seine Stammlande unverzüglich um die Rückführung der Särge seiner Familienglieder bemüht, welche im Exil verstorben und vorläufig in der lutherischen Kirche St. Thomas in Straßburg beigesetzt worden waren113). Offensichtlich befanden sich unter diesen Särgen auch diejenigen seiner dritten Ehefrau Maria Elisabeth und seiner vierten Ehefrau Anna Maria, deren Sarginschriften durch das Manuskript GLA 47/47 wiedergewonnen werden konnten. Schon für seine ersten beiden Ehefrauen Barbara und Eleonora (nrr. 239, 241) hatte Markgraf Friedrich V. die Bestattung in der Alten Gruft gemieden und war zur Praxis der Erdbestattung zurückgekehrt. Auch er selbst hat für seine Person offenbar bestimmt, neben seinen vier Ehefrauen im Boden des Chores in einer Reihe nebeneinander und unter schlichten Grabplatten westlich von den Gräbern Karls II. und seiner Familie beigesetzt zu werden114). Die Grabplatten der Ehefrauen sind als Gruppe einheitlich gestaltet. Obgleich nun [Druckseite XXXIV] mit Inschriften in deutscher Sprache versehen, ähneln sie in der Gestaltung den Platten aus der Zeit Karls II., verzichten aber auf die Rollwerk-Kartuschen der älteren Serie (nrr. 239, 241, 248, 249).

Unter den von Friedrich V. aus Straßburg nach Pforzheim heimgeführten Särgen befand sich zweifellos auch derjenige seines Vaters Georg Friedrich († 1638). Diesen hat Friedrich V. vermutlich in der Alten Gruft neben den Särgen seiner Mutter Juliana Ursula und seiner jung verstorbenen Geschwister beisetzen lassen, wo er offensichtlich bei der Plünderung 1692 spurlos untergegangen ist. Die separat überlieferte Sarginschrift Georg Friedrichs (nr. 243) fehlt in dem Manuskript GLA 47/47 ebenso wie diejenige von dessen erster Gemahlin Juliana Ursula († 1614). Hier ist das Verzeichnis unvollständig; offenbar ist es ohne die Grundlage einer Autopsie vor Ort vor dem Zerstörungsjahr der Gruft 1692 zusammengestellt worden. Es enthält jedoch die Sarginschriften von weiteren sechs bisher unbekannten Särgen. Dabei kann es sich nur um Särge handeln, die vor 1673 in der Alten Gruft des Markgrafen Georg Friedrich standen und die dort 1692 zerstört worden sind115). Eine Begründung für das Fehlen gerade der Sarginschriften des Erbauers und Stifters der Alten Gruft und seiner Gemahlin, deren beider Beisetzung an diesem Ort hinlänglich gesichert erscheint, ist nicht leicht. Eine Hypothese wäre die Annahme, die Särge Georg Friedrichs und seiner Gemahlin seien glatte Zinn- oder Bleisärge oder Holzsärge ohne jede Inschrift gewesen. Diese Hypothese mag nicht recht überzeugen, wenn man die reich mit Inschriften geschmückten, gleichzeitig entstandenen Zinnsärge der württembergischen Herzöge oder anderer Adelshäuser zum Vergleich heranzieht. Da die Analyse des Manuskripts GLA 47/47 den zeitlichen Rahmen der vorliegenden Edition überschreitet, müssen die noch ungelösten Fragen offen bleiben.

Als um 1760 auch der Raum in der Neuen (Nord‑ )Gruft knapp wurde, sind Überlegungen über eine neue Nutzung der Alten Gruft angestellt worden. Der Amtskeller Philipp Jacob Schewermann ließ 1762 die vermauerte Alte Gruft aufbrechen116). Er fand darin die Spuren der Zerstörung von 1692, nämlich Reste von mindestens drei vor 1650 entstandenen Zinnsärgen mit aufgemalten Wappen und Inschriftfragmenten (nrr. 233, 236, 238) sowie Bretter von Holzsärgen; die Gebeine waren in einem Sammelgrab in der Mitte beigesetzt worden. Auf Befehl des Markgrafen wurde die Alte Gruft von diesen Resten gereinigt und zur Neubelegung wiederhergestellt. Sie wurde 1763 durch einen von Süden nach Norden verlaufenden, tonnengewölbten unterirdischen Gang mit der Neuen (Nord‑ )Gruft und deren Treppenzugang verbunden; der separate Zugang auf der Südseite des Chores wurde beseitigt117). In der neu aktivierten Alten Gruft fanden seit etwa 1762 die Familienglieder und Nachkommen des Markgrafen und späteren Großherzogs Karl Friedrich (1728–1811) bis 1860 ihre letzte Ruhestätte118). Auch der erneute Wechsel der Residenz von Durlach 1718 nach der Neugründung Karlsruhe und die 1771 erfolgte Vereinigung aller badischen Landesteile haben die Begräbnistraditionen des Hauses Baden-Durlach zunächst nicht brechen können.

Im Gegenteil scheint man sich von nun an intensiver als je auf seiten der Regierung um die markgräfliche Grablege in Pforzheim bemüht zu haben. Denn unter Leitung des Oberbaudirektors Friedrich Weinbrenner erfuhren beide Grüfte ab etwa 1800 eine Neugestaltung. Durch den Oberamtsassessor und späteren Hofgerichtspräsidenten Karl von Beust ist 1802 offiziell eine vollständige Liste aller in Pforzheim bestatteten Angehörigen des Markgrafenhauses und ihrer Grabinschriften veranlaßt und ein Lageplan dazu gezeichnet worden119). Eine bewußt inszenierte Aufwertung im Sinne eines romantisch verklärten Geschichtsverständnisses erfuhr die Pforzheimer Grablege unter dem Großherzog Leopold (reg. 1830–1852). Als Organisator und Berater diente dem Großherzog – wie schon zuvor bei der Neugestaltung der Grablege in Lichtenthal – der Geistliche Rat Franz Joseph Herr (1778–1837), illegitimer Sohn des Markgrafen und späteren Großherzogs Karl Friedrich (reg. 1738–1811). Leopold hat in Pforzheim ab 1831 eine Instandsetzung des Chores und eine Restaurierung der Denkmäler angeordnet, ergänzt durch eine Farbverglasung mit Wappenfenstern und eine historistische Farbfassung der Architektur. 1833 wurde in der Chormitte ein neugotisches Karl- [Druckseite XXXV] Friedrich-Denkmal von August Moosbrugger enthüllt, 1834 folgte das Helden-Denkmal der 1622 in der Schlacht bei Wimpfen gefallenen Pforzheimer120). Die Aufstellung dieser Denkmäler wirkt wie ein Versuch der Kompensation für die offiziell ab 1830 geplante Verlegung der Grablege der nun großherzoglichen Familie in die Gruft der 1807/16 von Weinbrenner erbauten ev. Stadtkirche zu Karlsruhe. Die Neuanlage einer geräumigen Gruft unter dieser Kirche signalisierte, daß Karlsruhe nunmehr zum Ort der dynastischen Repräsentation und zur großherzoglichen „Haupt- und Residenzstadt“ mit Herrschergrablege aufgestiegen war121). Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß nach den Zerstörungen des 2. Weltkriegs die Särge der letzten regierenden Großherzöge nicht mehr in dieser Gruft, sondern in dem 1889–1896 errichteten Privat-Mausoleum im Karlsruher Schloßpark aufgestellt wurden122).

Zusammenfassend ist festzuhalten, daß weder zur Zeit des Markgrafen Ernst noch zur Zeit Karls II. eine Gruftanlage vorhanden war, obgleich in der Literatur diese Vermutung immer wieder – so auch bei Lacroix – aufscheint. Die Familienangehörigen Karls II. und seines Enkels Friedrich V. sind im Chor in Erdgräbern einzeln bestattet worden. Das schließt nicht aus, daß sie mit Inschriften verzierte Zinnsärge erhielten, wie es für Friedrich V. und zwei seiner Frauen nachweisbar ist123). Die Geschichte der Gruftbestattung beginnt in Pforzheim erst unter Markgraf Georg Friedrich und läuft in drei Phasen ab. Die sog. Alte Gruft ist von Markgraf Georg Friedrich zwischen 1611 und 1614 exklusiv für seine Familie durch den Umbau des Beinhauses unter der spätgotischen Süd-Sakristei geschaffen worden. Von dem 1692 vernichteten Bestand, der bisher hinsichtlich der Anzahl der Särge und der Identität der Personen unbekannt war, konnten einzelne Sarginschriften wieder aufgefunden werden. Die vor 1611 von Georg Friedrich veranlaßten Bestattungen sind ebenfalls Einzelbestattungen im Chorboden, so vor allem für seinen Bruder Ernst Friedrich, für den jüngst nicht nur der Text der Sargtafel (nr. 218), sondern auch eine genaue Schilderung der Begräbnisfeierlichkeiten entdeckt werden konnte. Verwandte, die nicht unmittelbar der Familie der regierenden Markgrafen angehörten, sind nicht in der Gruft, sondern ebenfalls im Boden des Chores unter Grabplatten (nrr. 154, 193, 225, 228) beigesetzt worden. Daraus folgt, daß die Gruftbestattung exklusiv der jeweils regierenden markgräflichen Familie vorbehalten war. Eine zweite Phase der Gruftbestattung setzte 1673 mit dem Bau und der Belegung der Neuen Gruft auf der Nordseite des Chores unter Markgraf Friedrich VI. ein. Der Bestand mit 16 Särgen ist im wesentlichen bis heute erhalten124). Die dritte Phase der Gruftbestattungen begann 1762 mit der Wiedereröffnung der Alten (Süd‑ )Gruft, die zwischen 1692 und 1762 zugemauert und unzugänglich gewesen war. Diese Gruft wurde renoviert, mit der Neuen Gruft durch einen Gang verbunden und zwischen 1785 und 1860 mit 24 Särgen belegt.

3.4. Die kath. Barfüßerkirche (Franziskaner-Klosterkirche St. Maria)

Der Chor der Barfüßerkirche westlich der Schloßkirche ist der einzige Überrest der drei ehemals in Pforzheim ansässigen Bettelordensklöster. Das Franziskaner- oder Minoritenkloster existierte bereits 1278, wie aus dem Testament der Elisabeth, Tochter des Pfalzgrafen Konrad von Tübingen und Ehefrau des Grafen Otto II. von Eberstein, hervorgeht125). Vermutlich ist der Baubeginn um 1270 anzusetzen, wobei zunächst an die Konventgebäude zu denken ist. Die Klosterkirche mit ihrem dreijochigen gewölbten Langchor war um 1280/90 – also etwa gleichzeitig mit dem südlichen Nebenchor der Schloßkirche – fertiggestellt. Die Kirche hat als Grabstätte niemals große Bedeutung [Druckseite XXXVI] erlangt. Im Chor vor dem Hochaltar befand sich ehemals das Grabmal eines prominenten spätgotischen Kirchenfürsten, des 1467 verstorbenen Speyerer Bischofs Johann II. von Enzberg. Weder Gestaltung noch Wortlaut der Grabinschrift sind überliefert126).

Das Langhaus wurde im Orléans’schen Krieg 1689 zerstört, seine Ruine 1744 niedergelegt. Ausgrabungen ergaben 1938/39, daß es sich um eine dreischiffige, flachgedeckte Halle gehandelt hat. Bei dieser Gelegenheit wurde eine Serie von acht Grabplatten in situ aufgedeckt und im Bereich des sog. Archivbaues (ehemals Reuchlin-Museum) aufgestellt. Fast alle diese Grabplatten sind 1945 dort zerstört worden, ohne daß ihr Aussehen dokumentiert worden wäre. Nur die figurengeschmückte Grabplatte der Margreth Lutz von Ehingen († 1552) ist in die Kirche zurückgekehrt (nr. 146) und bildet nun dort das Gegenstück zu dem Äbtissinnengrabmal von 1374 aus der Dominikanerinnen-Klosterkirche (nr. 24). Nach der Aufhebung des Klosters im Gefolge der Reformation wurde die Kirche zeitweilig als Kornspeicher genutzt. Daß die Franziskaner um 1635 wieder für kurze Zeit von der Kirche Besitz genommen hatten, beweist das Grabplattenfragment des spanischen Soldaten Pedro de Salazar (nr. 245) aus dem Dreißigjährigen Krieg. 1825 hat die kath. Gemeinde den Chor gekauft und dem Gottesdienst wieder zugeführt. Er wurde 1945 bis auf die Umfassungsmauern zerstört und bis 1959 wieder benutzbar gemacht.

3.5. Die ev. Stadtkirche (Dominikaner-Klosterkirche St. Stephan)

Die Ansiedlung der Dominikaner in Pforzheim wird mit dem für 1260 überlieferten Ritualmord an dem Kind Margaretha in Verbindung gebracht (nr. 1). Die erste Schenkung an das Kloster erfolgte 1294127). Zu dieser Zeit war die Kirche bereits vollendet, denn eine 1858 auf dem Klostergelände ausgegrabene Grabplatte einer Irmingart von Roßwag geborene von Magenheim von 1291 bietet dafür einen klaren Quellenbeleg (nr. 3). Die Kirche war so geräumig, daß sie nach Aufhebung des Klosters 1566 zur evangelischen Stadtkirche bestimmt wurde. Beim Stadtbrand 1692 brannte auch diese Kirche aus. Die Einweihungspredigt von 1721 nach dem Wiederaufbau informiert über ihre Bauform: die dreischiffige Basilika des Mittelalters wurde in eine quer orientierte Saalkirche mit zwei Emporen-Geschossen und einem Fürstenstand verwandelt und erhielt anstelle der Gewölbe im Chor eine barocke Holzdecke. Im Jahr 1787 brannte die Kirche erneut vollständig ab und wurde nicht mehr aufgebaut, denn der evangelische Gottesdienst ist von da an in der Schloßkirche gefeiert worden. Die letzten Reste des Dominikanerklosters mit seiner großen mittelalterlichen Kirche sind seit dem Abtragen der Ruine 1792/1812 spurlos untergegangen. Kurz vor Abriß der Konventbauten mit dem Kreuzgang sind 1743 noch siebzehn – heute verlorene – Inschriften-Denkmäler verzeichnet worden, darunter das Epitaph, das Johannes Reuchlin für seine Mutter Elissa bald nach 1501 gestiftet hatte (nr. 101)128). Vor der Zerstörung von 1692 scheint die Kirche vom Niederadel bevorzugt worden zu sein, denn hier befanden sich Grabstätten der Leutrum von Ertingen (nrr. 121, 137), Hertingshausen (nrr. 208, 231) und Rüppurr (nrr. 172, 179, 187), darunter das vor 1566 entstandene Grabdenkmal des Haushofmeisters Beatus von Rüppurr und seiner Familie, die vor dem Kruzifix kniend dargestellt war. Gehres überlieferte 1811 das Grabmal des Johann Rupert Fleischmann († 12. September 1628)129). Leider verzichtete Gehres auf die Wiedergabe der Inschrift, schilderte aber die Position des Denkmals. Es war zuletzt als Gegenstück zu dem Epitaph der Elissa Reuchlin (nr. 101) beim Hauptportal [Druckseite XXXVII] der ev. Stadtkirche „mit eisernen Klammern befestigt“. Diese beiden Grabmäler waren bis zum Abriß der letzten Reste der Kirche 1812 als einzige Stücke aus der Zeit vor 1689 erhalten geblieben.

3.6. Die Dominikanerinnen-Klosterkirche U. L. Frau und St. Maria Magdalena

Das dritte Bettelordenskloster Pforzheims war ein Frauenkloster der hll. Maria und Maria Magdalena, 1257 erstmals mit einer Schenkung bedacht und zunächst als Kloster der Reuerinnen bezeichnet, vor 1287 aber dem Dominikanerorden inkorporiert130). Nach der Fülle von Besitzungen, die das zunächst außerhalb der Stadtmauern liegende Kloster an sich brachte, müssen das 13. und 14. Jahrhundert Blütezeiten dieser Institution gewesen sein. Der Gründungsbau der Kirche des 13. Jahrhunderts war eine typische einschiffige Saalkirche mit geradem Chorschluß und einer Nonnenempore im Westen. Nach einer Brandkatastrophe im Jahr 1409 berief Markgraf Bernhard I. den Straßburger Münsterwerkmeister – wohl Ulrich von Ensingen – als Berater für den Wiederaufbau131). Am 4. Oktober 1460 hat Bischof Johann II. von Enzberg dem Kloster verschiedene Ablässe erteilt. Dabei wurden Wandgemälde mit einer Darstellung des gekreuzigten Christus und Marias im Dormitorium sowie ein offenbar besonders kostbares Altarkreuz erwähnt.

Gegen die Einführung der Reformation 1556 wehrten sich die Nonnen erbittert, bis die Abfindung und Umsiedlung des Konvents nach Kloster Kirchberg bei Sulz am Neckar (Lkr. Rottweil) im Jahr 1564 erfolgte132). Aus der Schilderung der Vorgänge durch die Nonne Eva Magdalena Neyler aus den Jahren 1556 bis 1564 geht hervor, welche Maßnahmen der Kanzler Martin Achtsynit (nr. 205) ergriff und wie er schließlich 1561/62 die Altäre und Heiligenbilder der Kirche entfernen ließ. Nach dem Abzug der Nonnen wurde das städtische Spital in das Kloster verlegt. Das alte, 1322 von Markgraf Rudolf IV. und seiner Gemahlin Luitgard gegründete Heiliggeist-Spital östlich des Klosters wurde aufgehoben. Bei der Stadtzerstörung 1689 wurde das (1564 neu konstituierte) Spital so weitgehend zerstört, daß die Neubaumaßnahmen zur Errichtung eines Waisen- und Zuchthauses im 18. Jahrhundert lediglich die Umfassungsmauern der Klosterkirche einbeziehen konnten. Im Jahr 1767 lag hier die Produktionsstätte von Taschenuhren mit den Insassen des Waisenhauses als billigen Arbeitskräften. Die gesamte Anlage wurde durch den Bombenangriff von 1945 und durch die anschließende Neuplanung dem Erdboden gleichgemacht. Dies ermöglichte aber archäologische Untersuchungen auf dem sog. Waisenhausplatz, bevor hier die Neubauten der Stadthalle, des Stadttheaters und des Parkhotels aufwuchsen133).

Die Grabungen auf dem Waisenhausplatz haben eine Reihe von kleinformatigen Spolien von Grabplatten mit Inschriftenresten zutage gebracht, deren Wert in ihrem hohen Alter liegt, denn sie gehören noch überwiegend dem 13. und 14. Jahrhundert, also der Blütezeit des Klosters, an (nrr. 8, 9, 10, 12, 24, 116, 124). Angesichts des fast völligen Verlustes des Inschriftengutes der Pforzheimer Klöster sind diese bescheidenen Original-Reste durchaus relevant. Als Glücksfall ist zu werten, daß in der einzigen gut erhaltenen Grabplatte zweier Dominikanernonnen von 1377 ein frühes Figurendenkmal der an Bildhauerarbeiten so armen Stadt zufällig der Zerstörung entging (nr. 24). In dieselbe Zeit geht eine fromme Legende von der englischen Königstochter Euphemia zurück, die 1367 im Dominikanerinnenkloster starb und von den Nonnen als Schutzpatronin und Wundertäterin verehrt wurde. Ihr verlorenes Grabmal und ihr Reliquienschrein sind bezeugt. Da der Baden-Badener Jesuit Philipp Fehnle134) – wie bei der Aufwertung des Ritualmordes der Margaretha (nr. 1) – auch hier seine Hand im Spiel hatte, könnte man die Legende als Erfindung der Gegenreformation am Ende des Dreißigjährigen Krieges abtun, wenn nicht Ladislaus Sunthaim (ca. 1445–ca. 1512/13) Anfang des 16.  Jahrhunderts ausdrücklich von einem Grab – vermutlich handelte es sich sogar um ein Hochgrab – der Euphemia im Pforzheimer Magdalenenkloster berichtet hätte135). Daß das Dominikanerinnenkloster [Druckseite XXXVIII] die besondere Gunst der markgräflichen Familie genoß, wird darin deutlich, daß wiederholt Töchter des Hauses als Nonnen eintraten und in der Klosterkirche ihr Grabmal erhielten, so Margarethe († 1431) und Brigida († nach 1441), beide Töchter des Markgrafen Bernhard I.136). Ferner soll sich hier das Grabmal der Ottilia, Tochter des Markgrafen Christoph I., befunden haben, die hier als Dominikanerin 1527 gestorben ist137).

3.7. Das Heiliggeist-Spital und seine Kirche

Markgraf Rudolf IV. († 1348) und seine erste Gemahlin Luitgard von Bolanden († 1326), Witwe Graf Albrechts I. von Löwenstein, gründeten 1322 in Pforzheim ein Spital auf einem Gelände, das sie von dem Pforzheimer Schultheißen und Richter Heinrich von Eberdingen († 1324; nr. 14) erworben hatten138). Am 24. September 1323 übergaben sie den vollendeten Gebäudekomplex mit Kirche an den Heiliggeist-Orden mit dem Haupthaus Santa Maria in Sassia in Rom. Daß auch die Spitalkirche Begräbnisstätte war, ist durch Meßstiftungen von 1401 und 1422 belegt, die ausdrücklich mit Bestimmungen über die Bestattung der Stifter verbunden waren139). Nach Aufhebung des Heiliggeist-Ordens im Gefolge der Reformation und nach der Einrichtung eines neuen Spitals im ehemaligen Kloster der Dominikanerinnen verkaufte Markgraf Karl II. die Gebäude an einen Handwerker. Die Heiliggeist-Kirche wurde nach ihrer Schließung zur „Metzig“ umgebaut. Im Jahr 1631 sollen hier noch Gemälde und Grabsteine vorhanden gewesen sein140). Das städtische Schlachthaus als Nachfolgebau ist 1945 zerstört worden.

3.8. Die Heiligkreuz-Kirche in der Brötzinger Vorstadt

Die erste Erwähnung einer Heiligkreuz-Kapelle141) außerhalb der Stadtmauer der Kernstadt, in der Brötzinger Vorstadt gelegen, findet sich in der Bestätigung einer Pfründenstiftung durch die offensichtlich wohlhabende Pforzheimer Bürgerin Katharina Nettinger vom 29. November 1426142). Katharina Nettinger und ihre Brüder sind mehrfach in Urkunden, aber auch durch ihre Grabmäler als steinernen Quellen nachweisbar (nrr. 34, 48). Die Kapelle war ein einschiffiger, dreiseitig geschlossener Kirchenraum mit einem Dachreiter und diente den Bewohnern der Brötzinger Vorstadt, einer spätmittelalterlichen Stadterweiterung, als Gotteshaus und Begräbnisstätte. Baumaßnahmen zur Erweiterung sind für 1615 und 1625 bezeugt. Nach der Stadtzerstörung 1692 wurde die Kirche wiederhergestellt und als evangelische Kirche genutzt, aber 1824 abgerissen. Nach dem Bericht von Pfarrer Philipp Jacob Bürcklin 1737/38 besaßen noch im 18. Jahrhundert viele wohlhabende Bürger in der Kirche und auf dem Kirchhof ihr exklusives „Erb-Begrebdnus“143).

3.9. Zur Geschichte der Pforzheimer Friedhöfe

Die Altstädter Pfarrkirche St. Martin ist die älteste Begräbnisstätte der Stadt. Die Kirche war seit ihren Anfängen von einem ausgedehnten ummauerten Kirchhof umgeben, der bis ins 19. Jahrhundert hinein bestand und auch den umliegenden Filialdörfern Dillstein, Huchenfeld, Weißenstein und Würm bis 1861 als Begräbnisplatz diente144). Obgleich ab 1588 der „Obere Altstädter Friedhof“ [Druckseite XXXIX] angelegt worden war, ist der Altstädter Kirchhof weiter benutzt worden, wie die wenigen an den Außenwänden des Chores eingelassenen Grabplatten oder Epitaphien zeigen (nrr. 167, 189, 198, ferner Epitaphien aus den Jahren 1839, 1843, 1844 sowie das Denkmal der Familie Benckiser mit Sterbedaten von 1822 bis 1858). Im Jahr 1861 wurde der Kirchhof geschlossen. Das Epitaph der Familie Pfeiffer von 1608 (nr. 224), ursprünglich außen an der Umfassungsmauer des Kirchhofs, konnte in der Turmvorhalle von 1872 geschützt aufgestellt werden.

Grundsätzlich waren alle Kirchenbauten Pforzheims im Mittelalter mit Kirchhöfen zur Bestattung der Toten verbunden145). Der seinem Rang nach bedeutendste Begräbnisplatz der Stadt war seit dem 13.  Jahrhundert die aus der Burgkapelle der Markgrafenburg hervorgegangene Schloßkirche, seit 1460 Kollegiatstiftskirche St. Michael. Auch sie war mit einem Friedhof umgeben und besaß ein älteres Beinhaus unter der sog. Margarethen-Kapelle und ein jüngeres unter der zweigeschossigen Sakristei von ca. 1470. Ein Begräbnis im Innern der Kirchen war vor allem den Angehörigen des Klerus vorbehalten, wie sich an der großen Zahl der in der Schloßkirche aufgefundenen Priester-Grabplatten ablesen läßt. Bereits im 13. und 14. Jahrhundert wurde das Begräbnis von Laien im Kirchenraum üblich. Allerdings waren dies ausnahmslos Angehörige der sozial führenden Schicht der Stadt, wie ihre Grabplatten zeigen, nämlich Angehörige der Familien Göldlin, Goeslin, Flad, Rot gen. Veyhinger, Wels, Weiler u. a. (nrr. 2, 3, 11, 13, 14, 16, 18, 19, 20 u. ö.). Einige bezeichneten sich auf ihren Grabplatten ausdrücklich als civis in Pforzheim, wohl in Analogie zu der Bezeichnung miles beim Niederadel (nrr. 16, 22)146). Das Begräbnisrecht im Kircheninneren erwarb man im allgemeinen durch Seelgerätstiftungen, deren Bedingungen und Gebetsleistungen im einzelnen schriftlich festgelegt waren. Diese mit einem bestimmten Altar verbundenen Pfründen verblieben oft durch mehrere Generationen hindurch bei derselben Familie, was sich nach den Grabplatten einzelner Familien – wie derjenigen der Göldlin, Rot gen. Vaihinger oder Goeslin – vermuten läßt.

Einer der Hauptpunkte der lutherischen Reformation war die Ablehnung jeder Form des liturgischen Totengedenkens. Martin Luthers Theologie brach mit der Tradition des Totenkults in der katholischen Kirche, die von der Gemeinschaft der Lebenden mit den Toten ausging. Hierzu äußerte sich Luther drastisch in der Vorrede zu den Begräbnisliedern 1542: „Haben wir in unsern Kirchen die Bepstischen Grewel, als Vigilien, Seelmessen, Begengnis, Fegfewr und alles Gauckelwerck, fur die Todten getrieben, abgethan etc.“147). Luther verband damit die Forderung der Verlegung der Friedhöfe vor die Stadtmauern. In Pforzheim kam man dieser Forderung 1587 mit der Anlage des ersten allgemeinen Friedhofs (nrr. 201, 202) nach, der nördlich von der Altstadt und weit östlich von der „Neustadt“ gelegen war. Er wurde „Oberer Altstädter Gottesacker“ genannt zur Unterscheidung vom „Altstädter Kirchhof“ unmittelbar bei der Altstädter Kirche St. Martin.

Das Kirchenbegräbnis war auch nach Einführung der Reformation von Bedeutung, denn einmal war es durch jahrhundertelange Übung zu einer Tradition für die Oberschicht geworden, zum andern markierte es den Platz der Familie innerhalb der sozialen Hierarchie der Stadtgemeinde im öffentlichen Raum. Nicht zuletzt bot sich hier eine Einnahmequelle für die kirchliche Verwaltung, da die Grabplätze je nach ihrer Lage weiterhin nur gegen gestaffelte Gebühren vergeben wurden. Wie die überlieferten Denkmäler zeigen, sind auch nach 1556 Hofbeamte und Angehörige der Oberschicht in der Schloßkirche und in der evangelischen Stadtkirche, der ehemaligen Klosterkirche der Dominikaner, bestattet worden. Sie stifteten dort Grabplatten sowie steinerne oder hölzerne Epitaphien (nr. 159 mit der zugehörigen Grabplatte nr. 21, ferner nrr. 166, 170, 172, 184, 188 u. ö.). Da nach der Aufhebung der Klöster die dort befindlichen und im Spätmittelalter beliebten Begräbnisstätten verschwanden – wie z. B. im Kreuzgang des Dominikaner-Klosters –, wurde der neue Friedhof für die Allgemeinheit zu einer Notwendigkeit.

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Der „Obere Altstädter Friedhof“ von 1587 besaß mit der „Altstädter Gottesacker-Kirche“ eine rechteckige Kapelle mit einem Totenglöckchen im Dachreiter. Der Bau wurde bei der ersten großen Stadtzerstörung 1692 vernichtet, aber 1711 neu erbaut. Seine Außenwände und vermutlich auch das Innere waren noch im 19. Jahrhundert mit steinernen Epitaphien der Bürgerschaft geschmückt. Ein Teil dieser Denkmäler stammte vom Kirchhof der Heiligkreuz-Kapelle in der Brötzinger Vorstadt. Obgleich dieser Kirchhof schon 1800 geschlossen worden war, sind eine Reihe von Epitaphien im 19. Jahrhundert gerettet und im Bereich des Oberen Altstädter Friedhofs aufgestellt worden. Angesichts der sprunghaften Zunahme der Bevölkerung bedurfte der Obere Altstädter Friedhof im 19. Jahrhundert dringend einer Erweiterung. Deshalb wurde 1863 jenseits der Ausfallstraße nach Osten an den Gleisen der Eisenbahn ein Friedhof angelegt. Dieser sog. „Alte Friedhof“ war bald wieder voll belegt und wurde schon 1877 wieder geschlossen. Die Friedhofsteile zu beiden Seiten der Lindenstraße sind unter dem Namen „Oststadtpark“ bzw. „Alter Friedhof“ in Parkanlagen verwandelt worden. Bei Schließung des Friedhofs und dem Abbruch der „Gottesacker-Kirche“ im Jahr 1898 hat man die Epitaphien nicht alle beseitigt oder einfach dem Zerfall überlassen, obgleich ihre umfangreichen barocken Grabinschriften dem Zeitgeschmack keineswegs entsprachen148). Offenbar hatte man schon damals erkannt, daß gerade diese Denkmäler das Andenken an alte Pforzheimer Bürger- und Handwerker-Familien wachhielten und Informationsquellen über den bürgerlichen Mittelstand waren, über eine soziale Schicht, deren Erforschung bis heute eher im Schatten steht. Heute befindet sich ein Teil dieser Denkmäler zusammen mit Stücken aus dem späten 17. und dem 18. Jahrhundert im Wandelgang des Hauptfriedhofs (nrr. 181, 190, 202, 203, 207 u. ö.). Eine geringe Anzahl kleinerer Epitaphien verblieb an einem Stück der ehemaligen Umfassungsmauer im Oststadtpark; von dort konnten in den letzten Jahren die noch dem 18. Jahrhundert angehörigen Stücke ebenfalls auf den Hauptfriedhof gebracht und dort gesichert werden. Hingegen besitzt der gegenüberliegende Friedhofspark entlang der Bahnlinie bis heute eine Anzahl von Denkmälern im Stil der Gründerzeit, für die wegen ihrer Dimensionen noch keine befriedigende Lösung gefunden werden konnte.

Als Ersatz für den Oberen Altstädter Friedhof ist 1877 hoch über der Nordstadt in Berglage der „Friedhof auf der Schanz“ angelegt worden. Er wurde in der Folgezeit immer wieder erweitert, bis er schließlich in den heutigen Hauptfriedhof integriert wurde. Dessen Neuplanung konnte in den Jahren 1914 bis 1917 realisiert werden149). Das Gelände ist als ein weiträumiger, in einzelnen Partien symmetrisch gegliederter Landschaftsgarten nach Plänen des Pforzheimer Gartenbaudirektors L. Hoffmann gestaltet und wirkt heute bei allem neubarocken Pathos wie ein naturnaher Waldpark. Herzstück der Anlage ist die Architektur der Eingangsseite im Westen, bestehend aus einer Eingangshalle, von der aus ein langgestreckter Wandelgang die Anlage im Westen begrenzt. Der L-förmige Arkadengang biegt dann im Winkel um und führt nach Osten auf den Kuppelbau der Friedhofskapelle zu. Es handelt sich also um zwei Flügel einer sog. „Camposanto-Anlage“, einem Kreuzgang nicht unähnlich, dessen geschlossene Rückwände Platz zur Anbringung von Wand-Denkmälern bieten150). Offenbar sind die ersten historischen Grabmäler vom Oststadtpark, dem aufgelassenen Oberen Altstädter Friedhof, bereits bald nach der Einweihung des Friedhofs 1917 hier aufgestellt worden. Nach Lacroix waren im Jahr 1939 bereits siebzehn Stücke hierher verlagert151).

Dieser Wandelgang ist – auf die Initiative des Städtischen Kulturamtes hin – in den letzten Jahren eine Art Sammelplatz für weitere Grabmäler geworden, die nach Abbruch oder Vernichtung ihrer ursprünglichen Standorte am Archivbau (ehem. Reuchlin-Museum), im Stadtarchiv, im Stadtmuseum im Stadtteil Brötzingen oder an anderen Orten geborgen waren. Dadurch ist jetzt unter den Arkaden dieser stimmungsvollen Camposanto-Anlage eine Art Epitaph-Museum entstanden. Es vereinigt zweiunddreißig Stücke aus der Zeit zwischen 1588 (nr. 202) und dem frühen 19. Jahrhundert und erschließt dem Besucher die Texte der Grabinschriften auch inhaltlich durch eine vorbildliche Beschriftung152). Zugleich aber begleiten diese Grabdenkmäler als Zeugnisse der Frömmigkeit vergangener Jahrhunderte die Trauernden von heute auf dem Weg zu den Gräbern.

4. Zur Überlieferung der Inschriften

Der Katalog umfaßt 250 gezählte Inschriften. Davon sind 158 Stücke erhalten. Dies entspricht etwa zwei Dritteln (63,2%) der Gesamtzahl. Damit ähnelt das Bearbeitungsgebiet in seinen Zahlenverhältnissen dem benachbarten Landkreis Calw153) mit 65% erhaltenem Inschriftengut. Dort war dies der Tatsache zu verdanken, daß die Klöster Hirsau und Herrenalb relativ reich an alten Inschriften waren und sich deshalb der kopialen Überlieferung als Arbeitsfeld anboten. Dagegen besitzen die benachbarten und bereits bearbeiteten Gebiete Enzkreis154) mit 80% und Landkreis Karlsruhe155) mit 72,5% noch im Original erhaltener Inschriften weder ein ausgesprochenes städtisches Zentrum mit mehreren Kirchen aus dem Mittelalter, noch – abgesehen von Maulbronn – inschriftenreiche klösterliche Niederlassungen. Ein Zahlenverhältnis, bei dem die im Original erhaltenen Inschriften überwiegen, zeigt im allgemeinen an, daß es sich um ein Bearbeitungsgebiet ohne Kopialüberlieferung handelt, d. h. ein Gebiet, in dem sich in vorangegangenen Jahrhunderten kaum jemand bereit gefunden hat, Inschriften zu dokumentieren, abzuschreiben, abzuzeichnen oder gar zu photographieren156). Wenn also für die Stadt Pforzheim ein Drittel der Inschriften zwar nicht erhalten, aber kopial nachweisbar ist, so weist dies zwar nicht auf eine systematische und umfassende Kopialüberlieferung, aber doch auf ein erhebliches Interesse an historischen Inschriften in der Vergangenheit der Stadt hin, kurzum auf ein Zentrum, das nicht ohne historisches Bewußtsein gewesen ist.

Der Anteil der Erstveröffentlichungen soll hier nicht näher beziffert werden. Denn genau genommen sind fast alle hier publizierten Inschriften Neuveröffentlichungen, da sie erstmals systematisch und gemäß dem innerhalb des Deutschen Inschriftenwerks entwickelten wissenschaftlichen Standard bearbeitet und dokumentiert werden157).

Die vorliegende Inschriftenedition konnte sich auf das 1939 erschienene Kunstdenkmäler-Inventar der Stadt Pforzheim stützen158). Gerade angesichts des fast totalen Verlustes der Pforzheimer Altstadt-Substanz wird deutlich, daß ohne dieses Werk der „klassischen“ Denkmäler-Inventarisation unsere Kenntnis von den – durch den Bombenangriff von 1945 zerstörten – Pforzheimer Inschriften-Denkmälern auf den Nullpunkt gesunken wäre159). Dank der präzisen Bearbeitung unter der Leitung von Emil Lacroix sind fast alle zu seiner Zeit in Pforzheim vorhandenen historischen Inschriften wenigstens in ihrem Wortlaut schriftlich überliefert worden. Ihr Aussehen und ihre Gestaltung im einzelnen sind freilich nur im Telegrammstil umrissen. Die Bilddokumentation ist unvollständig, denn sie ist einseitig auf den Bestand der Schloßkirche ausgerichtet. Selbst die großen Grabdenkmäler der Markgrafen-Grablege im Chor der Schloßkirche sind nicht vollständig abgebildet. Von den Grabplatten der Markgrafen im Boden des Chores ist nur ein einziges Exemplar ausgewählt. Inschriften außerhalb der Schloßkirche wurden zwar im Wortlaut wiedergegeben, aber abgebildet sind nur einige herausragende Stücke. Verdienst des Heimatforschers Oskar Trost ist es, 1962 eine Art Bestandaufnahme des in der Schloßkirche nach den Kriegszerstörungen noch vorhandenen und verlorenen Inschriftenschatzes vorgelegt zu haben. Trost hat nach der 1957 abgeschlossenen Neuaufstellung alle Grabmäler im Kircheninneren und außen am Chor aufgelistet und jeweils auf die Wiedergabe der Inschrift im Kunstdenkmäler-Inventar verwiesen160). Ziel des Inschriftenbandes mußte nun eine möglichst vollständige Dokumentation der Pforzheimer Inschriften sein, insbesondere der Reste des außerhalb der Schloßkirche in der Stadt noch nachweisbaren Inschriftengutes. Ferner sollte versucht werden, durch Überprüfung der kopialen Überlieferung weitere verlorene Inschriften nachzuweisen. Schließlich sollte der Versuch gemacht werden, die Geschichte der markgräflichen Grablege genauer herauszuarbeiten.

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In Pforzheim selbst ist die Quellenlage katastrophal, da das Stadtarchiv im Orléans’schen Erbfolgekrieg 1689/92 ausgelagert wurde und dabei alle älteren Bestände verlorengingen. Die neueren Archivalien verbrannten 1945 bei der Stadtzerstörung. Dennoch war der dort im neuerstandenen Stadtarchiv vorhandene komplette Bestand an heimatgeschichtlicher Literatur für die Bearbeitung des Pforzheimer Inschriftengutes wertvoll161). Für die Zukunft wird eine Auswertung der in anderen Archiven Südwestdeutschlands lagernden Archivalien zur Pforzheimer Stadtgeschichte geplant162).

In Karlsruhe sind Archivalien des Generallandesarchivs, der Badischen Landesbibliothek und des Evang. Landeskirchlichen Archivs zu überprüfen gewesen. Hier sollen nur die wichtigsten Ergebnisse dieser Archivarbeit zusammengefaßt werden. Das Generallandesarchiv besitzt eine Fülle von Material zur Stadtgeschichte, namentlich innerhalb der Abt. 171/Pforzheim (Amt und Stadt) sowie Abt. 47 (Haus- und Hofsachen, darin: Absterben, Fürstliche Grüfte). Es handelt sich hier fast ausschließlich um Material des 18. und 19. Jahrhunderts, aus dem immer wieder verstreute Einzelheiten zur älteren Geschichte der fürstlichen Grablege zu gewinnen waren. Nützlich war auch die Durchsicht der Kirchenvisitations-Protokolle, darin vor allem die Diözesanbeschreibung 171/1514–1515 des Pforzheimer Specialis Philipp Jacob Bürcklin (1692–1760) aus dem Jahr 1737 mit Beschreibung der Pforzheimer Kirchen und Wiedergabe einer Auswahl von Grabinschriften. Die Diözesanbeschreibung von 1743 von Pfarrer Johann Jacob Wechsler (im Amt ab 1742) war vor dem 2. Weltkrieg nur noch in einer Abschrift im Pforzheimer Stadtarchiv vorhanden; die Abschrift ist 1945 verbrannt, aber zuvor von Emil Lacroix ausgewertet worden (hier zitiert: Wechsler, Inscriptiones 1743). Die Abt. 65 (Handschriften)163) enthält ungedruckte Manuskripte und Kollektaneen von Historiographen und Archivaren – wie Johann Friedrich Jüngler († 1632), Philipp Fehnle (1606–1660), Johann Friedrich Herbster (1711–1763) u. a. Sie nehmen namentlich auf Pforzheim als Grablege der Markgrafen Bezug, enthalten jedoch keine vollständige und systematische Wiedergabe der Inschriften, sondern nur einzelne Zufallsfunde. Unter diesen ist ein Sammelband 65/1074 mit Miscellanea von Baden aus dem 18. Jahrhundert zu erwähnen, dem ein neunseitiges Konvolut mit dem Titel „Memorabilia Phorcensia“ mit zahlreichen Inschriften aus verschiedenen Kirchen beigebunden ist. Diese Zusammenstellung stammt vermutlich von dem Pforzheimer Pfarrer Gottlieb Berchtold Deimling (1711–1773)164), der mit Johann Christian Sachs, dem badischen Haus-Historiker, in Briefwechsel stand und Vorarbeiten für dessen Geschichtswerk lieferte165).

Bei den meisten Inschriftensammlungen standen die Denkmäler der markgräflichen Grablege im Chor der Schloßkirche im Vordergrund. Da sie ja – wenn man von den älteren Särgen absieht – lückenlos erhalten und auch immer wieder in Druckwerken dokumentiert sind, kann auf das Literaturverzeichnis verwiesen werden. Als besonders wichtige und vollständige Quelle soll das Manuskript GLA HFK 510 mit den Collectanea des Franz Josef Herr (1778–1837)166) von 1830 als ein besonders zuverlässiges Dokument herausgehoben werden. Herr war Pfarr-Rektor in Kuppenheim und päpstlicher Protonotar sowie Träger verschiedener geistlicher Ämter und Titel. Sein Lebenswerk war die Erforschung und Neugestaltung der markgräflichen Grablegen in Backnang, in der Fürstenkapelle des Frauenklosters Lichtenthal, in der Stiftskirche Baden-Baden und in der Pforzheimer Schloßkirche. Als natürlicher Sohn Karl Friedrichs genoß er das Vertrauen des Großherzogs Leopold (reg. 1830–1853), seines Halbbruders, und hatte deshalb offenbar weitgehend freie Hand als Organisator [Druckseite XLIII] der dynastischen Gedenkstätten des Badischen Hauses. Teil V des erwähnten Manuskripts enthält eine Beschreibung der Pforzheimer Markgrafen-Grablege mit der vollständigen, auf Autopsie zurückgehenden Wiedergabe der Grabinschriften der Grabdenkmäler und Grabplatten im Chor sowie eine Aufzählung der Särge in beiden Grüften. Daran schließen sich einige ausgewählte Grabinschriften im Langhaus und kolorierte Planzeichnungen der beiden Grüfte an. Damit ist der Zustand der Grablege zur Zeit von Herr, d. h. kurz vor der umfassenden Restaurierung unter Großherzog Leopold 1832–38, eindeutig umrissen. Herr setzte sich eingehend mit der kontrovers diskutierten Geschichte der Gruft auseinander, verzichtete aber auf die Wiedergabe der Sarginschriften, weil die Grüfte nicht Gegenstand der von ihm geplanten Neuinszenierung des Chores als einer „dynastischen Weihestätte des Hauses Baden“ waren.

Vor diesem Hintergrund gewinnt das oben schon beschriebene, leider undatierte Manuskript GLA 47/47 (Absterben, fürstliche Grüfte) besondere Bedeutung, aus dem neue Erkenntnisse zur Belegung der sog. Alten (Süd‑ )Gruft gewonnen werden konnten. Zur Kontrolle des komplizierten Sachverhalts, der in diesem Rahmen nicht ausführlich dargelegt werden soll, zumal die Vorgänge vorwiegend die Zeit nach 1650 betreffen und außerhalb der hier angewendeten Zeitgrenze liegen, wurden zwei umfassende jüngere Verzeichnisse der Grabinschriften der fürstlichen Grablege im Chor herangezogen. Es handelt sich bei GLA 47/41 (Begräbnisse) um ein umfangreiches Konvolut mit Nachrichten und Akten über die Pforzheimer Gruft, einsetzend am 16. September 1762. Zum Jahr 1777 ist ein Verzeichnis der damals in der Nordgruft befindlichen Särge angefertigt worden. Zum Jahr 1802 ist ein komplettes Verzeichnis der Grabinschriften aller Grabdenkmäler und Grabplatten im Chor eingefügt, aufgestellt im Auftrag des Hofgerichtspräsidenten zu Rastatt, Karl von Beust, gefolgt von einem Schreiben des Oberbaudirektors Friedrich Weinbrenner mit einem Grundriß des Chores mit Lageplan und Numerierung der Denkmäler mit römischen Zahlen. Das andere Verzeichnis GLA 47/46 mit demselben Titel ist praktisch eine Kopie des ersteren, überprüft und ergänzt im Februar 1883 durch den Direktor der Kunstgewerbeschule namens Waag. Beigefügt sind auch hier kolorierte Planzeichnungen der Grüfte sowie ein Grundriß des Chores wie bei GLA 47/41 mit übereinstimmender Numerierung.

Die übrigen Schriftquellen sind entweder wenig ertragreich, oder sie verzichten auf die Wiedergabe der Inschriften im Wortlaut. Der württembergische Hofhistoriograph, Arzt und Archivar Oswald Gabelkover (1539–1616) gehörte um 1595 zu den ersten, die Pforzheimer Inschriften verzeichnet haben (nrr. 113, 168, 175, 179, 187, 188, 197)167). Hier sind – leider meist in verkürzter oder verfälschter Form – vorwiegend verlorene Grabmäler des Niederadels aus dem 16. Jahrhundert aufgenommen, die Gabelkovers einseitig genealogisch orientierte Interessen bedienten, so Denkmäler der Grablege der Herren von Rüppurr in der ev. Stadtkirche St. Stephan (nrr. 172, 179, 187 u. ö.). Auch Martin Crusius (1526–1607), der Tübinger Professor und Graecist, hat eine relativ hohe Anzahl Pforzheimer Inschriften in seine 1595/96 gedruckten „Annales Suevici“ aufgenommen, darunter auch die Grabinschrift der Mutter des Johannes Reuchlin (nr. 101; ferner nrr. 67, 80, 81, 101, 109, 113, 121, 122, 132, 137 u. ö.)168). Der Beitrag, der den Geschichtswerken der badischen Historiker des 18. Jahrhunderts zu entnehmen ist, bleibt dagegen schmal, denn Johann Daniel Schoepflin (1694–1771)169) und Johann Christian Sachs (1720–1789)170) erwähnen zwar gelegentlich Inschriften-Denkmäler, verzichten aber meist auf die Wiedergabe des Wortlauts. Ergiebiger ist die erste, 1792 gedruckte Monographie der Stadt Pforzheim von Siegmund Friedrich Gehres171). Denn er hatte vielleicht die ev. Stadtkirche, [Druckseite XLIV] die ehemalige Dominikanerkirche, noch als Augenzeuge vor deren Brand 1787 gesehen; jedenfalls hat er sie vor dem Abriß ihrer Ruinen geschildert.

Unverzichtbar bleibt – trotz zahlreicher Mängel – die umfangreiche Stadtgeschichte von Johann Georg Friedrich Pflüger172), erschienen 1862, die jedoch nur vereinzelt Inschriften erwähnt oder wiedergibt. Der Vollständigkeit halber sei aus neuerer Zeit die Monographie von Hans Georg Zier erwähnt173), die freilich auf die Wiedergabe von Inschriften verzichtet. Hilfreich und für weitere Forschungen grundlegend ist der von Simon M. Haag und Andrea Bräuning erarbeitete Archäologische Stadtkataster für Pforzheim, weil er die verstreuten Ergebnisse der bisherigen archäologischen Untersuchungen bündelt und den aktuellen Forschungsstand zur Stadtentwicklung wiedergibt174).

5. Die Inschriftenträger

Untersucht man die Inschriften auf ihre Funktionen hin, so ergibt sich für Pforzheim, daß gegenüber der überwiegenden Masse von 225 Inschriften aus dem sakralen Bereich nur fünfundzwanzig Stücke (10%) dem profanen Bereich entstammen. Die Profaninschriften sind fast ausnahmslos mit der historischen Architektur des alten Pforzheim aus der Zeit vor 1650 verbunden gewesen, die 1945 unterging. Daraus erklärt sich die geringe Anzahl. Immerhin sind – unabhängig vom Originalstandort – noch zehn Wappentafeln erhalten, von denen fünf den markgräflichen Bauten (nrr. 126, 130, 161, 164, 182) und sechs den Behausungen niederadliger Familien (nrr. 107, 138, 155, 200, 223) angehörten. Die Inschriften des Sakralbereichs bilden das Kernstück des vorliegenden Inschriftenbandes. Von diesen 225 Inschriften ist der überwiegende Teil dem Totengedenken gewidmet, nämlich 201 Katalognummern. Damit beträgt der Anteil dieser größten Inschriftengruppe 80,4% der Gesamtzahl. Die Inschriftengattungen, die normalerweise in den DI-Editionen zahlenmäßig an zweiter oder dritter Stelle stehen oder die sich wegen ihres hohen Alters und ihrer Kostbarkeit aus dem Bestand herausheben, nämlich die Glockeninschriften und die Inschriften auf liturgischen Geräten und sonstigen kirchlichen Ausstattungsstücken, fehlen in Pforzheim vollständig.

Wenn man versucht, die Pforzheimer Inschriften nach sozialen Gesichtspunkten zuzuordnen, so haben 41 Stücke die markgräfliche Herrschaft zum Auftraggeber und 49 den mit dem Hof verbundenen Niederadel. Die bürgerliche Führungsschicht des Patriziats und der Amtsträger-Familien stellt 76 Inschriften. Der katholische Klerus ist mit 37 Inschriften vertreten. Da der städtische Klerus Pforzheims praktisch aus den Patrizierfamilien hervorging und der Niederadel hier kaum vertreten war, übertrifft der Anteil dieser bürgerlichen Führungsschicht insgesamt noch denjenigen der adligen Gesellschaft. Der Rest der Inschriften verteilt sich – soweit er sicher zuzuordnen ist – auf die evangelische Pfarrerschaft mit sieben, auf den Bereich von Universität und Schule mit sechs, auf die Mittel- und Unterschichten mit sechs Inschriften. Eine Besonderheit des Bestandes bilden zwei Grabinschriften für Zigeuner (nrr. 81, 147).

Wie alle statistischen Erhebungen bietet diese Zusammenstellung nur Näherungswerte angesichts der großen Verlustrate, die die Zahlen des erhaltenen Inschriftengutes zu Zufallsergebnissen macht. Vor allem muß festgehalten werden, daß die Reformation einen tiefen Einschnitt zwischen den mittelalterlichen Inschriften aus katholischer Zeit und den nachreformatorischen Inschriften des 16. und 17.  Jahrhunderts markiert. Für eine Analyse erscheint es angezeigt, die mittelalterlichen und die nachreformatorischen Inschriften getrennt zu betrachten und eine Trennlinie etwa bei dem Jahr 1535 – Regierungsantritt des Markgrafen Ernst – zu setzen. Aus der Zeit zwischen der ältesten nachweisbaren Inschrift von 1260 (nr. 1) – die mit Sicherheit nicht die älteste Pforzheimer Inschrift gewesen ist – und der Wappentafel des Markgrafen Ernst von 1537 sind 125 Inschriften nachweisbar gegenüber ebenfalls 125 Inschriften zwischen 1537 und 1650. Damit liegt der Anteil der mittelalterlichen Inschriften mit 50% in gleicher Höhe wie der aus nachreformatorischer Zeit. Zieht man die benachbarten Bearbeitungsgebiete zum Vergleich heran mit dem Enzkreis (DI 22 mit 50,6% vor 1535), [Druckseite XLV] dem Kreis Karlsruhe (DI 20 mit 40,4%) und dem Kreis Calw (DI 30 mit 57,5%), so überrascht das Ergebnis, daß der Pforzheimer Inschriftenbestand keinen ausgesprochenen Schwerpunkt zu haben scheint. Trotz des Gewichts der Grablege eines protestantischen Fürstenhauses ist das katholische Mittelalter durch das Kollegiatstift zusammen mit den drei Klosterkirchen als Gegengewicht in gleicher Stärke vertreten. Freilich wiegt schwer, daß der mittelalterliche Anteil nur durch die große Anzahl gestalterisch einförmiger mittelalterlicher Grabplatten, nicht aber durch künstlerisch erstrangige oder besonders frühe mittelalterliche Denkmäler zustandekommt. Der Pforzheimer Inschriftenbestand hat deshalb – wenn nach Qualität, historischem Gewicht und kunsthistorischer Bedeutung der Inschriften-Denkmäler gewertet wird – seinen Schwerpunkt eindeutig zwischen 1535 und 1650. Wenn hingegen die Wertung des Bestandes als ein zusammenhängender Komplex von frühen Quellentexten und inschriftlichen Zeugnissen des Mittelalters im Vordergrund steht, kommt den Pforzheimer Inschriften wegen der vorreformatorischen Stücke mit ihrem hohen Anteil von achtundzwanzig vor 1400 entstandenen Denkmälern ein hoher Stellenwert für die Epigraphik des Mittelalters und die landesgeschichtliche Forschung zu.

5.1. Sprache, Formular und Form

Allgemeine Überlegungen zu Form und Inhalt der Grabinschriften können hier entfallen, da den ausführlichen Darlegungen in den Einleitungen der meisten seit 1994 erschienenen Inschriftenbände – so DI 38 (Bergstraße), DI 41 (Göppingen), DI 43 (Rheingau-Taunus-Kreis), DI 49 (Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau) und DI 54 (Mergentheim) – nichts hinzuzusetzen ist. Die rund 200 dem Totengedenken gewidmeten Pforzheimer Denkmäler, für die sich der Oberbegriff „Grabmal“ eingebürgert hat, lassen sich ihrer Funktion nach in Grabplatten, Epitaphien oder Grabdenkmäler, Totenschilde, aus Holz gefertigte gemalte Epitaphien, Särge sowie eine Sargtafel und ein Hochgrab einteilen175). Die Inschriften zum Totengedenken enthalten mit mindestens 21 Stücken einen überdurchschnittlich hohen Anteil von Fragmenten, über deren Gestaltung und Textinhalt keine Klarheit besteht. Die restlichen Inschriften stammen vor 1535 in der Mehrzahl von schlichten Grabplatten mit Umschrift, die beim Klerus oft einen Meßkelch als Abzeichen für den Geistlichen tragen, bei der Bürgerschaft in den meisten Fällen einen Wappenschild oder ein Vollwappen. Nach 1535 überwiegt die Anzahl der Grabplatten mit zeilenweise angeordneter Inschrift; die früheste derartige Inschrift war bereits vor 1499 nachweisbar (nr. 84). Bei diesem Denkmaltyp ist in vielen Fällen nicht zu unterscheiden, ob es sich ursprünglich um eine Grabplatte im Boden oder um ein an der Wand aufgerichtetes Denkmal handelte. Eindeutig als Epitaphien mit den Figuren der Verstorbenen oder als architektonisch gestaltete Grabdenkmäler anzusprechen sind 37 Stücke, von denen nur eines noch in spätgotische Zeit fällt (nr. 67 von 1479) und von denen acht prunkvolle Monumente der markgräflichen Grablege im Chor angehören (nrr. 149, 157, 171, 183, 185, 186, 192, 220).

Eine Textanalyse der älteren mittelalterlichen Inschriften vor 1400 bietet keine Aussicht auf ein allgemeingültiges Ergebnis, da der Bestand zu sehr dezimiert ist und nur wenige Inschriften in gesichertem Wortlaut erhalten sind. Wie andernorts ist die lateinische Sprache die ausschließlich gebrauchte Sprache der Inschriften bis zu der ersten, ganz in der Volkssprache abgefaßten Grabinschrift für ein Glied der Familie Schnewlin von Wiesneck, gestorben 1419 (nr. 36). Das Latein bleibt in Pforzheim führend bis in das letzte Viertel des 15. Jahrhunderts, da hier bis dahin zahlreiche Grabplatten für Glieder des Klerus nachweisbar sind. Erst ab etwa 1450 bis gegen 1500 setzt sich die Volkssprache zunehmend durch (nrr. 57, 67, 68, 79, 81 u. ö.). Trotzdem ist schon 1318 eine gereimte Fürbitte in der Volkssprache innerhalb einer ansonsten in Latein abgefaßten Grabinschrift eines Laien aus der Pforzheimer Führungsschicht zu verzeichnen (nr. 13)176). Bis jetzt sind deutschsprachige Textbeispiele auf Grabmälern vor 1350 eine Seltenheit, während die Volkssprache bei anderen Textsorten – wie z. B. bei Bau- und Künstlerinschriften – bald nach 1300 Eingang findet177). Wegen der frühen Entstehungszeit vergleichbar ist eine Grabplatte in der Klosterkirche Alpirsbach für einen Volmar von Oberndorf († 1330 oder 1334) mit einer ebenfalls gereimten deutschen Inschrift, die wie hier mit [Druckseite XLVI] einer lateinischen Datierung kombiniert ist178). Eine deutsch-lateinische Zweisprachigkeit kommt in Pforzheim auch bei der Grabplatte von Hans Blus und Margret Knoder aus dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts (nr. 85) vor. Hier sind der formelhafte Anfang Anno domini etc. und die Fürbitte am Ende der Inschrift von lateinischen Vorbildern übernommen, die eigentliche Information über die Verstorbenen aber ist deutsch formuliert.

Eine der wenigen metrischen lateinischen Inschriften von Belang ist eine im 18. Jahrhundert noch erhaltene, kopial überlieferte Inschrift, die bisher stets mit einer – offenbar in nächster Nähe befindlichen – Grabinschrift von 1371 verbunden wurde. Jetzt konnte diese Inschrift und das vermutlich zu ihr gehörige Andachtsbild aus dem Bereich der Passion Christi als Stiftung eines Vikars erschlossen werden, die zwischen 1510 und 1519 angesetzt werden kann (nr. 110). Die Verse folgen dem Wortlaut zweier Inschriften im Innern der Grabeskirche in Jerusalem, die lange vor ihrer Übernahme in Pforzheim untergegangen und nur noch kopial überliefert waren; sie konnten also nicht als Frucht einer Pilgerreise aus Jerusalem nach Pforzheim übermittelt worden sein, sondern nur durch eine schriftliche Überlieferung. Die Inschrift wirft somit ein Licht auf das humanistische Milieu des Pforzheimer Kollegiatstifts, zu dem auch Reuchlin und Melanchthon in Beziehung standen.

Einzelne evangelische Pfarrer sowie Rechtsgelehrte zeigen ihre Gelehrsamkeit in lateinischen Inschriften (nrr. 151, 181, 195, 196, 204, 205). Darunter hebt sich besonders das Epitaph des Pfarrers Joachim Giftheil († 1585) hervor, weil es dreisprachig in Deutsch, Griechisch und Hebräisch abgefaßt ist (nr. 196). Die Epitaphien des Theologen Johannes Fleischmann († 1591; nr. 204) und des Juristen und Kanzlers Martin Achtsynit († 1592; nr. 205) bieten lateinische Grabgedichte humanistischen Gepräges. Herausragende Persönlichkeiten wie die Angehörigen der markgräflichen Familie verwendeten Latein für die Deckplatte ihres Grabes und für ihre Sarginschrift, für die Inschrift ihres Grabdenkmals aber die Volkssprache.

Die ersten Belege für das Aufkommen des sog. „Anno-domini-Formulars“ auf Grabmälern setzen mit den ältesten Pforzheimer Inschriften ein. Das erste gesicherte Vorkommen ist die Grabplatte des Eberhard Liebener († 1275; nr. 2). Damit bewegt sich der Befund in demselben zeitlichen Rahmen wie in den benachbarten Aufnahmegebieten. Dieses Formular enthält stets dieselben Grundinformationen – nämlich Sterbejahr und -tag sowie Namen (und mitunter auch den Stand) des Verstorbenen179). Die Fürbittformel cuius anima requiescat in pace und requiescat in pace begegnet schon auffallend früh 1275 und 1324 (nrr. 2, 14), was mit der hier besonders dichten Überlieferung im 14. Jahrhundert erklärt werden kann. Das Anno-domini-Formular wurde ebenso wie die Fürbittformel in deutschsprachigen Grabinschriften übernommen. Die wörtliche Übersetzung dieser Fürbittformel ins Deutsche kommt zuerst 1479 (nr. 67) vor; häufiger ist die – offenbar unabhängig entwickelte – deutsche Fürbitte dem Gott Gnad, zuerst 1493 und 1498 (nrr. 79, 81). Zu den einzelnen Varianten ist das Register 7 zu konsultieren.

Zusammenfassend läßt sich zum Formular auf den Grabmälern Pforzheims festhalten, daß die Grabinschriften der fürstlichen Grablege eine geschlossene Gruppe bilden, während die übrigen Grabinschriften dem Befund in der umgebenden Region des Enzkreises entsprechen. Bei der Markgrafen-Gruppe werden dem Namen die standesspezifischen Epitheta in aller Ausführlichkeit beigefügt. Es sind die dem Fürstenstand vorbehaltenen Epitheta illustris bzw. illustrissima, illustrissimus (nrr. 129, 148, 158, 163, 177 u. ö.) und deren deutschsprachige Entsprechung durchleuchtig oder durchleuchtig hochgeboren (nrr. 149, 154, 157, 171, 183 u. ö.). Bei Markgraf Karl II. und seinen Nachfolgern wird das Epitheton noch gesteigert zu illustrissimus atque magnanimus (nr. 192), illustrissimus ac clementissimus (nr. 218) oder serenissimus (nr. 243, 244, 247) und serenissimus et celsissimus (nr. 247). Darauf folgt die volle Titulatur, die sich gleichförmig bei den meisten Markgrafen wiederholt. Sie lautet auf den lateinisch abgefaßten Inschriften marchio in Baden et Hochberg, landgravius in Susenberg, dominus in Röteln et Badenviler oder entsprechend in Deutsch Markgraf zu Baden und Hachberg, Landgraf zu Susenberg, Herr zu Rötteln und Badenweiler (so bei nrr. 148, 149, 182, 183, 186, 192, 218 u. ö.).

5.2. Kunsthistorische Beobachtungen

Die Stadt Pforzheim liegt in kunstgeographischem Sinne in einem Bereich, in dem sich Einflüsse des nördlichen Oberrheins mit solchen aus Neckarschwaben überschneiden. Die kirchliche Zugehörigkeit zum Bistum Speyer hat vermutlich die sakrale Kunst des Mittelalters entscheidend geprägt, daneben ist vor allem in der Frühzeit an die Strahlkraft der Klöster Hirsau und Maulbronn zu denken. [Druckseite XLVII] Politisch gesehen lag die Region im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit im Bannkreis des württembergischen Hofes in Stuttgart und der kurpfälzischen Residenz und Universität in Heidelberg. Daneben ist der Einfluß der Stadt Straßburg sowie der österreichischen Vorlande mit Freiburg nicht gering zu schätzen.

Die Kunstproduktion in der Markgrafschaft Baden bis zum Ende des Alten Reiches ist bisher nicht zusammenfassend bearbeitet worden. Die miteinander rivalisierenden Residenzstädte Baden-Baden und Pforzheim bildeten die Schwerpunkte innerhalb der Region und befruchteten sich gegenseitig. Man wird den jeweiligen Anteil, den beide Städte zweifellos am Kunstschaffen hatten, nicht voneinander trennen können. Das bewegliche Kunstgut des markgräflichen Hauses wechselte – bedingt durch die verschiedenen Residenzwechsel und die kriegerischen Ereignisse – immer wieder seinen Standort bis hin zum schmerzlichen Ausverkauf am Ende des 20. Jahrhunderts.

Daß Pforzheim um die Mitte des 15. Jahrhunderts der Favorit unter den badischen Städten war, läßt sich daran ablesen, daß es als Schauplatz des Turniers und der Hochzeitsfeierlichkeiten anläßlich der Eheverbindung des Markgrafen Karl I. mit Katharina von Österreich am 22. Januar 1447 sowie als Standort einer geplanten Universität ausgewählt wurde. Die Niederlage von Seckenheim 1462 hatte die Verlegung des Hofes nach Baden-Baden zur Folge und bewirkte den Abstieg Pforzheims180). Die Landesteilung von 1535 führte dann zur Bildung zweier miteinander rivalisierender badischer Residenzen, die fortan auch in ihrer Kunstproduktion miteinander wetteiferten. In Durlach entstanden für die ernestinische Linie der heute zerstörte Renaissancebau des Durlacher Stadtschlosses als Residenz und auf dem Gelände des ehemaligen Benediktinerklosters Gottesau ein Sommersitz in Gestalt einer Spätrenaissance-Villa, beide umgeben von umfangreichen Gartenanlagen. In Baden-Baden ist die ehemalige Residenz in dem sog. Neuen Schloß, einem prunkvollen Bau der Spätrenaissance, erhalten. Die Zerstörungen des Orléans’schen Krieges trafen beide Städte bis ins Mark und bewirkten im 18.  Jahrhundert in beiden Landesteilen die Anlage neuer, vom Geist des barocken Absolutismus geprägter Stadtanlagen in Karlsruhe und in Rastatt. Unter Karl Friedrich gelang 1771 die Vereinigung der beiden badischen Landesteile und mit dem Erwerb der Kurwürde 1803 und der Erhebung Badens zum Großherzogtum auch der Aufstieg in die erste Reihe der Fürstendynastien. Die badische Kunstpolitik des 19. Jahrhunderts suchte diesen hohen dynastischen Anspruch zu legitimieren durch eine bewußte Traditionspflege des historischen Erbes, die auch Pforzheim als Standort der Grablege des badischen Hauses zugute kam.

Allen Kriegszerstörungen trotzend bekrönt der massige, z. T. noch spätromanische Bau der Pforzheimer Schloßkirche bis heute die Stadt, deren alte Bausubstanz ebenso wie ihr planmäßiger staufischer Stadtgrundriß vollständig vernichtet sind. Immerhin weisen die Westteile der Schloßkirche sowie das romanische Tympanon der Altstädter Pfarrkirche noch auf die spätstaufische Epoche, in der sich die badische Herrschaft hier konsolidierte und als äußeres Herrschaftszeichen ihre Residenz schuf. Mit der seltenen hochgotischen Chorlösung mit übereck gestellten Nebenchören erreicht der höchst originelle Bau europäisches Niveau, wobei die Parallelen auf die Champagne (St-Yved-de-Braine), Trier (Liebfrauenkirche), Lothringen (Toul, St-Gengoult) oder den Niederrhein (Ahrweiler) weisen; nächstverwandt ist die Choranlage der Katharinenkirche in Oppenheim181).

Das bedeutendste Bauvorhaben der Spätgotik war der Neubau der Liebfrauenkirche in Baden-Baden, die durch den Markgrafen Jakob I. (reg. 1431–1453) zur Stiftskirche erhoben und reich dotiert worden ist182). Mit dem Chorneubau der 1459 ebenfalls zur Stiftskirche erhobenen Stadtkirche St. Martin in Ettlingen183) kam unter Karl I. (reg. 1453–1475) ein zweiter Großbau zur Ausführung. Gleichzeitig bewirkte die Erhebung der Pforzheimer Schloßkirche St. Michael zum Kollegiatstift auch hier, daß der Neubau eines größeren Chores notwendig wurde. Bei der Aufzählung dieser von den Markgrafen veranlaßten spätgotischen Großbauten darf nicht vergessen werden, daß mit dem Bau zugleich die gesamte Innenausstattung, bestehend aus Werken der Zierarchitektur und Tafelmalerei – wie Sakramentshaus, Lettner, Chorgestühl, Retabel und auch Vasa sacra – vermutlich neu zu schaffen war.

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Welch hohes künstlerisches Niveau diese Kirchenausstattungen gehabt haben mögen, läßt sich vergegenwärtigen durch einen Blick auf die in Kloster Lichtenthal noch erhaltenen oder rekonstruierbaren Retabelschöpfungen der Spätgotik184).

Die Dimensionen der Pforzheimer Schloßkirche sprengt der Anbau des 1470 angefügten Stiftschors. Der leitende Architekt läßt sich durch sein Meisterzeichen im Chorgewölbe als der markgräflich badische Werkmeister Hans Spryß von Zaberfeld (nachweisbar ca. 1470 bis ca. 1490) identifizieren185). Ihm dürften auch der erhaltene Lettner und die leider 1945 zerstörte spätgotische Steinkanzel zuzuschreiben sein. Der Chorbau folgt dem Typus des repräsentativen Hochchors mit Springrautengewölbe, im Aufriß eng verwandt mit den Chorbauten der Stifts- oder Klosterkirchen in Walburg/Elsaß (1453–1456), Baden-Baden (datiert 1454), Öhringen (begonnen 1454) und Ettlingen (um 1464). Die Erforschung der Vita und des Oeuvres von Hans Spryß ist noch keineswegs abgeschlossen; sie hat ergeben, daß sein Werk durchaus neben den Bauten des württembergischen Hofarchitekten Peter von Koblenz bestehen kann186). Mit diesem war er 1493/94 am Bau des Hirsauer Klausurbaues mit neuartigen Gewölbekonstruktionen im Kreuzgang maßgeblich beteiligt. Für das verschwundene Kloster Gottesau schuf er die Marienkapelle und Teile des Kreuzgangs. Vermutlich ist ihm auch der Chorbau der Herrenalber Klosterkirche zuzuschreiben.

Die im späten 15. Jahrhundert und noch bis 1535 bevorzugte markgräfliche Residenz Baden-Baden gewann – kunsthistorisch gesehen – besonderen Glanz durch ein Werk des größten Bildhauers seiner Zeit in ihren Mauern. Der damals noch in Straßburg wirkende, aber bald darauf an den kaiserlichen Hof in Wiener Neustadt berufene Bildhauer Nikolaus Gerhaerts von Leyden († 1473) schuf 1467 das monumentale Steinkruzifix für den Alten Friedhof in Baden-Baden187). Dieses Kruzifix hat die Konzeption aller nachfolgenden Kruzifixe nicht nur am Oberrhein nachhaltig beeinflußt, so auch Schöpfungen der Goldschmiedekunst, wie das Kreuz-Ostensorium der kath. Stadtpfarrkirche St. Stephan in Karlsruhe. Neuerdings gilt dieses als ein für 1473 belegbares Geschenk des Kaisers Friedrich III. an seine mit dem Markgrafen Karl I. verheiratete Schwester Katharina († 1493) für die Baden-Badener Stiftskirche188). Die große Breitenwirkung, die die Kunst des Nikolaus Gerhaerts und damit die Metropole Straßburg im gesamten Oberrheingebiet gehabt hat, ist noch immer nicht abzuschätzen und darf auch für Pforzheim angenommen werden. Dabei ist festzuhalten, daß auch das Pforzheimer Dominikanerinnenkloster ein kostbares Altarkreuz besessen hat. Das Kreuz wird beschrieben als „ … quandam argenteam crucem deauratam quae in die dedicationis et patronorum ejusdem monasterii monstrari solent et ad osculandum exhibent …“189). Diesem Kreuz kommt insofern besondere Bedeutung zu, als es das einzige sicher bezeugte Goldschmiedewerk aus spätgotischer Zeit in Pforzheim ist. Künftig müßte auch dieses Altarkreuz in die Diskussion um die Herkunft der erhaltenen Altarkreuze von Karlsruhe und Weil der Stadt einbezogen werden190).

Noch das 16. Jahrhundert hindurch blieb Straßburg das künstlerische Zentrum der Region. Der Straßburger Maler Hans Baldung Grien war immer wieder exklusiv für die markgräfliche Familie tätig, wie eine Serie von Porträts des Markgrafen zeigt. Mit der sog. Votivtafel der Familie Christophs I. [Druckseite XLIX] schuf dieser Maler für den Markgrafen eine Art politisches Testament191). Christoph bestellte zu derselben Zeit, also um 1512, ein weiteres Werk aus Straßburg: ein geschnitztes Retabel des Bildhauers Veit Wagner für die Baden-Badener Spitalkirche192). Im gleichen Jahr fertigte der Pforzheimer Schreiner Hans Kern das Chorgestühl der dortigen Stiftskirche, das sich in der Spitalkirche erhalten hat. Ein Glied derselben Familie mit Namen Jost Kern schuf 1496 den Altarschrein des Retabels auf dem Frauenchor des Hausklosters Lichtenthal193). Die Pforzheimer Maler Hans Keppner und Hans Könlin, ebenfalls auf einem ehemaligen Retabel von 1521 nachweisbar, sind anderweitig nicht bekannt194). Als einziges Zeugnis der Wandmalerei ist die um 1430/40 entstandene Ausmalung des Chores der Altstädter Pfarrkirche (nr.  54) zu nennen, die enge Verwandtschaft zur spätgotischen Ausmalung der Klosterkirche Maulbronn und der Dorfkirche in Niefern (Enzkreis) zeigt. Über diese wenigen Angaben hinaus liegt über der spätgotischen Kunstproduktion Pforzheims tiefes Dunkel, weil die Kriegszerstörungen nicht nur alle Kirchen mit ihrer Ausstattung, sondern auch alle schriftlichen Quellen über in Pforzheim ansässige Kunsthandwerker vernichtet haben.

Unter den Grabmälern aus vorreformatorischer Zeit sind die Grabplatten des Priesters Trutwin (Ansetzung 1324; nr. 15) und der 1377 verstorbenen Luitgard Pfalzgräfin von Asperg, Priorin des Dominikanerinnenklosters (nr. 24), als herausragende Denkmäler zu erwähnen, weil es sich hier um frühe figürliche Darstellungen von verstorbenen Personen handelt. Als einziges Beispiel eines spätgotischen Wanddenkmals mit den stehenden Figuren eines Ehepaars in Relief hat sich das um 1479 entstandene Denkmal des markgräflichen Haushofmeisters Erhart Thorlinger und seiner Frau erhalten (nr. 67). Daß auch in Pforzheim, genau wie in Baden-Baden, Grabplatten aus Bronze oder mit Metallauflagen vorhanden waren, beweist das nur noch archivalisch faßbare Messing-Epitaph für einen der Stiftsherren aus der Familie Goeslin von ca. 1471/1472 (nr. 64 Anm. 4).

In der Frührenaissance und damit in nachreformatorischer Zeit werden Pforzheimer Denkmäler greifbar, die ein besonders hohes künstlerisches Niveau erreichen. So gehört das Hochgrab des Markgrafen Ernst und seiner Gemahlin (nr. 129) zu den besten Leistungen der Grabmalkunst der Frührenaissance. Mit der Berufung des – vermutlich durch die österreichische Zwischenherrschaft aus Württemberg vertriebenen – Bildhauers Christoph von Urach195) an seinen Hof nach Pforzheim hat Markgraf Ernst sein progressives Kunstverständnis bewiesen, denn Christophs Arbeiten für Pforzheim (nrr. 126, 129, 130) leiten zur Rezeption der Renaissance am Oberrhein über. Am deutlichsten ist dies an dem 1537 im Auftrag des Markgrafen Ernst geschaffenen Grabdenkmal für seinen Bruder Philipp I. (reg. 1515–1533) zu beobachten196). Auch wenn dieses Wandnischen-Grabmal sich der baulichen Situation im spätgotischen Chor der Stiftskirche in Baden-Baden anzupassen hatte, sind die Dekoration und die Gestaltung der Inschrift ein Meisterstück der Frührenaissance auf der Stufe der dekorativen Graphik von Hans Holbein d. J. oder Albrecht Dürer. Der Markgraf war der neuen Kunstauffassung gegenüber aufgeschlossen, wie auch die Aufträge von 1533 an Friedrich Hagenauer von Straßburg, einen der führenden Medailleure der Renaissance, zeigen197). Über Ernsts Bautätigkeit an seiner Nebenresidenz Sulzburg wie auch am Pforzheimer Schloß ist keine Klarheit zu gewinnen. Nur zwei Wappentafeln, geschaffen von Christoph von Urach, weisen auf Bauten dieses Markgrafen hin (vgl. nrr. 126, 130). Ehe dieser damals schon betagte Bildhauer Pforzheim verließ, hat er 1537 den Pforzheimer Marktbrunnen (nr. 130) und im nahen Tiefenbronn das Grabmal für Dietrich (VIII.) von Gemmingen († 1542) geschaffen198).

Markgraf Ernst und sein ältester, zum Nachfolger bestimmter Sohn Bernhard d. J. starben 1553 im Abstand von wenigen Tagen. Da Christoph von Urach – offenbar in hohem Alter – 1543 nach Wertheim in den Dienst der dortigen gräflichen Familie abgewandert war199), stand er als Bildhauer für ein [Druckseite L] Grabmal Bernhards nicht mehr zur Verfügung. Auf der Suche nach einem fähigen Meister scheint der junge Markgraf Karl II. sich wiederum an das Haus Württemberg gewandt zu haben. Die Wahl fiel auf Josef Schmid von Urach als den Spezialisten für die Hochgräber des württembergischen Hauses in der Tübinger Grablege200). Jedoch zeigt die Anfertigung einer Grabplatte mit heraldischem Schmuck (nr. 148) für Bernhard, daß Karl II. die Konzeption seines Vaters Ernst hinsichtlich der Ausgestaltung des Chores mit Hochgräbern nicht fortzusetzen gedachte. Vielmehr muß um 1553 die Entscheidung für die künftige Konzeption der markgräflichen Grablege gefallen sein. Diese sah die Erdbestattung im Chorboden in Kombination mit einem repräsentativen an der Wand aufgerichteten Denkmal vor. Zur Ausführung eines solchen Grabdenkmals für Bernhard d. J. kam es möglicherweise nicht unmittelbar nach dem Tod des Fürsten, weil der Bildhauer Josef Schmid überraschend 1555 gestorben war. Die Ausführung des Wanddenkmals für Bernhard (nr. 149) wurde einem – vermutlich einheimischen – Anonymus übergeben, der nach der von ihm 1565 geschaffenen Wappentafel des Durlacher Schlosses den Notnamen „Meister der Karlsburg“ erhalten hat201). Diesem Bildhauer mit einer Neigung zu dekorativen, mit Masken, Fratzen und Fischleibern verzierten, eher willkürlich arrangierten Renaissance-Versatzstücken wurde auch das – in der Motivik eng verwandte – Grabdenkmal für Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach (†  1557; nr. 157) zugeschrieben. Im Jahr 1565 hat vermutlich derselbe Bildhauer das – ausnahmsweise fest datierte – Grabdenkmal der achtjährigen Prinzessin Maria (nr. 171) geschaffen. Alle drei Denkmäler dürften hinsichtlich ihrer Entstehungszeit in das Jahrzehnt zwischen 1555 und 1565 fallen. Sie verarbeiten einerseits im steilen Aufriß der Zierarchitektur Einflüsse der in Simmern tätigen Werkstatt des Johann von Trarbach, sind aber andererseits weit entfernt von einem korrekten Verständnis der Renaissanceformen. In dem Epitaph der Maria sind erstmals in Pforzheim die Statuetten von Tugenden aufgenommen, plaziert in barocker Beweglichkeit vor den Rahmenpilastern, also offenbar in Kenntnis der Architektur des Heidelberger Ottheinrichsbaues oder seiner graphischen Vorlagen202).

Als Karl II. mit Albrecht d. J. († 1574) und Anna Maria († 1573) zwei weitere Kinder durch den Tod verloren hatte, hat sich der Markgraf auf der Suche nach einem fähigeren Bildhauer abermals an den württembergischen Hof gewandt. Der Tübinger Bildhauer Leonhard Baumhauer, bekannt als Spezialist für die Wappnerfiguren auf den Brunnen mehrerer Fürstenstädte des Landes203), erhielt den ehrenvollen Auftrag, erwies sich aber einer solchen Aufgabe nicht gewachsen. Da vergab Karl vermutlich den Auftrag für das Grabmal des Sohnes Albrecht (nr. 183) an den vielbeschäftigten „Modebildhauer“ Johann von Trarbach in Simmern204). Damit hielt nun die Kunst einer der führenden Bildhauer-Werkstätten der südwestdeutschen Spätrenaissance auch in Pforzheim Einzug, nachdem zuvor schon die benachbarten Adelshäuser diesen Bildhauer mit Aufträgen überhäuft hatten. Zwischen etwa 1560 bis zu seinem Tode 1586 hatte er für die Häuser Pfalz-Simmern und Pfalz-Zweibrücken, die Grafen von Hanau-Münzenberg, von Erbach und von Hohenlohe-Öhringen sowie für die Markgrafen von Baden in Baden-Baden monumentale Grabdenkmäler geschaffen, die für die folgende Generation maßgeblich blieben. Nachdem das Denkmal für Albrecht um 1576 offenbar zur Zufriedenheit ausgefallen war, hat Karl II. wohl noch selbst zu Lebzeiten – also vor 1577 – das Denkmal (nr. 192) für seine beiden Frauen und sich selbst bei Johann von Trarbach in Auftrag gegeben. Das groß dimensionierte Denkmal wurde im Chorhaupt am ehemaligen Standort des Hochaltars errichtet und ist wie ein spätgotischer Wandelaltar als Triptychon gestaltet. Die dominierende Position im Chorhaupt in der Mittelachse läßt den Herrschaftsanspruch des Fürsten ahnen, der ja als evangelischer [Druckseite LI] Landesherr zugleich Herr über die Kirche war. In einer von Ornament dicht überzogenen, dreiachsigen Zierarchitektur, die an einen Triumphbogen erinnert, steht die Figur des Fürsten, über seine Gemahlinnen erhöht, in der Mittelachse des Kirchenraums. Er ragt mit seinem Kopf in die Giebelzone hinauf, weil man seine massige Gestalt auf einen zusätzlichen Sockel gestellt hat, der ursprünglich wohl Träger weiterer Inschriften sein sollte. Karls Kleidung ist – wohl nur dem heutigen Empfinden nach – wenig repräsentativ. Von der standesgemäßen Rüstung sind nur der Brustpanzer mit Halsberge und eine Panzerung der Schultern geblieben. Statt des Dolches trägt der Fürst zwei nicht ohne weiteres deutbare Gegenstände am Gürtel. Es könnte sich um eine Pulverflasche oder eher um einen Behälter mit Schreibzeug und Tinte handeln205). Offensichtlich sollte mit dieser Kleidung die friedfertige Haltung Karls II. charakterisiert werden, da es ihm gelang, sein Land aus kriegerischen Händeln herauszuhalten. Der schwerfällige Mann wird flankiert von seinen beiden Ehefrauen, die in modischer Kleidung von steifer Eleganz heute wie gepanzert wirken, aber das weibliche Ideal der Zeit verkörperten.

Wie der ebenfalls dreiteilige Aufriß vermuten läßt, hat das Denkmal Karls II. das Monument seines Kanzlers Martin Achtsynit (vor 1592; nr. 205) beeinflußt. Jedoch sind anstelle der dort vollrunden Statuen hier lebensgroße Porträtfiguren in Hochrelief eingefügt. Sie sind als Hüftstücke, hinter einer Brüstung stehend, gestaltet und scheinen so – aus ihrer Herrschaftsloge herausblickend – dem Gottesdienst beizuwohnen. Bei dem Kanzler hat der Künstler den Harnisch auf einen Brustpanzer reduziert. Als Kanzlei-Attribut trägt Achtsynit ein Schreibzeug in zierlichem Täschchen am Gürtel. Das Denkmal wird dem Bildhauer Mathis Krauss zugeschrieben, der nachweislich 1590–1594 im badischen Dienst und für die bildhauerische Ausstattung des Lustschlosses Gottesau tätig war206).

Den künstlerischen Höhepunkt des markgräflichen Mausoleums bildet das Monument der „feindlichen Markgrafenbrüder“ Jakob und Ernst Friedrich (nr. 220). Das Doppeldenkmal ist zugleich der Endpunkt in der Serie monumentaler Epitaphien innerhalb der Markgrafen-Grablege, denn für alle nachfolgenden Glieder dieses Fürstenhauses wurde – dem Brauch des anbrechenden Barockzeitalters folgend – eine andere Art von Totengedächtnis gewählt. Das Denkmal ist zweifellos im Auftrag des dritten überlebenden Bruders und Erben, des Markgrafen Georg Friedrich, entstanden. Es ist ein Auftrag ausgerechnet desjenigen Fürsten gewesen, der wenige Jahre später mit der Begräbnistradition seines Hauses gebrochen hat, indem er die Erdbestattung aufgab und für sich und seine Angehörigen auf prunkvolle Grabmäler verzichtete. In ihm konnte hier der Schöpfer der Alten (Süd-)Gruft erschlossen werden, obgleich sein Metallsarg nicht mehr erhalten ist (vgl. nr. 243).

Für das Doppeldenkmal der Markgrafenbrüder stand der 1586 verstorbene Bildhauer Johann von Trarbach nicht mehr zur Verfügung. Nachdem dessen Werkstatt eine Art Monopolstellung für die Herstellung fürstlicher Grabdenkmäler errungen hatte, verbreitete eine jüngere Bildhauer-Generation den „Trarbach-Stil“ über Südwestdeutschland. Dessen Kennzeichen sind Virtuosität der Steinbearbeitung, genaue Kenntnis des antiken Architektur-Kanons und Freude an den Variationsmöglichkeiten des biegsamen Ohrmuschel-Ornaments. Das Denkmal der Brüder bildet einen Höhepunkt dieser Stilstufe der Spätrenaissance. Hier sind bereits frühbarocke Tendenzen im Dekor der Kartuschenrahmungen abzulesen, deren Blattformen dem Akanthus ähnlich sind. Außerdem ist die Rhetorik des Denkmals barock, in dem es die beiden Markgrafen als streitbare, in Aktion befindliche Helden stilisiert. Dieser Haltung steht der in Stuttgart und Tübingen tätige Georg Miler (nachweisbar 1602 bis 1631)207) nahe. Ein Werk derselben Stilstufe und desselben Ranges ist das Grabdenkmal für Georg Friedrich Graf von Hohenlohe († 1600) und Dorothea Gräfin Reuß von Plauen († 1631) in Öhringen, datiert 1604 und signiert von Melchior Schmidt von Heilbronn († 1634)208). Jedoch übertrifft die Feinheit des Ornaments und die Klarheit der niemals überladen wirkenden Komposition des Pforzheimer Denkmals die Arbeiten dieser beiden Meister. Hans Rott hat das Doppeldenkmal dem Bildhauer Sebastian Götz (nachweisbar 1604–1621)209) aus Chur zuschreiben wollen, der [Druckseite LII] 1604 bis 1607 den Figurenschmuck am Friedrichsbau des Heidelberger Schlosses ausgeführt hat210). Götz – anschließend kurz in Aschaffenburg – kehrte 1610 nach dem Tod des Kurfürsten Friedrich IV. von der Pfalz nach Heidelberg zurück, um dort 1614–1617 das monumentale Grabdenkmal für diesen Fürsten aus mehrfarbigem Steinmaterial auszuführen211). Es wäre denkbar, daß Götz in der Zeit seiner Abwesenheit von Heidelberg, also zwischen 1607 und 1614, in Pforzheim engagiert war, um das Grabdenkmal der Markgrafenbrüder zu schaffen. Da Götz nach 1621 in Heidelberg nicht mehr erscheint, im markgräflich Baden-Durlachischen Archiv aber eine detaillierte Kostenrechnung des Heidelberger Grabmals für Friedrich IV. erhalten ist, weist diese Spur auf eine deutlich greifbare Verbindung des Sebastian Götz zur Durlacher Hofhaltung212). Trotzdem bleibt die Zuschreibung des Pforzheimer Denkmals an Götz Hypothese, weil dieser Bildhauer bisher nur als Schöpfer von relativ groß dimensionierten Bauskulpturen und Bauinschriften und nicht als Virtuose feingliedriger Zierarchitektur und Reliefkunst beurteilt werden kann.

Die Möglichkeit einer Zusammenarbeit mehrerer Spezialisten ist für das Pforzheimer Doppeldenkmal noch nicht erwogen worden. Sehen wir von den freistehenden Figuren der beiden Markgrafen ab, so fällt auf, daß die Zierarchitektur des Denkmals einer in Pforzheim mehrfach nachweisbaren Werkstatt eines namentlich bisher unbekannten Bildhauers nahesteht. Es handelt sich um eine Werkstatt in der Nachfolge des Jeremias Schwartz von Leonberg, die mit dem Notnamen „Leonberg II“ umschrieben wurde213). Jeremias Schwartz selbst hat mehrere Grabdenkmäler für Angehörige badischer Hofbeamter in Durlach und Umgebung geliefert, so für den Oberamtmann zu Stein und Remchingen und Marschall Eitel von Wildung († 1603?)214), für den markgräflich badischen Forstmeister zu Pforzheim, Christoph Leutrum von Ertingen († 1608) und seine Familie215), für Anna Katharina († 1609), Frau des Johann Albrecht von Anweil († 1616), Obervogts zu Ettlingen und Hofmeisters der Söhne Georg Friedrichs216). Die Söhne des Jeremias Schwartz sind faßbar in Pforzheim in dem leider verstümmelten Grabdenkmal der Familie des Otto Beck († 1625), die unter dem Kruzifix kniend dargestellt ist (nr. 237), ferner in einer Grabplatte für den Forstmeister Heinrich Truchseß von Höfingen († 1631; nr. 240). Zieht man weitere Denkmäler dieser Werkstatt aus der nächsten Umgebung hinzu, so die noch unveröffentlichte Grabplatte des 1644 im Duell gefallenen Klaus Heinrich von Heltritt in Karlsruhe-Durlach217) oder Denkmäler der Göler von Ravensburg in Sulzfeld218), dann begegnet immer wieder dieselbe phantasievolle Handschrift in den gleichen Mikromotiven des Dekors, so der geflügelten Engelsköpfe, der mit Ohrmuschelwerk verschmolzenen Masken und der geflügelten Genien mit Fischleib. Damit ist der Umkreis des Denkmals der Markgrafenbrüder umrissen, doch muß bekannt werden, daß bis jetzt keine überzeugende kunsthistorische Zuordnung der vollrunden Markgrafenfiguren möglich ist.

Vergleicht man die Denkmäler der markgräflichen Grablege mit anderen Fürsten-Mausoleen, ist mit Verwunderung festzustellen, daß der religiöse Aspekt bei der badischen Serie ganz im Hintergrund steht. Obgleich die Markgrafen seit spätestens 1556 eindeutig die lutherische Position in ihrer Politik vertraten, wird in ihren Denkmälern auf die Heilsgeschichte und die Erlösungshoffnung ikonographisch kaum Bezug genommen. Keines der Denkmäler stellt die Verstorbenen als kniende Beter vor dem Kreuz heraus. Bibeltexte sind nicht in die Grabinschriften übernommen worden, bildliche Darstellungen biblischer Szenen fehlen oder sind von bescheidenster Ausführung. So zeigt [Druckseite LIII] das Denkmal für Albrecht  d.  J. (nr. 183) lediglich ein kleinformatiges Medaillon mit Moses und den Gesetzestafeln; man vermißt das theologische Gegenstück einer Darstellung Jesu als Überwinder des Gesetzes. Das Denkmal des Markgrafen Karl II. (nr. 192) als das zentrale Denkmal des Mausoleums verzichtet auf jede sakrale Anspielung und auch auf ein Herausstellen der „Pietas“ des Fürsten. Dies verwundert, denn gerade die Werkstatt des Johann von Trarbach verzichtete selten auf kleinfigurige, virtuos gearbeitete Reliefs aus Alabaster, weil sich an diesen die Kunstfertigkeit des Bildhauers ablesen ließ. Die einzige überzeugende Ausnahme macht in Pforzheim das Grabdenkmal der Markgrafenbrüder (nr. 220) mit einem vielfigurigen Relief der Auferstehung Christi im Giebelfeld.

Eine weitere Besonderheit der Pforzheimer Denkmalserie ist das dramatisch gesteigerte Pathos, mit dem die vollrunden Figuren agieren. Das Grabdenkmal Karls II. zeigt den Landesherrn unbewegt und hoch aufgerichtet in feierlicher Ruhe. Im Gegensatz dazu erscheinen alle übrigen männlichen Glieder der Familie auf ihren Denkmälern in lebhafter, ja fast aggressiver Aktion. Das Denkmal des Albrecht Alcibiades von Brandenburg (nr. 157) nahm 1557 als erstes ein neuartiges ikonographisches Motiv auf, das in der Folgezeit typisch für die Pforzheimer Grablege wurde. Der in seinem Küriß puppenhaft steif wirkende Krieger präsentiert das blanke Schwert – ein Motiv, das für die Person dieses umstrittenen Kriegsmannes passend erscheinen mag, zumal das Formular der Grabinschrift ihn als den deutsch, streitbar und mannlich Held bezeichnet219). Es handelt sich nicht um einen Degen, sondern um ein Schwert mit ausgeprägtem Schwertgriff. Die späteren Denkmäler für Karls Sohn Albrecht  d.  J. (nr. 183) und für die beiden Markgrafenbrüder (nr. 220) nehmen das martialische Motiv des blanken, kämpferisch erhobenen Schwertes auf. Nur Bernhard  d.  J. († 1553; nr. 149) hielt nach der Beschreibung von F. J. Herr von 1830 ursprünglich einen Kommandostab oder Streitkolben in der Rechten, wie man ihn normalerweise auf vielen Adelsdenkmälern findet. Ältere Photos zeigen jedoch auch ihn mit einem blanken Schwert in der Rechten, so daß zunächst der Verdacht nahelag, dies sei eine Zutat des späteren 19. Jahrhunderts. Dieser Verdacht wird durch die genaue Beschreibung von Herr – datiert 1830, also vor den durchgreifenden Restaurierungen des Historismus – widerlegt, denn nach Herr gehörte der Kommandostab nur hier zum ursprünglichen Zustand und wird von ihm ausdrücklich in der Beschreibung hervorgehoben. Nach Herr als Kronzeuge war das aufgerichtete Schwert den vier genannten Markgrafen also schon vor den – von diesem selbst veranlaßten und um 1832 einsetzenden – Restaurierungen als Attribut beigegeben. Herkunft und Bedeutung dieses Motivs bleiben unklar. Einige der Bronze-Epitaphien der kursächsischen Grablege im Chor des Mariendoms zu Freiberg in Sachsen halten ebenfalls das blanke Schwert in Händen, so z. B. Kurfürst Christian I., geschaffen 1590–1593220). Doch hier handelt es sich eindeutig um das im Zeremoniell präsentierte Kurschwert, das schon den älteren sächsischen Denkmälern von Friedrich dem Streitbaren in Meissen (um 1445) und von Friedrich dem Weisen in Wittenberg (1527) als Herrschaftszeichen beigegeben war. Auch bei der Gestalt des Kurfürsten Friedrich IV. von der Pfalz an der Hoffassade des Friedrichsbaues des Heidelberger Schlosses wird es sich um das Kurschwert handeln. Immerhin war diese monumentale Bauskulptur 1607 von Sebastian Götz geschaffen und könnte also durchaus für das Denkmal der Markgrafenbrüder neben der Pforzheimer Tradition als Vorbild gewirkt haben. Hier in Pforzheim könnte sich das Motiv auf die Deutung der Markgrafen als „milites christiani“ beziehen, womit sie als streitbare Kämpfer und Verteidiger des evangelischen Glaubens charakterisiert werden sollten221). Markgraf Karl II., Auftraggeber der Denkmäler für seinen kriegerischen Schwager und für seinen Sohn, hat das Motiv auf seinem eigenen Denkmal nicht übernommen, obgleich gerade dieser Markgraf als Reformator des Landes die Bezeichnung „miles christianus“ in besonderer Weise verdient hätte. Jedenfalls ist es das Grabmal der Markgrafenbrüder, das sich durch die Verdopplung der „Helden“-Darstellung und die temperamentvolle Ausfallstellung der Glaubensstreiter als das künstlerisch überzeugendste Meisterwerk unter den Pforzheimer Grabdenkmälern erweist. Das Motiv des aufgerichteten Schwertes ist hier zu einer stolzen Drohgebärde gesteigert, die wohl damals – an der Schwelle zum wenig später ausbrechenden Dreißigjährigen Krieg – nicht nur symbolisch gemeint war.

6. Die Schriftformen

Angesichts des unausgewogenen Bestandes und der einseitig auf die Markgrafengrabmäler ausgerichteten kopialen Überlieferung reicht das Material der Stadt Pforzheim nicht aus, um sichere Aussagen über die schriftgeschichtliche Entwicklung zu machen. Auch erübrigt sich hier eine Wiederholung der Grundlinien allgemeiner Schriftgeschichte, wie sie bereits in den Einleitungen zu den neueren Editionsbänden, namentlich in DI 34 (Bad Kreuznach), DI 37 (Rems-Murr-Kreis) und DI 38 (Bergstraße), vorgelegt worden sind222). Die Kenntnis der wichtigsten Schriftarten und ihrer Terminologie darf in einer Inschriftenedition ohnehin vorausgesetzt werden223). Hier kann nur ein Überblick über die in Pforzheim vorkommenden Schriftarten geboten werden, wobei viele Einzelbefunde gleichzeitig über die Register 9 und 10b erschließbar sind.

6.1. Gotische Majuskel

Die Gotische Majuskel ist auf 24 steinernen Denkmälern nachweisbar und war auf mindestens fünf weiteren Stücken ehemals mit Sicherheit vorhanden. Ihr Anteil an der Gesamtzahl erhaltener Inschriften beträgt also über 10% und ist damit im Vergleich mit den Nachbarregionen (Enzkreis 6,2%, Lkr. Calw 9,9%, Lkr. Karlsruhe 2,9%) überdurchschnittlich groß. Damit bildet die Stadt Pforzheim einen Schwerpunkt als Bewahrerin relativ früher, bis zum Ende des 14. Jahrhunderts entstandener Schriftzeugnisse, auch wenn der Bestand relativ spät, nämlich erst 1275, mit der ältesten erhaltenen Grabplatte (nr. 2) einsetzt. Diese zeigt eine kleinformatige Majuskel aus der 2. Hälfte des 13.  Jahrhunderts in zierlicher Ausführung, mit weiten Abständen zwischen den Buchstaben, deren Umriß sich einem Quadrat einfügen läßt. C und E sind kreisrund und durch einen feinen senkrechten Haarstrich geschlossen. Die Strichführung ist fein und gleichmäßig, die Bogenschwellungen sind kaum ausgeprägt. Kapitale und unziale Formen halten sich zahlenmäßig und optisch die Waage. Ein undatiertes Fragment und Inschriften am Bau sind vielleicht noch früher anzusetzen, da das unziale E mit keilförmigen Verdickungen der Endungen noch nicht geschlossen ist (nrr. 5, 8). Vergleicht man damit eine Grabplatte von 1310 (nr. 11), sind einzelne Buchstaben wie das unziale M und das W noch deutlich verbreitert und gröber ausgeführt; die Bogenschwellungen und keilförmig verbreiterte Hasten beherrschen das Schriftbild. In der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts – so bei nrr. 24, 25 – setzt sich das pseudounziale A neben dem kapitalen A mit waagrechtem Deckbalken durch. Doch bleiben die Proportionen der Buchstaben auch in der Spätzeit dieser Schrift bei diesen Pforzheimer Inschriften auffallend breit.

6.2. Gotische Minuskel

Die älteste Inschrift in Gotischer Minuskel begegnet in der Grabinschrift einer Ursula Hepp, gestorben 1398 (nr. 27), also relativ spät, denn im Vergleich mit den Nachbargebieten konnten Maulbronn schon 1377 und Herrenalb 1378 voll entwickelte Minuskel-Inschriften vorweisen224). Von diesem Jahr 1398 an kommt die Gotische Majuskel in Pforzheim nicht mehr vor und ist vollständig durch die Gotische Minuskel ersetzt. Die Gotische Minuskel ist mit 70 erhaltenen Stücken die am häufigsten in Pforzheim verwendete Schriftart neben der Kapitalis mit 69 Stücken. Da die letzte Gotische Majuskel vor 1382 (nr.  25) entstand, ist der Zeitraum des langsamen Übergangs vom Gebrauch der einen Schriftart zur anderen wegen fehlender Zwischenglieder nicht genauer zu verfolgen. Jedenfalls unterscheidet sich die Stadt Pforzheim mit einem Anteil der Gotischen Minuskel in Höhe von 28% am Gesamtaufkommen der Inschriften nicht vom Befund in ihrem Umland (Enzkreis 31%, Lkr. Calw 28,2%). Auch die frühesten Minuskel-Inschriften um die Wende zum 15. Jahrhundert verwenden bereits einen Versal A für Anno am Beginn der Inschrift (nrr. 27, 28, 29 u. ö.). Dieses Anfangs-A, das als pseudounziales A gestaltet ist, erlaubt es, Gruppierungen vorzunehmen und Werkstatt-Zusammenhänge zu vermuten, obgleich davon auszugehen ist, daß in einer spätgotischen Werkstatt mehrere Formen für einen Buchstaben bekannt waren und bewußt nebeneinander verwendet [Druckseite LV] wurden. In den ersten Jahrzehnten des 15.  Jahrhunderts ist eine Gruppe von Grabplatten entstanden, bei denen der einleitende Versal A von Anno gleichartig gestaltet ist: die linke geschwungene Haste weist eine Schwellung auf, ist weit unter die Grundlinie ausgezogen und setzt an dem beidseitig überstehenden Deckbalken an; die rechte Haste steht senkrecht über einem balkenartig ausgeprägten Sporn; beide Hasten sind durch einen schräglaufenden Mittelbalken verbunden (nrr. 28, 43, 50 u. ö.). Ab 1430 treten vereinzelt weitere Versalien hinzu (nrr. 50, 52). Die Ober- und Unterlängen sind weiter kaum ausgeprägt. Das Hauptwerk dieser Gruppe ist die Grabplatte des Grafen Wilhelm III. von Eberstein († 1431; nr. 50) aufgrund ihrer hervorragenden Schriftgestaltung. Um 1471 läßt sich eine andere Werkstatt beobachten wegen der Verwendung einer anderen, komplizierten Form für das Anfangs-A und einer spezifischen Form für die Versalien C und D mit zahlreichen Brechungen der Bögen (nrr. 63, 64, 65, 67 u. ö.). Als das Hauptwerk dieser Werkstatt kann das Grabmal des Erhart Thorlinger und seiner Gemahlin von 1479 (nr. 67) angesehen werden, denn es verwendet diese dekorative Schrift hier auch in erhabener Ausarbeitung, also in einer Technik, die in Pforzheim erst 1551 ein zweites Mal vorkommt225). Dieselbe Werkstatt läßt sich anhand der Schriftgestaltung auch im Kraichgau auffinden, so in Kürnbach mit der Grabplatte des Bernhard von Sternenfels († 1489)226). Ein durch die Schönheit und Vielfalt seiner Versalien besonders ausgezeichnetes Stück ist die Grabplatte des Eucharius Rot gen. Veyhinger und seiner Frau, entstanden vor 1510 (nr. 98). Wahrscheinlich stammt die Stiftungstafel des Nicolaus Weiler von 1510 aus derselben Werkstatt (nr. 99). Einen Höhepunkt hinsichtlich epigraphischer Vielfalt und singulärer Ausführung bildet die Stiftungstafel des Dr. Widmann gen. Möchinger von 1522 (nr. 112). In der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts werden gelegentlich kunstvoll verzierte Frakturversalien aufgenommen, so in der gemalten Epitaph-Inschrift der Anna von Hardheim von 1543 (nr. 136).

6.3. Frühhumanistische Kapitalis

Ihrem Ursprung als einer dekorativen Auszeichnungsschrift gemäß wurde die sog. Frühhumanistische Kapitalis häufig für gemalte Inschriften auf Retabeln, für Chorgestühle und auf Werken der Goldschmiedekunst eingesetzt. Da im Bearbeitungsgebiet Vertreter dieser Gattungen nicht mehr vorhanden sind, fällt die Zusammenstellung dieser Schriftart mit vier Exemplaren sehr mager aus. Das älteste Beispiel dieser im Umkreis des württembergischen Hofes des Grafen Eberhard im Bart bereits um 1472 verbreiteten Schriftart ist in Pforzheim lediglich ein verstümmelter Zufallsfund in Gestalt einer bemalten Retabelrückwand von 1521227). Das einzige Exemplar einer vollständigen Grabinschrift in Stein ist auf der Grabplatte der Mechtild Widmann gen. Möchinger († 1526) erhalten (nr. 117). Bei der Grabplatte von deren Tochter Cordula Widmann verehelichte Gremp († 1551; nr. 145) überwiegen die Züge der klassischen Kapitalis, obgleich die schlanken Proportionen der Buchstaben, einzelne Formen – wie das runde E und das spitzovale O – wie auch die erhabene Schrift unklassische Züge tragen. Ein Nachzügler mit den typischen Spätformen ist integriert in die epigraphisch reizvolle, mit unterschiedlichen Kapitalis-Inschriften geschmückte Grabplatte des Pfarrers Johannes Fleischmann von 1591 (nr. 204).

6.4. Kapitalis

Neben der Gotischen Minuskel ist die Kapitalis mit 69 Exemplaren die am häufigsten vorkommende Schriftform. Angesichts der Bedeutung der Pforzheimer Lateinschule für die Ausbildung der humanistisch gebildeten Theologen und Juristen des markgräflichen Herrschaftsgebietes ist der Befund insofern enttäuschend, als die mit einiger Sicherheit datierbaren Kapitalis-Inschriften von klassischer Form erst verspätet mit der Grabinschrift des Stiftspropstes Johann Hochberg († 1532) einsetzen (nr. 123). Zwar spricht alles dafür, daß die von Johannes Reuchlin persönlich veranlaßte Gedenkinschrift für seine Mutter (nr. 101) schon gegen 1502 in einer an antiken Beispielen orientierten Kapitalis gemeißelt wurde. Aber diese Ansetzung ist ebensowenig gesichert wie die Entstehungszeit der gemalten Kapitalis auf der Wandmalerei in der Kirche von Pforzheim-Brötzingen (nr. 115). Mit der Wappentafel von 1537 (nr. 126) und dem Hochgrab des Markgrafen Ernst von [Druckseite LVI] 1538 (nr. 129) beginnt die Serie hervorragend gestalteter Grabinschriften in Kapitalis, die im Auftrag der Markgrafen als Standardschrift des Hofes Geltung erlangt. Die Denkmäler von Christoph von Urach (nrr. 126, 129, 130), von Josef Schmid von Urach (nr. 148) und von dem „Meister der Karlsburg“ (nrr. 149, 161, 171) sind maßstabsetzende Vorbilder, scheinen aber nur im Ausnahmefall über den engen Kreis der fürstlichen Familie hinausgewirkt zu haben. Als Beispiele sind hier zu nennen die beiden Denkmäler der Hochberg von 1532 und 1543 (nrr. 123, 135) und das Grabdenkmal des Kanzlers Martin Achtsynit von 1592 (nr. 205). Gleichzeitig arbeitet jedoch auch ein Meister mit lediglich handwerklichem Niveau für hohe Hofbeamte (nrr. 151, 153, 155); seine Kapitalis ist unausgeglichen und steil proportioniert. Dieses Nebeneinander eines sehr anspruchsvollen Inschriftenniveaus im Bereich der vom Durlacher Hof ausgehenden Aufträge und eines handwerklich-unbeholfenen Schriftstils bei den bürgerlichen Grabmälern der Friedhöfe ist bis zur Zeitgrenze von 1650 hin zu beobachten.

Aus Anlaß des Todes des Markgrafen Albrecht Alcibiades von Brandenburg im Jahr 1557 scheint der Hof die Entwicklung einer einheitlichen Vorlage für die Gestaltung der Grabplatten über den Erdgräbern der markgräflichen Familie im Chor befohlen zu haben (nr. 156). Die Gestaltung von Aufriß und Schrift bleibt mit geringen Veränderungen für die folgenden Grabplatten verbindlich (nrr. 158, 163, 177, 180, 185, 199). Es handelt sich um eine Kapitalis von gleichmäßiger, relativ breiter Strichstärke und quadratischen Proportionen ohne Worttrenner. Besondere Merkmale sind das breite M mit nur halb herabgezogenem Mittelteil, das R mit geschwungener, bis unter die Grundlinie herabgezogener Cauda, die charakteristische Zusammenziehung von AE, ein leicht nach rechts geneigtes S. Kürzungen und römische Zahlen sind überstrichen, wobei der Strich in der Mitte nach oben ausgebuchtet ist. Das Schriftbild wirkt ausgeglichen und mit Überlegung komponiert. Der Anfangsbuchstabe ist überhöht. Erst ab 1608 folgt die neue Grabplattenserie der Angehörigen der Markgrafen Georg Friedrich und Friedrich  V. einem veränderten Entwurf mit anderer Schrift (nrr. 225, 239, 241, 248). Die letzte Grabplatte dieser Serie, datiert 1650, bringt eine neuartig abgewandelte Kapitalis mit unruhigem Schriftbild, das durch die lebhafte Schwingung der rechten Schräghasten bei V und Y verursacht wird (nr. 249). Anstelle des V wurde ein kastenförmiges U eingeführt.

Die großen Grabdenkmäler der Markgrafen sind überdurchschnittliche Leistungen der zeitgenössischen Grabmalskulptur. In Verbindung mit ihrem kunsthistorischen Rang steht das hohe Niveau ihrer Inschriften, die durchgehend in der Sockelzone auf einer Kartusche mit dekorativer Rahmung angebracht sind. Es sind dies – mit einer einzigen Ausnahme bei dem Epitaph des Markgrafen Albrecht Alcibiades (nr. 157) – schön geformte, dicht gefügte Kapitalis-Inschriften ohne auffällige Merkmale, ursprünglich alle mit vergoldeten Buchstaben auf schwarzem Grund. Einen Höhepunkt bezeichnet das 1579 datierte Grabdenkmal des Markgrafen Karl II. aus der Werkstatt des Johann von Trarbach (nr. 192). Es kann zum Beweis dafür dienen, daß in ein und derselben Werkstatt verschiedene Schriftvorlagen benutzt wurden oder daß oftmals mehrere Hände für die Inschriften eines Denkmals verantwortlich waren. Diese Beobachtung mag als Warnung davor dienen, aufgrund der spezifischen Form einer Schrift vorschnell Zuschreibungen auszusprechen. Denn die Grabinschrift der Markgräfin Kunigunde, die vermutlich noch zu Lebzeiten Karls II. vor 1577 zur Ausführung kam, ist in der typischen Kapitalis der Trarbach-Werkstatt ausgeführt. Von ihr weicht die Kapitalis der 1579 angebrachten Grabinschrift für Karl II. deutlich ab228). Die dritte Grabinschrift des Denkmals für Anna von Pfalz-Veldenz mahnt zur Vorsicht, denn sie ähnelt dieser Inschrift zum Verwechseln, konnte aber als Nachahmung aus dem 19. Jahrhundert erschlossen werden.

6.5. Fraktur und weitere Schriftarten

Die Fraktur oder andere seltenere Schriftarten spielen in Pforzheim keine nennenswerte Rolle. Die Fraktur ist mit zwölf Stücken (knapp 5%) sehr schwach vertreten. Sie setzt 1537 mit dem nur fragmentarisch erhaltenen Epitaph für Glieder der Familie von Wallstein (nr. 127) ein. Für die Markgrafengrablege im Chor ist diese Schrift nur einmal verwendet worden, nämlich für das Grabdenkmal des Markgrafen Albrecht Alcibiades von Brandenburg 1557 (nr. 157). Diese Inschrift ist ein Meisterwerk nach der Manier eines Schreibmeisters, der insbesondere für die zahlreich vorkommenden Versalien ein immer wieder variiertes Repertoire vielfältiger Zierformen mit Schleifen, Brechungen und Haarstrichen ausbreitet. Auch das Grabdenkmal (nr. 139) der Anna von Hohenheim gen. Bombast [Druckseite LVII] († 1546) trug eine Fraktur-Inschrift, die jedoch wegen ihres schlechten Erhaltungszustands nicht mehr zu beurteilen ist.

Im Bereich der bürgerlichen Auftraggeber trat 1593 eine Werkstatt mit mehreren prunkvoll gerahmten Epitaphien hervor, die im Innenfeld dicht beschriftet sind in einer dünnstrichigen, fast wie eingeritzt wirkenden Fraktur mit reich verzierten Versalien (nr. 206). In dem 1599 entstandenen Epitaph für Jakob Obrecht (nr. 211) wird die Freude an feinsten Haarstrichen und Schwüngen noch gesteigert. Auch das schlichte Epitaph der Barbara Fontelin von 1606 könnte wegen der dünnstrichigen, sehr eng stehenden Fraktur von demselben Steinmetzen stammen (nr. 221). Völlig anders geartet, aber dafür eindeutig einer wohlbekannten Werkstatt zuweisbar sind die Fraktur-Inschriften zweier Epitaphien von 1625 und 1631 (nrr. 237, 240). Es handelt sich um die trockene und breit laufende Fraktur der Werkstatt des Leonberger Bildhauers Jeremias Schwartz und seiner Söhne, die zugunsten eines klaren, gut leserlichen Schriftbildes auf besondere Schmuckformen verzichtet.

Als Besonderheit sei abschließend eine schrägliegende Humanistische Minuskel erwähnt, die Johann von Trarbach für seine in lateinischen Versen abgefaßte Signatur verwendet hat (nr. 192).

7. Nicht aufgenommene Inschriften

Nach den Bearbeitungsrichtlinien der Editionsreihe „Die Deutschen Inschriften“ bleiben in diesem Band Gruppen von Inschriften unberücksichtigt, die von anderen Wissenschaftszweigen bearbeitet werden, so die Runeninschriften, Siegel- und Münzinschriften und Inschriften aus serieller Produktion – wie z. B. Ofenplatten, Fußbodenfließen aus gebranntem Ton, Töpfereiwaren etc. –. Inschriften, die lediglich aus Jahreszahlen oder aus Jahreszahlen in Verbindung mit Initialen bestehen, werden nur in einer eigenen Katalognummer aufgenommen, wenn ihre Lesung durch Autopsie nachprüfbar war. Nicht aufgenommen wurden Bauzahlen von Häusern, die durch Kriegseinwirkung zerstört sind. Ebenfalls nicht aufgenommen wurden Inschriftenträger, deren Inschrift-Wortlaut nicht überliefert ist oder deren Zugehörigkeit zur Stadt Pforzheim unsicher ist.

Rückwand des Wimsheimer Altarretabels mit der Handwerker-Signatur der Maler Hans Keppner und Hans Könlin zu Pforzheim und mit der Datierung 1521. Als Spolie früher im Archivbau (ehemals Reuchlin-Museum) und hier 1945 vernichtet. Das Retabel befand sich ursprünglich in der Pfarrkirche in Wimsheim (Enzkreis), bis es 1866 zerstört wurde. Die einzelnen Teile wurden auseinandergerissen und fanden eine neue Verwendung. Der überarbeitete Schrein gelangte nach Engerazhofen (Lkr. Ravensburg)229).

Haus Schloßkirchenweg 8, Bauzahl 1555 auf einem Fenstersturz; Kriegsverlust, Gestaltung unbekannt230).

Haus Waisenhausplatz 8, Spruchband mit Bauzahl 1568 und Fratze auf einem Eckquader eines spätgotischen Putzbaues, der 1689/93 zerstört wurde und nach dem Wiederaufbau 1696 als Schlachthaus diente231).

Haus Obere Augasse 32, Türsturz mit Bauzahl 1638 im massiven Erdgeschoß des verputzten Fachwerkhauses; Kriegsverlust232).

Fragment einer Grabplatte mit nicht entzifferbaren Buchstabenresten einer Umschrift zwischen Linien, Gotische Minuskel, H. 40, B. 25, Bu. 6 cm. 1994 aus dem Auffüllschutt an der Südseite der Kirche geborgen. Künftig im Lapidarium der ev. Schloßkirche233).

[Druckseite LVIII]

Grabplatte mit Gestalt eines Mönchs, der – nicht dokumentierten – Inschrift zufolge ein Prior des Dominikanerklosters. Herkunft Dominikanerkloster St. Stephan, im Jahr 1857 im Schulhof auf dem ehemaligen Klostergelände aufgefunden, damals bereits nur noch zur Hälfte erhalten; offenbar nicht geborgen234).

Fragment des Epitaphs eines Ehepaares, querrechteckige Platte aus rotem Sandstein, H. 46 (Teilmaß), B. 98 cm. Archivbau (ehem. Reuchlin-Museum), Kriegsverlust. Herkunft vom Kirchhof der Heiligkreuz-Kirche. An drei Seiten war der ursprüngliche Rand erhalten, unten war der Rand unregelmäßig gebrochen; hier schloß ehemals die nicht überlieferte Inschrift an. Querovale Rahmenkartusche aus Ohrmuschelwerk mit Fruchtbündeln und einem Totenschädel in der Mitte; im vertieften Feld in Relief kniendes Ehepaar, einander zugewandt, hinter der Frau zwei kniende Mädchen235).

Tafelbild mit Porträt der Elisabeth Hos (Hösin), hochrechteckige Bildtafel, Öl auf Holz, von der Stadt Pforzheim im November 2002 aus dem Kunsthandel erworben. Bildnis einer Frau, nach ihrer Kleidung – gesticktes Häubchen, Mühlradkragen, schwarzes Kleid mit weiten Ärmeln – um 1570/80. Oben zu beiden Seiten des Kopfes aufgemalt die Namensinschrift Elisabetha Hösin // aetatis svae 44. (ihres Alters 44); an einer Goldkette ein Medaillon mit einem Kreuz und der Umschrift Salus mea in Christo est. (mein Heil ist in Christus). Da nicht festgestellt werden konnte, ob die Dargestellte mit der durch ihr Pforzheimer Epitaph (nr. 181) nachweisbaren Ehefrau des Peter Schopf, Elisabeth Höslin († 1574), identisch ist, und da eine Autopsie nicht mehr möglich war, ist hier lediglich der Hinweis auf dieses Bild aufgenommen.

Zitationshinweis:

DI 57, Stadt Pforzheim, Einleitung (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015e008.

  1. In Kapitel 7 der Einleitung findet sich eine Zusammenstellung nicht aufgenommener Inschriften. »
  2. Deutsche Inschriften – Terminologie zur Schriftbeschreibung. Wiesbaden 1999. »
  3. AmtlKreisbeschreibung Bd. 5, 1976, 437–452; Reichert, Heinz, Der Enzkreis. In: Pforzheim und der Enzkreis. Stuttgart 1980 (2. Aufl.), 20–25. »
  4. Die hier in groben Zügen zu skizzierende Übersicht kann nur wenige Literaturangaben zu einer ersten Orientierung nennen: zusammenfassend Bader, Der deutsche Südwesten 1978, passim; ferner stets AmtlKreisbeschreibung Bd. 1, 1974, 126ff.; Bd. 5, 1976, 520–585; HandbuchHistStätten VI, 627–630. Zur Geschichte der Markgrafschaft: Schwarzmaier, Baden, in: Schaab/Schwarzmaier, Handbuch Bd. 2, 1994, 164–239; Press, Die badischen Markgrafen im Reich der frühen Neuzeit 1994, 19–57. »
  5. Vgl. Lacroix, in: KdmBaden IX/6, Einleitung 2f.; Zier, Geschichte der Stadt Pforzheim 1982 (mit umfangreicher Bibliographie S. 367–394); Begemann, Pforzheim in Vergangenheit und Gegenwart 1988, 22–26. Bibliographische Auswahl zu Pforzheim in: Haag/Bräuning, Stadtkataster 2001, 37–39 (aufgenommen sind auch Presseberichte). »
  6. Die Leugensäule aus dem Jahre 245 n. Chr. befindet sich heute in Stuttgart, WLM (Inv. R L 365). Vgl. Dauber, Pforzheim – Römische Siedlung Port(us) 1976, 448–453; bes. 448; Kortüm, Portus 1995, 95–101. »
  7. Becht verweist auf Funde von alamannischen Reihengräbern aus dem 6./7. Jahrhundert, die eine Kontinuität stützen könnten; vgl. Becht, Pforzheim im Mittelalter 1983, 41. Neuere Funde bieten weitere Belege; vgl. Lutz, Archäologische Befunde 1998, 135–148; Haag/Bräuning, Stadtkataster 2001, 42–44. »
  8. Johannes Reuchlin schenkte seiner Vaterstadt Pforzheim 1494 eine Gründungslegende, die den Namen von einem mythischen Gefährten des Aeneas namens Phorkys als Stadtgründer ableitet; vgl. Johannes Reuchlin, Sämtliche Werke I, 1: De verbo mirifico. Das wundertätige Wort. Hg. v. Widu-Wolfgang Ehlers, Lothar Mundt u. a. Stuttgart-Bad Cannstatt 1996, 22ff. Ausführliche Diskussion der Namenslegenden bei Kortüm, Portus 1995, 73–75. Vgl. dazu die Überlegungen von Dieter Mertens in seiner Rezension zu Reuchlin, De verbo mirifico, in: ZWLG 58 (1999) 401–403; bes. 403. Vgl. auch Scheible, Melanchthons Pforzheimer Schulzeit 1989, 9–50; hier 10. Melanchthon benannte die von ihm geliebte Stadt als „porta hercyniae silvae“, als Tor zum Schwarzwald. »
  9. Zu den neuesten, durch Grabungen gewonnenen Ergebnissen vgl. Stenzel, Die Städte der Markgrafen von Baden 1994, 92f.; Kortüm, Portus 1995, 20, 23; Haag/Bräuning, Stadtkataster 2001, 32, 44. »
  10. Ebd. 63. »
  11. Ebd. 44; vgl. auch KdmBadenIX/6, 4f. Zur Geschichte der Pfarrkirche St. Martin und zu ihrem Verhältnis zur Schloßkirche St. Michael vgl. die grundlegende Untersuchung von Stefan Pätzold, St. Martin und St. Michael 2003 (in Druck). Ich danke dem Verfasser herzlich für die Überlassung seines noch ungedruckten Manuskripts. »
  12. Später ist genau an diesem Schnittpunkt der Marktbrunnen aufgestellt worden; vgl. hier nr. 130. Ferner Timm, Pforzheim um 1500, 1993, 29–51; Haag/Bräuning, Stadtkataster 2001, 56f. und Abb. 13. »
  13. Timm, Pforzheim um 1500, 1993, 38f. »
  14. KdmBadenIX/6, 3f.; Haag/Bräuning, Stadtkataster 2001, 44; Pätzold, St. Martin und St. Michael 2003. »
  15. Jedenfalls nennt eine auf den 4. Juni 1157 datierte Urkunde Konrads für Kloster Maulbronn als Zeugen einen Ministerialen namens „Dietpoldus de Porcheim“ zusammen mit Edelfreien aus dem nächsten Umkreis der Stadt; Stuttgart HStA A 502 U 4. Abbildung und Regest vgl. Der Griff nach der Krone. Die Pfalzgrafschaft bei Rhein im Mittelalter. Begleitpublikation zur Ausstellung der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg und des Generallandesarchivs Karlsruhe, hg. v. Volker Rödel (Schätze aus unseren Schlössern 4). Regensburg 2000, 186, nr. 1; WUB 2, 110f. »
  16. Derselbe Konrad hat zugleich die planmäßige Gründung Heidelbergs unternommen; vgl. Schaab, Meinrad, Die Anfänge Heidelbergs, alte Zeugnisse und neue Befunde im Rahmen der stauferzeitlichen Stadtgenese in Südwestdeutschland. In: Oberrheinische Studien 15 (1998) 158–212 (mit Zusammenfassung der älteren Literatur); ders., Zeitstufen und Eigenart der pfälzischen Territorialentwicklung im Mittelalter. In: Der Griff nach der Krone 2000 (wie Anm. 15), 15–36; hier 17f. »
  17. Das Schreiben informiert die Pforzheimer über die dem Kloster Herrenalb gewährte Befreiung von Zoll und anderen Lasten; WUB II, 312; Carl, Regesten Pforzheim 1998, 21 nr. 1. Die neuesten Untersuchungen stützen sich auf den Siegelbefund und datieren die Urkunde „nach 1199“ bzw. „um 1200“; vgl. Schneidmüller, Bernd, Die Siegel des Pfalzgrafen Heinrich bei Rhein, Herzogs von Sachsen (1195–1227). In: Niedersächsisches Jahrb. f. Landesgeschichte 57 (1985) 257–265; hier 264; Der Griff nach der Krone 2000 (wie Anm. 15), 187f. nr. 3. »
  18. Becht, Pforzheim im Mittelalter 1983, 43f.; Lutz, Archäologische Befunde 1998, 145–147; Haag/Bräuning, Stadtkataster 2001, 45. »
  19. Haselier, Die Markgrafen von Baden und ihre Städte 1959, 263–290; Stenzel, Die Städte der Markgrafen von Baden 1994, 89–130; bes. 129ff.; Schwarzmaier, Baden. In: Schaab/Schwarzmaier, Handbuch Bd. 2, 1995, 178–182 (mit Hinweisen auf die ältere Literatur). »
  20. Die Kunstdenkmäler des Rems-Murr-Kreises, bearb. v. Adolf Schahl (Die Kunstdenkmäler in Baden-Württemberg), 2 Teilbde. München 1983; Bd. 1, 208, 229f.; DI 37 (Rems-Murr-Kreis) nrr. 108, 109, 110, 111 mit Abb.; Schwarzmaier, Lichtenthal als Grabkloster 1995, 23–34. »
  21. KdmBadenXI/1 (Stadt Baden-Baden), 72. »
  22. KdmBadenIX/6, 269–271; Carl, Regesten Pforzheim 1998, 50f. nrr. 78, 79, 80. »
  23. KdmBadenIX/6, 271–273. »
  24. Grundlegend KdmBadenIX/6, 65–204; zur Geschichte der Kirche bis zum Spätmittelalter neuerdings Pätzold, St. Martin und St. Michael 2003 (in Druck). »
  25. Vgl. insbesondere die in demselben Raum konkurrierenden Gründungen in Heidelberg, Basel, Freiburg i. Br., Mainz und Tübingen. Speziell zu Pforzheim vgl. Brosius, Papst Pius II. und Markgraf Karl I. von Baden 1972, 161–176; Zier, Pforzheim 1982, 46–48; Fuchs, Peter, Der Musenhof. Geistesleben und Kultur in den Residenzen der Neuzeit. In: Oberrheinische Studien 10 (1992) 127–158, hier 142–146; Lorenz, Sönke, Fehlgeschlagen, gescheitert, erfolglos. Vergebliche Versuche von Universitätsgründungen in Regensburg, Lüneburg, Breslau und Pforzheim. In: Attempto – oder wie stiftet man eine Universität. Die Universitätsgründungen der sog. zweiten Gründungswelle im Vergleich. Hg. v. Sönke Lorenz (Contubernium 50). Stuttgart 1999, 7–18; hier 16–18. »
  26. Zu den Zielen, die die Markgrafen zur Gründung ihrer Stifte bewegt haben mögen, vgl. Fouquet, St. Michael in Pforzheim 1983, 108–112; Auge, Oliver, Das Stift Beutelsbach und das Tübinger Stiftskirchenprojekt. In: ZWLG 61 (2002) 11–54, hier 11f. »
  27. Zu den Beziehungen zum Hause Habsburg vgl. Krimm, Baden und Habsburg um die Mitte des 15. Jahrhunderts 1976, passim. »
  28. Becht, Pforzheim im Mittelalter 1983, 46–53. »
  29. Vgl. nrr. 19, 20»
  30. Vgl. Kirchgäßner, Commercium et Connubium 1983, 63–76. »
  31. Fouquet, St. Michael in Pforzheim 1983, passim. »
  32. Scheible, Melanchthons Pforzheimer Schulzeit 1989, 9–50; Kremer, Lateinschule 1997, passim. »
  33. Johannes Reuchlin (1455–1522), passim. »
  34. Zuletzt Schaub, Wiebke, Zum Druckwesen im deutschen Südwesten. In: Katalog Renaissance I, 1986, 467–526; bes. 472 mit Beispielen von in Pforzheim entstandenen Druckwerken, hier nrr. H 8, H 53, H 54. »
  35. Vgl. Stenzel, Die Städte der Markgrafen von Baden 1994, 203. »
  36. Zum Aufstieg der Stadt Baden-Baden als Residenz zum Schaden von Pforzheim vgl. Andermann, Kurt, Baden-Badens Weg zur Residenz. In: ZGO 144, NF 105 (1996) 259–269. »
  37. Zur Person Christophs und zu seiner Politik vgl. Schwarzmaier, Baden. In: Schaab/Schwarzmaier, Handbuch Bd. 2, 1995, 204–211 (mit weiterführenden Literaturangaben); Muschka, Wilhelm, Christoph I. Markgraf von Baden 1453–1527. In: Lebensbilder aus Baden-Württemberg 19. Stuttgart 1998, 50–78. »
  38. Zusammenfassend zu den Folgen der Niederlage vgl. Krimm, Baden und Habsburg 1976, 163–180. »
  39. Abdruck bei: Goldberg(‑ Rummer), Jolande E., Die Freiheiten der Stadt Pforzheim 1491. In: PforzhGbll 5 (1980) 83–116. »
  40. Schwarzmaier, Baden. In: Schaab/Schwarzmaier, Handbuch Bd. 2, 1995, 212–216. »
  41. Zur traditionsstiftenden Bedeutung der Grablege als des geistigen Zentrums einer Dynastie vgl. Andermann, Kirche und Grablege 1992, 158–187; bes. 176. »
  42. Merkel, Geschichte des evangelischen Bekenntnisses in Baden 1960, 11ff.; Press, Volker, Baden und badische Kondominate. In: Schindling/Ziegler, Die Territorien des Reichs Bd. 5, 1993, 125–166; Ehmer, Hermann, Politik und Religion. Die badischen Markgrafschaften zwischen Annahme und Ablehnung der Reformation. In: Ettlinger Hefte 29 (1995) 73–79; Schwarzmaier, Baden. In: Schaab/Schwarzmaier, Handbuch Bd. 2, 1995, 216–222. »
  43. Ehmer, Hermann, Die Kraichgauer Ritterschaft und die Reformation. In: Die Kraichgauer Ritterschaft in der frühen Neuzeit. Hg. v. Stefan Rhein (Melanchthon-Schriften der Stadt Bretten 3). Sigmaringen 1993, 173–195. »
  44. Hauss/Zier, Die Kirchenordnungen von 1556, 1956; hier 139–161. »
  45. Zum Bau Karls II. vgl. Rott, Baden-Durlacher Hof 1917, 22–30; Asche/Hochstrasser, Durlach 1996, 94–106; Bachmann, Karlsburg 2000, passim. Vgl. auch die monumentale Bauinschrift des Schlosses von 1565: DI 20 (Karlsruhe) nr. 231. In dem rudimentär erhaltenen Barockschloß in Durlach (Stadt Karlsruhe), das nur noch Reste der Anlage des 16. Jahrhunderts enthält, befindet sich heute das Pfinzgaumuseum. »
  46. Vgl. Baumann, Ernst Friedrich von Baden-Durlach 1962, passim; Schwarzmaier, Baden. In: Schaab/Schwarzmaier, Handbuch Bd. 2, 1995, 222–227. »
  47. Ebd. 170ff.; ferner Leppin, Der Kampf des Markgrafen Ernst Friedrich von Baden um sein Bekenntnis 2001, 52–67; ders., Eine Stadt im Aufruhr. Der Pforzheimer Widerstand gegen die Calvinisierung durch Markgraf Ernst Friedrich von Baden, 1601–1604. In: Ängste und Auswege Bd. I, 2001, 201–217. Zum plötzlichen Tod des Markgrafen vgl. Ernst, Leben und Tod des Markgrafen Ernst Friedrich, ebd. 68–82. »
  48. KdmBadenIX/6, 181, 184, nr. 2. Kritisch zur Fragwürdigkeit der Legende vgl. Sexauer, Otto, Zur Frage der Überlieferung von den 400 Pforzheimern. In: ZGO 92 (1940) 561–563. Zu den Denkmalstiftungen Leopolds vgl. Krimm, Konrad, Die Fürstenkapelle – ein Mausoleum der vaterländischen Geschichte. In: Katalog Lichtenthal 1995, 147–158, bes. 156. »
  49. HStA Stuttgart A 99 U 54 (18. November 1615). »
  50. Vgl. nrr. 243, 244, 247»
  51. Raumer, Karl v., Die Zerstörung der Pfalz von 1689 im Zusammenhang mit der französischen Rheinpolitik. München 1930, Neudruck Bad Neustadt a. d. Saale 1982; Becht/Fouquet, Pforzheim im Pfälzischen Krieg 1989, 81–115. »
  52. Es handelt sich um den Vorgängerbau der heutigen Gebäude, der 1698 abgebrannt und bis 1705 als repräsentativer Barockbau neuerbaut wurde. Das Anwesen wurde 1808 durch den Großherzog Karl Friedrich verkauft. Heute Kantonsspital, Hebelstr. 2–6; vgl. Rott, Baden-Durlacher Hof 1917, 141–144; Schwarzmaier, Baden. In: Schaab/Schwarzmaier, Handbuch Bd. 2, 1995, 235 Anm. 308; Schwarzmaier, Die Flucht aus dem Krieg 2001, passim. »
  53. Bräunche, Ernst Otto, Vom markgräflichen „Lust-Hauß“ zur großherzoglichen „Haupt- und Residenzstadt“. Die Entwicklung der Residenz Karlsruhe zwischen 1715 und 1918. In: Residenzen. Aspekte hauptstädtischer Zentralität. Hg. v. Kurt Andermann (Oberrheinische Studien 10). Sigmaringen 1992, 199–222. »
  54. Kortüm, Portus 1995, 32–42; Kronenwett, Heike/Timm, Christoph, Fenster zur Pforzheimer Stadtgeschichte. Der archäologische Schauplatz Kappelhof. In: Badische Heimat 75 (1995) 441–468; Haag/Bräuning, Stadtkataster Pforzheim 2001, 44f., 151f. »
  55. Ebd.; ferner zur Baugeschichte immer noch umfassend KdmBadenIX/6, 48–61. »
  56. KdmBadenIX/6, 58–61 mit Abb.; Maggi, Pietro, Das schlichte Tympanon im 12. Jahrhundert. Diss. phil. Zürich 1986, 128 Abb. 28; Wischermann, Romanik 1987, 296 und Abb. 72. »
  57. Original Karlsruhe GLA 35/23.12; Carl, Regesten Pforzheim 1998, 61f. nr. 107. Zur Bestätigung durch Gerhard von Ehrenberg, Bischof von Speyer, vgl. ebd. 63 nr. 109. Zu weiteren Regelungen bei diesem Rechtsgeschäft vgl. ebd. 64, nr. 112. Ausführliche Interpretation und Wiedergabe dieser Quelle bei Pätzold, St. Martin und St. Michael 2003. »
  58. Nach einem Bericht von 1691 haben die siegreichen französischen Truppen vier Glocken im Orléans’schen Krieg geraubt; vgl. Pflüger 1862, 526. Für 1737 sind wieder zwei kleine neue Glocken nachweisbar; Karlsruhe, GLA 171/1514, Bürcklin, Diözesanbeschreibung 1737, unter Tit. 11. »
  59. Restaurierung 1952 abgeschlossen. Karlsruhe, LDA, Ortsakten zu 1947, 1952; Diruf/Timm, Kunst- und Kulturdenkmale 1991, 65 u. Taf. 3. »
  60. Vorübergehend waren drei dieser Stücke im Außenbereich des Stadtmuseums aufgestellt; seit 2001 sind sie an die Altstädter Kirche zurückgegeben und im Chor aufgestellt worden; vgl. Karlsruhe, LDA, Grabungsakten zu 1949/1951; Zier, Geschichte Pforzheim 1982, Abb. 14–16, dort „der Ottonenzeit“ zugeordnet; Haag/Bräuning, Stadtkataster Pforzheim 2001, Fundstelle 6, 78 mit Abb. 28. Die dort vorgeschlagene Ansetzung für das 9./10. Jahrhundert trifft mit Sicherheit nicht zu, wie ein Vergleich mit ähnlichen Stücken ergibt; vgl. Azzola, Friedrich Karl, Zur Ikonographie des Kreuzes auf Kleindenkmalen des Hoch- und Spätmittelalters im deutschen Sprachraum. In: Epigraphik Worms 1986, 9–41; bes. 38f. und Abb. 61. »
  61. Das Denkmal befand sich nicht im Kircheninnern, sondern noch 1735/37 in einer hölzernen Vorhalle als Privatkapelle der Beck, die offenbar den Kriegszerstörungen 1689/93 entgangen war. »
  62. Eine dem Bau gerecht werdende, kunstgeschichtliche Untersuchung fehlt. Wichtigste Literatur: Vischer, Die Schloss‑ (Stifts‑ )Kirche zum hl. Michael 1911; Noack, Die Stiftskirche St. Michael 1925; KdmBadenIX/6, 65ff.; Köhler/Timm, Schloß- und Stiftskirche St. Michael 1996, passim (mit ausführlichen Literaturangaben); Haag/Bräuning, Stadtkataster Pforzheim 2001, 55, 148f. Zum kirchenrechtlichen Status von St. Michael vgl. Pätzold, St. Martin und St. Michael 2003. »
  63. Dietrich Lutz hat mit Recht beklagt, daß die nach 1945 während der Wiederaufbauphase der Schloßkirche vorgenommenen Untersuchungen bisher keine wissenschaftliche Auswertung erfuhren; vgl. Lutz, Archäologische Befunde 1998, 137f. Der gegenwärtige Forschungsstand ist wiedergegeben bei Haag/Bräuning, Stadtkataster Pforzheim 2001, 148f. »
  64. Zur Würdigung der Persönlichkeit dieses Markgrafen vgl. Schwarzmaier, Baden. In: Schaab/Schwarzmaier, Handbuch Bd. 2, 1995, 178–182. »
  65. Bemerkenswert ist, daß die badische Stadtgründung Stuttgart zur Zeit Hermanns V. vergleichbare Verhältnisse erkennen läßt. Wie die seit 1999 unternommenen Grabungen in der Stuttgarter Stiftskirche nachweisen, war ihr Vorgängerbau ebenfalls eine dreischiffige spätromanische Basilika in unmittelbarer Nähe der Stadtburg. Die Kirche war der Mutterkirche St. Martin auf der Altenburg über Cannstatt unterstellt. In beiden Fällen sind die geräumigen Neubauten auf die Initiative des Stadtherrn zurückzuführen, der ein Interesse haben mußte, seine noch junge Gründungsstadt durch einen Kirchenbau in zentraler Lage auszustatten. Zur überzeugenden Deutung dieser Vorgänge vgl. Auge, Das Stift Beutelsbach 2002 (wie Anm. 26), 37f. »
  66. Carl, Regesten Pforzheim 1998, 60 nr. 104. »
  67. Der heutige Standort der Grabplatte an der Wand des südlichen Nebenchors ist nicht der ursprüngliche (vgl. den Lageplan der Grabmäler auf Taf. LXXI). Wo die Platte ursprünglich innerhalb der Kirche im Boden lag, bleibt unbekannt. »
  68. Carl, Regesten Pforzheim 1998, 61f. nr. 107, 63 nr. 109, 64 nr. 112. Zur Aussage dieser Urkunden vgl. die ausführliche Interpretation und die wörtliche Wiedergabe der Bestimmungen von 1347 bei Pätzold, St. Martin und St. Michael 2003. »
  69. Vgl. dazu Sydow, Jürgen, Die Klein- und Mittelstädte in der südwestdeutschen Geschichte. In: Becht, Pforzheim im Mittelalter 1983, 7–38, bes. 26. »
  70. Zur Häufung der Stiftsgründungen durch Umwandlung städtischer Pfarrkirchen im 15. Jahrhundert vgl. Spieß, Karl-Heinz, Liturgische Memoria und Herrschaftsrepräsentation im nichtfürstlichen Hochadel des Spätmittelalters. In: Adelige und bürgerliche Erinnerungskulturen des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit. Hg. v. Werner Rösener (Formen der Erinnerung 8). Göttingen 2000, 97–123, hier: 101–103, 111; Auge, Das Stift Beutelsbach 2002 (wie Anm. 26), 11f. »
  71. Vgl. Fouquet, St. Michael in Pforzheim 1983, 126. Über die Vorrangstellung Pforzheims vor den badischen Städten Baden-Baden und Ettlingen vgl. Stenzel, Die Städte der Markgrafen von Baden 1994, 119–121. »
  72. KdmBadenIX/6, 65–140, bes. 125–131; Köhler/Timm, Schloß- und Stiftskirche St. Michael 1996, 10, 16, 18; Timm, Christoph, Ein Raum für Reuchlin. Das Reuchlinkolleg – Bedeutung und Wiederaufbau. In: Ängste und Auswege Bd. 1, 2001, 219–237. »
  73. KdmBadenIX/6, 67f., 79, 85, 122–125 u. ö. Christoph Timm, Pforzheim, ist die Entdeckung dieses Sachverhalts zu verdanken. Da keine Schriftquellen mehr vorhanden sind, die das Patrozinium der Kapelle preisgeben, wird man künftig von der „sog. Margarethen-Kapelle“ zu sprechen haben. »
  74. Vgl. die Ergebnisse für Norddeutschland: Grewolls, Antje, Die Kapellen der norddeutschen Kirchen im Mittelalter. Kiel 1999, 60–65. Für Süddeutschland fehlt eine Untersuchung dieses Bautyps. »
  75. Zur Geschichte der Gruft vgl. unten Kap. 3.3. »
  76. Zu den einzelnen Altarpfründen vgl. KdmBadenIX/6, 69; Fouquet, St. Michael in Pforzheim 1983, passim; Haag/Bräuning, Stadtkataster Pforzheim 2001, 47 Anm. 66 mit Aufzählung der Patrozinien. »
  77. Vgl. Andermann, Kirche und Grablege 1992, 176. »
  78. Pforzheim hat alle seine älteren Glocken durch die Plünderungen im 17. Jahrhundert verloren, ohne daß die Inschriften aufgezeichnet worden wären. Die Schloßkirche erhielt 1699 die Glocke eines Basler Gießers. 1715 sollen fünf Glocken bei dem Glockengießer Goßmann in Landau bestellt worden sein, von denen zwei in die Altstädter Kirche, die übrigen auf das Rathaus, in die Heiligkreuz-Kirche und in die Schloßkirche kamen. Die ev. Stadtkirche St. Stephan erhielt 1736 zwei neue Glocken; vgl. Pflüger 1862, 549f., 552. »
  79. Abgesehen von den nach 1945 in der ev. Altstädter Pfarrkirche aufgedeckten Wandmalereien sind auch in der Schloßkirche Reste von Wandmalerei gefunden worden, deren Konservierung aber nicht lohnte. »
  80. Der Fürstenstand soll vom Schloß aus über einen brückenartigen Gang direkt zugänglich gewesen sein, wie das auch bei anderen Schloßanlagen nachweisbar ist, wenn diese einer Kirche benachbart waren; vgl. die ev. Stadtkirche in Leonberg oder die Dresdener Hofkirche. »
  81. Diese Definition bei Krimm, Die Fürstenkapelle – ein Mausoleum der vaterländischen Geschichte 1995 (wie Anm. 48), 147–158. »
  82. Zur Neuausstattung der Kirche nach 1945 vgl. Köhler/Timm, Schloß- und Stiftskirche St. Michael 1996, 23–27. »
  83. Vgl. die Aufzählung bei Trost, Schloßkirche 1962, 75–79. »
  84. Die hier aufgefundenen Grabmal-Fragmente ohne Inschriften sind nicht in den Katalogteil aufgenommen worden. Es sind dies folgende Stücke (alle roter Sandstein): 1. Fragment einer Grabplatte mit Lilienkreuz, 13. Jh. H. 76, B. 48, T. 13. Aufstellung 2002 im nördlichen Seitenschiff. – 2. Grabplatte eines unbekannten Priesters, 15. Jh. Priesterwappen mit Kelch und Wolfsangel. H.  217, B. 95 cm. Nicht geborgen; vgl. Trost, Schloßkirche 1962, 75. – 3. Grabplatte eines Unbekannten, 15. Jh. Im Feld ein Kreis mit Schwert erkennbar. Nicht geborgen. Vgl. Trost, Schloßkirche 1962, 77. – 4. Grabplatte eines Unbekannten, 16. Jh. Nicht geborgen. Oben 15[. .], im Feld Doppelwappen, „links Turm, rechts 2 gekreuzte Pfähle“; vgl. Trost, Schloßkirche 1962, 77. »
  85. Die Durchführung lag in Händen der Firma Peter Walz, Eberbach-Gaimühle. »
  86. An dieser Stelle möchte ich im Namen der Heidelberger Inschriftenkommission noch einmal den Vertretern der betreffenden Dienststellen – des Staatlichen Vermögens- und Hochbauamts Pforzheim, des Landesdenkmalamts Außenstelle Karlsruhe und der Stadtdenkmalpflege Pforzheim, insbesondere den Herren Dipl.-Ing. Michael Schwan, Pforzheim, Dipl.-Ing. Stephan B. von Freydorf, Ettlingen, und Herrn Dr. Christoph Timm, Pforzheim, – für ihr Engagement, ihre hervorragende Zusammenarbeit, Hilfsbereitschaft und sachkundige Beratung danken. »
  87. Zum Verhältnis zwischen Grablege und Residenz vgl. Andermann, Kirche und Grablege 1992, 159–187; speziell zur Markgrafschaft Baden 164f., 176, 182 u. ö. Zum Verhältnis zwischen Herrschaftsrepräsentation und Memoriapflege vgl. Memoria 1984, passim; Memoria als Kultur. Hg. v. Otto Gerhard Oexle (Veröff. d. Max-Planck-Instituts für Geschichte 121). Göttingen 1995, passim; Adelige und bürgerliche Erinnerungskulturen 2000 (wie Anm. 70), passim. »
  88. Diese Beweggründe wurden mustergültig herausgearbeitet bei Schütte, Sakraler Raum und die Körper der Fürsten 2000, 123, 128 u. ö. »
  89. Dies geht aus einem Bericht über die Öffnung des Hochgrabes im Jahr 1878 hervor, als das Hochgrab einen höheren Sockel erhielt. Im Innern sollen sich Reste der Särge und Gewandreste befunden haben; vgl. KdmBadenIX/6, 173f. Über Material, Ausführung und Beschaffenheit der Särge ist leider nichts bekannt. »
  90. Schwarzmaier, Lichtenthal als Grabkloster 1995, 27–29. »
  91. Zu den Denkmälern der badischen Grablege in Backnang zuletzt DI 37 (Rems-Murr-Kreis) Einl. XVIf. und nrr. 108, 109, 110, 111, 115, 116, 117, 118»
  92. KdmBadenXI/1 (Stadt Baden-Baden), 70–142, besonders 113–142. »
  93. Schukraft, Die Grablegen des Hauses Württemberg 1989, 18–26. »
  94. Fouquet, St. Michael in Pforzheim 1983, 142f. »
  95. Der Tübinger Theologe Jacob Heerbrand hat das Chorgestühl noch 1556 in situ bezeugt (vgl. nr. 144). »
  96. Zu dieser Definition vgl. Fingerlin, Die Grafen von Sulz 1992, 200 u. ö. »
  97. Karlsruhe, Photoarchiv des LDA, Neg. nr. 6419. »
  98. Jedenfalls sind die ältesten, bald nach 1650 entstandenen Särge in der Nordgruft schlichte Särge aus Zinn; vgl. KdmBadenIX/6, 195 nr. 25, 197 nr. 26 u. ö. »
  99. Das Begräbnis ist in dem 1604 entstandenen Reisebericht des Niederländers Ernst Brinck genau geschildert; vgl. Ernst, Leben und Tod des Markgrafen Ernst Friedrich 2001, passim. »
  100. Die Funktion der Sargtafel innerhalb des fürstlichen Begräbnisritus ist nicht klar. Festzuhalten ist, daß im 17. Jahrhundert zu einer Gruftbestattung mit Zinnsarg auch eine Sargtafel gehörte, die dem Toten beigegeben wurde. Denn Johann Friedrich Jüngler bezeugte 1625, er habe für den jungen Markgrafen Karl ein „epitaphium … tabellae stanneae insculptum ac tumbae ipsius inclusum“ verfaßt. Reste der zerstörten Sarginschrift sind überliefert (nr. 238), nicht aber die Sargtafel. Eine solche Sargtafel aus Zinn mit einer langen Inschrift ist auch aus der 1945 beschädigten Einzelgruft des Markgrafen Friedrich V. (†  1659) entnommen worden, aber inzwischen wieder verschollen; ein Photo dieser Sargtafel ist im Photoarchiv des LDA Karlsruhe erhalten. »
  101. Dieser Hinweis bei Rott, Baden-Durlacher Hof 1917, 68 Anm. 4. »
  102. Vgl. die reich verzierten Särge der württembergischen Herzogsfamilie in der Gruft der Stuttgarter Stiftskirche; Schukraft, Die Grablegen des Hauses Württemberg 1989, 77–90. Weitere Beispiele und eine Skizze der Entwicklung der Fürstengrüfte bei Fingerlin, Die Grafen von Sulz 1992, 175ff. »
  103. Karlsruhe, GLA, HFK 510, Herr, Collectanea Pforzheim 1830, fol. 7r–8r. Zum Vergleich seien die Daten einiger fürstlicher Gruftanlagen genannt: Haus Pfalz-Zweibrücken-Veldenz: Meisenheim, Schloßkirche, Stephansgruft 1479/1500 zugleich mit dem Neubau der Kirche angelegt, Neue Gruft Einbau 1575; Zweibrücken, Alexanderkirche, Grufteinbau ca. 1668; Haus Hohenlohe-Neuenstein: Weikersheim, Stadtkirche, Einbau der Gruft 1605; Haus Württemberg: Stuttgart, Stiftskirche, Einbau der Gruft 1608, Erweiterung 1683; Haus Brandenburg-Ansbach: Ansbach, Stadtkirche St. Johannis, Einbau der Gruft 1660. Markgraf Ernst scheidet als Begründer der Pforzheimer Gruft aus, da zu seiner Zeit bewegliche Zinnsärge noch kaum üblich waren. Auch benötigte er die Gruft nicht, weil er die Bestattung in einer Einzelgruft unterhalb von seinem Hochgrab gewählt hatte. »
  104. Stellvertretend für eine Fülle von Beschreibungen von solchen Leichenfeiern des Hochadels sei hier nur auf die im Wortlaut veröffentlichte Beschreibung des Begräbnisses des Heinrich Postumus Reuß von Plauen am 4. Februar 1636 in Gera hingewiesen, das besondere Berühmtheit erlangt hat wegen der dafür komponierten musikalischen Exequien von Heinrich Schütz; vgl. Karg, Heike, Die Sterbens-Erinnerung des Heinrich Posthumus Reuss (1572–1635). Konzeption seines Leich-Prozesses. Jena 1997. »
  105. Dort ist die sorgfältige Vermauerung der schmalen Öffnung am Steinwechsel noch sichtbar. »
  106. Daß die Gruft ab 1616 vollendet war und mit Särgen der Familie Georg Friedrichs belegt wurde, beweist der Zinnsarg des Kindes Anna Augusta († 2. April 1616; nr. 233), dessen Reste 1762 in der verwüsteten Gruft aufgefunden worden waren. »
  107. Karlsruhe, GLA 171/1572, Berichte über den Zustand Pforzheims nach der Zerstörung 1692, fol. 84. »
  108. Zur Unterscheidung von der Alten Gruft wird diese von Friedrich VI. (reg. 1659–1677) geschaffene Nordgruft im folgenden als „Neue Gruft“ bezeichnet. Die Anlage ist durch die Bauzahl 1673 genau datierbar. »
  109. Beschreibung der Särge und Wortlaut der Sarginschriften der Neuen Gruft nach dem Stand von 1939 vgl. KdmBadenIX/6, 195–204, nrr. 25–40. Zum heutigen Stand vgl. die Bestandsaufnahme ohne Wiedergabe der Inschriften aus dem Jahr 1983 durch die Firma Koch und Wieck, Stuttgart; Akten-Archiv des Staatl. Vermögens- u. Hochbauamts Pforzheim. »
  110. Hier soll anstelle einer Analyse dieses Konvoluts nur eine kurze Beschreibung geboten werden, da die Auswertung an anderer Stelle erfolgen soll. »
  111. Vgl. KdmBadenIX/6, 184–186 mit Abb. 150–155. Diese Gemälde waren ursprünglich an den Wänden des Pforzheimer Chores aufgehängt. 1939 befanden sie sich im Obergeschoß der Süd-Sakristei, wo sie beim Bombenangriff 1945 verbrannt sind. »
  112. Die Inschriften von GLA 47/47 betreffen nur die Markgrafen Friedrich Magnus († 1709) und Christoph († 1723); die Inschriften der späteren fünf Gemälde, die ehemals vorhanden waren, sind hier nicht enthalten. Dies erlaubt eine zeitliche Eingrenzung von diesem Teil des Konvoluts in die Zeit vor 1723. »
  113. Ein Briefwechsel und die Abrechnung der Transportkosten für die Beförderung der Särge zu Schiff auf dem Rhein und mit Pferdefuhrwerken bis Pforzheim sind erhalten; vgl. Karlsruhe, GLA 47/51 Spezialia: Abführung der zu Straßburg verstorbenen fürstlichen Personen. Leider sind weder die Namen der Verstorbenen noch die Anzahl der Särge aufgeführt. »
  114. Als Grabplatte Friedrichs V. gilt eine vollständig abgetretene Platte, verzeichnet in KdmBadenIX/6, 180, nr. 20. »
  115. Da in diesem Band die Zeitgrenze 1650 eingehalten werden soll, bleiben diese Inschriften einer separaten Publikation vorbehalten. »
  116. Karlsruhe, GLA 171/1339, Akten, die Gruft unter der Schloßkirche betreffend 1760–1796, Bericht v. 19. Mai 1761. »
  117. In den archivalischen Quellen werden die Namen der Grüfte ab diesem Zeitpunkt vertauscht: die Alte (Süd‑ )Gruft nannte man nun Neue Gruft, die Nordgruft wurde zur „Alten“ Gruft, weil in der Tat dort die älteren Särge Aufstellung gefunden hatten. Hier wird die Bezeichnung „Alte Gruft“ stets für die ältere, unter Georg Friedrich geschaffene Südgruft beibehalten. »
  118. Die Alte (Süd‑ )Gruft und die in ihr erhaltenen jüngeren Särge erfuhren zwischen 1983 und ca. 1993 eine umfassende Restaurierung und Sanierung. Die Sanierung der Neuen (Nord‑ )Gruft und ihrer Särge ist noch nicht erfolgt, was angesichts ihres schlechten Zustandes Anlaß zur Besorgnis gibt. »
  119. Karlsruhe, GLA 47/41, Begräbnisse 1762–1891, Grabmal-Verzeichnis v. Beust 1802, Bericht zu 1802. »
  120. Ersteres wurde 1945 vernichtet zusammen mit der Schloßkirche, die bis 1957 bis auf die Umfassungsmauern zerstört war. Von dem Heldendenkmal blieb nur die Rahmung. Die Legende, die zu seiner Errichtung führte, ist heute umstritten. Den Zustand von 1834 gibt ein Stahlstich mit der Innenansicht des Pforzheimer Chores, gestochen von Gustav Adolf Müller, wieder (Abb. auf Frontispiz). Zur Geschichte des Denkmals vgl. Wien, Bernhard, Carl-Friedrich-Feiern 1801–1824 und der gefeierte Wimpfen-Mythos. In: PforzhGbll 10 (2001) 97–110; hier 109 mit Wiedergabe der Inschrift des Denkmals. »
  121. Bräunche, Vom markgräflichen „Lust-Hauß“ zur großherzoglichen „Haupt- und Residenzstadt“ 1992 (wie Anm. 53), 206f.; Andermann, Kirche und Grablege 1992, 176f., 180. »
  122. Ihre Nachkommen wählten nach 1918 private Bestattungsorte bei den ihnen verbliebenen Besitzungen. »
  123. Vgl. nrr. 244, 247. Die Sarginschrift Friedrichs V. von 1659 ist ebenfalls überliefert und bleibt einer künftigen Veröffentlichung vorbehalten. »
  124. Da die Grüfte nicht zugänglich sind, stützen sich diese Angaben auf die knappen Angaben in KdmBadenIX/6, 186–204, ferner auf die ausführliche Bestandsaufnahme der Restaurator-Firma Koch und Wieck, Stuttgart, aus dem Jahr 1983, die als Grundlage für die anschließende Restaurierung der Särge und der Grufträume diente. Dem Vermögens- und Hochbauamt Pforzheim sei herzlich für die Möglichkeit der Einsichtnahme gedankt. »
  125. KdmBadenIX/6, 205f., 209; Carl, Regesten Pforzheim 1998, 31 nr. 28; Haag/Bräuning, Stadtkataster 2001, 90, 155–157, 164f. »
  126. Bischof Johannes II. Nix von Hoheneck genannt Enzberg (1411–1467), Domherr zu Speyer, Mainz und Worms, 1459 zum Bischof von Speyer erhoben, wurde nach der sog. Pfälzer Fehde 1464 wegen seiner Unterstützung des Markgrafen Karl I. von Baden zum Rücktritt gezwungen. Die Wahl Pforzheims neben Burg Obergrombach (Stadt Bruchsal) als Exil und als Sterbeort und die Bestattung im Chor der Franziskaner-Klosterkirche erklären sich vermutlich durch die Verwandtschaft mit den Enzberg, die hier ihre Grablege hatten. Dem hochrangigen Kirchenfürsten hätte eher eine Bestattung in der Stiftskirche zugestanden, aber deren spätgotischer Chorneubau war vermutlich noch nicht benutzbar; vgl. Crusius, Annales Suevici 1595, pars III, 415; Gehres, Pforzheim 1811, 72; KdmBadenIX/6, 221; DI 20 (Karlsruhe) nr. 56; Fouquet, Gerhard, Das Speyerer Domkapitel im späten Mittelalter. Bd. 1,2. Mainz 1987, 686–688, nr. 264. »
  127. Carl, Regesten Pforzheim 1998, 37 nr. 45. Zur Baugeschichte vgl. KdmBadenIX/6, 254–269; Lutz, Archäologische Befunde 1998, 145–147; Haag/Bräuning, Stadtkataster 2001, 149f., 160f. »
  128. Vgl. Wechsler, Inscriptiones 1743; KdmBadenIX/6, 266–269. Dem anzufügen ist der Hinweis auf Epitaph und Grabplatte für Kaspar Christoph Rohr und seine Mutter, zwischen 1602 und 1604. Wortlaut der Inschriften und Gestaltung unbekannt. Offenbar zwei bemalte Holztafeln sowie ein Steindenkmal. Der Pforzheimer Bürger und Handelsmann Rohr errichtete am 29.  August  1602 vor einer Italienreise ein Testament, verbunden mit einer Stiftung für Studierende, mit Ausführungsbestimmungen für sein Epitaph und Grabmal. Nach der Stipendienrechnung von 1604 wurden für diese Denkmäler zusammen 182 fl. ausgegeben; vgl. Roller, Johann Christoph, Erster Versuch einer Beschreibung der Stadt Pforzheim. Pforzheim 1811, 38; Pflüger 1862, 360–362. »
  129. Gehres, Pforzheim 1811, 67. »
  130. Carl, Regesten Pforzheim 1998, 24 nr. 11, 27 nr. 19, 28 nr. 20, 30f. nr. 27. Zur Baugeschichte vgl. KdmBadenIX/6, 222–238; Haag/Bräuning, Stadtkataster 2001, 32, 154, 161–163. »
  131. Carl, Regesten Pforzheim 1998, 111 nr. 232; KdmBadenIX/6, 229f. »
  132. Pflüger 1862, 323–329; Rieder, Karl, Zur Reformationsgeschichte des Dominikanerinnen-Klosters zu Pforzheim. In: FDA 18 (1917) 311–366; Keine Nonne für Luther. Die Reformationschronik der Eva Magdalena Neyler. Hg. v. Gerda Pfrommer. 1986, passim. »
  133. Schneid-Horn, Vom Leben in Kloster und Spital am Waisenhausplatz in Pforzheim 1991, passim. »
  134. Abdruck der Vita der Euphemia nach Fehnle bei Mone, Franz Josef, Quellensammlung zur badischen Landesgeschichte I–IV. 1845–1868, hier IV, 1868, 90. »
  135. Vgl. Mürle, Reinhard, Euphemia. Die englische Königstochter im Pforzheimer Frauenkloster. Konstanz 1993; Rezensionen von Klaus Graf, in: ZGO 142 (1994) 556; Stefan Rhein, in: ZWLG 54 (1995) 472f. Bei Graf der Hinweis auf die Erwähnung durch Sunthaim; vgl. Uhde, Karsten, Ladislaus Sunthayms geographisches Werk und seine Rezeption durch Sebastian Münster. 2 Teile. Köln, Weimar, Wien 1995, hier Teil 2, 335. »
  136. KdmBadenIX/6, 226. »
  137. Von Petrus als Zisterzienserin bezeichnet. In Pforzheim existierte jedoch kein Zisterzienserinnenkloster, wohl aber in Lichtenthal, was auf eine Verwechslung hindeutet; vgl. Petrus, Franciscus, Suevia ecclesiastica 1699, 667. Diese Verwechslung hat Eingang in die Europäischen Stammtafeln gefunden mit Ottilia (geb. 8. Juni 1470, † nach 1511), bezeichnet als „OCist-Äbtissin zu Pforzheim“; vgl. Europäische Stammtafeln NF I.2, Taf. 268. »
  138. Zu diesem Gründungsvorgang vgl. Carl, Regesten Pforzheim 1998, 49f. nrr. 74, 76, 50f. nrr. 78, 79, 51 nr. 80. Zur Geschichte des Spitals vgl. Gmelin, Moritz, Zur Geschichte der Spitäler in Pforzheim. In: ZGO 24 (1872) 327–399; KdmBadenIX/6, 269–271; Haag/Bräuning, Stadtkataster 2001, 154 mit altem Photo des Waisenhausplatzes. »
  139. Carl, Regesten Pforzheim 1998, 104f. nr. 216, 122f. nr. 261. »
  140. Vgl. KdmBadenIX/6, 271. »
  141. KdmBadenIX/6, 248–250; Haag/Bräuning, Stadtkataster 2001, 154f. »
  142. Carl, Regesten Pforzheim 1998, 126 nr. 269; ferner 127 nrr. 272, 273. »
  143. Karlsruhe, GLA 171/1514, Bürcklin, Diözesanbeschreibung 1737, fol. 15. »
  144. Unklar ist, ob die Altstädter Pfarrkirche schon im 16. Jahrhundert eine Grablege der in Würm residierenden Familie Leutrum von Ertingen enthielt, wie die Standortangaben der Kopialüberlieferung des 16. Jahrhunderts vermuten lassen (vgl. nrr. 106, 168, 197). Da der Adelshof der Leutrum sich in der Nähe der Dominikaner-Klosterkirche, der späteren ev. Stadtpfarrkirche, befand, kann eine Grablege dieser Familie auch hier gewesen sein (nrr. 121, 137). Jedenfalls wurden die Leutrum nach dem Dreißigjährigen Krieg in der kleinen Filialkirche in Würm bestattet, obgleich diese kirchenrechtlich erst 1902 als Pfarrei selbständig wurde; zum Verzeichnis der in Würm bestatteten Leutrum vgl. Gerwig, Robert, Das Kirchlein zu Würm als Leutrum’sche Grabkirche. In: Kirchliches Gemeindeblatt für Pforzheim 6 (1918) 22–24. »
  145. Zur Geschichte der Pforzheimer Friedhöfe vgl. Stolz, Aloys, Geschichte der Stadt Pforzheim. Pforzheim 1901, 541f. KdmBadenIX/6, dort bei den jeweiligen Kirchen und Kapellen; ferner Timm, Hauptfriedhof 1995, 9–16. »
  146. Die Bezeichnung civis für Angehörige der städtischen Oberschicht ist auch in anderen Städten im ausgehenden 13. und beginnenden 14. Jahrhundert zu beobachten; vgl. DI 29 (Worms) nrr. 59, 60, 63, 78, 79, 90, 57 u. ö.; DI 12 (Heidelberg) nrr. 112, 15, 13; DI 23 (Oppenheim) nrr. 18, 21, 22, 26, 28, 9 u. ö. Vgl. dazu Zotz, Thomas, Bischöfliche Herrschaft, Adel, Ministerialität und Bürgertum in Worms. In: Herrschaft und Stand. Untersuchungen zur Sozialgeschichte des 13. Jahrhunderts. Hg. v. Josef Fleckenstein (Veröff. d. Max-Planck-Instituts für Geschichte 51). Göttingen 1979, 92–136, bes. 118–136. »
  147. Vgl. auch Luthers Schrift „Ob man vor dem Sterben fliehen möge“: WA 23 (1901) 323ff.; ferner: Happe, Barbara, Die Entwicklung der deutschen Friedhöfe von der Reformation bis 1870. Tübingen 1991, 177f.; dies., Vom Gottesacker zum urbanen Friedhof – Lage, Anordnung und Gestaltung von Begräbnisplätzen und Gräbern als Ausdruck einer religiösen und sozialen Ordnung. In: Zum ewigen Gedächtnis. Beiträge einer Arbeitstagung im Bildungshaus Kloster Schöntal 1999. Hg. v. Peter Schiffer (Forschungen aus Württ. Franken 50). Stuttgart 2003, 23–30. »
  148. Sie wurden teilweise in einem „Betsaal“ geborgen, der im Bereich des bis 1877 belegten sog. „Alten Friedhofs“ zwischen der Lindenstraße und dem Eisenbahndamm lag. »
  149. Vgl. Timm, Hauptfriedhof 1995, 9ff. »
  150. Vgl. Happe, Barbara, Jenseitsvorstellungen und Sepulkralarchitektur des 16. und 17. Jahrhunderts – Camposanto-Friedhöfe. In: Diesseits- und Jenseitsvorstellungen im 17. Jahrhundert. Forschungs- u. Gedenkstätte Heinrich-Schütz-Haus Bad Köstritz. Sonderreihe Monographien IV. Hg. v. Ingeborg Stein. Jena 1996, S. 75–92. »
  151. Vgl. KdmBadenIX/6, 238–242. »
  152. Vgl. die Liste der Grabmäler des Hauptfriedhofs auf S. 201. Vollständige Beschreibung und Wiedergabe der Inschriften bei Seeliger-Zeiss, Anneliese, Die historischen Grabmäler im Wandelgang des Pforzheimer Hauptfriedhofs. In: PforzhGbll 11 (2003), im Druck. »
  153. Vgl. DI 30 (Calw) Einl. XV»
  154. Vgl. DI 22 (Enzkreis) Einl. XV»
  155. Vgl. DI 20 (Karlsruhe) Einl. XVII»
  156. Der Photoapparat ist mindestens seit 1870 für kommerzielle Personenaufnahmen in Gebrauch. Aber noch immer bleibt die Dokumentation der historischen Grabmäler in Kirchen und auf Friedhöfen weithin ein Desiderat, das weder von den betreffenden Kirchgemeinden, noch von den zahlreichen historischen Vereinen verschiedenster Zielrichtung wahrgenommen wird. »
  157. Bedauerlicherweise erscheinen noch immer Veröffentlichungen der historischen, kunsthistorischen und landesgeschichtlichen Forschung, deren Autoren nicht von den Ergebnissen der epigraphischen Forschung Gebrauch machen, obgleich das Forschungsunternehmen der Deutschen Inschriften inzwischen 56 Bände publiziert hat. »
  158. Die Kunstdenkmäler der Stadt Pforzheim (Die Kunstdenkmäler Badens IX/6). Bearb. v. Emil Lacroix, Peter Hirschfeld und Wilhelm Paeseler. Karlsruhe 1939, Nachdruck Frankfurt a. M. 1983. Hier zitiert: KdmBadenIX/6. »
  159. Richard Strobel hat wiederholt begründet, warum auch in Zukunft das „klassische“ Inventar unersetzlich bleibt; vgl. Strobel, Richard, Das Große Inventar – Cui bono? In: Deutsche Kunst und Denkmalpflege 44 (1986) 98–105. »
  160. Trost, Schloßkirche 1962. »
  161. Ich danke Herrn Stadtarchivar Dr. Hans-Peter Becht und seinen Mitarbeitern an dieser Stelle noch einmal für ihre freundliche Hilfe. Die wenigen vor der Zerstörung des Archivs im Jahr 1945 vorhandenen Urkunden sind verzeichnet bei Leonhard Korth, Urkunden des Stadtarchivs Pforzheim. Pforzheim 1899. »
  162. Vgl. Rabeler, Sven, Über ein zukünftiges Urkundenbuch zur mittelalterlichen Geschichte der Stadt Pforzheim (bis 1565). Skizze eines Editionsprojekts. In: Neue Beiträge zur Stadtgeschichte II. Hg. v. Christian Groh (PforzhGbll 10). Stuttgart 2001, 9f. Vorarbeiten zu diesem Projekt liefert die 1973 vorgelegte Tübinger Examensarbeit von Gottfried Carl mit dem Titel: Regesten der Stadt Pforzheim von 1195–1431, bearbeitet nach Urkunden des badischen Generallandesarchivs Karlsruhe. Die Arbeit wurde von Hans-Peter Becht ergänzt und veröffentlicht unter dem Titel: Carl, Gottfried, Regesten zur Geschichte der Stadt Pforzheim. Hg. v. Hans-Peter Becht (Materialien zur Stadtgeschichte 12). Pforzheim 1998; hier zitiert: Carl, Regesten Pforzheim 1998. »
  163. Vgl. Klein, Michael, Die Handschriften 65/1–1200 im GLA Karlsruhe (Die Handschriften der Staatsarchive in Baden-Württemberg 2). Wiesbaden 1987, passim. »
  164. Bechtold Gottlieb Deimling (1711–1773), 1742–1746 Pfarrer zu Gersbach, dann Prorektor am Gymnasium zu Pforzheim; vgl. Mayer, Gaston, Prorektor Bechtold Gottlieb Deimling. In: PforzhGbll 4 (1976) 163–166. »
  165. Sachs, Johann Christian, Einleitung in die Geschichte der Marggravschaft und des marggrävlichen altfürstlichen Hauses … Teil 1–5. Carlsruhe 1764–1773; bes. Teil 4, 1770, passim. »
  166. Zu seiner Person vgl. Rögele, Karl, Franz Josef Herr. Pfarrektor zu Kuppenheim 1778–1837. Sein Leben und Wirken. Ein Lebensbild aus der Gründungsgeschichte der Erzdiözese Freiburg. Karlsruhe 1927. Zu Herrs Bemühungen um die Grablegen der Markgrafen vgl. Krimm, Die Fürstenkapelle – ein Mausoleum der vaterländischen Geschichte 1995 (wie Anm. 48), 147–158. »
  167. Stuttgart, HStA J1 Nr. 48g, 48h, 48t. Genealogische Kollektaneen, ergänzt von seinem Sohn Johann Jakob Gabelkover. Biographische Angaben zu den beiden Gabelkover bei Klein, Michael, in: Die Handschriften der Sammlung J1 im Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Wiesbaden 1980, 38. »
  168. Crusius, Martinus, Annales Suevici sive Chronica rerum gestarum antiquissimae et inclytae Suevicae gentis … Tom. I–III; Paraleipomenos liber. Francoforti 1595, 1596. Deutsche Ausgabe unter dem Titel: Crusius, Martin, Schwäbische Chronik, übersetzt von Johann Jacob Moser. Frankfurt am Main 1733. Biographische Angaben s. NDB 3 (1957) 433f. (Vf. H. Widmann). Crusius erwähnt zwei Pforzheimer Grabplatten in der Franziskaner-Klosterkirche ohne Zitat der Inschriften: 1. Johann Risach von Reichenstein, Vogt zu Michenburg (?), vor 1595. Gemeint ist hier wohl Johann von Reischach zu Reichenstein, Vogt zu Neuenbürg († 1492). – 2. Grabplatte für Wilhelm von Urbach, Aufseher der Herrschaft Altensteig, vor 1595 (vermutlich †  1493). Vgl. Crusius, Annales Suevici 1595, pars III, 140; Gehres, Pforzheim 1811, 72f.; KdmBadenIX/6, 221. »
  169. Schoepflinus, Joannes Daniel, Historia Zaringo-Badensis. T. 1–7. Carolsruhae 1763–1766. Zu Schoepflin und seinem Werk vgl. Voss, Jürgen, Universität, Geschichtswissenschaft und Diplomatik im Zeitalter der Aufklärung: Johann Daniel Schoepflin 1694–1771. München 1979. »
  170. Sachs, Marggravschaft 4, 1770. »
  171. Gehres, Siegmund Friedrich, Pforzheims kleine Chronik. Memmingen 1792, 2; hier wurde die 2. Aufl. von 1811 benutzt. »
  172. Pflüger, Johann Georg Friedrich, Geschichte der Stadt Pforzheim. Pforzheim 1862 (Neudruck 1989). Zur Person des badischen Oberschulrats vgl. Badische Biographien 2, 1875, 134f.; Trost, Oskar, Töchterschuldirektor Johann Georg Friedrich Pflüger – der Verfasser der klassischen „Geschichte der Stadt Pforzheim“. In: PforzhGbll 4 (1976) 167–169. »
  173. Zier, Hans Georg, Geschichte der Stadt Pforzheim. Von den Anfängen bis 1945. Mit einer Bibliographie von Bernhard Müller. Stuttgart 1982. Eine bibliographische Gesamtschau, die freilich inzwischen der Aktualisierung bedarf, bietet Begemann, Renate, Pforzheim in Vergangenheit und Gegenwart. Eine Bibliographie. In: Materialien zur Stadtgeschichte 1 (PforzhGbll 9). Pforzheim 1988, 22–26. »
  174. Haag/Bräuning, Stadtkataster Pforzheim 2001. »
  175. Da innerhalb der deutschen Inschriftenforschung inzwischen Einigkeit über die Terminologie erzielt wurde und die Definition dieser Denkmäler im einzelnen mindestens seit der Einleitung zu DI 38 (Bergstraße) Einl. XXIIIf. mehrfach in den nachfolgenden Bänden wiederholt wurde, kann hier auf eine erneute Erläuterung der einzelnen Grabmaltypen verzichtet werden. »
  176. Vgl. Neumüllers-Klauser, Frühe deutschsprachige Inschriften 1992, 181 Anm. 12 (mit anderer Lesung und Datierung). »
  177. Vgl. die grundlegende Untersuchung von Christine Wulf, Versuch einer Typologie der deutschsprachigen Inschriften. In: Epigraphik 1988, 127–137. »
  178. Vgl. Seeliger-Zeiss, Alpirsbach Bd. 1, 2001, 546 nr. 13 mit Abb. 552. »
  179. Vgl. hierzu und zum folgenden Scholz, Totengedenken 1999. »
  180. Kurt Andermann hat die Bedeutung Baden-Badens als Residenz mehrfach herausgestellt; vgl. Andermann, Kurt, in: Der Stadtkreis Baden-Baden. Kreisbeschreibungen des Landes Baden-Württemberg. Sigmaringen 1995, 104–138; ders., Baden-Badens Weg zur Residenz. In: ZGO 144 (1996) 259–269. »
  181. Zur kunsthistorischen Stellung der Chorlösung vgl. Schütz, Bernhard, Die Katharinenkirche in Oppenheim (Beiträge zur Kunstgeschichte 17). Berlin, New York 1982, 117–127 u. ö. »
  182. KdmBadenXI/1 (Stadt Baden-Baden), 70–142; bes. 77f.; Rößling, Wilfried, in: Der Stadtkreis Baden-Baden 1995 (wie Anm. 180), 138f., 517f. »
  183. Die Kunstdenkmäler Badens IX: Kreis Karlsruhe. 3. Abt. Amtsbezirk Ettlingen. Bearb. v. Emil Lacroix, Peter Hirschfeld u. Wilhelm Paeseler. Karlsruhe i. B. 1936, 25ff. »
  184. Vgl. Krimm, Die Markgrafen von Baden und ihr Hauskloster im 15. und 16. Jahrhundert. In: Katalog Lichtenthal 1995, 71–83. »
  185. Ein Versuch einer kunsthistorischen Würdigung dieses markgräflich badischen Werkmeisters bei Seeliger-Zeiss, Spätgotik Hirsau 1991, 303–314. »
  186. Im Jahr 1475 wurde dem Werkmeister Spryß ein Haus am Pforzheimer Marktplatz gefreit; es lag zwischen dem Haus des Schultheißen Balthasar Wels (vgl. dessen Grabplatte: nr. 65) und dem Haus Strutz; vgl. KdmBadenIX/6, 22, 377. Zu Peter von Koblenz vgl. Laier-Beifuß, Katharina, Spätgotik in Württemberg. Die Kirchenbauten des Peter Steinmetz von Koblenz. Petersberg 2001, passim. »
  187. Heute im Chor der Baden-Badener Stiftskirche. Vgl. Ohnmacht, Mechtild, Das Kruzifix des Nicolaus Gerhaerts von Leyden in Baden-Baden (Europäische Hochschulschriften R. 28 Bd. 2). Frankfurt a. M. 1973; Spätgotik am Oberrhein. Meisterwerke der Plastik und des Kunsthandwerks 1450–1530. Ausstellung … im Karlsruher Schloß 4. Juli–5. Okt. 1970. Karlsruhe 1970, 90–104, hier 95 Kat.-nr. 23; Nachträge zur Ausstellung, in: Jahrbuch d. Staatl. Kunstsammlungen in Baden-Württemberg 9 (1972) 89–202, hier 95, 99. Angemerkt sei, daß es erst der epigraphischen Forschung von Renate Kohn gelungen ist, das Todesdatum des Nikolaus Gerhaerts für den 28. Juni 1473 zu präzisieren; vgl. DI 48 (Niederösterreich 2: Wiener Neustadt) nr. 111. »
  188. Zu diesem Kreuz-Ostensorium und seinen Inschriften vgl. DI 20 (Karlsruhe) nr. 60; ferner zur neuesten Forschungslage DI 47 (Böblingen) nr. 123. »
  189. Vgl. Remling, Franz Xaver, Urkundenbuch zur Geschichte der Stadt Speyer II. Mainz 1853, Neudruck Aalen 1970, 297 nr. 160. »
  190. Auch hier fehlt in der Überlieferung jeder Hinweis auf die Gestaltung und auf Inschriften. Zu der Problematik der beiden erhaltenen Kreuze, die reich mit Inschriften geschmückt sind, vgl. zuletzt DI 20 (Karlsruhe) nr. 60; DI 47 (Böblingen) nr. 123. »
  191. Seit 1833 in Karlsruhe, Kunsthalle, Inv. Nr. 88. Ehemals in Durlach, vermutlich in der Karlsburg, von da 1688 nach Basel in das Markgräfliche Palais geflüchtet und 1789 nach Karlsruhe zurückgekehrt; 1832 durch F. J. Herr in Lichtenthal in der Fürstenkapelle aufgestellt. Krimm, Konrad, Markgraf Christoph I. und die badische Teilung. Zur Deutung der Karlsruher Votivtafel von Hans Baldung Grien. In: ZGO 138 (1990) 199–215. »
  192. KdmBadenXI/1 (Stadt Baden-Baden), 206f. »
  193. Vgl. Krimm, Die Markgrafen von Baden und ihr Hauskloster 1995 (wie Anm. 184), 78. »
  194. Hier nicht aufgenommen; vgl. unten Kap. 7. »
  195. Rott, Baden-Durlacher Hof 1917, 10–16; Wolf, Jürgen, Christoph von Urach. Diss. phil. Freiburg i. Br. 1971 (masch.); Saur, Allg. Künstler-Lexikon 19 (1998) 63f. (Vf. H. Schweizer) mit Zusammenfassung der älteren Literatur. »
  196. KdmBadenXI/1 (Stadt Baden-Baden), 127–130 mit Abb. »
  197. Katalog Renaissance 1986, Bd. 2, K20, K25. »
  198. Vgl. DI 22 (Enzkreis) nr. 199 mit Abb. 72. »
  199. Christoph von Urach schuf dort als letzte Zeugnisse 1543 zwei monumentale Inschrift-Epitaphien, vgl. DI 1 (Bad. Main- u. Taubergrund) nrr. 215, 214. »
  200. Zu diesem Fleischhauer, Renaissance 1971, 126–128. »
  201. Rott, Baden-Durlacher Hof 1917, 33f.; DI 20 (Karlsruhe) nr. 231 mit Abb. und Zusammenfassung der älteren Literatur. »
  202. Dessen Innenausbau wurde nicht vor 1562–1566 fertiggestellt. Dort erscheint dieses Motiv zuerst an Türgewänden im Innern des Erdgeschosses. Um 1590 ist dieses Motiv von dem Heilbronner Bildhauer Jacob Müller mehrfach für Epitaphien aufgegriffen worden. »
  203. Auch für Durlach hatte Baumhauer schon 1567 einen Brunnen-Wappner geschaffen; er war also am badischen Hof bereits bekannt; vgl. Rott, Durlacher Hof 1917, 35. Zu Baumhauer, einem in seinen geringen Fähigkeiten lange Zeit überschätzten Bildhauer vgl. zuletzt: Seeliger-Zeiss, in: Ein seliges End 1998, 115, 118, 121. »
  204. Eine Monographie des Meisters fehlt. Wichtigste Literatur immer noch Rott, Baden-Durlacher Hof 1917, 37–42; Die Kunstdenkmäler des Rhein-Hunsrück-Kreises. Teil 1: ehemaliger Kreis Simmern (Die Kunstdenkmäler von Rheinland-Pfalz 6/1). Bearb. v. Magnus Backes, Hans Caspary, Norbert Müller-Dietrich. Bd. II. Berlin, München 1977, 964 (mit Literaturangaben), 976–989. Hans von Trarbach hatte schon früher Beziehungen zum Haus Baden, denn Mkgf. Philibert von Baden-Baden, Vetter Karls II. von Baden-Durlach, hatte 1568 den Bildhauer mit einem Epitaph für seine 1565 verstorbene Gemahlin Mechthild von Bayern beauftragt. Philiberts Tod 1569 führte zu einem Doppel-Epitaph des Ehepaars in der Stiftskirche zu Baden-Baden, das für 500 fl. 1571/73 ausgeführt wurde; vgl. KdmBadenXI/1 (Stadt Baden-Baden), 132–134. »
  205. Die Deutung als Geldtasche, die Karl II. die volkstümliche Bezeichnung „mit der leeren Tasche“ eintrug, trifft sicher nicht zu. »
  206. Zu diesem vgl. Fleischhauer, Renaissance 1971, 143f. »
  207. Würdigung und erste Skizze eines Werkverzeichnisses bei Fleischhauer, Renaissance 1971, 349–354. »
  208. Erste Würdigung mit Versuch eines Werkverzeichnisses bei Kaiser, W., Markt Sonthofen. Ein Allgäuer Heimatbuch 1429–1929. Sonthofen 1929, 19–33; Baum, Julius, in: Thieme-Becker 30 (1936) 163. »
  209. Für die persönlichen und künstlerischen Beziehungen zwischen Georg Friedrich als Auftraggeber und dem künstlerischen Milieu des Heidelberger Hofes ist bedeutsam, daß der leitende Architekt des Heidelberger Friedrichsbaues, Hans Schoch aus Königsbach bei Pforzheim, zuvor für die Markgrafen von Baden-Durlach tätig war. Denn er war zwischen 1583 und 1585 im Auftrag von Karl II. von Baden-Durlach maßgeblich am Neubau des Lustschlosses Gottesaue beteiligt. »
  210. Rott, Baden-Durlacher Hof 1917, 67f.; vgl. DI 12 (Heidelberg) nrr. 566, 567, 607, 565 mit weiterführenden Literaturangaben; zuletzt Gensichen, Sigrid, Das Heidelberger Schloß. In: Heidelberg, Geschichte und Gestalt. Hg. v. Elmar Mittler. Heidelberg 1996, 130–161, hier 145–148. »
  211. Die Kosten beliefen sich auf die horrende Summe von 3350 fl. Zum Vergleich dazu seien Preisangaben für gleichrangige Monumente genannt: das Epitaph für Herzog Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken und seine Frau in Meisenheim, geschaffen 1575 von Johann von Trarbach, kostete 510 fl.; vgl. DI 34 (Bad Kreuznach) nr. 340. Das Hochgrab für den Grafen Philipp Ernst von Hohenlohe und seine Gemahlin in Langenburg (Lkr. Schwäbisch Hall), geschaffen 1629 von Michael Kern zu Forchtenberg, kostete 800 fl.; Die Kunst- u. Altertums-Denkmale im Königreich Württemberg, Jagstkreis I. Bearb. v. Eugen Gradmann. Esslingen 1907, 284. »
  212. Karlsruhe, GLA 65/369 (Handschriften), Ausgaben über das Epitaphium Friedrichs IV. von der Pfalz, † 1610 in Heidelberg. »
  213. Zu dieser Werkstatt zuletzt: Seeliger-Zeiss, in: Ein seliges End 1998, 108f., 142–147, 155f. »
  214. Standort Wössingen (Gde. Walzbachtal, Lkr. Karlsruhe); vgl. DI 20 (Karlsruhe) nr. 339 mit Abb. 118. »
  215. Standort: Niefern (Gde. Niefern-Öschelbronn, Enzkreis); vgl. DI 22 (Enzkreis) nrr. 329, 332, 318»
  216. Standort: Karlsruhe-Durlach; vgl. DI 20 (Karlsruhe) nr. 348. Diese Beispiele sind stellvertretend für weitere Denkmäler der Schwartz-Werkstatt für niederadlige Familien im Umkreis des badischen Hofes, die hier nicht aufgezählt werden. »
  217. Abbildung im Photo-Archiv der Heidelberger Inschriftenkommission. »
  218. Vgl. DI 20 (Karlsruhe) nrr. 399, 398 mit Abb. 138. »
  219. Das Schwert wirkt so realistisch, weil es nicht aus Sandstein, sondern aus grau gefaßtem Blech gearbeitet ist. »
  220. Zu dem Freiberger Mausoleum vgl. Dombrowski, Damian, Die Grablege der sächsischen Kurfürsten zu Freiberg – Ideelle Dimensionen eines internationalen Monuments. In: Zs. f. Kunstgeschichte 64 (2001) 234–272; hier Abb. 14. »
  221. Vgl. die Untersuchung von Andreas Wang, Der „Miles Christianus“ im 16. und 17. Jahrhundert und seine mittelalterliche Tradition (Mikrokosmos. Beiträge zur Literaturwissenschaft und Bedeutungsforschung 1). Frankfurt a. M. 1975. »
  222. Zur Terminologie allgemein vgl. Deutsche Inschriften – Terminologie zur Schriftbeschreibung. Wiesbaden 1999. »
  223. Hier ist nach wie vor das Handbuch von Kloos heranzuziehen; vgl. Kloos, Rudolf M., Einführung in die Epigraphik des Mittelalters und der Neuzeit. Darmstadt 1980; 2. ergänzte Aufl. Darmstadt 1992. »
  224. Vgl. DI 22 (Enzkreis) nr. 33; DI 30 (Calw) nr. 42»
  225. Vgl. Grabplatte der Cordula Gremp, † 1551 (nr. 145). »
  226. Vgl. DI 20 (Karlsruhe) nr. 88 mit Abb. »
  227. Nicht im Katalog aufgenommen; vgl. unten Kap. 7. »
  228. Dies könnte freilich auch dahingehend interpretiert werden, daß die Grabinschrift Karls II. von einheimischen Kräften später nachgetragen wurde. »
  229. Beschreibung des Oberamts Leonberg. Stuttgart 1852. Neudruck Magstadt 1972, 272. – Die Kunst- und Altertumsdenkmale im Königreich Württemberg. Bd. 1, Neckarkreis. Bearb. v. Eduard Paulus. Stuttgart 1889, 331. – Rott, Baden-Durlacher Hof 1917, 6. – Beschreibung des Oberamts Leonberg. 2. Bearbeitung. Stuttgart 1930, 1118. – Rott, Quellen und Forschungen III, Oberrhein I. Stuttgart 1936, 74; Textband. Stuttgart 1938, 43f. – KdmBadenIX/6, 302f. mit Abb. 235. – DI 22 (Enzkreis) nr. 178 (ohne Hinweis auf den ehem. Standort in Pforzheim). »
  230. Vgl. KdmBadenIX/6, 342. »
  231. Vgl. ebd. 346. »
  232. Vgl. ebd. 335. »
  233. Vgl. Karlsruhe, Staatl. Hochbauamt, Dokumentation der Firma Kraus 1995, nr. 11. »
  234. Vgl. Pflüger, Pforzheimer Beobachter 1857, nr. 63. »
  235. Vgl. KdmBadenIX/6, 245. »