Inschriftenkatalog: Stadt Osnabrück
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 26: Stadt Osnabrück (1988)
Nr. 27 Diözesanmuseum Ende 14. Jh. (?)
Beschreibung
Kelch. Silber, vergoldet. Auf dem runden, ansonsten schlichten Fuß ist ein kleines Kruzifix mit Titulus (A) aufgeheftet. Das Kreuz ragt in ein dem Fuß eingraviertes Schriftband (B) mit dem Namen des Stifters auf schraffiertem Hintergrund hinein. Zwischen Vor- und Nachnamen eine kleine eingravierte Schädelstätte. Schaft und Kuppa des Kelches sind ebenfalls schlicht. Nur der Nodus ist durch acht Rotuli mit Blütenrosetten sowie durch aufgelegtes Eichenlaub verziert.
Maße: H.: 18,8 cm; Dm.: 15 cm (Fuß); 13 cm (Kuppa); Bu.: 0,15 cm (A); 0,9 cm (B).
Schriftart(en): Gotische Majuskel (A), gotische Minuskel (B).
- A
INRI1)
- B
detlefa) melle
Textkritischer Apparat
- detlef] declef Berlage, Mithoff, Siebern/Fink, Borchers. Die Buchstabenform läßt beide Lesungen zu.
Anmerkungen
- Io. 19,19: I(esus) N(azarenus) R(ex) I(udeorum).
- Borchers, Domschatz, S. 80.
- Bei Fritz (S. 340ff.) sind Objekte mit gotischer Minuskel von 1345, 1362, 1365, 1375 und 1380 nachgewiesen.
- Spechter, S. 137ff.
Nachweise
- Berlage, Kirchliche Alterthümer, S. 341f.
- Mithoff, S. 113.
- Siebern/Fink, S. 63.
- Schriever, S. 110.
- Witte, Domschatz, S. 38.
- Borchers, Domschatz, S. 80, Abb. 86.
Zitierhinweis:
DI 26, Stadt Osnabrück, Nr. 27 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di026g003k0002707.
Kommentar
Borchers2) datiert den Kelch aus stilistischen Gründen auf das 2. Viertel des 14. Jahrhunderts. Die in gotischer Minuskel ausgeführte Inschrift (B) macht diese Datierung indessen fragwürdig, da es sich um ein frühes Beispiel dieser Schriftart handeln müßte3). Der Stifter des Kelches, Detlef Melle, läßt sich in den Osnabrücker Quellen nicht nachweisen, wohl aber die Familie Melle, deren Mitglieder in den Urkunden des 14. und 15. Jahrhunderts häufig genannt werden. Die Familie gehörte zur Oberschicht der Stadt und stellte mehrere Bürgermeister4).