Inschriftenkatalog: Stadt Osnabrück

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 26: Stadt Osnabrück (1988)

Nr. 159 St. Marienkirche 1590

Beschreibung

Seitliches Rahmenstück der Chorschranken. Holz. Die nach dem 2. Weltkrieg restaurierte hochrechteckige Tafel ist heute in eine Trennwand links unterhalb der Orgelempore integriert. Die Inschrift dürfte im Laufe der Jahrhunderte mehrfach erneuert worden sein, eventuell hat man sogar die ganze Tafel, die von dem Brand 1613 sicher in Mitleidenschaft gezogen war, durch eine neue ersetzt. Daher können über den ursprünglichen Schriftcharakter keine Aussagen mehr getroffen werden. Die Schrift ist in Gold auf schwarzem Grund ausgeführt, ober- und unterhalb des Textes gemalte Rankenornamente.

Maße: H.: 104 cm; B.: 39,5 cm; Bu.: 1,5–2,3 cm.

Schriftart(en): Humanistische Minuskel.

  1. In Dei O(ptimi) M(aximi) Honorem / et / ab eo acceptorum benefi-/ciorum / gratam Memoriam / Consiliarya) Ecclesiae hujus / A(nn)o M. D. XC.b) / aedem hanc sacram instau-/rari / curauerunt / ne / accusari possent / ingratitudinis, / quam / Haggae(us) Propheta obiecit / populo Iudaico.

Übersetzung:

Zu Ehren des allerhöchsten Gottes und in dankbarer Erinnerung an die von ihm empfangenen Wohltaten haben die Räte dieser Kirche im Jahr 1590 dieses heilige Gebäude renovieren lassen, damit sie nicht der Undankbarkeit beschuldigt werden können, die der Prophet Haggai dem Volk Juda vorwarf.

Kommentar

Die heute auf der Tafel befindliche Jahreszahl 1690 ist mit Sicherheit auf eine falsche Restaurierung zurückzuführen. Siebern/Fink1) überliefern noch die Jahreszahl 1590. Für dieses Jahr liegen Baunachrichten vor, die besagen, daß man den baufällig gewordenen Turm neu errichtete, der 1591 fertiggestellt wurde (vgl. Nr. 162). Die Inschrift nimmt Bezug auf die Aufforderung des Propheten Haggai an das Volk Juda, zur Beendigung einer Hungersnot einen Tempel zu bauen, da Gott die Dürre geschickt habe, weil das Volk im Wohlstand lebe, den Tempelbau aber vernachlässige2).

Textkritischer Apparat

  1. Consiliary] Consiliaru heute auf der Tafel, falsch restauriert. Siebern/Fink überliefern die o. a. Form.
  2. M. D. XC.] MDC. XC. heute auf der Tafel, falsch restauriert.

Anmerkungen

  1. Siebern/Fink, S. 148.
  2. Agg. 1.

Nachweise

  1. Siebern/Fink, S. 148.

Zitierhinweis:
DI 26, Stadt Osnabrück, Nr. 159 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di026g003k0015901.