Inschriftenkatalog: Stadt Osnabrück
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 26: Stadt Osnabrück (1988)
Nr. 76 Diözesanmuseum Ende 15. Jh.
Beschreibung
Petrusstatue. Silber, teilweise vergoldet. Petrus steht mit weit vorgesetztem rechten Spielbein auf einem sechseckigen, architektonisch gegliederten Podest, das auf der Vorderseite einen Wappenschild mit dem Bären der Familie Bar trägt. In der Rechten hält er einen silbernen und einen goldenen Schlüssel, in der Linken ein aufgeschlagenes Buch, dessen Seiten durch Randbegrenzungen und Linierung zur Beschriftung eingerichtet sind und beide Inschriften tragen. Das Gewand des Petrus ist sehr sorgfältig gestaltet, die Gewandsäume sind mit edelsteinbesetzten Borten geschmückt. Das Haupt des Apostels ist von einem durchbrochenen strahlenförmigen Nimbus umgeben. Vorne am Sockel der Bielefelder Sparrenschild und die Marke eines Meisters L.
Maße: H.: 51 cm; Bu.: 0,3 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
- A
Dicit / ei ihesusa) / beatus / es / symo(n) / bar iona1)
- B
Tu es / christus / filius / dei / vivi2)
Übersetzung:
Jesus sprach zu ihm: Du bist selig, Simon, Sohn des Jona. (A)
Du bist Christus, Sohn des lebendigen Gottes. (B)
Bar (schreitender Bär)3) |
Textkritischer Apparat
- ihesus] JHESUS Borchers; Dicit ei ihesus] fehlt bei Siebern/Fink.
Anmerkungen
- Mt. 16,17.
- Mt. 16,16.
- Nach Spießen, Bd. 1, S. 6.
- Borchers, Domschatz, S. 120.
- Sein Name erscheint 1483 letztmalig in den Domurkunden. StAO Findbuch Rep. 3, Bd. 2.
Nachweise
- Siebern/Fink, S. 45.
- Witte, Domschatz, S. 60.
- Borchers, Domschatz, S. 119, Abb. 169.
Zitierhinweis:
DI 26, Stadt Osnabrück, Nr. 76 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di026g003k0007600.
Kommentar
Als Stifter ist in erster Linie der Domherr Hugo Bar in Betracht zu ziehen, der auch an anderen Stiftungen beteiligt war (vgl. Nr. 50). Da Borchers4) jedoch die Entstehung der Statue aus stilistischen Gründen frühestens in die 80 Jahre des 15. Jahrhunderts setzt, Hugo Bar aber Mitte der 80er Jahre verstorben sein muß5), kommen auch andere Mitglieder der Familie in Frage. Der Gedanke liegt nahe, daß die Auswahl des Bibelzitats und damit auch die Auswahl des Sujets in unmittelbarer Beziehung zu dem Namen Bar steht. Vermutlich hielt man bar in Unkenntnis des Hebräischen für einen Bestandteil des Familiennamens des Petrus und wollte durch die Anbringung der Inschrift auf eine ‚familiäre‘ Beziehung zum Dompatron hinweisen.