Inschriftenkatalog: Stadt Osnabrück

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 26: Stadt Osnabrück (1988)

Nr. 67† Dom 1498

Beschreibung

Glocke. Sie hing bis zum 1. Weltkrieg im Dom. In ihrer Gestaltung soll sie den von Gerhard de Wou gegossenen Glocken sehr ähnlich gewesen sein, es fehlen aber nähere Beschreibungen1).

Inschrift nach Prinz.

Maße: Dm.: 77 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. + anno · milleno · quadringenta) · nonuageno ·et · octo · iunctisb) · post · xpic) · natiuitatis ·gaudia · diuina · tu · posce · famulis · Katharina ·

Übersetzung:

Im Jahr 1498 nach Christi Geburt, erflehe himmlische Freuden für (deine) Diener, Katharina.

Versmaß: Leoninische Hexameter.

Kommentar

Die Glocke erinnert nicht nur, was ihre Form betrifft, stark an die von Gerhard de Wou gegossenen. Es fällt auch auf, daß das in einen leoninischen Hexameter gekleidete Datum sich genauso auf der „Regina“ (Nr. 61) und der Crispin und Crispinian geweihten Glocke (Nr. 62) Gerhard de Wous findet. Die „Katharina“ muß also, wenn nicht von de Wou, so doch aus dem Umkreis seiner Werkstatt stammen. Urkundliche Belege über den Glockenguß gibt es nicht. Die Inschrift deutet jedoch darauf hin, daß es sich bei dem Glockengießer um den aus Osnabrück stammenden Schüler de Wous Johann Frese gehandelt haben wird, da zwei weitere ihm zugeschriebene Glocken aus Merzen und Ostercappeln denselben Spruch tragen2). Frese hat sich vermutlich Ende der 80er Jahre selbständig gemacht, die erste erhaltene Glocke von seiner Hand ist auf 1489 datiert3). Auf den zahlreichen überlieferten Glocken – Rauchheld führt allein 39 auf und weist auf weitere 10 nicht erhaltene aus dem Osnabrücker Raum hin4) – nennt er nur selten seinen Namen. Hauptsächlich tätig war er im Gebiet um Osnabrück und Oldenburg.

Textkritischer Apparat

  1. quadringent] aus metrischen Gründen, eigentlich quadringento.
  2. octo iunctis] octo ad iunctis Siebern/Fink. Sinnvoller erscheint die bei Prinz wiedergegebene Version, wonach iunctis zur Jahreszahl gehört.
  3. chr(ist)i.

Anmerkungen

  1. Siebern/Fink, S. 60; Prinz, S. 230.
  2. H. W. H. Mithoff, Kunstdenkmäler IV/3, Die Kreise Wittlage und Bersenbrück, Hannover 1915, S. 38 u. 156. Die Behauptung von Prinz, es handle sich um einen Spruch des um hundert Jahre älteren Glockengießers Seghebodus und somit um eine von Frese umgegossene Glocke, trifft nicht zu (Prinz, S. 230). Auf den von Seghebodus stammenden Glocken heißt es: Indico divina dum pulso ego Katherina. Rauchheld, S. 156.
  3. Rauchheld, S. 62.
  4. Ebd., S. 62–69.

Nachweise

  1. Siebern/Fink, S. 60.
  2. Prinz, S. 230.

Zitierhinweis:
DI 26, Stadt Osnabrück, Nr. 67† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di026g003k0006701.