Inschriftenkatalog: Stadt Osnabrück

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 26: Stadt Osnabrück (1988)

Nr. 43 St. Johanniskirche Mitte 15. Jh.

Beschreibung

Reliquienschrein in Form einer einschiffigen Kirche. Holz mit Silber- und Messingbeschlägen. Nach dem 2. Weltkrieg ist der Reliquienschrein durch Diebe beschädigt worden1), seither fehlen Teile des Firstkammes, Edelsteine sowie das Maßwerk der Fenster an den Längsseiten.

An den Giebelseiten des Schreins geben je ein großes, an den Längsseiten je drei kleine Fenster den Blick auf das Innere frei. Ursprünglich waren alle durch Maßwerk verziert, heute ist an den Längsseiten z. T. Glas eingesetzt. Zwischen den Fenstern Strebepfeiler mit gotischen Architekturelementen. Im Fenster der einen Schmalseite die kniende Figur eines bärtigen Mannes mit erhobenen Händen. Er trägt ein Pilgergewand mit Kapuze und einen Dolch an der Seite. Über ihm auf einem Spruchband die Inschrift.

Maße: H.: 56 cm; L.: 59 cm; T.: 36 cm; Bu.: 0,6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Sabine Wehking [1/1]

  1. misere mei de(us)2)

Übersetzung:

Herr, erbarme dich meiner.

Kommentar

Der Reliquienschrein ist möglicherweise das vergoldete Reliquiarium von Kupfer ohne Reliquien, der Cumthurei gehörig, das anläßlich einer Bestandsaufnahme von 1641 erwähnt wird3). Cumthurei meint die Kommende St. Georg des Deutschen Ordens, der Anfang des 14. Jahrhunderts eine Niederlassung in Osnabrück begründete4). Zwischen der Kommende und dem Stift St. Johann bestanden enge Beziehungen, da die Geistlichen der Johanniskirche oft Güter für die Ordensritter verwalteten5). Um einen Ordensritter könnte es sich nach der Vermutung von Borchers bei dem am Reliquienschrein dargestellten, knienden Mann in Pilgergewand handeln6).

Anmerkungen

  1. Borchers, Kirchenschatz, S. 141; vgl. auch Abb. 16/17.
  2. Ps. 50,3.
  3. Borchers, Kirchenschatz, S. 122.
  4. H. Sudendorf, Commende der Ritter deutschen Ordens in Osnabrück, in: Vaterländisches Archiv 1842, S. 2ff.
  5. Ebd., S. 7 u. 17.
  6. Borchers, Kirchenschatz, S. 141.

Nachweise

  1. Berlage, St. Johann, S. 312.
  2. Mithoff, S. 119.
  3. Siebern/Fink, S. 114.
  4. Borchers, Kirchenschatz, S. 140f., Abb. 16.

Zitierhinweis:
DI 26, Stadt Osnabrück, Nr. 43 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di026g003k0004301.