Inschriftenkatalog: Stadt Osnabrück

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 26: Stadt Osnabrück (1988)

Nr. 50† Dom (1465)

Beschreibung

Grabmal des Bruder Reiner. Es befand sich am Ostende des südlichen Seitenschiffs und wurde 1874 bei der Einrichtung einer neuen Kapelle beseitigt. Eine Beschreibung findet sich bei Mithoff1). Danach waren in einer „gothischen Nische“ Maria und Johannes unter dem Kreuz dargestellt, begleitet von Petrus und Paulus. Auf der Predella darunter zwei Wappen die Inschrift, die bereits Ende des 19. Jahrhunderts so zerstört war, daß Mithoff nur noch einen Namen wiedergeben konnte. Wohl darunter waren die Gebeine Reiners in einer Nische beigesetzt. Eine Beschreibung von 18632) lautet: „Durch das Gitter sieht man die Gebeine und eine Stange vor dem Grabe trägt das Drahthemd, welches er als Bußkleid getragen und den Klotz, welcher ihm zur Unterlage des Kopfes gedient hat.“

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. [ . . . ] bockrade [ . . . ]

Wappen:
Bar (schwarzer Bär)3)
Bockraden (Schild quergeteilt, rechts schreitender Hund, links drei Vogelbeine)4)

Kommentar

Der letzte Abschnitt der ursprünglich in der Nähe des Grabmals aufgehängten Pergamenttafel mit der Vita des Bruder Reiner (vgl. Nr. 49) besagt, daß unter Bischof Konrad von Diepholz im Jahr 1465 die Gebeine Reiners von seinem Grab vor dem Altar an der Nordseite des Doms in das neuerbaute Grabdenkmal überführt wurden. Auf die Stifter – offensichtlich Mitglieder der Familen Bar und Bockraden – verweisen sowohl Wappen als auch die Inschrift. Es dürfte sich um Nikolaus Bockraden, der von 1431 bis 1471 als Domherr und Thesaurar nachweisbar ist5), und den Domherren und Scholaster Hugo Bar handeln. Die Domurkunden nennen ihn erstmals 1445; 1482 und 1483 wird er als Senior bezeichnet6). Beide Mitglieder des Domkapitels treten auch sonst als Stifter in Erscheinung (vgl. Nr. 39, 76), eine weitere gemeinsame Stiftung ist das südliche Querhausfenster des Doms, an dem rechts und links ihre Wappen angebracht sind.

Anmerkungen

  1. Mithoff, S. 108f.
  2. Ebd. ohne Angabe der Quelle zitiert.
  3. Nach Spießen, Bd. 1, S. 6.
  4. Nach Spießen, Bd. 1, S. 15.
  5. Zur Biographie Bockradens vgl. Nr. 39.
  6. StAO Findbuch Rep. 3, Bd. 2.

Nachweise

  1. Mithoff, S. 109.

Zitierhinweis:
DI 26, Stadt Osnabrück, Nr. 50† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di026g003k0005006.