Inschriftenkatalog: Stadt Osnabrück

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 26: Stadt Osnabrück (1988)

Nr. 90† Dom 1508

Beschreibung

Epitaph des Bischofs Konrad IV. von Rietberg (dessen Grabplatte Nr. 91). Die Kupferplatte befand sich an einem Pfeiler rechts vom Mittelschiff1). Über Gestaltung und Verbleib ist nichts bekannt. Man verwandte für die beiden Epitaphien Konrads von Rietberg in Münster und in Osnabrück dieselbe Inschrift und variierte sie nur an wenigen, speziell auf eine der beiden Städte bezogenen Stellen2).

Inschrift nach Gelenius.

  1. Hic ego Conradus cor tectum morte reliqui.Reitburgi comitum stemmata clara ferensa)Romuleas arces, ac celsa palatia RegumPervidi, mores tam varios hominum.Bis denos tenui sedem hanc septemq(ue) per annos,Principis Impery functus honore sacrib)Arces Petre tibi restauransc) moenibus altis,Caetera structurus, sed cita mors vetuit.Corporis egregy forma vultusq(ue) decorus,Aetatis firmae cum mihi robur erat.Pacis eram cultor vel Dapsilitate profususNunc sit apud superos Pax quoq(ue) sancta mihi.

    Anno M. D. VIII IX Februarii. Soli Deo gloria.

Übersetzung:

Hier habe ich, Konrad, das vom Tode bedeckte Herz zurückgelassen. Den berühmten Namen der Grafen von Rietberg tragend habe ich die römischen Burgen und die erhabenen Paläste der Könige genau angeschaut, die so verschiedenen Sitten der Menschen. 27 Jahre lang habe ich diesen Bischofsstuhl innegehabt und das Amt eines Fürsten des Heiligen Reichs ausgeübt, Burgen habe ich für dich, Petrus, wiederhergestellt mit hohen Mauern. Weiteres war ich im Begriff zu erbauen, aber der rasche Tod hat es verhindert. Ich besaß eine hervorragende Gestalt und ein schönes Gesicht, als ich in kraftvollem Lebensalter stand. Ich förderte den Frieden und war dabei von großzügiger Freigebigkeit. Nun sei auch mir bei den Himmlischen heiliger Friede beschieden.

Im Jahr 1508 am 9. Februar. Allein Gott die Ehre.

Versmaß: Distichen.

Kommentar

Konrad IV. von Rietberg, der in Rom studierte und zunächst Domherr in Köln war, wurde 1482 zum Bischof von Osnabrück gewählt, 1497 zum Bischof von Münster3). Er erhielt die Erlaubnis des Papstes, Osnabrück weiterhin als Administrator zu verwalten. Schon vor 1497 war er häufig von Osnabrück abwesend, um im Dienste des brandenburgischen Kurfürsten verschiedene europäische Fürstenhöfe zu bereisen, worauf die Inschrift Bezug nimmt. Seine enge Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister Ertwin Ertmann (vgl. Nr. 88) gewährleistete den inneren Frieden, der nur durch den Lenethunschen Aufruhr (vgl. Nr. 66) unterbrochen wurde, zu einer Zeit, als sich der Bischof als Gesandter im Ausland aufhielt. Konrad IV. bemühte sich sehr um den Ausbau der Befestigungsanlagen im Fürstentum Osnabrück. Er starb am 9. Februar 15084). Aufgrund seiner eigenen Verfügung wurde sein Herz in Osnabrück, sein Körper in Münster beigesetzt. Über die Beerdigungsfeierlichkeiten liegt ein detaillierter Bericht vor5). Die Beisetzung in Münster fand am 20. Februar statt, die Beisetzung des Herzens in Osnabrück am 10. März.

Textkritischer Apparat

  1. ferens] sedens Gelenius.
  2. sacri] sacer Gelenius. Für die Münstersche Inschrift überliefert Sandhoff sacri, das sicher auch für Osnabrück anzunehmen ist. Gelenius wird sich hier verlesen haben.
  3. restaurans] restauro Gelenius; restaurans in der Münsterschen Inschrift erscheint grammatisch richtiger.

Anmerkungen

  1. Gelenius, S. 43.
  2. Die Münstersche Grabinschrift (Sandhoff, Res gestae, Bd. 1, S. 381f.) lautet: Hac ego Conradus contectus mole quiesco / Ritbergi comitum stemmata clara ferens. Romuleas arces ac celsa Palatia Regum / Pervidi, mores tam varios hominum. / Hanc sedem undecimum possedi laetum inannum. / Principis Imperii functus honore sacri. / Arces Paule tibi restaurans moenibus altis, / Caetera structurus; sed cita mors vetuit. / Corporis egregii forma vultuque decorus / Aetatis firmae quam mihi robur erat. / Pacis eram cultor vel dapsilitate profusus: / Nunc sit apud superos pax quoque sancta mihi! MDVIII. 8. Idus Februarii.
  3. Stüve, Hochstift, Bd. 1, S. 428–457.
  4. Die Angabe Stüves, ebd. S. 456, Konrad sei am 9. Juli gestorben, ist falsch. Auch der Domnekrolog, OM 4, 1855, S. 34, und der Nekrolog von St. Johann, StAO Rep. 2, Nr. 202, verzeichnen unter dem 9. Februar Stiftungen für Konrad IV.
  5. Vermutlich wurde der Bericht für den Rat der Stadt angefertigt. Gedr. in: OGQu. Bd. 2, S. 312f.

Nachweise

  1. Gelenius, S. 43.

Zitierhinweis:
DI 26, Stadt Osnabrück, Nr. 90† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di026g003k0009003.