Inschriftenkatalog: Stadt Osnabrück

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 26: Stadt Osnabrück (1988)

Nr. 201† St. Marienkirche 1607

Beschreibung

Grabstein des Ehepaars Laurentius Schrader und Christina Hermeling. Die Sammlung A führt die Inschrift lediglich unter dem Namen des Laurentius Schrader auf und gibt als Datum dessen Todesjahr 1606 an. Da die Inschrift jedoch eindeutig auf den Tod der Ehefrau Bezug nimmt, ist der Grabstein – anders als das Epitaph (Nr. 200) des Ehepaars – auf 1607 zu datieren.

Inschrift nach Sammlung A.

  1. Quid me tam subito carissima costa secuta es,Pignora te nostri non tenuere tori?Iam propere in tumulo, thalamo quae iuncta fuere,Frigida consocias ossibus ossa meis.Non mortis tetricos horrebas foemina vultus,Nec tibi terrori lurida Parca fuit?Ad LectoremIpse quod es Lector fuimus nos. Tu quoque fiesQuod sumus, hoc melior sors mea quam tua sors.

Übersetzung:

Was bist du mir so plötzlich gefolgt, teuerste Gattin, haben dich die Pfänder unserer Liebe nicht gehalten? Schon vereinst du eilig im Grab, was auf dem ehelichen Lager verbunden war, die kalten Gebeine mit meinen Gebeinen. Fürchtetest du, Frau, nicht die finsteren Gesichte des Todes, schreckte dich nicht die leichenblasse Schicksalsgöttin?

An den Leser

Was du bist, Leser, waren wir. Auch du wirst sein, was wir sind, darin ist mein Los besser als deines.

Versmaß: Distichen.

Kommentar

Die Inschrift zeichnet sich im Vergleich zu anderen Osnabrücker Grabschriften durch ihre literarische Qualität aus, dem beigesetzten Inschriftensammler durchaus angemessen. Bemerkenswert ist auch, daß die Ehefrau im Mittelpunkt der Grabschrift steht.

Nachweise

  1. Sammlung A, fol. 4r.

Zitierhinweis:
DI 26, Stadt Osnabrück, Nr. 201† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di026g003k0020103.