Inschriftenkatalog: Stadt Osnabrück

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 26: Stadt Osnabrück (1988)

Nr. 38† Dom 1437

Beschreibung

Grabmal des Bischofs Johann III. von Diepholz. Es befand sich nach Angabe des Chronisten Ertmann1) im Dom nahe der Stelle, an der der Bischof beigesetzt war. Über den Verbleib ist nichts bekannt. Laut Gelenius2) zeigte das Grabmal vier Wappen. Da die Überlieferung der Inschrift sowohl bei Ertmann, auf den alle anderen Chronisten zurückgehen, als auch bei Gelenius fehlerhaft ist, wird hier eine kontaminierte Fassung gegeben.

  1. Inclitus antistitesa), en, de Dipholteb) Joannesc)Laudes virtutisd) fert stemmatae) Nobilitatis;Moribus insignisf) qui multa mavortia gessit.Annis millenis quadringentg) ter vice denis,Hish) septem junctisi) et Martius inde nogenis,Hic cubat inj) domino cum pace Parascevesk) Christo.

Übersetzung:

Siehe, der berühmte Bischof Johann von Diepholz trägt die Vorzüge der Tugend (und) eine adlige Herkunft; der charakterlich Untadlige führte viele Kriege. Im Jahr 1437 am 19. März (starb er). Er ruht hier im Herrn Christus mit dem Frieden des Rüsttages.

Versmaß: Hexameter, bis auf die dritte Zeile leoninisch gereimt.

Wappen (mit Beischriften?):
HoyaOsnab(rug) Dipholt
LuneburgOldenburg

Kommentar

Johann von Diepholz wurde 1424 im Alter von 26 Jahren vom Osnabrücker Domkapitel zum Bischof gewählt. Da dies ohne Zustimmung des Rates geschah, kam es zu Auseinandersetzungen, in deren Verlauf die Bürger das Domkapitel tagelang im Dom belagerten. Schließlich fand sich der Rat jedoch zur Anerkennung der Wahl bereit, nachdem der Bischof der Stadt in einem Wahlvertrag Zugeständnisse gemacht und durch die Wahlkapitulation die Beteiligung aller Stände an der Bischofswahl anerkannt hatte. Die Regierungszeit Johanns von Diepholz fiel in eine Zeit innerer und äußerer Unruhen.

Textkritischer Apparat

  1. antistites] Antistes Ertmann, Chronik 1, Sandhoff, Chronik 4, Gelenius.
  2. Dipholte] Deypholte Ertmann, Chronik 1, Sandhoff, Chronik 4.
  3. Joannes] Johannes Ertmann, Chronik 1, Sandhoff, Chronik 4.
  4. virtutis] virtutum Ertmann, Chronik 1, Sandhoff, Chronik 4.
  5. stemmata] stigmata Ertmann, Chronik 1, Sandhoff, Chronik 4.
  6. insignis] insignivit Chronik 1, insignit Gelenius.
  7. quadringent] quadringenter Chronik 4; aus metrischen Gründen, eigentlich quadringento.
  8. His] Bis Gelenius, Hic Chronik 4.
  9. junctis] victis Gelenius.
  10. in] cum Chronik 4.
  11. Parasceves] Parasceve Ertmann, Chronik 1, Gelenius, Sandhoff, paras cave Chronik 4.

Anmerkungen

  1. Ertmann, S. 148.
  2. Gelenius, S. 45.

Nachweise

  1. Ertmann, S. 148.
  2. Chronik 1, S. 148.
  3. Gelenius, S. 45.
  4. Sandhoff, S. 327.
  5. Chronik 4, S. 75.

Zitierhinweis:
DI 26, Stadt Osnabrück, Nr. 38† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di026g003k0003800.