Inschriftenkatalog: Stadt Osnabrück

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 26: Stadt Osnabrück (1988)

Nr. 82 Dom um 1500

Beschreibung

Epitaph des Albert von Bevessen im südlichen Chorumgang. Sandstein, bemalt. Unter einem Baldachin mit spätgotischem Maßwerk rechts und links von einer Säule eingerahmt eine Kreuzigungsszene, das Kreuz mit Titulus (A). Links unter dem Kreuz Maria und Johannes, rechts im Vordergrund kniet in der Kleidung des Domdechanten mit rotem Birett der Verstorbene, über ihm ein Spruchband (B), das an einigen Stellen beschädigt ist, dahinter Petrus, der dem vor ihm Knienden die linke Hand auf die Schulter gelegt hat, in der Rechten hält er einen Schlüssel. Am Fußende des Kreuzes das Wappen des Albert von Bevessen. Darunter in einem rechteckigen Rahmen zweizeilig die Inschrift (C), die Buchstaben sind in dunkler Farbe ausgemalt. Rechts am Rand, vermutlich später hinzugefügt und aus Platzmangel gedrängt, die Inschrift (D).

Maße: H.: 154 cm; B.: 84 cm; Bu.: 2,5 cm (A), 1,5 cm (B), 3 cm (C), 2 cm (D).

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Sabine Wehking [1/2]

  1. A

    y · n · r · i1)

  2. B

    cruce necatus · [d]elea) reatusb) simq(ue) beatus

  3. C

    § decan(us) gratus de bevessenc) cognomi(n)atus + / + Albertusd) natus militis xpee) tibi datus +

  4. D

    obyt / mcccc° / lvııı

Übersetzung:

Als am Kreuz Getöteter tilge (meine) Schuld, und ich werde selig sein. (B)

Der beliebte Dechant, von Bevessen genannt, Albert von ritterlicher Abkunft, dir Christus gegeben. (C)

Er starb (im Jahr) 1458. (D)

Wappen:
von Bevessen (liegendes Jagdhorn, dahinter ein Pfauenwedel, Helmzier Jagdhorn und Pfauenwedel)2)

Kommentar

Das Epitaph, das stilistisch dem Snetlagealtar (Nr. 95) nahesteht3), ist nicht direkt nach dem Tod des Albert von Bevessen im Jahr 1458 angefertigt worden, sondern erst einige Jahrzehnte später, möglicherweise auf Betreiben seines Bruders Lambert von Bevessen, der 1480 als Kantor und Propst von St. Johann, 1482 als Domkantor aufgeführt ist4). Albert von Bevessen selbst ist in den Domurkunden von 1446 bis 1456 als Domdechant nachweisbar5).

Textkritischer Apparat

  1. Der erste Buchstabe des Wortes ist zerstört. Bei Mithoff und Siebern/Fink ist er als d wiedergegeben.
  2. reatus] creatus Berlage, Siebern/Fink, Schriever, Manske.
  3. bevessen] Hevessen Berlage, Mithoff. Das Minuskel-b ist besonders breit, seine Haste ist von einem feinen Zierstrich begleitet und mit keilförmigen Ausbuchtungen versehen, so daß die Verwechslung mit einem Majuskel-H naheliegt.
  4. Albertus] Albericus Mithoff.
  5. Christe.

Anmerkungen

  1. Io. 19,19: y(esus) n(azarenus) r(ex) i(udeorum).
  2. Nach Spießen, Bd. 1, S. 12.
  3. Nach Ansicht Manskes, S. 91, kann es zu den Vorbildern für den Snetlagealtar gerechnet werden.
  4. StAO Findbuch Rep. 3, Bd. 2.
  5. Ebd.

Nachweise

  1. Berlage, Kirchliche Alterthümer, S. 350.
  2. Mithoff, S. 108.
  3. Siebern/Fink, S. 51.
  4. Schriever, S. 16f.
  5. Manske, Anhang I, Nr. 11.

Zitierhinweis:
DI 26, Stadt Osnabrück, Nr. 82 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di026g003k0008208.