Inschriftenkatalog: Stadt Osnabrück

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 26: Stadt Osnabrück (1988)

Nr. 151† Dom 1585

Beschreibung

Grabplatte des Bischofs Wilhelm Schenking. Die Grabplatte, die sich midden im Dome, nicht wieth vom Predigestole1) befand, trug in der Mitte die Inschrift (A)2), die Inschrift (B) verlief – vermutlich zweizeilig – um den Stein3), in dessen Ecken befanden sich je zwei Wappen, in der Mitte ebenfalls zwei Wappen. Die Wappen sind als Zeichnung bei Gelenius wiedergegeben4).

Inschrift nach Chronik 3.

  1. A

    Magna Viri magni fuit experientia rerumConsiliis paucos inveniasquea) pares.Fulsit in his pietas: haec sunt coelestia donaQuae deus in terris non sinit esse diu.

  2. B

    Qui cubat hac tumba ditionis episcopus huius,Ante diem raptus, per breve tempus erat.Stirpe Wilhelmus is est Schenkingiumb) ortus,Arxc) Beverensis ei patria clara fuit.Fecerat hunc Petro virtus miranda Decanum,Claruit et Cathedra maxime, Paule, tua.Osnaburgensid) praeclarus et aede Joannis,Praepositus digne nomina magna tulit.Obyt Anno 1585 die 24. Julii.

Übersetzung:

Dem großen Mann eignete eine große Lebenserfahrung, du würdest nur wenige finden, die ihm an aller Art Weisheit gleichkommen. Seine Frömmigkeit strahlte darunter am meisten: dies sind die himmlischen Gaben, die Gott nicht lange auf Erden weilen läßt. (A)

Der in diesem Grab ruht, war für kurze Zeit Bischof dieser Diözese und wurde vorzeitig dahingerafft. Dieser Wilhelm ist aus dem Stamm der Schenking hervorgegangen. Die Burg zu Bevern war seine berühmte Heimat. Sein bewundernswerter Charakter machte diesen an St. Peter zum Dechanten, und er zeichnete sich aus an deiner Kirche, Paulus. Auch berühmter Propst an der Osnabrücker Johanniskirche, trug er würdig große Titel.

Er starb im Jahr 1585 am 24. Juli. (B)

Versmaß: Distichen.

   
Wappen (mit Beischriften?):
Schenking FreuseHake Landsberg
OsnabrückSchenking
Senden WorpenMorrien Velden
          
Schenking5)?
Frese (zwei ins Andreaskreuz gelegte Ruder)6)
Hake (Kreuz mit neun Kugeln belegt)7)
Landsberg (Schild quergeteilt, unten schräges Gitter, oben ein nach rechts laufender Fuchs)8)
Osnabrücker Rad
Schenking (drei bauchige Trinkbecher)9)
Senden (zwei Querbalken)10)
Worpen  ?
Morrien (rechtsschräge Brücke)11)
Velden (drei Querbalken)12)

Kommentar

Wilhelm Schenking studierte in Münster, Paris13) und Köln14). 1563 erhielt er eine Präbende im Münsterschen Domkapitel – hierauf bezieht sich die Erwähnung der Pauluskirche in der Inschrift –, seit 1566 ist er als Mitglied des Osnabrücker Domkapitels nachweisbar15). Seine Wahl zum Osnabrücker Domdechanten fällt in die Zeit zwischen März 1576 und Oktober 157716). Am 18. April 1582 leistete er den Amtseid als Propst von St. Johann17). Am 20. Juli 1585 wurde er zum Osnabrücker Bischof gewählt, er starb jedoch bereits vier Tage nach seiner Wahl.

Textkritischer Apparat

  1. inveniasque] inveniesque Chyträus.
  2. Schenkingium] Schenkingius Gelenius, Chronik 3.
  3. Arx] Avita Arx Gelenius, paßt nicht ins Versmaß.
  4. Osnaburgensi] Osnabrugensis Gelenius, Chyträus.

Anmerkungen

  1. Chronik 3, S. 126.
  2. Gelenius, S. 44.
  3. Chronik 3, S. 126: Umme und Underschrift des Grabsteins.
  4. Gelenius, S. 44. Allerdings ist die Zeichnung der Wappen so wenig detailliert, daß nicht alle Wappen beschrieben werden können.
  5. Das Wappen trägt zwar die Beischrift Schenking, entspricht jedoch nicht dem Schenkingschen Familienwappen. Die undeutliche Skizze erlaubt keine Verifizierung.
  6. Nach Spießen, Bd. 1, S. 56.
  7. Nach Spießen, Bd. 1, S. 63.
  8. Nach Spießen, Bd. 1, S. 78.
  9. Nach Spießen, Bd. 1, S. 112.
  10. Nach Spießen, Bd. 1, S. 118.
  11. Nicht nachzuweisen.
  12. Nicht nachzuweisen.
  13. Stüve, Hochstift, Bd. 2, S. 301. Da für Münster und Paris keine gedruckten Matrikeln vorliegen, kann die jeweilige Immatrikulation Schenkings nicht nachgewiesen werden.
  14. Matrikel Köln, Bd. 4, S. 9, 682, 225.
  15. Kohl, S. 618.
  16. Die Wahl ist in den Kapitelsprotokollen nicht verzeichnet.
  17. StAO Rep. 5, Nr. 1433.

Nachweise

  1. Chronik 3, S. 126.
  2. Gelenius, S. 44.
  3. Chyträus, S. 182 (nur A).

Zitierhinweis:
DI 26, Stadt Osnabrück, Nr. 151† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di026g003k0015108.