Inschriftenkatalog: Stadt Osnabrück

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 26: Stadt Osnabrück (1988)

Nr. 314 Kulturgeschichtliches Museum 1650

Beschreibung

Becherschraube. Bronze, Eisen und Glas, teilweise vergoldet und bemalt. Die Becherschraube dient als Ständer für einen Römer, der von auf einem Fuß befestigten Metallklauen gehalten wird. In diesem Falle besteht der Fuß aus der weiblichen Gestalt der Pax, in deren rechter Hand sich die Halterung für das Glas befindet, in der Linken trägt sie einen Kranz. Sie steht auf einem flachgewölbten runden Fuß, den drei Kartuschen umgeben. Darauf in erhabenen Buchstaben auf punktiertem Grund jeweils zwei- oder dreizeilig eine Inschrift, die sich von Kartusche zu Kartusche fortsetzt. Dazwischen Engelsköpfe.

Maße: H.: 16 cm (ohne Glas); Bu.: 0,3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Sabine Wehking [1/2]

  1. NIMER REISS DAS / FRIDENSBANDT /SO WOHNT GLV̈CKa) / VND EHR IM LAND /FRIDENSCHLVS / DEN 16 IVNII /ANNO 1650

Kommentar

Becherschrauben kamen im deutschen Raum in der Renaissance auf, sind über das 17. Jahrhundert hinaus aber nicht mehr angefertigt worden1). Grundsätzlich ist zu unterscheiden zwischen Becherschrauben mit ornamentalem Aufbau, zwei Exemplare aus der Osnabrücker Goldschmiedewerkstatt des Bernd Gobel befinden sich im Osnabrücker Ratsschatz, und Becherschrauben mit figuralem Aufbau, die besonders im 30jährigen Krieg entstanden und diesen häufig durch entsprechende Trägerfiguren thematisierten. Meinz2) nimmt an, daß die Becherschraube in Nürnberg gefertigt wurde, um bei Abschluß des Friedensrezesses den Osnabrücker Verhandlungspartnern überreicht zu werden. Das Datum der Inschrift stimme nicht mit dem des Rezesses, dem 28. Juli 1650, überein, da sich die Verhandlungen unerwartet in die Länge gezogen hätten. Dies erscheint plausibel, neben Nürnberg dürfte aber wohl auch Osnabrück als Entstehungsort in Frage kommen, zumal es keinerlei Belege dafür gibt, daß die Unterhändler ein Souvenir aus Nürnberg mitgebracht hätten. Marken, die über die Entstehung der Becherschraube Auskunft geben könnten, finden sich nicht.

Textkritischer Apparat

  1. V mit ü-Strichen.

Anmerkungen

  1. RDK Art. „Becherschraube“, Bd. 2, Sp. 148–151.
  2. Osnabrück, S. 206.

Nachweise

  1. Osnabrück, S. 206, Abb. ebd.

Zitierhinweis:
DI 26, Stadt Osnabrück, Nr. 314 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di026g003k0031405.