Inschriftenkatalog: Stadt Osnabrück

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 26: Stadt Osnabrück (1988)

Nr. 196† Dom 1604

Beschreibung

Epitaph des Propstes Nikolaus Bar (dessen Grabplatte Nr. 197). Laut Gelenius1) befanden sich an dem Epitaph vier Wappen und eine Darstellung der Kreuztragung.

Inschrift nach Gelenius.

  1. A

    Reverendus et Nobilis D(omi)n(u)s Nicolaus de Baer huius Cathed(ralis) Ecclesiae Osnabrugensis P(rae)p(osi)t(us) obyt die 12. martii 1604 aet(atis) 67

  2. B

    Praepositus cubat hic meritis et stemmate clarusUrsino proavos inclyta Roma tulit.Corpus habet tellus animam tenet aula JehovaeQua capiti Christo nunc sociatur ovans.Vir fuit in vita constans animosus in omniVirtute officio Relligione gravis.Nec minus ingenio quam nobilitate verendusSic sua disposuit cum ratione bona.Dona suis cleroque dedit benefecit egenisMnemosinon struxit Sancte Jehova tibi.In cruce pro nobis qui debita solvit AdamiSit placidus Judex quando resurgit Amen.

Übersetzung:

Der ehrwürdige und edle Herr Nikolaus Bar, Propst des Osnabrücker Doms, starb am 12. März 1604 im Alter von 67 Jahren. (A)

Hier ruht der durch seine Verdienste und durch seine Herkunft aus der Familie Bar (hier gleichzeitig gemeint: Orsini) berühmte Propst, seine Ahnen brachte das berühmte Rom hervor. Den Körper umfaßt die Erde, die Seele hält der Hof Gottes, wo er nun frohlockend vereinigt ist mit Christus, dem Haupt (der Kirche). Im Leben war er ein standhafter Mann, mutig in jeder Tugend, im Amt, in der Religion ernsthaft. Nicht weniger aufgrund seiner Begabung als aufgrund seines Adels zu ehren, so verteilte er seine Güter mit Überlegung. Er beschenkte die Seinen und den Klerus, er half den Bedürftigen. Dir, himmlischer Gott, errichtete er ein Andenken. Der die Schuld Adams für uns am Kreuz büßte, er möge ein gnädiger Richter sein, wenn er aufersteht. Amen. (B)

Versmaß: Distichen (B).

Wappen (mit Beischriften?):
BarLutten
KnehemElmendorp

Kommentar

Aus der Inschrift geht hervor, daß die Familie Bar ihre Herkunft von dem italienischen Geschlecht der Orsini ableitete. Dies soll wohl auch in den Grabschriften Herbord Bars d. Ä. (Nr. 108, 109) und Herbord Bars d. J. (Nr. 170, 171) anklingen, da man als lateinisches Äquivalent zu Bar nicht Ursus – wie in den Urkunden üblich –, sondern Ursinus wählte. Für eine Verwandtschaft zwischen den beiden Geschlechtern gibt es jedoch keine Anhaltspunkte2).

Nikolaus Bar wurde 1537 als Sohn des Brand Bar und der Adelheid von Lutten geboren3). Wie sein Bruder Herbord (Nr. 170, 171) trat er in das Osnabrücker Domkapitel ein. Eine Urkunde von 1561 nennt ihn als Domherren, Propst des Sylvesterstifts zu Quakenbrück und Archidiakon von Essen4). 1585 wurde er Nachfolger seines zum Dechanten gewählten Bruders Herbord als Senior und Thesaurar5). Seit 1584 tritt er auch als bischöflicher Offizial auf, nach dem Tod des Bischofs Wilhelm Schenking gehörte er der für die Zeit der Sedisvakanz gebildeten Regierung an6). In der Folgezeit fungierte Nikolaus Bar unter Bischof Bernhard von Waldeck als Rat und hatte nach der von dem Kanzler Fürstenberg ausgearbeiteten Hofordnung die zweithöchste Position am bischöflichen Hof inne7). 1587 übernahm Bar den Vorsitz des neugegründeten Kommissionsgerichts als Vertreter des Domkapitels8), eine im wesentlichen repräsentative Aufgabe, in der sich die Vormachtstellung des Domkapitels manifestieren sollte. Nach dem Tod Gottschalk Ledeburs wurde Nikolaus Bar am 6. Februar 1600 zum Propst des Domkapitels gewählt9).

Anmerkungen

  1. Gelenius, S. 55.
  2. Angeblich gab es Initiativen von Seiten der Orsini, eine gemeinsame Herkunft zu erweisen. Nach Ledebur-Brandenburg (OT 1.4.1911, Bl. 4) hätte sich 1840 ein Prinz Orsini mit einer entsprechenden Bitte an den Grafen von Bar gewandt. Der Verfasser der Barschen Stammtafeln bezieht zu diesem Punkt keine Stellung.
  3. Stammtafeln Bar II.
  4. StAO Rep. 3, Nr. 1441.
  5. StAO Rep. 560 III, Nr. 4, fol. 8v.
  6. Stüve, Hochstift, Bd. 2, S. 305.
  7. Rohde, S. 41.
  8. Ebd., S. 44.
  9. StAO Rep. 560 III, Nr. 7, fol. 219v.

Nachweise

  1. Gelenius, S. 55.
  2. Sammlung A, fol. 9r/v (nur B).
  3. StAO Rep. 2, Nr. 196.

Zitierhinweis:
DI 26, Stadt Osnabrück, Nr. 196† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di026g003k0019606.