Inschriftenkatalog: Stadt Osnabrück
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 26: Stadt Osnabrück (1988)
Nr. 161† St. Katharinenkirche 1591
Beschreibung
Epitaph des Johann von Plettenberg und seiner Ehefrau Magdalena1) Vincke. Über die Gestaltung und den Verbleib des Epitaphs liegen keine Nachrichten vor. Röling2) teilt mit, man habe in den „katholischen Jahren“ 1629–33 die letzten vier Zeilen mit schwarzer Farbe übermalt, da das protestantische Gedankengut der Inschrift Anstoß erregt habe. Das Epitaph muß später jedoch wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt worden sein, da die Inschrift in den Sammlungen C und D überliefert ist, folglich um 1800 noch lesbar war.
Inschrift nach Sammlung C.
Aus Cölnischen Stifft ein männlich ReisDurch eine Heirath adlicher weissZum Walle wartt getragen hinDa es trug viel der Zweigelein5In drein hundert Jahren guttDe es bestimt in schoner blüttAus ihm des Lebens abkunft gewannJohann von Plettenberg ein mannVoll adelicher Tugent und Mannheit10Voll Verstandes Treuw und EhrbarkeitDas Rittmeister Ampt er erst verwalltWard Obrster Leuttnandt wohlbestalltIm Stifft er war zum Drostn gesetztBey Königen und Fürsten hochgeschetzt15Ohn Leibes Erben sein end er nahmDrum verfiel dieses Orts sein StamDen fünften Mertz da neunzig ein zwarMan schrieb und funfzehn hundert jahrMagdalein Vinck sein hausfrauw erkohrn20Von haus Oftenwaldt war gebohrnEin adlich frauw von tugent reichGottfürchtich frumb züchtlich zugleichZum Grönnenberg hetten sie rechtZum Burgmanlehn wie ihr geschlecht25Aus christlichr Lieb zum gedechtnis seinSie ließ aufrichten diesen SteinGott geb ihnen beid die SehligkeitDurch Christi Tod und bluͤtta) bereit〈Die Wittwe sehlich folget nach301614 Im Februario den 22 Tag.〉
Textkritischer Apparat
- Hochgestelltes e über u.
Anmerkungen
- Bruch, S. 160, gibt ihren Vornamen als Helene an.
- Röling, S. 151.
- Diese und die folgenden Angaben nach Bruch, S. 160.
- Bruch, S. 153.
- OUB, Bd. 4, Nr. 150, S. 99.
Nachweise
- Sammlung C, Nr. X.
- Sammlung D, Nr. X.
- Röling, S. 151 (nur Vers 27 und 28).
Zitierhinweis:
DI 26, Stadt Osnabrück, Nr. 161† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di026g003k0016104.
Kommentar
Die beiden letzten Verse wurden offenbar später nachgetragen.
Johann von Plettenberg und seine Ehefrau entstammten beide Osnabrücker Ministerialenfamilien. Johann von Plettenberg erbte von seinem Vater den Rittersitz Walle, darüber hinaus besaß er einen der Grönenberger Burgmannshöfe sowie das Gut Overkamp3). Seit 1575 nahm er als Herr von Walle an den Osnabrücker Landtagen teil, 1584 ist er als Drost von Reckenberg nachweisbar. Nach Bruch4) sind als Besitzer Walles nur die Herren von Plettenberg bekannt, da die Quellen über diesen Besitz nur bis ins 14. Jahrhundert zurückgehen. Der in der Inschrift erwähnte Vorfahre Johanns von Plettenberg, der aus Köln stammte und in den Besitz Walle einheiratete, könnte jedoch der 1285 in Osnabrück urkundlich belegte miles Hunold von Plettenberg sein, der als Gefolgsmann des Erzbischofs von Köln erwähnt wird5).