Inschriftenkatalog: Stadt Osnabrück

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 26: Stadt Osnabrück (1988)

Nr. 113 St. Marienkirche 1560

Beschreibung

Taufe. Sandstein. Das Taufbecken selbst ist quadratisch. Es steht auf einer vorspringenden achteckigen Platte und wird nach oben durch eine entsprechende achteckige Umrahmung abgeschlossen. Die vorspringenden Ecken sind durch je vier quadratische, mit Blattwerk verzierte Säulen an den Ecken des Beckens, sowie vier den Beckenseiten vorgebaute Rundsäulen gestützt, die mit Akanthusblättern geschmückt sind. An den Beckenseiten vier plastisch stark herausgearbeitete Reliefs: die Taufe Christi, die Beschneidung, die Segnung der Kinder und die Auferstehung. Auf dem Vorsprung vor der rechten Seite des Auferstehungsreliefs und der linken Hälfte der Segnung am Rand die Jahreszahl. Den Fuß der Taufe bilden zwei um 45° gegeneinander verschobene quadratische Platten. Vor den Seiten der unteren Platte sitzen vier Löwen, die Wappenschilde mit dem Osnabrücker Rad halten und gleichzeitig die Ecken der oberen Platte auf dem Rücken tragen. Die Seiten der oberen Platte sind mit halbkreisförmigen Ausbuchtungen versehen, in denen sich Evangelistensymbole befinden. Die Taufe war ursprünglich bemalt. Ende des 19. Jahrhunderts war sie mit einem Ölfarbenanstrich versehen, den man um die Jahrhundertwende entfernte1).

Maße: H.: 117 cm; Dm.: 155 cm; Bu.: 1,8 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Sabine Wehking [1/1]

  1. ANNO D(OMI)NI · · 15 · 60 ·

Kommentar

Der Taufstein wird dem aus Münster stammenden Bildhauer Johann Brabender und seiner Werkstatt zugeschrieben2), der um dieselbe Zeit auch das erhaltene Epitaph des Dechanten Mellinghaus († 1561) in der Johanniskirche3) anfertigte. Unter den am Taufbecken angebrachten Steinmetzzeichen (Z 1–4) erscheint dasjenige Johann Brabenders4) jedoch nicht, so daß es zweifelhaft bleiben muß, ob er als Künstler der Taufe anzusehen ist.

Anmerkungen

  1. Siebern/Fink, S. 153.
  2. Dehio, Niedersachsen, S. 738; Gert van der Osten/Horst Vey, Painting and Sculpture in Germany and the Netherlands 1500–1600, Pelican History of Art, Bd. 31, Harmondsworth/Middlesex 1969, S. 244.
  3. Die heute an dem Epitaph befindliche Inschrift stammt aus jüngerer Zeit, vermutlich aus dem 19. Jahrhundert. Daher ist das Epitaph hier nicht berücksichtigt.
  4. Vgl. Max Geisberg, Die Stadt Münster, Bd. 5 (Kunstdenkmäler Westfalen Bd. 41) Münster 1937, S. 283.

Nachweise

  1. Siebern/Fink, S. 151.

Zitierhinweis:
DI 26, Stadt Osnabrück, Nr. 113 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di026g003k0011308.