Die Inschriften der Stadt Pforzheim

2. Historischer Überblick

Die „Goldstadt“ Pforzheim ist wiedererstanden aus einem Trümmerfeld. Sie verdankt diesen Namen der hier seit dem 18. Jahrhundert nach Gründung einer landesherrlichen Manufaktur aufblühenden Edelmetallverarbeitung und Uhrenindustrie. Kurz vor Kriegsende, am 23. Februar 1945 und damit gleichzeitig mit der Zerstörung Dresdens, hat ein Bombenangriff das alte Pforzheim für immer ausgelöscht, wobei 17000 Menschen den Tod fanden. Achtzig Prozent der städtischen Bebauung, darunter die gesamte Innenstadt, wurden zerstört. Die historischen Bauten waren bis auf Reste der Umfassungsmauern vernichtet.

Heute ist Pforzheim eine moderne Stadt mit nahezu 110000 Einwohnern, Verwaltungsmittelpunkt des Regionalverbandes Nordschwarzwald und – bis 1972 Sitz des Landkreises Pforzheim – seit 1973 Sitz des neugebildeten Enzkreises. Seit 1905 mit dem Dorf Brötzingen, seit 1913 auch mit Dillweißenstein (zusammengesetzt aus den ehemaligen Dörfern Dillstein und Weißenstein) vereinigt, erfuhr Pforzheim im Zuge der Gemeindereform 1971–75 eine weitere Vergrößerung durch die Eingemeindung der Ortschaften Büchenbronn, Eutingen, Hohenwart, Huchenfeld und Würm. In seiner heutigen Grenzziehung geht der Enzkreis auf die Kreisreform des Landes Baden-Württemberg von 1973 zurück3). Mit dem Inkrafttreten dieser einschneidenden Verwaltungsreform wurde der Enzkreis als ein künstliches Gebilde aus Teilen der alten württembergischen Kreise Calw, Leonberg und Vaihingen einerseits und dem badischen Gebiet des alten Landkreises Pforzheim sowie dem südwestlichen Teil des Kreises Karlsruhe andererseits neu zusammengesetzt. Das Kreisgebiet umschließt die heutige Stadt Pforzheim auf allen Seiten; nur im Süden greift der neugeschaffene Landkreis Calw bis nach Pforzheim aus. Für die neue Grenzziehung waren weder natürliche geographische Gegebenheiten noch historische Herrschaftsverhältnisse letztlich entscheidend. Daher ist der Enzkreis im historischen Sinne heterogen. Gerade hier – im Grenzbereich zwischen Württemberg, der Markgrafschaft Baden und der Pfalzgrafschaft bei Rhein – stießen von jeher die Interessen dieser wichtigsten Territorialmächte des Südwestens aufeinander4).

Das natürliche Zentrum dieses zwischen der Berglandschaft des Nordschwarzwaldes, der nach Norden angrenzenden Kraichgausenke und einem nach Osten zu offenen Siedlungsraum gelegenen Gebietes war von jeher die Stadt Pforzheim5). Privilegiert durch ihre Lage am Zusammenfluß von [Druckseite XVI] Enz, Nagold und Würm und Knotenpunkt der alten Fernstraße Speyer-Ettlingen-Cannstatt-Ulm nahm diese – im engen Enztal gelegene – Stadt von jeher eine verkehrstechnische Schlüsselposition ein. Die Fernverbindung von West nach Ost, von Straßburg zum Limesgebiet am mittleren Neckar, vom Oberrhein nach Schwaben, vermochte hier die Barriere des Schwarzwaldes zu umgehen. Schon um 90  n.  Chr. bildete sich hier an einer leicht passierbaren Furt an der Enz eine römische Siedlung, deren Name Port(us) im Jahre 1934 durch den Fund einer römischen Leugensäule bei Friolzheim (Enzkreis) bestätigt wurde6). Die Verbindung der germanischen Endung ‑ heim mit der römischen Bezeichnung Portus zu Pforzheim wird als Hinweis auf eine Siedlungskontinuität gewertet, ohne daß sich dies durch archäologische Funde nachweisen ließe. Viel überzeugender als Indiz für eine Kontinuität ist die Lage der Altstädter Martinskirche unmittelbar neben dem römischen Flußübergang7). Durch den Friolzheimer Fund sind die Spekulationen der humanistischen Geschichtsforschung hinfällig geworden, die seit dem frühen 16. Jahrhundert den Namen der Stadt Pforzheim zu deuten versuchten8).

Eine Besonderheit Pforzheims ist das Zusammenwachsen zweier ursprünglich voneinander getrennter Siedlungskerne zu einem Ganzen. Die ältere Siedlung am Enzübergang, die den Namen Portus trug, wurde erst im 11. Jahrhundert in einer Urkunde Heinrichs IV. mit dem Namen „Phorzheim“ greifbar9). Diese in der Folgezeit als „vetus civitas“ bezeichnete Siedlung, die „Altstadt“, „Altenstadt“ oder „Alte Stadt“, hat ihr Zentrum auch heute noch in der sog. Altstädter Pfarrkirche St. Martin, der ehemaligen Mutterkirche für die Umgebung. Räumlich getrennt von der sog. Altstadt entstand knapp 1 km westlich von ihr die „Neue Stadt“ als eine planmäßige Gründung der Stauferzeit in Verbindung mit einer älteren Höhenburg. Diese Neustadt erhielt seit dem Ende des 12. Jahrhunderts eine Befestigung, deren Abbruch im 19. Jahrhundert einsetzte. Auch die „Altstadt“ besaß eine eigene Ummauerung. Wenn auch im Spätmittelalter beide Teilstädte als Einheit betrachtet wurden, so ist doch staunenswert, daß die weiten Flächen zwischen den beiden „Städten“ bis zum frühen 19. Jahrhundert hin weitgehend unbebaut blieben. Der badische Oberbaudirektor Friedrich Weinbrenner (1766–1826) scheiterte noch 1810 mit einem Plan zur Erweiterung der Neustadt nach Osten. Erst ab 1860 hatte das Aufblühen der Pforzheimer Industrie ein Bevölkerungswachstum zur Folge, das zur Verdichtung der Zone zwischen den beiden „Städten“ führte10).

Die komplizierten Herrschaftsverhältnisse des hohen Mittelalters werden hier nicht im einzelnen berücksichtigt, da die ältesten epigraphischen Zeugnisse Pforzheims erst im 13. Jahrhundert einsetzen. Kirchlich gehörten Pforzheim und sein Umland zum Bistum Speyer. Die Siedlung um die Altstädter Martinskirche mit Marktrecht ist erstmals 1082 bezeugt, also fast ein Jahrhundert vor Gründung der Neustadt. Denn zwischen 1082 und 1091 erwarb das Kloster Hirsau im Bereich des sog. Kappelhofs umfangreichen Besitz in unmittelbarer Nähe der Martinskirche, wobei das bereits mit der Siedlung verbundene Marktrecht ausdrücklich ausgenommen war11). Die Martinskirche und die Nikolaus-Kapelle des Hirsauer Klosterhofs unterstanden dem Propst des Speyerer Kollegiatstifts St. Guido.

Die staufische Neustadt, angelegt zwischen 1150 und 1190, wird bestimmt durch ein Achsenkreuz von gleichlangen Verbindungsachsen, deren Schnittpunkt exakt am Nordende des ehemaligen, groß dimensionierten und rechteckigen Marktplatzes festzustellen ist12). Die Süd-Nord-Achse mündet ein in die Burganlage, die das über einem fünfeckigen Grundriß angelegte Stadtgebilde krönt. Als den für die Gründung einer Stadt notwendigen Ausgangspunkt hat Christoph Timm die Burg als eine [Druckseite XVII] salische Turmhügelburg mit einer frühromanischen Michaelskapelle als Vorgängerbau der späteren Schloßkirche rekonstruieren können13). Diese Ergebnisse erlauben die Vermutung, daß die Burg zum salischen Hausgut gehörte und mit der bisher nicht eindeutig lokalisierten salischen Königspfalz zu verbinden ist, in der König Heinrich IV. in den Jahren 1067, 1074 und 1076 weilte14). Aus dem Jahr 1067 stammt Pforzheims erste Erwähnung in einem Diplom Heinrichs IV.

Konrad von Hohenstaufen (reg. 1156–1195), Pfalzgraf bei Rhein und Saliererbe, war vermutlich seit 1157 im Besitz von Pforzheim15). Die Gründung der Pforzheimer Neustadt könnte also auf ihn zurückgehen, auch wenn der Ausbau erst unter seinen Nachfolgern weitergeführt wurde16). Nach dem Tod des Pfalzgrafen Konrad von Hohenstaufen 1195 fiel Pforzheim über seine Erbtochter Agnes an den Welfen Heinrich d. Ä. (reg. 1195–1210), Sohn Heinrichs des Löwen, Herzog von Sachsen und Erbe auch des Pfalzgrafenamtes bei Rhein. Dies bezeugt bald nach 1195 ein Schreiben an seinen Schultheißen und seine Bürger zu Pforzheim17). Die Anrede an die Adressaten – „sculteto et universis civibus suis in Phorceim“ – läßt den Schluß zu, daß Pforzheim zu dieser Zeit bereits eine Stadt mit einer weitgehend funktionsfähigen Selbstverwaltung, mit Markt, Steuereinnahmen und Stadtbefestigung gewesen sein muß. Die neuere Forschung ist sich darin einig, daß sich dies nur auf die „Neue Stadt“ beziehen kann, auf die der alte Name Pforzheim noch vor 1195 übergegangen war18).

Als Konrads Enkelin Irmengard um 1217/18 den Markgrafen Hermann V. von Baden (reg. 1190–1243) heiratete, brachte sie diesem umfangreiche Besitzungen zu, als besonders reiches Erbstück aber die aufstrebende Stadt Pforzheim. Weitere wichtige Erwerbungen waren die Städte Durlach und Ettlingen sowie – als Reichspfandschaften – Lauffen, Sinsheim und Eppingen19). Zur Zeit der Markgrafen Hermann V. und seiner beiden Söhne Hermann VI. und Rudolf I. bahnte sich eine Neuorientierung der Machtverhältnisse an, nachdem ihre Burg Backnang – um 1100 Hauptort ihrer Besitzungen in Neckarschwaben und markgräfliche Grablege – durch einen kriegerischen Überfall 1235 zerstört worden war20). Zwar wurden Burg und Grablege wieder aufgebaut, um den Leichnam Hermanns V. aufzunehmen. Jedoch war mit der Gründung des Zisterzienserinnenklosters Lichtenthal im Jahr 1245 durch Hermanns Witwe Irmengard († 1259) die Stadt Baden-Baden als Stammsitz und Schwerpunkt der markgräflichen Herrschaft ins Zentrum der badischen Politik gerückt, während Teile der weit entlegenen Besitzungen östlich des Neckars fast kampflos an Württemberg übergingen. Mit der Abkehr von der althergebrachten Grablege zeigte sich untrüglich die Schwerpunktverlagerung des badischen Hauses an. Als Hermanns sterbliche Reste nach Lichtenthal transloziert und 1248 im Chor vor dem Hochaltar der Klosterkirche bestattet wurden, war daran abzulesen, daß die Markgrafen von Baden sich nunmehr dem Oberrhein als Aktionsfeld zugewendet hatten. Die neu begründete Begräbnistradition des markgräflichen Hauses hat erst Markgraf Bernhard I. (1364–1431) zugunsten der Pfarrkirche und späteren Stiftskirche in Baden-Baden aufgegeben21).

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Im Zuge des neuen Herrschaftsausbaues der Markgrafen zwischen Oberrhein und Schwarzwald hatte die Stadt Pforzheim seit dem frühen 13. Jahrhundert eine glänzende Entwicklung genommen. Die Stadt war immer wieder zeitweise Residenzstadt und Wohnsitz der Markgrafen, was zweifellos den Ausbau der Burgkirche St. Michael in besonders monumentalen Abmessungen bewirkt hat. In der Neustadt siedelten sich drei Bettelorden mit umfangreichen Konventbauten an: um 1250 das Magdalenen- (Reuerinnen‑ )Kloster, das 1282 dem Dominikanerorden inkorporiert wurde, um 1260/70 die Franziskaner am südwestlichen Schloßberg und ab 1279 die Dominikaner östlich vom Marktplatz. Außer dem schon genannten Hirsau besaßen die auswärtigen Klöster Herrenalb und Lichtenthal mit ihren Klosterhöfen bedeutende Niederlassungen in der Stadt. Um 1322/23 stifteten Rudolf IV. († 1348) und seine erste Gemahlin Luitgard von Bolanden († 1326), Witwe des Grafen Albrecht I. von Löwenstein, das Heiliggeist-Spital mit Kirche (dazu nr. 15)22). Das Leprosenhaus mit der St. Georgs-Kapelle ist 1348 erstmals erwähnt und vermutlich ebenfalls eine Gründung des frühen 14. Jahrhunderts23). Bis zum 15.  Jahrhundert bildeten sich im Westen und Süden die Vorstädte „Brötzinger Vorstadt“, „Insel-Vorstadt“ und „Auer Vorstadt“, von denen aber nur die Brötzinger Vorstadt mit der Heiligkreuz-Kirche eine eigene Kirche besaß.

Unter den Gotteshäusern der Stadt ist bis heute die Schloßkirche St. Michael von herausragender Bedeutung24). Bis zum Ende des 14. Jahrhunderts waren St. Michael neben den Funktionen einer Burgkapelle nach und nach diejenigen einer Pfarrkirche zugewachsen, ohne daß sich der genaue Zeitpunkt der kirchenrechtlichen Lösung von der Altstädter Pfarrkirche St. Martin urkundlich nachweisen ließe. Schon Markgraf Jakob I. (1407–1453) plante die Erhebung von St. Michael zum Kollegiatstift, die aber erst 1460 rechtskräftig wurde. Zuvor hatte er die Gründung der Kollegiatstifte in Baden-Baden 1453 und in Ettlingen 1459 vorbereitet, was auch dort umfangreiche Baumaßnahmen, namentlich den Neubau der Chorbauten, veranlaßte. Für Pforzheim hatte man sehr viel weitreichendere Pläne. Der Markgraf Karl I. (reg. 1453–1475) beabsichtigte, in Verbindung mit dem Michaels-Stift eine badische Universität ins Leben zu rufen, um mit diesem ehrgeizigen Projekt mit anderen landesherrlichen Universitätsgründungen des Spätmittelalters in Konkurrrenz zu treten25). Es ist bezeichnend, daß als Sitz dieser Universität nicht Baden-Baden, sondern Pforzheim vorgesehen war. Diese Stadt war damals zum wichtigsten wirtschaftlichen und geistigen Zentrum der Markgrafschaft emporgestiegen. Durch eine Universität wäre ihr Charakter als Hauptstadt des Landes eindeutig festgelegt gewesen. Als Vorform einer Universität entstand zunächst dem Typ nach ein sog. Residenzstift, das die Zentralität Pforzheims als Residenz neben Baden-Baden sichtbar werden ließ, die Ausbildung eines fürstlichen Beamtenstandes förderte, die Kanzleibeamten stellte sowie die Söhne der bürgerlichen Oberschicht mit Pfründen versorgte26). Zusammen mit der Lateinschule war damit eine Basis für eine Universitätsgründung gegeben. Aber das Universitätsprojekt wurde 1463 durch die Niederlage des Markgrafen Karl in der Schlacht bei Seckenheim gegen den pfälzischen Kurfürsten Friedrich den Siegreichen zunichte.

Die Stadt Pforzheim wirkt im 15. Jahrhundert wie eine Bühne, auf der sich der Aufstieg Badens unter dem Markgrafen Bernhard I. und der Niedergang unter Karl I. grell abzeichnen, während die andere Residenz Baden-Baden abseits der Verkehrswege damals mehr im Hintergrund stand. Denn im Jahr 1447 war nicht Baden-Baden, sondern Pforzheim Schauplatz der glanzvollen Fürstenhochzeit, bei der sich Karl mit Katharina von Österreich († 1493), der Schwester des Königs und späteren Kaisers Friedrich III., vermählte27). Die erhaltene Quartiersordnung für die Unterbringung der Gäste gibt ein anschauliches Bild vom Aufwand des Festes und von dem adligen Personenkreis, der zur engeren Klientel der Markgrafen zu rechnen war. Die Hochzeit beweist, daß keine andere Stadt des [Druckseite XIX] badischen Territoriums um die Mitte des 15. Jahrhunderts vergleichbare wirtschaftliche und räumliche Kapazitäten aufzuweisen hatte.

Freilich hatte sich die soziale Struktur seit dem 13. Jahrhundert grundlegend verändert. Die großen Familien der Pforzheimer Oberschicht, durch Fernhandel mit Holz und Tuchen und durch Kapitalwirtschaft reich geworden, begannen während der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts in größere Zentren – wie Speyer – abzuwandern28). Stellvertretend sei der Fall der Familie Göldlin genannt, deren Name in Inschriften erscheint29). Nach ihrem Wegzug aus Pforzheim und der Einbürgerung in Speyer, um 1390 auch in Heilbronn, gelang der Familie schließlich Ende des 15. Jahrhunderts der Aufstieg in das Züricher Patriziat30). Die Verluste unter der bürgerlichen Oberschicht wurden dadurch ausgeglichen, daß das sich zu einer Residenzstadt entwickelnde Pforzheim die niederadligen Familien des Umlandes an sich zog. Nicht nur die Amtsträger und Adligen, die sich von Lasten gefreite Stadthöfe bauten, auch die Handwerker und Gewerbetreibenden – hier vor allem Gerber, Tuchmacher und Goldschmiede – profitierten von der Anwesenheit des Hofes. Selbstverständlich verfügte das damalige Stadtwesen über die stadttypischen Einrichtungen von Rathaus, Kaufhaus, Badehaus, Leprosenhaus, Spital und wohl auch Tanzhaus. Eine jüdische Gemeinde war bereits um 1260 nachweisbar (vgl. nr. 1).

Die städtische Lateinschule, deren Anfänge im 13. Jahrhundert vermutlich mit dem Dominikanerkloster in Verbindung standen, erlebte im 15. Jahrhundert einen Auftrieb durch die Erhebung der Pfarrkirche St. Michael zum weltlichen Chorherrenstift31). Beide Institutionen haben durch die dort lehrenden Persönlichkeiten das geistige Leben der Stadt befruchtet und sind zu Beginn der Reformationszeit zu Pflanzschulen einer humanistisch gebildeten Elite geworden. Franz Irenicus, Wolfgang Capito, Caspar Hedio, Nikolaus Gerbel und vor allem Philipp Melanchthon haben in Pforzheim ihr geistiges Rüstzeug erhalten32). Mit Johannes Reuchlin, dem Größten unter ihnen, fällt noch heute Glanz auf seine Vaterstadt33). Auch als ein berühmter Druckort ist Pforzheim zu nennen: der Inkunabel-Drucker und Freund Reuchlins, Thomas Anshelm, war 1495 bis 1511 in Pforzheim ansässig, ehe er nach Tübingen und Hagenau im Elsaß weiterzog34).

Durch die verheerende Niederlage in der sog. Pfälzer Fehde wurde die günstige Entwicklung Pforzheims jäh unterbrochen35). Markgraf Karl I. geriet 1463 in die Gefangenschaft des Kurfürsten von der Pfalz, aus der er nur mit Aufbringung einer Summe von 100 000 Gulden und drückenden Auflagen ausgelöst werden konnte. Er mußte damit zugleich eine schwer zu verwindende Demütigung hinnehmen: Denn Schloß und Stadt Pforzheim wurden in ein pfälzisches Lehen verwandelt, gerieten also politisch in Abhängigkeit von Kurpfalz, auch wenn sie dem Markgrafen wieder zu Lehen gegeben wurden. Dieser Zustand dauerte als Anachronismus fort, bis unter dem Kurfürsten Karl Philipp von der Pfalz und dem Markgrafen Karl Friedrich erst 1750 die Lehensverpflichtungen Badens abgelöst werden konnten. Für Pforzheim wurde diese Entwicklung besonders verhängnisvoll, denn sie bewirkte die Abwanderung des Hofes36). Die Markgrafen Christoph I. (reg. 1475–1515; † 1527)37) und Philipp I. (reg. 1515–1533) residierten in Baden-Baden und richteten ihre Politik traditionell nach den Interessen Habsburgs aus, das im vorderösterreichischen Gebiet ohnehin ihr nächster Nachbar war38). Unter Christoph erfuhr das Land eine Konsolidierung durch moderne Verwaltungsmaßnahmen; dazu gehörte eine 1486 erlassene und 1491 erneuerte Stadtrechts-Verordnung für Pforzheim39). In die Regierungszeit Christophs fällt auch ein bedeutender Gebietszuwachs. Bei seinem Rückzug aus der Politik umfaßte Baden mit seinen Stammlanden und mit umfangreichen linksrheinischen Besitzungen die Herrschaften und Ämter Hochberg, Sausenberg, Rötteln, Badenweiler[Druckseite XX], Lahr und Mahlberg, womit – ungeachtet der immer wieder vollzogenen Erbteilungen – das badische Land in seiner territorialen Ausdehnung für lange Zeit festgelegt war.

Als ein folgenschweres Ereignis der badischen Geschichte zu Beginn der frühen Neuzeit ist die 1535 erfolgte Spaltung in zwei Linien anzusehen, die für die Entwicklung des Landes in den kommenden Jahrhunderten bestimmend wurde40). Als Markgraf Philipp I. (reg. 1515–1533) ohne männliche Erben starb, führten mehrere Erbteilungen unter seinen Brüdern zu dem Endergebnis, daß Bernhard III. (reg. 1535–1536) den als Markgrafschaft Baden-Baden bezeichneten Teil mit den linksrheinischen Besitzungen sowie Eberstein, Lahr und Mahlberg erhielt, Markgraf Ernst (reg. 1535–1552; † 1553; vgl. nrr. 126, 129, 130, 142) aber die sog. Niedere (oder Untere) Markgrafschaft mit dem Herrschaftsmittelpunkt Pforzheim sowie im Süden Hochberg, Rötteln, Sausenberg und Badenweiler. Die damit zersplitterten Landesteile sahen sich über zwei Jahrhunderte hindurch in Zwergstaaten zurückverwandelt, ein Zustand, der erst 1771 durch die Vereinigung beider Markgrafschaften unter dem Markgrafen Karl Friedrich von Baden-Durlach († 1811), seit 1806 Großherzog von Baden, aufgehoben wurde.

Seit 1535 war nun Pforzheim Residenz und das Schloß Sitz der ernestinischen Linie der Markgrafen von Baden. Ein für Pforzheim auch in Zukunft entscheidender Beschluß des Markgrafen Ernst betraf die Schloß- und Stiftskirche: sie wurde anstelle der Stiftskirche von Baden-Baden zur Grablege für Ernst und seine Nachkommenschaft – die Linie Baden-Durlach – bestimmt und behielt diese Funktion bis 1860. Damit wurde der alten Residenz Pforzheim und seiner bis „in graue Vorzeit“ zurückgehenden Kirche eine kirchlich-sakrale Dimension zuerkannt, die so stark war, daß sie alle späteren Residenzwechsel überdauerte, obgleich sie hier nicht an eine mittelalterliche Begräbnistradition anknüpfen konnte41).

Zu dem Entschluß, sich in Pforzheim inmitten des Stiftschores bestatten zu lassen, mag den Markgrafen der Wunsch bewegt haben, sich auch im Tode mit dem von ihm neubegründeten Familienzweig von der Baden-Badener Linie abzugrenzen. Denn zwischen beide Landesteile trieb die Reformation nach und nach im 16. Jahrhundert einen Keil, der beide Seiten politisch verschiedene Wege gehen ließ42). Zunächst war die Situation in beiden Landesteilen ähnlich: mit Rücksicht auf das katholische Habsburg, auf dessen Wohlwollen man angewiesen war, wurden evangelischer Gottesdienst und Predigt zwar geduldet, aber der offizielle Schritt zur Reformation wurde nicht vollzogen, und die katholischen Einrichtungen wurden in ihrer freien Religionsausübung noch nicht eingeschränkt. Obgleich das Land bedeutende evangelische Theologen hervorgebracht hat – wie Melanchthon, Irenicus, Hedio u. a. –, ist aus diesem Kreis kein Reformator für Baden hervorgegangen. Nach dem Tod des Markgrafen Bernhard  III. im Jahr 1536 ist der zu Baden-Baden gehörige Landesteil unter der Vormundschaft seiner Nichte, der Herzogin Jakobäa von Bayern (1507–1580), einem entschieden römisch-katholischen Bekenntnis zugeführt worden. Die konfessionelle Entscheidung in der Unteren Markgrafschaft zog sich dagegen schleppend hin, obgleich die Ritterschaft im Kraichgau und am mittleren Neckar die Reformation in ihren Herrschaftsgebieten längst eingeführt hatte43). Erst der Augsburger Religionsfrieden von 1555 bewirkte, daß sich die Untere Markgrafschaft unter Markgraf Karl II. von Baden-Durlach (1529–1577; vgl. nrr. 182, 185, 192) offen zur Reformation bekannte. Zu diesem Schritt trugen mit Sicherheit Karls erste Gemahlin, die Markgräfin Kunigunde von Brandenburg-Ansbach (1523–1558; vgl. nrr. 158, 192), und der Kanzler Martin Achtsynit (1526–1592; vgl. nr. 205) bei, die beide der lutherischen Konfession anhingen. Die badische Kirchenordnung Karls II. wurde am 1. Juni 1556 erlassen und übernahm fast wörtlich jene des Herzogs Christoph für Württemberg (datiert 1553 und 1555)44). Die Augsburgische Konfession war als alleinige Norm des evangelischen Bekenntnisses vorgegeben. In der Folgezeit hat man die Klöster und Stifte aufgelöst, soweit sie nicht schon vorher verlassen worden waren, so das Benediktinerkloster Gottesaue bei Durlach, das Benediktinerinnenkloster Sulzburg, in Pforzheim die drei Bettelordensklöster sowie das Kollegiatstift.

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Eine Entscheidung Karls II., die Pforzheims Zukunft überschattete und die weitere Entwicklung der Stadt lähmte, führte zum Verlust der Hauptstadtfunktion: die Verlegung der Residenz nach Durlach. Die Abkehr von ihren mittelalterlichen Höhenburgen und die Gründung neuer Planstädte in den Flußniederungen ist ein Kennzeichen absolutistischer Fürstenhäuser. Karl II. war im Jahr 1565 mit der Verlegung seines Hofes in die kleine Amtsstadt in der Rheinebene seiner Zeit voraus, indem er dort ein älteres Wasserschloß zu einer der ersten frühneuzeitlichen Residenzen ausbauen ließ. Nach dem Standort der – von den Zeitgenossen als glanzvoll geschilderten – Schloßanlage Karlsburg führt die ernestinische Linie des markgräflichen Hauses den Namen Baden-Durlach45). Als Hauptgrund für den Wechsel ist anzunehmen, daß die alte Pforzheimer Höhenburg mit Bergfried nördlich der Schloßkirche St. Michael, eingeengt durch die Befestigungsanlagen, dem gesteigerten Wohnkomfort der Spätrenaissance nicht mehr entsprach. Zwar scheint noch Markgraf Ernst mit dem sog. Neuen Schloß westlich der alten Burganlage einen größeren Wohnbau errichtet und Baumaßnahmen durchgeführt zu haben, die durch Inschriften zu belegen sind (vgl. nrr. 126, 130, 142). Seinem Sohn Karl II. konnte das Pforzheimer Schloß zur fürstlichen Selbstinszenierung trotzdem nicht mehr genügen in einer Zeit, da seine fürstlichen Verwandten in Heidelberg und in Stuttgart anstelle mittelalterlicher Burganlagen neue Residenzschlösser errichteten. Auch spielte die Konkurrenzsituation zu den Vettern in Baden-Baden eine Rolle, wo man mit dem Neuen Schloß unterhalb der alten Burg Hohenbaden über Ausbaumöglichkeiten zu einer großzügigen Renaissanceresidenz verfügte. Karl II. hielt jedoch an Pforzheim in einem entscheidenden Punkt fest: die Pforzheimer Schloßkirche blieb die Grablege seines Hauses.

In politischer Hinsicht hielt Karl II. als bedeutender badischer Landesfürst engen Kontakt zu den lutherischen Mächten, so vor allem zu Herzog Christoph von Württemberg und zu Kurpfalz, das unter dem Kurfürsten Luwig VI. († 1583) ebenfalls zum lutherischen Flügel gehörte. Nach Karls Tod 1577 kam es unter seinen Söhnen zu einer Dreiteilung der Herrschaft Baden-Durlach, die konfessionelle Erschütterungen auslöste, worin sich die zunehmende Polarisierung im Reich spiegelte. Mit dem Markgrafen Ernst Friedrich (1560–1604; reg. 1584–1604; vgl. nrr. 218, 219, 220) kam auch in Baden-Durlach eine neue Generation an die Macht, die nach innen und außen absolutistischen Herrscherwillen zeigte46). In scharfem Gegensatz zu seinem katholischen, früh verstorbenen Bruder Jakob III. von Baden-Hachberg (1562–1590, reg. 1584–1590; vgl. nr. 220) übernahm mit ihm ein Vertreter des Reformiertentums die Regierung. Die katastrophale Mißwirtschaft der Baden-Badener Linie unter dem Markgrafen Eduard Fortunat lieferte den Vorwand zu der sog. Oberbadischen Okkupation des katholischen Landesteils. So marschierte Ernst Friedrich 1594 in die Markgrafschaft Baden-Baden ein, ein Handstreich, der verständlicherweise die katholische Seite erbitterte. Auch nach innen versuchte dieser Fürst seinen konfessionellen Absolutismus durch Anstellung reformierter Pfarrer durchzusetzen. Durch die Gründung des „Gymnasium illustre“ in Durlach (bereits unter der Vormundschaftsregierung) beabsichtigte er, die Schulung seiner reformierten Theologen von der Tübinger Universität unabhängig zu machen. Einem aufgezwungenen Konfessionswechsel widersetzte sich jedoch die lutherische Stadt Pforzheim, so daß sich Ernst Friedrich gezwungen sah, mit militärischer Gewalt gegen sie vorzugehen. Im Zuge dieser Operation traf den Fürsten angeblich der Schlag47). Damit war der sog. „zweiten Reformation“ in Baden unverhofft ein Ende gesetzt.

Der dritte Bruder Georg Friedrich (1573–1638, reg. 1584 bzw. 1604–1622; vgl. nr. 243), dem zunächst der Süden des Landes mit Sausenberg und Rötteln zugefallen war, vereinte nach 1604 in seiner Hand die Regierung über die gesamte Markgrafschaft. Als frommer Lutheraner engagierte er sich am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges für die evangelische Union. Nach der Schlacht am Weißen Berge und dem Zusammenbruch der protestantischen Front unterlag er der katholischen Übermacht in der Schlacht bei Wimpfen am 6. Mai 1622 und war gezwungen, nach Basel und Straßburg ins Exil zu gehen. Um die Vorgänge dieser Schlacht rankt sich die Sage von der Heldentat von [Druckseite XXII] vierhundert Pforzheimer Bürgern, denen noch der badische Großherzog Leopold 1843 ein Denkmal in der Pforzheimer Schloßkirche gesetzt hat48).

Georg Friedrich hatte mit Besonnenheit bereits 1615 ein Testament aufgesetzt49) und vorsorglich seinem ältesten Sohn Friedrich V. (1594–1659, reg. 1622 bzw. 1648–1659) die Regierung seines Landes übertragen. Nach wechselndem Kriegsglück durch Eingreifen der Schweden unter ihrem König Gustav Adolf brachten dessen Tod 1632 und der spanisch-katholische Sieg in der Schlacht bei Nördlingen am 6.  September 1634 die katastrophale Wende für die evangelische Partei. Nach dem Eingreifen Frankreichs in den Krieg wurde der deutsche Südwesten zum Kriegsschauplatz. 1635 übergab der Kaiser die Markgrafschaft Baden-Durlach dem katholischen Markgrafen Wilhelm von Baden-Baden (1593–1677, reg. 1622–1677), der seinerseits bald durch die bayerische Besatzung verdrängt wurde. Pforzheim wurde von wechselnder Besatzung, Truppendurchzügen, Kontributionen, Plünderungen und Seuchen heimgesucht. Der katholische Gottesdienst kehrte in die Kirchen zurück, die Klöster wurden den Orden der Dominikaner und Franziskaner zurückgegeben, die Kapuziner zogen in die Stadt ein. Die abziehenden bayerischen Truppen steckten die Stadt 1645 in Brand, der große Teile der Neustadt, der Altstadt und der Brötzinger Vorstadt zerstörte. Erst der Kompromißfrieden von 1648 ermöglichte die Rückkehr des Markgrafen Friedrich V. in seine Stammlande. Zu dessen Bemühungen um Wiederaufbau des Landes gehörte 1650 die Überführung der Särge seiner in Straßburg und Basel im Exil bestatteten Angehörigen in die Schloßkirche St. Michael, deren Inschriften den vorliegenden Band abschließen50).

Waren schon die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges katastrophal für die Stadt, so wurde Pforzheim im Pfälzischen Erbfolgekrieg zwischen 1688 und 1692 Opfer neuer Verwüstungen durch die französischen Truppen. Der Stadtkern, ein Teil der Schloßgebäude, die Oststadt mit der zur evangelischen Stadtkirche erhobenen früheren Dominikaner-Klosterkirche und die Brötzinger Vorstadt lagen in Schutt und Asche. Am 16.  August 1689 ist auch Durlach niedergebrannt worden51). Die markgräfliche Familie war zusammen mit dem Hof – einschließlich des Archivs und der Kunstsammlungen – schon 1674 nach Basel in den „Markgräfler Hof“ geflüchtet52). Auch wenn die nachfolgenden Markgrafen Friedrich Magnus und Karl Wilhelm den Wiederaufbau des Landes nach Kräften förderten, so setzte eine dauerhafte Blütezeit doch erst unter dem Markgrafen und späteren Großherzog Karl Friedrich (1728–1811, reg. 1746–1811) ein, der 1771 die Wiedervereinigung der Landesteile Baden-Durlach und Baden-Baden erreichte. Zuvor war die Residenz durch den Markgrafen Karl Wilhelm (1679–1738) abermals verlegt worden: von dem zerstörten Durlach in seine Neugründung Karlsruhe53). Karl Friedrich vollendete die fächerförmig auf das Residenzschloß ausgerichtete Karlsruher Stadtanlage. Doch auch er kehrte nach seinem Tod nach Pforzheim in die traditionelle Grablege der Markgrafen in der Schloßkirche zurück.

Zitationshinweis:

DI 57, Stadt Pforzheim, Einleitung, 2. Historischer Überblick (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015e008.

  1. AmtlKreisbeschreibung Bd. 5, 1976, 437–452; Reichert, Heinz, Der Enzkreis. In: Pforzheim und der Enzkreis. Stuttgart 1980 (2. Aufl.), 20–25. »
  2. Die hier in groben Zügen zu skizzierende Übersicht kann nur wenige Literaturangaben zu einer ersten Orientierung nennen: zusammenfassend Bader, Der deutsche Südwesten 1978, passim; ferner stets AmtlKreisbeschreibung Bd. 1, 1974, 126ff.; Bd. 5, 1976, 520–585; HandbuchHistStätten VI, 627–630. Zur Geschichte der Markgrafschaft: Schwarzmaier, Baden, in: Schaab/Schwarzmaier, Handbuch Bd. 2, 1994, 164–239; Press, Die badischen Markgrafen im Reich der frühen Neuzeit 1994, 19–57. »
  3. Vgl. Lacroix, in: KdmBaden IX/6, Einleitung 2f.; Zier, Geschichte der Stadt Pforzheim 1982 (mit umfangreicher Bibliographie S. 367–394); Begemann, Pforzheim in Vergangenheit und Gegenwart 1988, 22–26. Bibliographische Auswahl zu Pforzheim in: Haag/Bräuning, Stadtkataster 2001, 37–39 (aufgenommen sind auch Presseberichte). »
  4. Die Leugensäule aus dem Jahre 245 n. Chr. befindet sich heute in Stuttgart, WLM (Inv. R L 365). Vgl. Dauber, Pforzheim – Römische Siedlung Port(us) 1976, 448–453; bes. 448; Kortüm, Portus 1995, 95–101. »
  5. Becht verweist auf Funde von alamannischen Reihengräbern aus dem 6./7. Jahrhundert, die eine Kontinuität stützen könnten; vgl. Becht, Pforzheim im Mittelalter 1983, 41. Neuere Funde bieten weitere Belege; vgl. Lutz, Archäologische Befunde 1998, 135–148; Haag/Bräuning, Stadtkataster 2001, 42–44. »
  6. Johannes Reuchlin schenkte seiner Vaterstadt Pforzheim 1494 eine Gründungslegende, die den Namen von einem mythischen Gefährten des Aeneas namens Phorkys als Stadtgründer ableitet; vgl. Johannes Reuchlin, Sämtliche Werke I, 1: De verbo mirifico. Das wundertätige Wort. Hg. v. Widu-Wolfgang Ehlers, Lothar Mundt u. a. Stuttgart-Bad Cannstatt 1996, 22ff. Ausführliche Diskussion der Namenslegenden bei Kortüm, Portus 1995, 73–75. Vgl. dazu die Überlegungen von Dieter Mertens in seiner Rezension zu Reuchlin, De verbo mirifico, in: ZWLG 58 (1999) 401–403; bes. 403. Vgl. auch Scheible, Melanchthons Pforzheimer Schulzeit 1989, 9–50; hier 10. Melanchthon benannte die von ihm geliebte Stadt als „porta hercyniae silvae“, als Tor zum Schwarzwald. »
  7. Zu den neuesten, durch Grabungen gewonnenen Ergebnissen vgl. Stenzel, Die Städte der Markgrafen von Baden 1994, 92f.; Kortüm, Portus 1995, 20, 23; Haag/Bräuning, Stadtkataster 2001, 32, 44. »
  8. Ebd. 63. »
  9. Ebd. 44; vgl. auch KdmBadenIX/6, 4f. Zur Geschichte der Pfarrkirche St. Martin und zu ihrem Verhältnis zur Schloßkirche St. Michael vgl. die grundlegende Untersuchung von Stefan Pätzold, St. Martin und St. Michael 2003 (in Druck). Ich danke dem Verfasser herzlich für die Überlassung seines noch ungedruckten Manuskripts. »
  10. Später ist genau an diesem Schnittpunkt der Marktbrunnen aufgestellt worden; vgl. hier nr. 130. Ferner Timm, Pforzheim um 1500, 1993, 29–51; Haag/Bräuning, Stadtkataster 2001, 56f. und Abb. 13. »
  11. Timm, Pforzheim um 1500, 1993, 38f. »
  12. KdmBadenIX/6, 3f.; Haag/Bräuning, Stadtkataster 2001, 44; Pätzold, St. Martin und St. Michael 2003. »
  13. Jedenfalls nennt eine auf den 4. Juni 1157 datierte Urkunde Konrads für Kloster Maulbronn als Zeugen einen Ministerialen namens „Dietpoldus de Porcheim“ zusammen mit Edelfreien aus dem nächsten Umkreis der Stadt; Stuttgart HStA A 502 U 4. Abbildung und Regest vgl. Der Griff nach der Krone. Die Pfalzgrafschaft bei Rhein im Mittelalter. Begleitpublikation zur Ausstellung der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg und des Generallandesarchivs Karlsruhe, hg. v. Volker Rödel (Schätze aus unseren Schlössern 4). Regensburg 2000, 186, nr. 1; WUB 2, 110f. »
  14. Derselbe Konrad hat zugleich die planmäßige Gründung Heidelbergs unternommen; vgl. Schaab, Meinrad, Die Anfänge Heidelbergs, alte Zeugnisse und neue Befunde im Rahmen der stauferzeitlichen Stadtgenese in Südwestdeutschland. In: Oberrheinische Studien 15 (1998) 158–212 (mit Zusammenfassung der älteren Literatur); ders., Zeitstufen und Eigenart der pfälzischen Territorialentwicklung im Mittelalter. In: Der Griff nach der Krone 2000 (wie Anm. 15), 15–36; hier 17f. »
  15. Das Schreiben informiert die Pforzheimer über die dem Kloster Herrenalb gewährte Befreiung von Zoll und anderen Lasten; WUB II, 312; Carl, Regesten Pforzheim 1998, 21 nr. 1. Die neuesten Untersuchungen stützen sich auf den Siegelbefund und datieren die Urkunde „nach 1199“ bzw. „um 1200“; vgl. Schneidmüller, Bernd, Die Siegel des Pfalzgrafen Heinrich bei Rhein, Herzogs von Sachsen (1195–1227). In: Niedersächsisches Jahrb. f. Landesgeschichte 57 (1985) 257–265; hier 264; Der Griff nach der Krone 2000 (wie Anm. 15), 187f. nr. 3. »
  16. Becht, Pforzheim im Mittelalter 1983, 43f.; Lutz, Archäologische Befunde 1998, 145–147; Haag/Bräuning, Stadtkataster 2001, 45. »
  17. Haselier, Die Markgrafen von Baden und ihre Städte 1959, 263–290; Stenzel, Die Städte der Markgrafen von Baden 1994, 89–130; bes. 129ff.; Schwarzmaier, Baden. In: Schaab/Schwarzmaier, Handbuch Bd. 2, 1995, 178–182 (mit Hinweisen auf die ältere Literatur). »
  18. Die Kunstdenkmäler des Rems-Murr-Kreises, bearb. v. Adolf Schahl (Die Kunstdenkmäler in Baden-Württemberg), 2 Teilbde. München 1983; Bd. 1, 208, 229f.; DI 37 (Rems-Murr-Kreis) nrr. 108, 109, 110, 111 mit Abb.; Schwarzmaier, Lichtenthal als Grabkloster 1995, 23–34. »
  19. KdmBadenXI/1 (Stadt Baden-Baden), 72. »
  20. KdmBadenIX/6, 269–271; Carl, Regesten Pforzheim 1998, 50f. nrr. 78, 79, 80. »
  21. KdmBadenIX/6, 271–273. »
  22. Grundlegend KdmBadenIX/6, 65–204; zur Geschichte der Kirche bis zum Spätmittelalter neuerdings Pätzold, St. Martin und St. Michael 2003 (in Druck). »
  23. Vgl. insbesondere die in demselben Raum konkurrierenden Gründungen in Heidelberg, Basel, Freiburg i. Br., Mainz und Tübingen. Speziell zu Pforzheim vgl. Brosius, Papst Pius II. und Markgraf Karl I. von Baden 1972, 161–176; Zier, Pforzheim 1982, 46–48; Fuchs, Peter, Der Musenhof. Geistesleben und Kultur in den Residenzen der Neuzeit. In: Oberrheinische Studien 10 (1992) 127–158, hier 142–146; Lorenz, Sönke, Fehlgeschlagen, gescheitert, erfolglos. Vergebliche Versuche von Universitätsgründungen in Regensburg, Lüneburg, Breslau und Pforzheim. In: Attempto – oder wie stiftet man eine Universität. Die Universitätsgründungen der sog. zweiten Gründungswelle im Vergleich. Hg. v. Sönke Lorenz (Contubernium 50). Stuttgart 1999, 7–18; hier 16–18. »
  24. Zu den Zielen, die die Markgrafen zur Gründung ihrer Stifte bewegt haben mögen, vgl. Fouquet, St. Michael in Pforzheim 1983, 108–112; Auge, Oliver, Das Stift Beutelsbach und das Tübinger Stiftskirchenprojekt. In: ZWLG 61 (2002) 11–54, hier 11f. »
  25. Zu den Beziehungen zum Hause Habsburg vgl. Krimm, Baden und Habsburg um die Mitte des 15. Jahrhunderts 1976, passim. »
  26. Becht, Pforzheim im Mittelalter 1983, 46–53. »
  27. Vgl. nrr. 19, 20»
  28. Vgl. Kirchgäßner, Commercium et Connubium 1983, 63–76. »
  29. Fouquet, St. Michael in Pforzheim 1983, passim. »
  30. Scheible, Melanchthons Pforzheimer Schulzeit 1989, 9–50; Kremer, Lateinschule 1997, passim. »
  31. Johannes Reuchlin (1455–1522), passim. »
  32. Zuletzt Schaub, Wiebke, Zum Druckwesen im deutschen Südwesten. In: Katalog Renaissance I, 1986, 467–526; bes. 472 mit Beispielen von in Pforzheim entstandenen Druckwerken, hier nrr. H 8, H 53, H 54. »
  33. Vgl. Stenzel, Die Städte der Markgrafen von Baden 1994, 203. »
  34. Zum Aufstieg der Stadt Baden-Baden als Residenz zum Schaden von Pforzheim vgl. Andermann, Kurt, Baden-Badens Weg zur Residenz. In: ZGO 144, NF 105 (1996) 259–269. »
  35. Zur Person Christophs und zu seiner Politik vgl. Schwarzmaier, Baden. In: Schaab/Schwarzmaier, Handbuch Bd. 2, 1995, 204–211 (mit weiterführenden Literaturangaben); Muschka, Wilhelm, Christoph I. Markgraf von Baden 1453–1527. In: Lebensbilder aus Baden-Württemberg 19. Stuttgart 1998, 50–78. »
  36. Zusammenfassend zu den Folgen der Niederlage vgl. Krimm, Baden und Habsburg 1976, 163–180. »
  37. Abdruck bei: Goldberg(‑ Rummer), Jolande E., Die Freiheiten der Stadt Pforzheim 1491. In: PforzhGbll 5 (1980) 83–116. »
  38. Schwarzmaier, Baden. In: Schaab/Schwarzmaier, Handbuch Bd. 2, 1995, 212–216. »
  39. Zur traditionsstiftenden Bedeutung der Grablege als des geistigen Zentrums einer Dynastie vgl. Andermann, Kirche und Grablege 1992, 158–187; bes. 176. »
  40. Merkel, Geschichte des evangelischen Bekenntnisses in Baden 1960, 11ff.; Press, Volker, Baden und badische Kondominate. In: Schindling/Ziegler, Die Territorien des Reichs Bd. 5, 1993, 125–166; Ehmer, Hermann, Politik und Religion. Die badischen Markgrafschaften zwischen Annahme und Ablehnung der Reformation. In: Ettlinger Hefte 29 (1995) 73–79; Schwarzmaier, Baden. In: Schaab/Schwarzmaier, Handbuch Bd. 2, 1995, 216–222. »
  41. Ehmer, Hermann, Die Kraichgauer Ritterschaft und die Reformation. In: Die Kraichgauer Ritterschaft in der frühen Neuzeit. Hg. v. Stefan Rhein (Melanchthon-Schriften der Stadt Bretten 3). Sigmaringen 1993, 173–195. »
  42. Hauss/Zier, Die Kirchenordnungen von 1556, 1956; hier 139–161. »
  43. Zum Bau Karls II. vgl. Rott, Baden-Durlacher Hof 1917, 22–30; Asche/Hochstrasser, Durlach 1996, 94–106; Bachmann, Karlsburg 2000, passim. Vgl. auch die monumentale Bauinschrift des Schlosses von 1565: DI 20 (Karlsruhe) nr. 231. In dem rudimentär erhaltenen Barockschloß in Durlach (Stadt Karlsruhe), das nur noch Reste der Anlage des 16. Jahrhunderts enthält, befindet sich heute das Pfinzgaumuseum. »
  44. Vgl. Baumann, Ernst Friedrich von Baden-Durlach 1962, passim; Schwarzmaier, Baden. In: Schaab/Schwarzmaier, Handbuch Bd. 2, 1995, 222–227. »
  45. Ebd. 170ff.; ferner Leppin, Der Kampf des Markgrafen Ernst Friedrich von Baden um sein Bekenntnis 2001, 52–67; ders., Eine Stadt im Aufruhr. Der Pforzheimer Widerstand gegen die Calvinisierung durch Markgraf Ernst Friedrich von Baden, 1601–1604. In: Ängste und Auswege Bd. I, 2001, 201–217. Zum plötzlichen Tod des Markgrafen vgl. Ernst, Leben und Tod des Markgrafen Ernst Friedrich, ebd. 68–82. »
  46. KdmBadenIX/6, 181, 184, nr. 2. Kritisch zur Fragwürdigkeit der Legende vgl. Sexauer, Otto, Zur Frage der Überlieferung von den 400 Pforzheimern. In: ZGO 92 (1940) 561–563. Zu den Denkmalstiftungen Leopolds vgl. Krimm, Konrad, Die Fürstenkapelle – ein Mausoleum der vaterländischen Geschichte. In: Katalog Lichtenthal 1995, 147–158, bes. 156. »
  47. HStA Stuttgart A 99 U 54 (18. November 1615). »
  48. Vgl. nrr. 243, 244, 247»
  49. Raumer, Karl v., Die Zerstörung der Pfalz von 1689 im Zusammenhang mit der französischen Rheinpolitik. München 1930, Neudruck Bad Neustadt a. d. Saale 1982; Becht/Fouquet, Pforzheim im Pfälzischen Krieg 1989, 81–115. »
  50. Es handelt sich um den Vorgängerbau der heutigen Gebäude, der 1698 abgebrannt und bis 1705 als repräsentativer Barockbau neuerbaut wurde. Das Anwesen wurde 1808 durch den Großherzog Karl Friedrich verkauft. Heute Kantonsspital, Hebelstr. 2–6; vgl. Rott, Baden-Durlacher Hof 1917, 141–144; Schwarzmaier, Baden. In: Schaab/Schwarzmaier, Handbuch Bd. 2, 1995, 235 Anm. 308; Schwarzmaier, Die Flucht aus dem Krieg 2001, passim. »
  51. Bräunche, Ernst Otto, Vom markgräflichen „Lust-Hauß“ zur großherzoglichen „Haupt- und Residenzstadt“. Die Entwicklung der Residenz Karlsruhe zwischen 1715 und 1918. In: Residenzen. Aspekte hauptstädtischer Zentralität. Hg. v. Kurt Andermann (Oberrheinische Studien 10). Sigmaringen 1992, 199–222. »