Inschriftenkatalog: Stadt Osnabrück

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 26: Stadt Osnabrück (1988)

Nr. 203† Dom 1610

Beschreibung

Epitaph des Thesaurars Johannes von Dincklage. Laut Gelenius1) wurde das Epitaph von Wappenschilden gerahmt und zeigte eine Darstellung der Auferweckung des Lazarus, darunter eine Stifterfigur und die Inschrift (A), die Inschrift (B) befand sich auf einer Schrifttafel unten am Epitaph.

Inschrift nach Gelenius.

  1. A

    R(everen)dus et Nobilis D(omi)n(u)s Jo(hann)es a Dincklage huius Cathed(ralis) Eccl(esiae) Osnabrug(ensis) Thesaurarius Obyt 1610 . 17. Junii.

  2. B

    Non Deus ex tumulis homines educet in aurasEt veteri ipsorum vestiet ossa cute,Mortis ut in casses iterum labantur avarosFeralique iterum funera dentur humo,Sed magis ut vitam ducant sine fine perennem,In qua secla decem sunt velut una dies,In qua pro gravibus succedent gaudia curisEt lux pro tenebris proque labore quiesProque fame siccaque siti pulcherrima rerumCopia, quas coeli regia dives habet.Hac ego Johannes Dincklagius hospes in aulaCum sanctis vivo, mortua terra vale.

Übersetzung:

Der ehrwürdige und edle Herr Johannes von Dincklage, Thesaurar dieser Kathedralkirche zu Osnabrück, starb am 17. Juni 1610. (A)

Gott wird nicht die Menschen aus den Gräbern herausführen an die Lüfte und deren Gebeine mit der alten Haut kleiden, damit sie wiederum in die gierigen Fallen des Todes tappen und damit die Leichen wiederum der Friedhofserde übergeben werden, sondern vielmehr damit sie ein ewiges Leben ohne Ende führen, in dem zehn Jahrhunderte wie ein Tag sind, in dem zum Lohn für schwere Sorgen Freuden folgen, Licht zum Lohn für Finsternis, Ruhe zum Lohn für die Mühsal, zum Lohn für Hunger und brennenden Durst die herrlichste Menge an Dingen, die das prächtige Königreich des Himmels besitzt. An diesem Hof lebe ich, Johannes Dincklage, als Gast mit den Heiligen, sterbliche Erde, lebe wohl. (B)

Versmaß: Distichen.

Wappen (mit Beischriften?):
DincklageNagel
WaleQuernheim
HecketVincke
DincklageLedebur

Kommentar

Johannes von Dincklage gehörte seit 1577 dem Osnabrücker Domkapitel an2). 1587 immatrikulierte sich ein Johann von Dincklage an der Universität Köln für das Studium der Rechte3). Da Dincklage um diese Zeit in den Kapitelsprotokollen nicht genannt ist, könnte er zu Studienzwecken beurlaubt worden sein. Spätestens 1594 ist er wieder in Osnabrück4) und wird dort 1604 zum Thesaurar des Domkapitels ernannt5). Diese Funktion behielt er bis zu seinem Lebensende.

Anmerkungen

  1. Gelenius, S. 58.
  2. StAO Rep. 560 III, Nr. 3, fol. 5r.
  3. Matrikel Köln, Bd. 4, S. 148, 708, 59.
  4. StAO Rep. 560 III, Nr. 7, fol. 297v.
  5. Ebd., fol. 3v.

Nachweise

  1. Gelenius, S. 58.
  2. Sammlung A, fol. 11r/v (nur B).

Zitierhinweis:
DI 26, Stadt Osnabrück, Nr. 203† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di026g003k0020307.