Inschriftenkatalog: Stadt Osnabrück

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 26: Stadt Osnabrück (1988)

Nr. 205† St. Marienkirche 1610

Beschreibung

Grabplatte des Pastors Adolf Ispringrott. (Dessen Epitaph Nr. 202.) Nach Röling1) befand sie sich im Chorumgang.

Inschrift nach Sammlung A.

  1. D(eo) O(ptimo) M(aximo) S(acrum)Asta viator et si visum est perlege:Adolphus IspringrodiusHic lustra fontes qui septena ad limpidosPavi greges, fudi lupos,Labore nocturno diurnoque impiger,Saxo sub hoc nunc dormio.Grassante nam quamvis tetra non AtroposMea peste stamina ruperit,Nulli tamen parcens, dum parca haec dividit,Sum pulvis, esca vermium.Divinior sed Christi pura sanguinePoluma) tenet pars altera,Donec vicissim iungimur, cum vox tubaeNos excitabit ultimae.Abi mei memor tandem laboris omnibusInstare fatum cogita.

Übersetzung:

Dem allerhöchsten Gott geweiht. Bleib stehen, Wanderer, und wenn es dir gefällt, lies genau: Adolf Ispringrott, der ich hier 35 Jahre lang die Herden bei den klaren Quellen geweidet, die Wölfe vertrieben habe, fleißig bemüht bei Tag und Nacht, schlafe unter diesem Stein. Zwar hat Atropos meine Lebensfäden nicht durch die umgehende gräßliche Pest zerschnitten, doch da die Parze, die keinen verschont, nun diese (Fäden) zerschnitt, bin ich Staub und Fraß der Würmer. Der andere, vortrefflichere, durch Christi Blut gereinigte Teil aber wohnt im Himmel, bis wir uns wiederum verbinden, wenn der Ton der letzten Trompete uns rufen wird. Geh, meines mühseligen Werkes eingedenk und bedenke, daß allen der Tod bevorsteht.

Versmaß: Inschrift in alternierenden jambischen Tri- und Dimetern.

Kommentar

Die Anspielung auf die Pest bezieht sich auf die beiden Epidemien von 1575 und 1599, denen insgesamt fünf Pastoren der Marien- und Katharinenkirche zum Opfer fielen (vgl. Nr. 125, 126).

Textkritischer Apparat

  1. Polum] Poli Sammlung A.

Anmerkungen

  1. Röling, S. 128.

Nachweise

  1. Sammlung A, fol. 4r/v.

Zitierhinweis:
DI 26, Stadt Osnabrück, Nr. 205† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di026g003k0020501.