Inschriftenkatalog: Stadt Osnabrück

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 26: Stadt Osnabrück (1988)

Nr. 115† St. Marienkirche 1565

Beschreibung

Grabschrift des Christoph Gerneberg.

Inschrift nach Chronik 3.

  1. Christophori funus tenet hoc pertriste sepulchrumGerneberch cujus spiritus astra subitHic Christi montem coluit dum fata sinebantAuxilijs opibus consilioque fideErgo tegit tantum corpus non premia laudisPatriusa) hic tumulus, nomen in orbe manet.

    Anno 1565 Octavus Martij

    Enb) colui semper musas dum vita manebatNunc calcor pedibus pulvis et umbra cado.Sed mea spes dulcisc) quondam mea gaudia ChristusIam presto est sine quo non venit ulla salus.

Übersetzung:

Die Leiche Christoph Gernebergs enthält dieses sehr traurige Grab, dessen Seele zu den Sternen emporgestiegen ist. Hier bestellte er den Weinberg Christi, solange das Schicksal es zuließ, mit seinen Hilfsmitteln, seinem Vermögen und seiner Einsicht, seinem Glauben. So bedeckt dieses heimatliche Grab nur den Körper, nicht den Lohn des Ruhms, der Name bleibt in der Welt.

Im Jahr 1565 am 8. März.

Siehe, ich habe immer den Musen gedient, solange mein Leben währte. Nun werde ich, Staub, mit den Füßen getreten und verfalle als Schatten. Aber meine süße Hoffnung, dereinst meine Freude, Christus, ist schon zugegen, ohne den kein Heil naht.

Versmaß: Distichen.

Kommentar

Christoph Gerneberg war zeitweilig Osnabrücker Gograf, d. h. er leitete das als erste Instanz für die ländliche und als Berufungsinstanz für die Stadtbevölkerung zuständige Gogericht. Von diesem Amt mußte er jedoch 1557 zurücktreten, um einem Kandidaten des Bischofs Johann IV. von Hoya Platz zu machen1). In den Jahren 1562 bis 1564 wird er wiederholt im Bürgerbuch der Altstadt als Ratsherr und Sekretär bezeichnet2).

Textkritischer Apparat

  1. Patrius] Patribus Chronik 3.
  2. En colui] Incolui Chronik 3.
  3. dulcis] dulci Chronik 3.

Anmerkungen

  1. Stüve, Hochstift, Bd. 2, S. 176.
  2. StAO Dep. 3 b IV, Nr. 354, fol. 66v, 107v, 125v, 186r.

Nachweise

  1. Chronik 3, S. 25 (hs.).

Zitierhinweis:
DI 26, Stadt Osnabrück, Nr. 115† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di026g003k0011502.