Der Band umfaßt 320 Inschriften der Stadt Osnabrück bis zum Jahr 1650, von denen 170 nur noch in kopialer Überlieferung vorliegen. Die Osnabrücker Inschriften verteilen sich im Wesentlichen auf die drei großen Kategorien Grabinschriften, Hausinschriften und Goldschmiedearbeiten. Bei letzteren handelt es sich überwiegend um Vasa Sacra aus dem Domschatz, darunter so bedeutende Stücke wie die beiden Reliquienschreine der Heiligen Crispinus und Crispinianus sowie Sixtus und Sinicius, für die aufgrund ihrer Inschriften sowohl eine neue Zuordnung als auch eine neue Datierung auf das Ende des 12. Jahrhunderts vorgenommen wird. Der Bestand der Osnabrücker Grabinschriften läßt deutlich den Einfluß von Bischof und Domkapitel erkennen, da sich hier ungewöhnlich viele lateinische Versgrabschriften finden. Anhand der Hausinschriften läßt sich zeigen, wie ein Ereignis der Stadtgeschichte – in diesem Fall der große Stadtbrand des Jahres 1613 – die Bürger bewegte und die Auswahl der Inschriftentexte ganz entscheidend bestimmte. Insgesamt ergeben die Osnabrücker Inschriften ein vielfältiges Bild: in ihnen spiegelt sich die Prägung der Stadt durch den Bischofssitz, die im Wechselspiel zwischen Bischof und Stadt wachsende Macht des Domkapitels und die Entwicklung einer städtischen Oberschicht, die die Repräsentationsformen des Klerus übernimmt.

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1. VORBEMERKUNGEN UND HINWEISE ZUR BENUTZUNG

Die vorliegende Arbeit umfaßt die Inschriften der Stadt Osnabrück bis zum Jahr 1650. Aufgenommen wurden sowohl original als auch kopial überlieferte Inschriften. Dabei ist Vollständigkeit angestrebt, sie kann indessen aufgrund der unübersichtlichen Quellenlage kaum verwirklicht werden. Die Sammlung enthält auch Inschriftenträger, die sich vor 1650 nachweislich in Osnabrück befunden haben, jedoch im Laufe der Zeit den Standort wechselten. Gerade in dieser Hinsicht muß die angestrebte Vollständigkeit unerreichbar bleiben, weil damit zu rechnen ist, daß in den skandinavischen Ländern noch Beutegut Osnabrücker Provenienz, vor allem Kirchengerät, existiert, das von den schwedischen Besatzungstruppen des 30jährigen Kriegs dorthin verschleppt wurde und als dessen spektakulärstes Beispiel der sog. Borgå-Kelch (Nr. 11) gelten kann. Während sich diese Verluste weitgehend auf die Vasa Sacra beschränkten, brachte der 2. Weltkrieg Verluste an Inschriftenträgern aller Art. Durch mehrere Bombenangriffe im Jahr 1944 wurde die Osnabrücker Altstadt nahezu vollständig zerstört. Das von Siebern und Fink 1907 veröffentlichte Inventar der Osnabrücker Kunstdenkmäler läßt erkennen, wie groß die Einbuße an Originalen besonders bei den Hausinschriften ist. Zugleich ist es dieser Inventarisierung zu danken, daß sich ein großer Teil der Inschriften wenigstens in kopialer Überlieferung erhalten hat.

Die Aufnahme und Anordnung der Inschriften sowie die Einrichtung der einzelnen Artikel folgt den Richtlinien der Interakademischen Kommission für die Herausgabe der deutschen Inschriften. Entsprechend wurden alle Inschriften aufgenommen, die nicht Gegenstand anderer Disziplinen wie der Sphragistik oder Numismatik sind. Unberücksichtigt bleiben grundsätzlich Jahreszahlen oder Monogramme, sofern sie nicht von besonderer Bedeutung sind, Hausmarken, Steinmetz-, Goldschmiede- und andere Meisterzeichen, es sei denn, sie treten in Verbindung mit einer Inschrift auf. Auf im Anhang (A 3, A 4) wiedergegebene Marken verweisen Signaturen in den Artikeln.

Eine Sondergruppe bilden die Gesangbuchbretter der Marienkirche mit Jahreszahlen, Hausmarken, Monogrammen oder Namen, die in einem eigenen Anhang (A 2) mit Angaben über Maße und Schriftart wiedergegeben sind.

Die Inschriften sind chronologisch angeordnet.

Die Kopfzeile enthält links die fortlaufende Nummer, der ein Kreuz hinzugefügt wurde, wenn das Original verloren ist, in der Mitte die Angabe des Standorts, rechts die Datierung.

– Für undatierte Inschriften wurde eine möglichst enge Bestimmung ihres Entstehungszeitraums vorgenommen. Sie sind jeweils am Ende des ermittelten Zeitraums eingeordnet.

– Konnte ein Terminus post oder ante quem ermittelt werden, ist der Artikel vor oder hinter der Inschrift mit dem nächstliegenden Datum eingeordnet.

– Eine genaue Datierung, die nicht aus der Inschrift selbst hervorgeht, ist durch runde Klammern gekennzeichnet, eine zweifelhafte Datierung mit einem Fragezeichen versehen.

Der erste Abschnitt eines Artikels enthält Angaben über den Inschriftenträger, dessen Material, die Überlieferungsgeschichte, den Platz der Inschrift und eventuell eine Beschreibung des ikonographischen Zusammenhangs.

– Handelt es sich um mehrere Inschriften auf einem Inschriftenträger, so sind diese durch (A), (B), (C) usw. bezeichnet.

– Die Beschreibung erfolgt vom Blickpunkt des Betrachters aus. Bei Wappen ist der heraldische Standort maßgeblich.

– Bei kopial überlieferten Inschriften ist die Quelle, nach der zitiert wird, genannt.

– Original überlieferten Inschriften stehen Maßangaben des Inschriftenträgers sowie die Angabe der Buchstabenhöhe und der Schriftart voran. Die Angabe der Buchstabenhöhe orientieren sich an n und N.

Der Inschriftentext ist eingerückt.

– Textverlust, der nicht ergänzt werden kann, ist durch leere eckige Klammern angedeutet, dementsprechend steht ergänzter Text zwischen eckigen Klammern.

– Kürzungen werden in runden Klammern aufgelöst.

[Druckseite X]

– Ein Schrägstrich bezeichnet das Zeilenende.

– Doppelte Schrägstriche markieren einen nicht zu Ende geführten Inschriftentext.

– Die Unterstreichung zweier Buchstaben bezeichnet eine Ligatur.

– Nachträglich auf dem Inschriftenträger angebrachte Inschriften sind in spitze Klammern gesetzt.

Einer lateinischen Inschrift schließt sich unmittelbar die Übersetzung an.

Bei metrischen Inschriften folgt die Bestimmung des Versmaßes.

Die Behandlung der Inschrift nach inhaltlichen Gesichtspunkten geschieht je nach Problemlage mehr oder weniger ausführlich. Der Charakter einer Dissertation erfordert es, den in den Bänden des Deutschen Inschriftenwerks allgemein üblichen Rahmen der Kommentierung zu überschreiten, sofern der Gegenstand dazu Anlaß bietet.

Der Apparat gliedert sich in Buchstaben- und Ziffernanmerkungen sowie Nachweise der kopialen Überlieferung.

– Die Buchstabenanmerkungen beziehen sich auf textkritische Probleme der Inschrift, sie enthalten Abweichungen von Parallelüberlieferungen, weisen auf orthographische Besonderheiten oder fehlerhafte Stellen hin.

– Aufgrund der reichen kopialen Überlieferung lateinischer Inschriften, die häufig fehlerhaft ist, wurden Emendationen notwendig. In diesem Fall ist die Lesart der Überlieferung im Apparat nachgewiesen. Diejenigen Emendationen, die nicht von der Bearbeiterin vorgenommen wurden, sind durch eine Sigle in runden Klammern bezeichnet (R = Prof. Dr. F. Rädle, Göttingen).

– Die Ziffernanmerkungen enthalten Erläuterungen und Literaturnachweise.

– Die am Schluß eines Artikels in chronologischer Abfolge aufgeführten Literaturangaben beziehen sich auf die wichtigsten kopialen Überlieferungen der Inschrift und geben Abbildungsnachweise. Vollständigkeit ist hier nicht angestrebt.

– Bei kopialer Überlieferung der Inschrift ist die Quelle, die der Wiedergabe der Inschrift zugrundeliegt, an erster Stelle genannt.

2. DIE OSNABRÜCKER INSCHRIFTEN – EINORDNUNG IN DIE STADTGESCHICHTE UND QUELLENWERT1)

Nach der Unterwerfung der Sachsen richtete Karl der Große um 780 eine Missionsstation an einer Furt durch die Hase ein, die noch vor dem Ende des 8. Jahrhunderts zum Bistum Osnabrück erhoben wurde. In den 80er Jahren des 8. Jahrhunderts wurde die erste Kirche vermutlich durch Bischof Agilfried von Lüttich geweiht und unter das Patronat des Apostels Paulus und der Märtyrer Crispin und Crispinian gestellt. Wahrscheinlich schenkte Karl der Große der Osnabrücker Kirche die Reliquien dieser beiden Märtyrer, die zentraler Gegenstand der Verehrung wurden2). Die karolingische Domburg war der Ausgangspunkt für die spätere Stadtentwicklung, entsprechend finden sich auch im Domschatz die ältesten Inschriftenträger Osnabrücks.

Die Baugeschichte des heutigen Doms reicht ins 11. Jahrhundert zurück, die wesentliche Bauphase fällt in die 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts3). Der Umstand, daß für diese frühe Zeit keine Grabinschriften für Osnabrücker Bischöfe aus dem Dom überliefert sind, ist auch darauf zurückzuführen, daß seit Benno II. (1068–1088) Kloster Iburg zur Residenz der Osnabrücker Bischöfe und für einige von ihnen zur Grablege4) wurde. So sind aus dem 12. Jahrhundert lediglich Inschriften an sakralem Gerät überliefert. Seit der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts rücken dann auch die anderen Osnabrücker Kirchen ins Blickfeld der epigraphischen Untersuchung. Schon 1011 war durch Bischof Detmar (1003–1023) das Stift St. Johann begründet worden, um das später die Osnabrücker Neustadt wuchs. Die heutige Kirche wurde in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts erbaut und 1292 geweiht.

In der sich um den Dom herum entwickelnden Altstadt entstand zunächst die Marienkirche, deren Ursprünge als Marktkirche sich baugeschichtlich bis ins 10. Jahrhundert zurückverfolgen lassen5)und [Druckseite XI] die 1218 erstmalig urkundlich erwähnt wird. Ihr Langhaus wurde im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts erbaut. Wohl im Zuge dieser Baumaßnahmen wurde ein neuer Altar errichtet (Nr. 14), dessen Inschrift erstmals weltliche Stifter nennt, vermutlich ein Ehepaar aus einem Ministerialengeschlecht. Im Chorumgang der Marienkirche liegt die älteste erhaltene Grabplatte Osnabrücks (Nr. 18) für den Priester Johann von Ascheberg aus dem Jahr 1354. Der Chorumgang selbst entstand in seiner heutigen fünfseitigen Form zusammen mit dem Chor um die Mitte des 15. Jahrhunderts. Auf die Verdienste des Pastors Heinrich Cock um den Umbau verweist ein Stifterbildnis (Nr. 37), das sich heute in der Sakristei der Marienkirche befindet. Als eine weitere Bürgerkirche wurde in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts die Katharinenkirche am südlichen Rand der Altstadt errichtet. Ein Ablaßbrief für den zweiten Bau ist auf das Jahr 1342 datiert6). Als einzige der Osnabrücker Kirchen trägt die Katharinenkirche Bauinschriften7); sie stammen aus der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts.

In das 13. Jahrhundert fallen drei Klostergründungen. Die Franziskaner ließen sich in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts auf der Nordseite der Katharinenkirche nieder, die Augustiner 1287 am Neumarkt. 1295 wurde das Dominikanerkloster am Natruper Tor begründet, das danach den Namen Natrup erhielt. Bereits im 12. Jahrhundert war das Benediktinerinnenkloster auf dem Gertrudenberg eingerichtet worden; aus einer Gemeinschaft von Beginen entstand um die Mitte des 15. Jahrhunderts das Augustinerinnenkloster Marienstätte (vgl. Nr. 53). Auf die Auflösung der Klöster während der Reformationszeit und durch die Säkularisation ist es zurückzuführen, daß nur sehr wenige Inschriften aus diesem Bereich überliefert sind8).

Die Kirchenbauten des 13. Jahrhunderts haben die Entwicklung eines städtischen Gemeinwesens zur Voraussetzung, das sich allerdings in der Inschriftenüberlieferung zunächst noch nicht niederschlägt. Die durch Handel und Gewerbe geprägte Altstadt und die landwirtschaftlich ausgerichtete Neustadt wuchsen zunächst als eigenständige Gebilde nebeneinander. Das Zentrum der Altstadt bildete die als Handwerkersiedlung um den Dom herum entstandene Binnenburg, die die Marktlaischaft mit der Marienkirche einbezog. Bis zum 13. Jahrhundert hatte sich die Altstadt erheblich vergrößert, im Norden grenzte an die Binnenburg nun die Haselaischaft, im Westen die Butenburg und im Süden die Johannislaischaft9). Ende des 13. Jahrhunderts war die Altstadt mit einem Mauerring umgeben10). Auch die Neustadt erhielt im 13. Jahrhundert Befestigungsanlagen, so daß bei dem Zusammenschluß der beiden Stadtteile im Jahr 1306 ein einheitliches, von Mauern umschlossenes Gebilde entstand. Jeder der beiden Stadtteile behielt jedoch seine eigene Verwaltung und sein eigenes Rathaus. Nach außen wurde die Stadt durch den aus der Altstadt stammenden Bürgermeister repräsentiert, daneben stand der Bürgermeister der Neustadt und seit 1336 ein zweiter Bürgermeister der Altstadt. Ihr Verteidigungswesen organisierte die Stadt unabhängig vom Bischof11). Es beruhte auf einer Einteilung in Gilde, in der die elf privilegierten Handwerksämter zusammengeschlossen waren, und Wehr, die die übrige Bürgerschaft erfaßte. Die Truppen des Landesherren wurden in der Stadt nicht geduldet, eine Beteiligung der Stadt an militärischen Unternehmungen des Bischofs erfolgte grundsätzlich auf freiwilliger Basis.

Die Entwicklung der städtischen Selbstverwaltung manifestierte sich in der Kodifizierung der „Sate“, der Ratswahlordnung, im Jahr 134812). Noch im 14. Jahrhundert wurde wohl auch die rein weltlichen Zwecken dienende „Burglocke“ (Nr. 22) der Marienkirche gegossen, die laut ihrer Inschrift das Ende der Ratswahl verkündete. Es handelt sich dabei um die älteste Inschrift aus dem bürgerlichen Bereich und um eine der ersten volkssprachigen Inschriften Osnabrücks. Seit dem Beginn des 13. Jahrhunderts führte die Stadt ein eigenes Siegel, das Rad, das identisch mit dem Bischofssiegel war und damit auf den Ursprung der Stadt und ihre Abhängigkeit vom Bischof verwies. Die Machtverhältnisse verschoben sich jedoch im Laufe des 13. und 14. Jahrhunderts erheblich zugunsten der Stadt, die ihre Privilegien ständig ausbaute und durch die Beteiligung an der Bischofswahl Einfluß auf die Regierung des Bistums nahm. Neben Domkapitel und Ritterschaft als dritter Stand an der Landesregierung beteiligt, entwickelte sie sich zu einem gleichwertigen politischen Partner. Seither war das [Druckseite XII] Verhältnis zwischen Stadt und Bischof bestimmt durch die gegenseitige Abhängigkeit, die beide Parteien grundsätzlich ein möglichst einvernehmliches Verhältnis anstreben ließ. Der Bischof war häufig auf die Unterstützung der Stadt angewiesen, um sich gegenüber dem zunehmend selbstbewusster auftretenden Domkapitel durchzusetzen. Strittige Punkte gab es jedoch zwischen allen drei Parteien, so daß es je nach Interessenlage zu immer wieder wechselnden Koalitionen kam.

Die wirtschaftliche Bedeutung Osnabrücks gründete sich auf das Handwerk13), seit dem 14. Jahrhundert in erster Linie auf das vom Rat geförderte Textilgewerbe. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts läßt sich die städtische Legge nachweisen, eine Qualitätskontrolle für Leinwand. Bezeichnend für deren überregional guten Ruf ist die Tatsache, daß sich auch auswertige Erzeuger um das Osnabrücker Leggezeichen für ihre Produkte bemühten. Einen regelmäßigen Handelsverkehr unterhielt Osnabrück zunächst mit den westfälischen Städten. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts lassen sich erste Handelsbeziehungen zu den Städten der Nord- und Ostsee nachweisen. Seit 1412 nahm Osnabrück an den Hansetagen teil, es gehörte jedoch niemals zu den bedeutenden Hansestädten, und die Osnabrücker Kaufleute erreichten nie das Format hansischer Großkaufleute. Der Einfluß der führenden Hansestädte spiegelt sich jedoch in den Steinbauten mit Treppengiebeln am Markt (Nr. 83, 84), die - heute restauriert - aus dem Ende des 15. Jahrhunderts stammen. Sie hoben sich als besonders repräsentative Bauten von den sonst üblichen Fachwerkhäusern ab und überstanden im Gegensatz zu jenen offenbar den großen Altstadtbrand von 1613.

Einen besonderen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte Osnabrück in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts nach einer langen Zeit der Fehden und Unruhen in der ersten Jahrhunderthälfte, die die Stadt wirtschaftlich erschüttert hatten. Die darauffolgende Friedenszeit war geprägt durch das Zusammenwirken des Bischofs Konrad von Diepholz (1455–1482) (Nr. 57) mit dem Bürgermeister Ertwin Ertmann (1477–1505) (Nr. 88), der gleichzeitig als bischöflicher Rat fungierte. Noch während der Regierungszeit Ertmanns kam es jedoch im Jahr 1488 – wie um dieselbe Zeit auch in anderen Städten des Reichs – zu einem Aufstand (vgl. Nr. 66), der von den unteren Schichten des Bürgertums, besonders von den kleinen Handwerkern, getragen wurde14). Die Forderungen der Aufständischen richteten sich hier wie bei einem weiteren Aufstand im Jahr 1525 im wesentlichen gegen die Verweltlichung des Klerus und gegen die Anhäufung von Besitz in dessen Händen. Hierbei handelte es sich zwar um den üblichen Forderungskatalog der Reformationszeit, er war indessen auch 1525 vorwiegend auf soziale Verbesserungen ausgerichtet, evangelische Bestrebungen blieben noch weitgehend ausgeklammert. Von einer reformatorischen Volksbewegung wie in den anderen Städten15), die von weiten Kreisen der Bürgerschaft getragen wurde, kann in Osnabrück um diese Zeit nicht die Rede sein. Als Osnabrücker Spezifikum kann vielmehr die sehr allmähliche Durchsetzung der Reformation16) im Einvernehmen zwischen Bürgerschaft, Rat und Landesherrn gelten.

Seit dem Beginn der 20er Jahre des 16. Jahrhunderts waren lutherische Prediger in Osnabrück tätig, aber erst 1542 unternahm der Rat mit Erlaubnis des dem Protestantismus zugeneigten Bischofs Franz von Waldeck (1532–1543) Schritte zur Einführung der Reformation. Er berief den Lübecker Stadtsuperintendenten Hermann Bonnus nach Osnabrück, der mit dem Entwurf einer evangelischen Kirchenordnung beauftragt wurde. Diese wurde 1543 für alle Osnabrücker Kirchen mit Ausnahme des Doms eingeführt. Einen ganz entscheidenden Einfluß auf das Zusammenwirken von Bischof und Stadt während der Reformationszeit hatten die Bestrebungen des nach wie vor am alten Glauben festhaltenden Domkapitels, seine Machtposition gegenüber dem Bischof auszubauen. Aufgrund dieser Konstellation erfuhr die Stadt noch einmal weitere Stärkung gegenüber dem Bischof, bevor dann mit dem Ausbau der bischöflichen Landesherrschaft, die unter Johann von Hoya (1553–1574) mit der Errichtung eines Beamtenapparates begann, der Niedergang der städtischen Selbstverwaltung eingeleitet wurde.

Die Macht der Stadt um die Mitte des 16. Jahrhunderts dokumentierte sich nach außen hin in einer Verstärkung der Mauern, die sich während der erfolglosen Belagerung Osnabrücks durch Herzog Philipp Magnus von Braunschweig-Wolfenbüttel im Schmalkaldischen Krieg 1553 erstmals bewährten. Die unsicheren Verhältnisse der Zeit bewogen die Stadt, die Baumaßnahmen an den Befestigungsanlagen zu forcieren, sie dauerten noch bis zum Ende des Jahrhunderts an17). Nach der Niederlage des Schmalkaldischen Bundes und dem Augsburger Interim betrieben die zunehmend stärker [Druckseite XIII] werdenden katholischen Kräfte des Domkapitels, die sich bisher abwartend verhalten hatten, die Wiederherstellung der alten konfessionellen Verhältnisse. Wenn sich indessen auch der Bischof unter dem massiven Druck von allen Seiten zu einem Widerruf der Reformation bereitfand, hatte dieser doch kaum Auswirkungen auf die Glaubenshaltung der Bevölkerung, die den gegenreformatorischen Bestrebungen passiven Widerstand entgegensetzte. So blieben St. Marien und St. Katharinen weiterhin evangelische Pfarrkirchen, sieht man von der durch die Schweden beendeten gewaltsamen Rekatholisierung unter Bischof Franz Wilhelm von Wartenberg (1625–1661) in den Jahren 1629–1633 ab. Sie blieben dies auch über den Westfälischen Frieden hinaus, da das »Instrumentum pacis Osnabrugense« 1624 als Normaljahr für die Wiederherstellung des alten konfessionellen Zustände zugrundelegte. Die Bürger gehörten ebenso wie der Rat seit der Mitte des 16. Jahrhunderts zum überwiegenden Teil dem protestantischen Glauben an. Seit dem gewaltsamen Ende der „Katholischen Jahre“ 1633 war der Rat bis zum Jahr 1834 ausschließlich mit Protestanten besetzt18).

Während der westfälischen Friedensverhandlungen bemühte sich der Rat um die Reichsfreiheit, die im 30jährigen Krieg finanziell ausgeblutete Stadt konnte hierfür jedoch nicht die nötigen Mittel aufbringen. So bezeichnet der Westfälische Friede das Ende des über Jahrhunderte wirksamen Dualismus Bistum – Stadt. Nach 1650 verlor die Bürgerschaft immer mehr an Selbständigkeit, Osnabrück wurde zur Hauptstadt des Bistums und zur Residenzstadt des Fürstbischofs.

* * *

Eine Betrachtung der Osnabrücker Inschriften im Hinblick auf ihren Quellenwert für die Stadtgeschichte macht deutlich, daß die Inschriften als historische Zeugnisse nicht in jeder Hinsicht ergiebig sind18). Als fruchtbar erweisen sich vor allem die Grabinschriften, besonders im Hinblick auf die Personengeschichte der Stadt. Der Inhalt der Grabinschriften geht nicht selten über das hinaus, was die übrigen stadtgeschichtlichen Quellen an Daten zur Person hergeben19). Dies ist jedoch auf äußere Fakten beschränkt, alles Persönliche bleibt weitgehend hinter allgemeinen Formeln verborgen, die über Jahrhunderte immer wieder verwandt wurden. Gleichzeitig muß auch betont werden, daß der Personenkreis, der so ins Blickfeld der Nachwelt rückt sehr klein ist. Er umfaßt nur den hohen Klerus, den Adel, die Ratsfamilien und Pastoren.

Über die personenbezogenen Daten hinaus geben die Inschriften auch Auskunft über allgemeine stadtgeschichtliche Vorgänge. Daß die Stadt zunächst in erster Linie Bischofssitz war, prägt auch die Inschriften, die bis zum 14. Jahrhundert ausschließlich aus dem geistlichen Bereich stammen. Der wachsenden Macht des Domkapitels entsprechen die seit dem 16. Jahrhundert überlieferten aufwendigen Grabinschriften der Domherren. Das Selbstbewußtsein des Osnabrücker Patriziats, das im 16. Jahrhundert den Gipfel seines politischen Einflusses erreichte, dokumentiert sich in derselben Weise. Die großen Zeiterscheinungen Feuer, Pest und Hexenverfolgung finden in den Inschriften unterschiedliche Berücksichtigung. Es ist an anderer Stelle zu erörtern, von welch außerordentlicher Bedeutung der Altstadtbrand von 1613 für die Inhalte der Hausinschriften war. Die Pest wird in zwei Grabinschriften (Nr. 125, 202) angesprochen. Daneben befaßt sich mit diesem Ereignis über das Einzelschicksal hinaus die Inschrift einer Holztafel in der Marienkirche (Nr. 126). Die Hexenverfolgung klingt – abgesehen von der Kupfertafel der Marienkirche (Nr. 162) – in der Grabschrift für Johann Reineking an, deren Überlieferung gerade aus diesem Grunde als besonderer Glücksfall gelten kann. Denn eine Inschrift, in der als Todesursache der Zauber einer Hexe angegeben wird, darf wohl als Ausnahme betrachtet werden. Es verwundert ein wenig, daß in der ungewöhnlich langen detaillierten Grabschrift des größten Osnabrücker Hexenverfolgers, des Bürgermeisters Rudolf Hammacher (Nr. 166), dieses Kapitel seines Wirkens ausgespart bleibt, das ihm viele seiner Zeitgenossen als besonderen Verdienst anrechneten. Überraschend ist auch, wie wenig sich die Glaubenskämpfe der Zeit in den Inschriften spiegeln, selbst wenn man berücksichtigt, daß diese Vorgänge in Osnabrück erheblich reibungsloser abliefen als in anderen nordwestdeutschen Städten. Die Grabinschriften derjenigen Verstorbenen, die unter den konfessionellen Auseinandersetzungen [Druckseite XIV] ihrer Zeit am meisten zu leiden hatten (Nr. 117, 286), lassen dies nur sehr leise anklingen. Programmatisch protestantischen Inhalts sind lediglich zwei Grabinschriften (Nr. 206, 207), die aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts stammen. In den übrigen Grabinschriften ist nur vom wahren Glauben in der einen oder anderen Hinsicht die Rede. Streitbar protestantische Inschriften aus dem 16. Jahrhundert sind nicht überliefert, und das erklärt sich wohl nicht nur daraus, daß sie die Gegenreformation nicht überdauert hätten. Vielmehr deutet auch dies darauf hin, daß die Osnabrücker Oberschicht wie auch das Domkapitel in weiten Teilen zunächst konfessionell indifferent war und in ihrem Handeln überwiegend von pragmatischen Gesichtspunkten bestimmt wurde.

Insgesamt gilt für die Osnabrücker Inschriften, daß diese stärker als andere stadtgeschichtliche Quellen überkommenen Schemata folgen, die den Rahmen für Angaben zur persönlichen oder politischen Geschichte einschränken. Dieser Rahmen wird nur im Einzelfall oder aufgrund eines besonders einschneidenden Ereignisses – dem Brand von 1613 – gesprengt. Für allgemeine Zeitströmungen können die Inschriften indessen als wichtige Zeugen angesehen werden.

Es ist noch darauf hinzuweisen, daß sich anhand der Grabinschriften der Domherren eine relativ vollständige Liste der Würdenträger des Domkapitels für die Zeit von 1550 bis 1650 ergibt. Da eine solche bisher noch nicht existiert, enthält der Anhang (A1) eine anhand der Domkapitelsprotokolle vervollständigte Aufstellung der wichtigsten Amtsträger von 152620) bis 1650.

3. INSCHRIFTEN, INSCHRIFTENTRÄGER UND ÜBERLIEFERUNG

Von den 320 Osnabrücker Inschriften liegen 170 nur in kopialer Überlieferung vor, der damit eine erhebliche Bedeutung zukommt. Die kopiale Überlieferung ist vielfältig, neben Sammlungen spezieller Inschriftengruppen, die hier zunächst ausgeklammert bleiben sollen, stehen Chroniken, in denen Inschriften als historische Zeugnisse angeführt sind – wobei das Schwergewicht naturgemäß auf den Grabinschriften liegt – und Inventare der Osnabrücker Kunstdenkmäler, die in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts einsetzen. Die wichtigsten Überlieferungsträger sollen hier kurz charakterisiert werden.

Ertmann – Das zentrale Werk der Osnabrücker Geschichtsschreibung ist die aus den 80er Jahren des 15. Jahrhunderts stammende lateinische Chronik des Osnabrücker Bürgermeisters Ertwin Ertmann20), die von der Entstehung der Stadt bis in das Jahr 1453 führt und dann unvermittelt abbricht. Das Interesse Ertmanns an Inschriften blieb im wesentlichen auf die Grabschriften der Bischöfe beschränkt.

Die Ertmannsche Chronik hat immer wieder Bearbeitungen und Fortsetzungen erfahren, die ein 1792 erschienener Druck21)vereint. Für die insgesamt vier Teile der „Geschichte des Fürstentums und Hochstifts Osnabrück“, die er enthält, werden hier Siglen eingeführt, die die Quellenangaben der kopial überlieferten Inschriften im folgenden erleichtern sollen.

Chronik 1 – Die Übersetzung der Ertmannschen Chronik22)stimmt mit dieser in Bezug auf die Inschriften überein. Sie ist in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts entstanden23).

Chronik 2 – Im Anschluß an die niederdeutsche Übersetzung verfaßte der Iburger Benediktinermönch Dietrich Lilie nach der Mitte des 16. Jahrhunderts eine ebenfalls niederdeutsche Fortsetzung der Chronik24)bis zum Jahr 1553. Auch hier geht das Interesse an Inschriften kaum über die Grabinschriften der Bischöfe hinaus.

Chronik 3 – Unter Rückgriff auf die älteren Chroniken verfaßte Johannes Klinckhamer gegen Ende des 16. Jahrhunderts den 3. Teil der Geschichte des Fürstentums25), der die Zeit bis 1590 umfaßt. Dieses Werk enthält neben Inschriften von allgemeinem stadtgeschichtlichen Interesse auch etliche Grabinschriften aus dem Kreis der Osnabrücker Bürgerschaft und des Klerus.

Chronik 4 – Der von J. F. A. Lodtmann aus verschiedenen Chroniken zusammengestellte 4. Teil der Geschichte des Fürstentums entstand wohl kurz vor dem von Lodtmann 1792 heraus-[Druckseite XV]-gegebenen Druck aller vier Teile der Geschichte des Fürstentums. Er enthält einige Grabinschriften, von denen die meisten jedoch bereits in den vorhergehenden Teilen überliefert sind.

Während die Chronisten Inschriften überwiegend aus personengeschichtlichem Interesse aufzeichneten und die Chroniken daher überwiegend Grabinschriften enthalten, decken die Inventare das ganze Spektrum der Inschriftenträger ab.

Inventare – Besonders der Inventarisierung der Osnabrücker Kunstdenkmäler durch Mithoff, erschienen 1879, sowie Siebern und Fink, erschienen 1907, ist zu danken, daß die zahlreichen Inschriften – vor allem Hausinschriften –, die im 2. Weltkrieg zerstört wurden, wenigstens in der kopialen Überlieferung erhalten sind. Als ein weiteres Inventar ist noch die Sammlung der „Kirchlichen Alterthümer“ von Berlage zu nennen, die 1878 erschienen ist.

Gelenius – Ein spezielles Interesse an Inschriften bekunden die „Farragines“ des Ägidius Gelenius (1595–1656)26). Gelenius machte während seines Studiums in Rom die Bekanntschaft des späteren Osnabrücker Bischofs Franz Wilhelm von Wartenberg, der ihn 1656 zum Weihbischof von Osnabrück machte. In den Jahren 1651/52 hielt sich Gelenius in Osnabrück auf, um dort Quellen für eine Urkundensammlung des Erzstifts Köln durchzusehen27). Um diese Zeit werden auch die „Farragines“ entstanden sein, die neben historischen Notizen die Beschreibung zahlreicher Kunstdenkmäler und im Zusammenhang damit auch deren Inschriften aus dem Hochstift Osnabrück enthalten.

Freund – Eine ganze Reihe von Inschriften findet sich in der Sammlung Freund, einer Stadtchronik in Zeitungsausschnitten, die zu den Beständen des Osnabrücker Staatsarchivs28)gehört. Die von H. C. B. Freund zusammengestellten 188 Bände umfassen Zeitungsausschnitte aus dem letzten Viertel des 19. und dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Soweit die Herkunft der Ausschnitte bezeichnet ist, wurde in die Quellenangaben der betreffenden Inschriften neben dem Nachweis der Fundstelle bei Freund auch Name und Datum der Zeitung aufgenommen.

Neben diesen Inschriftensammlungen gibt es weitere, die auf Grabinschriften oder Hausinschriften spezialisiert sind.

* * *

Grabinschriften, Hausinschriften und sakrales Gerät bilden die drei großen Gruppen, auf die sich mehr als zwei Drittel aller Osnabrücker Inschriften verteilen. Im folgenden soll jede der drei Gruppen gesondert betrachtet werden; dies ist insofern gerechtfertigt, als jede Gruppe ihre eigene Überlieferungsgeschichte und einen eigenen Überlieferungszeitraum aufweist. Der zu großen Teilen kopialen Überlieferung der Haus- und Grabinschriften liegen jeweils eigene Quellen zugrunde, während die Inschriften an sakralem Gerät mit wenigen Ausnahmen im Original überliefert sind. Die Inschriften auf sakralem Gerät verteilen sich über den gesamten Berichtszeitraum, jedoch mit einem Schwerpunkt in der frühen Zeit, die überlieferten Grabinschriften fallen mit wenigen Ausnahmen in die Zeit von 1550 bis 1650, die Hausinschriften konzentrieren sich aufgrund des großen Altstadtbrandes 1613 auf die Jahre 1613ff. Auch der Verlust an Inschriftenträgern läßt sich für jede der drei Gruppen auf andere Ursachen zurückführen. Was für das sakrale Gerät die Schweden des 30jährigen Kriegs und für die Hausinschriften der 2. Weltkrieg bedeutete, waren für die Grabdenkmäler die Regotisierungsbestrebungen des 19. Jahrhunderts.

Außerhalb der drei großen Kategorien gibt es Inschriften in Osnabrück noch auf kirchlichen sowie auf profanen Ausstattungsstücken. Letztere befinden sich heute im Kulturgeschichtlichen Museum und im Rathaus. In beiden Bereichen herrscht originale Überlieferung vor, gerade hier muß aber mit einer besonders hohen Verlustquote gerechnet werden, zum einen aufgrund des wechselnden Zeitgeschmacks, zum anderen – und dies gilt vorwiegend für den kirchlichen Bereich – aufgrund wechselnder konfessioneller Verhältnisse. Wenn auch in Osnabrück kein Bildersturm stattgefunden hat, so führte die mehrfache Ablösung von evangelischem und katholischem Regiment im Berichtszeitraum doch dazu, daß konfessionell eindeutig Festgelegtes entfernt wurde. Zum Bereich der kirchlichen [Druckseite XVI] Ausstattungsstücke gehören auch die Glocken. Von den 14 für die Osnabrücker Kirchen überlieferten Glockeninschriften sind nur noch zwei erhalten (Nr. 20, 61). Dies ist einerseits auf den natürlichen Verschleiß und die Wiederverwendung des Altmaterials zurückzuführen, andererseits darauf, daß Glocken immer wieder zu Kriegszwecken eingeschmolzen wurden.

Hervorzuheben sind noch drei Inschriftenträger, die unter dem Oberbegriff „Tafeln“ zusammengefaßt werden können, wenn sie auch von unterschiedlicher Beschaffenheit sind. Gemeinsam ist ihnen die außergewöhnliche Länge der Inschriften. Das sog. Reiner-Pergament (Nr. 49) und die nur noch kopial überlieferte gereimte Osnabrücker Bischofschronik (Nr. 75), die beide zu den Ausstattungsstücken des Doms gehörten, können aufgrund ihres Materials – auf Holz aufgezogenes Pergament – nur bedingt zu den Inschriftenträgern gerechnet werden. Der Gebrauchssituation nach sind sie jedoch unzweifelhaft als Inschriften anzusehen. Die dritte Tafel aus dem Turmknauf der Marienkirche (Nr. 162) hingegen ist eine Kupferplatte und damit eindeutiger Inschriftenträger. Auf eine nur am Rande berücksichtigte Gruppe von Inschriften sei hier noch hingewiesen: die Gesangbuchbretter aus der Marienkirche, deren Inschriften im Anhang (A2) wiedergegeben sind. Die einfachen Holzbretter, die zur alten Ausstattung der Marienkirche gehörten, kennzeichneten die Sitzplätze derjenigen Gemeindemitglieder, die wohlhabend genug waren, sich ihren eigenen Kirchensitz leisten zu können.

3.1 Grabinschriften

Die Grabinschriften bilden mit 119 Nummern die weitaus größte Gruppe innerhalb des Osnabrücker Inschriftencorpus. Sie sind nur zu einem Viertel im Original überliefert. Die erhaltenen Grabdenkmäler befinden sich hauptsächlich in der Marienkirche und in St. Johann, einige aus der Katharinenkirche stammende Grabmale sind heute im Kulturgeschichtlichen Museum aufgestellt. Die zahlreichen Grabdenkmäler für Angehörige des Domkapitels wurden bei der Renovierung des Doms in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts entfernt, lediglich das Epitaph des Balduin Voss (Nr. 208) wurde an seinem ursprünglichen Platz belassen, Bruchstücke eines weiteren Epitaphs (Nikolaus Vincke, Nr. 245) gehören heute zum Bestand des Diözesanmuseums. Diese beiden Epitaphien dürfen als typische Vertreter ihrer Gattung gelten. So wie diese wird man sich auch die zahlreichen verlorenen Grabdenkmäler denken müssen, deren Inschriften heute nur noch in kopialer Überlieferung vorliegen. An den beiden original überlieferten Beispielen wird der Schaden deutlich, der bei der Umgestaltung des Dominnern entstanden ist.

3.1.1 Die kopiale Überlieferung der Grabinschriften

Für die anonymen Überlieferungsträger werden hier Siglen eingeführt, da die Beibehaltung der Archivsignatur weniger praktikabel erscheint.

Sammlung A – Die in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts angelegte Sammlung (StAO Rep. 2, Nr. 196 b) enthält 18 Grabinschriften aus der Marienkirche und 29 Grabinschriften aus dem Dom, letztere waren ausschließlich für Domherren bestimmt. Die Inschriften fallen mit einer Ausnahme in den Berichtszeitraum. Die Sammlung A unterscheidet zwischen Epitaphium und Sepulcrum, d. h. zwischen Epitaph und an den Ort der Bestattung gebundenem Grabdenkmal, das im folgenden im allgemeinen Sinn als Grabstein bezeichnet werden soll, da über die Anbringungsart nichts bekannt ist. Vor allem für die Domherren sind häufig Grabschriften beider Gattungen aufgezeichnet. Ausgespart bleibt in der Sammlung A die Wiedergabe der formelhaften Inschriften, die Lebensdaten der Verstorbenen enthalten. Statt dessen sind die diesen Inschriften entnommenen Lebensdaten in einer Kopfzeile angegeben, die in der Regel Name, Alter, Stand und Todesdatum enthält. Der Aufzeichnung würdig erscheinen dem Verfasser offensichtlich nur Inschriften in Versform.

Sammlung B – Die 1770 in den von den Brüdern Lodtmann herausgegebenen „Osnabruggischen Unterhaltungen“ erschienene Sammlung von Grabinschriften prominenter Osnabrücker Bürger enthält 10 Inschriften aus dem Berichtszeitraum. Über den Standort und die Gestaltung der Grabdenkmäler werden keine Angaben gemacht, die Sammlung scheint sich jedoch auf die Bürgerkirchen St. Marien und St. Katharinen beschränkt zu haben.

Sammlung C – Um 1800 wurden aus Anlaß der „Aufhebung von Begräbnissen“ in der Katharinenkirche deren Inschriften aufgezeichnet (StAO Dep. 11 b, Nr. 41). Die Sammlung umfaßt [Druckseite XVII] 10 Inschriften sowie von anderer Hand den Nachtrag weiterer zwei Inschriften. Insgesamt sieben fallen in die Zeit vor 1650.

Sammlung D – In engem Zusammenhang mit der Sammlung C steht die wohl ebenfalls um 1800 entstandene Grabschriftensammlung, die der Predigerchronik der Katharinenkirche (StAO Erw. A 16, Nr. 157) auf losen Blättern angefügt ist. Sie überliefert dieselben Inschriften wie die Sammlung C, weist zum Teil jedoch erhebliche Textvarianten und Ergänzungen auf (vgl. Nr. 149).

Gelenius – Die „Farragines“ des Ägidius Gelenius unterscheiden sich von den anderen Sammlungen dadurch, daß sich das Interesse von Gelenius auf das gesamte Grabmonument bezieht. Kleine Skizzen von Grabplatten lassen namentlich bezeichnete Wappen und Darstellungen erkennen. Die Beschreibungen enthalten teilweise Angaben über den ikonographischen Zusammenhang und über den Anbringungsort von Inschriften.

Chronik 3 – Der von Johannes Klinckhamer verfaßte dritte Teil der „Geschichte des Fürstentums Osnabrück“ überliefert eine große Anzahl Osnabrücker Grabinschriften unterschiedlicher Provenienz. Das dieser Arbeit zugrundeliegende Exemplar aus den Beständen des Osnabrücker Staatsarchivs enthält im dritten Teil statt der Druckseiten an einigen Stellen handschriftlichen Text. Wo Inschriften auf diese Weise überliefert sind, werden sie entsprechend gekennzeichnet. Wie die Sammlung A hat auch Klinckhamer nur Versinschriften aufgenommen. Da die Inschriften in der Chronik 3 ausnahmslos als Epitaphia bezeichnet sind und daher eine Bestimmung des Inschriftenträgers nicht möglich ist, werden diese Inschriften hier unter der Kategorie Grabschrift geführt.

Generelle Aussagen über die Zuverlässigkeit der Überlieferungsträger lassen sich nicht machen, da diese im Einzelfall ganz unterschiedliche Qualität aufweisen. Bei mehrfacher Überlieferung wurde daher eine auf den Einzelfall bezogene Entscheidung für eine Quelle getroffen. Grundsätzlich wurden die in den Quellen verwandten Kürzungen, soweit sie sich nicht einwandfrei als solche des Originals nachweisen ließen, ohne besondere Kennzeichnung aufgelöst. Die Interpunktion der Quelle wurde jeweils beibehalten.

3.1.2 Die Gestaltung der Grabdenkmäler

Nicht nur aufgrund der Form, sondern auch aufgrund des Verwendungszwecks sind grundsätzlich zwei Arten von original überlieferten Grabdenkmälern zu unterscheiden: Grabplatten und Epitaphien. Bei den Grabplatten handelt es sich um im allgemeinen hochrechteckige Steinplatten, die zur Abdeckung des Grabes dienten. Bronzeplatten sind in Osnabrück nicht nachgewiesen. Auch für senkrecht über dem Grab errichtete Grabsteine gibt es im Berichtszeitraum kein Beispiel. Die Bezeichnung Grabstein wird im folgenden als allgemeiner Oberbegriff für alle eng an den Bestattungsort gebundenen Grabdenkmäler gewählt, von denen keine Beschreibung vorliegt.

Die älteste überlieferte Grabplatte (Nr. 18) stammt aus dem Jahr 1354. Sie trägt eine lateinische Umschrift mit dem üblichen Formular und eine Ritzzeichnung. Diese Gestaltungsweise blieb auch in den folgenden Jahrhunderten vorherrschend. An den – von zwei qualitätvollen Ausnahmen (Nr. 44, 52) abgesehen – sehr einfach ausgeführten Ritzzeichnungen läßt sich kaum eine Entwicklung ablesen. Wenn auch wegen der spärlichen originalen Überlieferung Aussagen über Form und Gestaltung von Grabplatten nur mit Vorbehalt getroffen werden können, so macht die Relation von elf erhaltenen Grabplatten mit Ritzzeichnung zu einer einzigen erhaltenen Grabplatte mit Halbrelief (Nr. 186) doch deutlich, daß die Ritzzeichnung die in Osnabrück übliche Technik war. Hieraus kann wohl auch auf die Qualität der Osnabrücker Werkstätten geschlossen werden, denn die Darstellung im Halbrelief erfordert eine höhere künstlerische Qualifikation des Steinmetzen. Bei den erhaltenen Grabplatten mir figürlicher Darstellung in der Mitte verläuft die Inschrift um den Stein. Sie besteht aus dem üblichen zunächst lateinischen, seit der Mitte des 16. Jahrhunderts auch niederdeutschen Formular. Daneben gibt es seit der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts einen zweiten Typus von Grabplatten mit einer Inschrift in der Mitte des Steins, die ebenfalls aus dem üblichen Formular besteht. Hiervon sind jedoch nur drei Exemplare erhalten (Nr. 127, 191, 300) – eines zudem lediglich als Bruchstück.

Außer diesen beiden original überlieferten Arten von Grabplatten läßt sich aus der kopialen Überlieferung noch ein dritter Typus erschließen, der eine figürliche Darstellung mit einer Umschrift und einer Inschrift unterhalb der Darstellung verbindet. Deutlich wird dies an den von Gelenius angefer-[Druckseite XVIII]-tigten Zeichnungen und Beschreibungen29). Auch hierbei handelte es sich um Platten, die zur Abdeckung des Grabes im Boden lagen. Darauf, daß dieser Typ seit der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts in Osnabrück relativ verbreitet war, deutet auch, daß viele der kopial überlieferten Inschriften von Grabsteinen zweizeilig und von beträchtlicher Länge sind. Wo nur eine Versinschrift überliefert ist, kann wohl ebenfalls eine solche Zweiteiligkeit angenommen werden, da die formelhaften Angaben von Daten in Prosa für die Überlieferung häufig nicht von Interesse waren und nicht aufgenommen wurden. Anhand der Beschreibungen bei Gelenius läßt sich feststellen, daß die Versinschrift nicht selten um den Stein verlief, die in den gesicherten Fällen30)jeweils aus vier Distichen bestand. Letzteres könnte zu der Vermutung Anlaß geben, daß sich auf jeder Seite des Steins ein Distichon befand. Ob es sich bei diesen umlaufenden Versinschriften um ein Osnabrücker Spezifikum handelt, läßt sich noch nicht abschließend feststellen, da Vergleichsmaterial aus dem norddeutschen Raum fehlt. In den bisher erschienenen Bänden der „Deutschen Inschriften“ findet sich ein Beispiel für umlaufende Versinschriften solchen Ausmaßes; ein Grabstein, der eine figürliche Darstellung mit einer umfangreichen zweizeiligen Inschrift verbindet, ist dort nicht erfaßt31). Inschriften dieses dritten Typus weisen große Ähnlichkeit zu den gleichzeitigen Inschriften der Epitaphien auf. Sie unterscheiden sich von diesen nur durch die auch inhaltlich enge Anbindung an den Begräbnisplatz, die in Formeln wie cubat hac in urna oder hic lapis ossa tegit zum Ausdruck kommt. Wenn eine genauere Charakterisierung des Grabmals fehlt, kann anhand einer solchen Formel auf den Grabstein geschlossen werden.

Während die Grabplatte primär technische Funktion einer Deckplatte hat, ist das Epitaph ein reines Gedächtnismal, das nicht an den Bestattungsort gebunden ist und häufig zusätzlich zum Grabstein errichtet wurde. In seiner frühen, hochrechteckigen Form (Nr. 48, 82) ist das Epitaph seit der Mitte des 15. Jahrhunderts überliefert. Ein mehrfiguriges Relief, das die Stifterfigur zusammen mit Heiligen oder in einer biblischen Szene darstellt, innerhalb einer architektonischen Umrahmung sowie eine in Zeilen verlaufende Inschrift auf einer Tafel unterhalb dieser Szene sind die Hauptmerkmale des frühen Epitaphs. In ausführlicherer Gestaltung mit Bekrönung, Kartusche und seitlichem Rollwerk ist es seit dem 16. Jahrhundert verbreitet32). Daneben tritt seit der Mitte des 16. Jahrhunderts der in seinem Aufbau kompliziertere Typus des oft polychromierten Epitaphs mit mehreren Bildzonen, reichem figürlichen Schmuck und mehreren Inschriften, zumeist Vers- und Prosainschriften nebeneinander33).

Ein großer Teil der erhaltenen Epitaphien dieser Art wird dem seit 1606 in Osnabrück tätigen Bildhauer Adam Stenelt zugeschrieben34)Neben den steinernen sind lediglich drei hölzerne Epitaphien erhalten, von denen eines ein Porträt auf Leinwand (Nr. 207), ein anderes eine Schrifttafel im Mittelfeld zeigt (Nr. 302). Das dritte (Nr. 286) entspricht dem steinernen Typus mit Relief im Mittelteil. Der geringe Bestand an hölzernen Epitaphien erklärt sich aus der Gefährdung des Bestands durch Verwitterung.

3.1.3 Form und Inhalt der Grabinschriften

Vergleicht man die Osnabrücker Grabinschriften mit denen der bisher von den „Deutschen Inschriften“ erfaßten Städte35), so fällt auf, daß in Osnabrück lateinische Versinschriften weitaus häufiger und wesentlich früher auftreten als anderswo. Im allgemeinen überwiegen lateinische Prosainschriften oder deutsche Prosatexte mit knappen biograpischen Angaben und einer kurzen Gebetsformel. Dagegen stehen die für Osnabrück überlieferten poetischen lateinischen Grabinschriften zu den übrigen Grabinschriften in einem Verhältnis von 2:1. Dies kann nicht nur in der Willkür der kopialen Überlieferung begründet liegen, da man wohl überall eine lateinische Versinschrift eher der Aufzeichnung wert hielt als eine formelhafte Prosainschrift. Vielmehr wird hieran die Prägung der Osnabrücker Inschriften durch den Bischofssitz deutlich.

[Druckseite XIX]

Während anderswo Versinschriften erst im Verlauf des 16. Jahrhunderts unter dem Einfluß des Humanismus erscheinen, ist bereits die älteste überlieferte Osnabrücker Grabschrift für Bischof Ludwig von Ravensberg (Nr. 15) aus dem Jahr 1308 in Hexametern abgefaßt. Sie steht wohl in einer langen Reihe von Bischofsgrabschriften, die indessen nur sehr lückenhaft tradiert sind36) Die Tradition der in Versen abgefaßten Grabinschriften läßt sich jedoch über das Jahr 1308 hinaus zurückverfolgen, wenn man die Denkmäler der Iburger Grablege hinzunimmt. Aus dem Jahr 1088 ist eine aus zwei Distichen bestehende Grabschrift für Bischof Benno von Osnabrück überliefert37), ein Grabstein aus dem Jahr 1119 für Bischof Gottschalk trägt ebenfalls zwei Distichen38). Man darf wohl davon ausgehen, daß es seit der Gründung des Bistums Osnabrück üblich war, die Grabdenkmäler der Bischöfe mit poetischen Inschriften zu versehen. Dies knüpft an die frühen Grabinschriften der Päpste39) und über diese an antike Grabinschriften an, deren Formular und Inhalt in karolingischer Zeit in den deutschen Raum übernommen wurden. Hier blieben die poetischen Grabinschriften zunächst den hohen geistlichen und weltlichen Würdenträgern vorbehalten40), im Falle von Osnabrück zunächst den Bischöfen. Es liegt jedoch nahe, daß sich der Klerus, insbesondere die führenden Mitglieder des Domkapitels, mit wachsenden Machtbefugnissen auch die entsprechenden Repräsentationsformen aneignete und seine Grabschriften nach dem Vorbild der Bischofsgrabschriften gestaltete. Die enge personelle Verknüpfung von hohem Klerus und Ministerialen macht es wahrscheinlich, daß auch der Osnabrücker Adel Formular und Inhalt von Grabinschriften auf diesem Weg rezipiert und nicht erst unter dem Einfluß des Humanismus übernommen hat.

An Beispielen kann dies indessen nicht belegt werden, da die Überlieferung – von den Grabschriften der Bischöfe abgesehen – zu Beginn des 16. Jahrhunderts einsetzt und erst um die Mitte des 16. Jahrhunderts reichhaltiger wird. Die Tatsache, daß sich weder an der Verteilung dieser Inschriften über die Zeit von 1550 bis 1650 noch an ihrem Inhalt eine Entwicklung ablesen läßt, deutet jedoch darauf hin, daß vergleichbare Inschriften für Klerus und Adel schon vor dem Einsetzen der kopialen Überlieferung gebräuchlich waren. Lediglich die poetischen Grabschriften für das Bürgertum dürften sich erst unter dem Einfluß des Humanismus und aufgrund eines gestiegenen bürgerlichen Bildungsstandards durchgesetzt haben. Inhaltlich weisen die überlieferten Osnabrücker Versinschriften deutliche Parallelen auf, nur wenige fallen aus dem Rahmen des Üblichen40). Für die meisten läßt sich die thematische Einteilung übernehmen, die Ariès für den speziellen Fall der Grabschrift des Abtes Begon von Conques getroffen hat41):

– Beglaubigung des Grabes
– Lob des Verstorbenen
– Lohn der Tugend durch den Ruhm auf Erden und das ewige Leben im Himmel

Die Reihenfolge dieser drei Teile kann variieren, in einigen Inschriften sind nicht alle drei Teile vorhanden. Zu ergänzen wäre für das Osnabrücker Material als Thema des dritten Teils die Nichtigkeit und Vergänglichkeit alles Irdischen.
Vorgegeben sind den Grabschriften sowohl die Themen als auch die formelhaften Wendungen, die nicht selten das Schema eines ganzen Verses bestimmen. Dies gilt insbesondere für die bei Ariès als „Beglaubigung des Grabes“ bezeichneten Wendungen, die häufig die Grabinschriften einleiten. Sie gehören zum Repertoire der karolingischen und ottonischen Zeit.
Die Inschrift für Bischof Johann von Hoet († 1366, Nr. 19) enthält im ersten Vers die Wendung fossaossa, die sich auch auf dem Epitaph Bernwards von Hildesheim († 1022) findet. Berges42) hat [Druckseite XX] nachgewiesen, daß sie schon im 9. Jahrhundert üblich war. Die in den Osnabrücker Grabinschriften häufig und in zahlreichen Varianten wiederkehrenden Formeln Hic iacet in tumulo, Hoc recubat tumulo oder Hoc tumulo membra recumbunt43) sind bereits im 9. Jahrhundert immer wieder benutzt worden44). Anstelle von tumulo steht – allerdings weniger häufig – auch urna oder tumba45). Geläufig sind auch die Wendungen Hic lapis ossa tegit und sub mole quiesco46), die in unterschiedlichen Variationen spezielles Formular der Grabplatten sind47). Auf die „Beglaubigung des Grabes“ folgt in der Regel ein Hinweis auf die Verdienste des Verstorbenen und ein Tugendkatalog. Besonders beliebt ist hierfür seit jeher die Verwendung der Metapher „Licht“48). Sehr oft wird der Verstorbene als lux oder lumen patriae bezeichnet49). Auch in den Tugendkatalogen werden Epitheta verwendet, die bereits die Inschriften der karolingischen und ottonischen Zeit enthalten50). pius, doctus, prudens und largus sind beliebte Attribute, ebenso mit pacis, pietatis, fidei oder iustitiae beliebig kombiniertes cultor, amator oder auctor51)

Der dritte Teil der Grabinschriften umfaßt im wesentlichen die Themen der Vergänglichkeit alles Irdischen, Sündenvergebung und Auferstehung. Hier kommt immer wieder der Topos der zum Himmel strebenden Seele und des der Erde zurückgegebenen Körpers vor, der – bereits antiken Grabschriften entlehnt – in der von der „Legenda aurea“ überlieferten Grabschrift Gregors des Großen52) enthalten ist. Mit dem Einsetzen der dichteren kopialen Überlieferung Mitte des 16. Jahrhunderts findet sich dieser Topos gleich in vier Inschriften53), ist zu diesem Zeitpunkt also offensichtlich geläufig.
Eine ganze Reihe von poetischen Grabinschriften wendet sich an den Vorübergehenden, in den meisten Fällen, um diesen zum Memento mori und zur Führung eines gottgefälligen Lebens anzuhalten 54), seltener um den Leser über das Leben des Verstorbenen zu unterrichten55) oder ihn zum Gebet für den Toten aufzufordern (Nr. 285). Für die Anrede an den Leser lassen sich ebenfalls alte Vorbilder heranziehen; so sprechen drei der von Hrabanus Maurus verfaßten Grabschriften56) den Vorübergehenden an.
Aber auch eindeutig humanistischer Einfluß zeigt sich an den Grabinschriften, besonders an denjenigen, die das Schicksal als abstrakte Macht thematisieren57). In den Inschriften für Klerus und Laien begegnen die Parzen58), Lachesis spinnt den Lebensfaden (Nr. 208), Atropos (Nr. 205) und Clotho (Nr. 247) schneiden ihn ab. Der Rückgriff auf griechisch-römische Topoi und die Verwendung latinisierter griechischer Worte sind vor allem in den – einen besonderen gelehrten Anspruch erhebenden – Grabinschriften des Klerus beliebte Stilmittel59).

* * *

[Druckseite XXI]

Neben den lateinischen Versinschriften gibt es sechs längere Grabinschriften in deutschen Reimpaarversen60). Unter diesen ist schon aufgrund seines Umfangs der Text des Epitaphs für Rudolf Hammacher bemerkenswert (Nr. 166), von dem es auch eine – möglicherweise als Inschrift ausgeführte – lateinische Version in Distichen gibt. An einigen dieser ausschließlich für Laien bestimmten Inschriften wie an den übrigen Vers- und Prosainschriften für Ministerialen und Bürger läßt sich beobachten, daß die Texte spätestens in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts einen neuen Akzent bekommen: Das Thema Familie erhielt in den Inschriften breiteren Raum, seit das Patriziat61) die ausführlicheren Grabinschriften übernommen hatte. Während die Familie in den Grabinschriften des Klerus nur erwähnt wird, um die vornehme Abkunft des Verstorbenen zu belegen, erhalten die Grabschriften der Laien eine persönlichere Note dadurch, daß in ihnen dem Familiengefühl Ausdruck gegeben wird. Eheliche Verbundenheit62)wird ebenso betont wie die Liebe zwischen Eltern und Kindern63). Als ein besonderes Beispiel für den Ausdruck ehelicher Verbundenheit in einer Grabschrift darf der Grabstein für Lorenz Schrader und Christina Hermeling (Nr. 201) gelten.
Die Betonung der familiären Bindungen diente jedoch nicht zuletzt auch dazu, die gehobene soziale Position der betreffenden Familie zu dokumentieren. Dies zeigt sich auch in den Wappengenealogien der Grabdenkmäler64), die den Verstorbenen in eine Familientradition stellen. Sie haben sich indessen nur auf wenigen original überlieferten Grabdenkmälern erhalten65). Die kopiale Überlieferung gibt mit Ausnahme von Gelenius die Wappengenealogien nicht wieder, man darf aber wohl davon ausgehen, daß die meisten Grabdenkmäler der adligen Familien mit mehreren Wappen geschmückt waren.

3.2 Hausinschriften

Die Hausinschriften stellen mit 59 Nummern das zweitgrößte Corpus innerhalb der Osnabrücker Inschriften dar, zugleich aber auch dasjenige mit dem weitaus höchsten Prozentsatz an kopialer Überlieferung, da lediglich acht Hausinschriften im Original erhalten sind. Die Bombenangriffe des 2. Weltkriegs zerstörten den historischen Kern Osnabrücks nahezu vollständig und vernichteten damit einen reichen Bestand an Inschriften auf Schwellen und Türstürzen der Fachwerkhäuser, die das Stadtbild prägten.

3.2.1 Überlieferung der Hausinschriften

Aufgrund mehrfacher kopialer Überlieferung dieses Inschriftenbestandes läßt sich ein annähernd vollständiges Inventar der um 1900 vorhandenen Hausinschriften gewinnen. Dies ist vor allem dem seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wachsenden Interesse an volkskundlicher Forschung zu danken, die sich besonders der Hausinschriften annahm. Die häufig parallele Überlieferung wirft indessen das Problem der Varianten bei lediglich kopial erhaltenen niederdeutschen Inschriften auf, das weitgehend auf die Hausinschriften beschränkt bleibt. Die Vielzahl dieser Varianten, die größtenteils orthographischer und lautlicher Art sind oder dem Bemühen um eine Normalisierung des Textes entspringen, läßt eine vollständige Aufführung als wenig sinnvoll erscheinen. Um eine Überfrachtung des Apparats zu vermeiden, sind daher lediglich die Varianten aufgenommen, die über orthographische und lautliche Abweichungen hinausgehen. Gleichzeitig wird versucht, der Forderung nach einer möglichst originalgetreuen Version sowie nach einer einheitlichen Wiedergabe dadurch Rechnung zu tragen, daß als zuverlässigste Quelle für alle Hausinschriften die Sammlung innerhalb des Kunstdenkmälerinventars von Siebern/Fink als Leitüberlieferung zugrundegelegt ist. Hiervon wird nur in den wenigen Fällen abgewichen, wo sich die Überlieferung von Siebern/Fink eindeutig als fehlerhaft erweist. Eine kurze Charakterisierung der fünf großen Sammlungen Osnabrücker Hausinschriften soll die Kriterien aufzeigen, nach denen Siebern/Fink als Leitüberlieferung ausgewählt wurden. Gleichzeitig sollen die den Sammlungen eigentümlichen Varianten beschrieben werden.

[Druckseite XXII]

Siebern/Fink – Das Kunstdenkmälerinventar von 1907 bietet die umfangreichste Sammlung von Hausinschriften, die wohl – wenn auch nicht explizit – einen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Der Platz der Inschriften im Baugefüge ist jeweils detailliert beschrieben, die Texte sind buchstabengetreu wiedergegeben, Worttrenner durch Punkte markiert, Kürzungen und deren Auflösungen als solche gekennzeichnet. Die Lesungen scheinen bis auf wenige Ausnahmen zuverlässig.

Mithoff – Das 1879 veröffentlichte Inventar der Bau- und Kunstdenkmäler gibt die Inschriften in Orthographie sowie Groß- und Kleinschreibung annähernd originalgetreu wieder. Nur in wenigen Fällen ließ sich eine Tendenz zur Normalisierung beobachten. Die Lesungen scheinen zuverlässig. Neben Straße und Hausnummer ist häufig auch der Inschriftenträger genannt.

Thomes – Die gegen Ende des 2. Weltkrieges angelegte machinenschriftliche Sammlung Thomes befindet sich im Osnabrücker Diözesanarchiv . Sie baut großenteils auf Mithoff und Siebern/Fink auf und geht nur in wenigen Fällen über diese hinaus.

Flaskamp – Die Sammlung Flaskamps entstand im wesentlichen vor dem 2. Weltkrieg, wurde jedoch vor ihrer Veröffentlichung 1969 überarbeitet. Flaskamp baut auf Mithoff und Siebern/Fink auf, hat deren Angaben jedoch teilweise am Original überprüft und ergänzt. Er verändert den ursprünglichen Charakter der Inschriften stark durch eine normalisierte Groß- und Kleinschreibung und Zeichensetzung.

Brandi – Das – mit 37 Inschriften nur einen Teil der Osnabrücker Hausinschriften umfassende – Manuskript Karl Brandis stammt aus dem Ende des 19. Jahrhunderts und dürfte zugleich mit der 1891 erschienenen Hausmarkensammlung Brandis entstanden sein. Über die Inschriften hinaus enthält es lediglich die Angabe von Straße und Hausnummer. Bei der Lesung der Inschriften ergeben sich teilweise erhebliche Differenzen zu den anderen Überlieferungen. Die Sammlung enthält etliche Unsicherheiten und Lücken. Insgesamt erweist sich diese Quelle daher als unzuverlässig.

3.2.2 Zur Gestaltung der Hausinschriften

Einen Eindruck von dem Häusergefüge der Osnabrücker Altstadt vor dem 2. Weltkrieg gibt der Bildband „Alt-Osnabrück“ von Roswitha Poppe66) Das Bild der Altstadt war charakterisiert durch den Typ des giebelständigen Ackerbürgerhauses mit rundbogigem Einfahrtstor. Osnabrück gehörte wie Braunschweig und Hildesheim in die Reihe mitteldeutscher Städte, deren Bild bis in das 20. Jahrhundert hinein stark von der Fachwerkrenaissance geprägt wurde. Die Steinbauweise der Weserrenaissance setzte sich hier nicht durch. Figürlicher Schmuck, wie er im Kerngebiet des Renaissancefachwerks, dem Oberweserraum, in reichem Maße auftritt, wurde in Osnabrück wie in anderen Städten der Randzone nicht verwandt67). Statt dessen bevorzugte man ornamentale Schmuckformen, vor allem die Fächerrosette sowie Perl- und Zahnschnittleisten. Einem dekorativen Bemühen entsprang auch die häufige Verwendung von Frakturversalien, die einen Betrachter kopial überlieferter Inschriften befremden muß, da die Groß- und Kleinschreibung dadurch völlig willkürlich gehandhabt erscheint. Auf den Torbogen der Häuser befanden sich neben Jahreszahlen und Namen der Erbauer auch deren Hausmarken, die dank der von Brandi angelegten Sammlung68) der Osnabrücker Hausmarken überliefert sind. Soweit die Hausmarken Initialen enthalten, sind diese als Inschriften angeführt. Auf die Wiedergabe der Hausmarken im Anhang (A 3) verweisen Signaturen im Text.

[Druckseite XXIII]

3.2.3 Die Thematik der Hausinschriften

In den Berichtszeitraum dieser Arbeit fallen zwei große Brände, die ganze Stadtteile Osnabrücks zerstörten. Der Brand vom 21. April 1530 betraf vor allem die Johannislaischaft und die Neustadt. Am 11. März 1613 brach im Hospital St. Antonii und Elisabeth ein Feuer aus, das sich durch Sturm in kürzester Zeit verbreitete und den größten Teil der Altstadt verwüstete. Über den Brand von 1613 liegt im Osnabrücker Stadtarchiv umfangreiches Aktenmaterial vor69), anhand dessen sich die Maßnahmen zum Wiederaufbau verfolgen lassen, darunter eine über 500 Namen umfassende Liste der Geschädigten, die zum Wiederaufbau eine Unterstützung aus öffentlichen Mitteln erhielten. Diese Liste ermöglicht es jedoch leider nicht, die in den Inschriften erscheinenden Initialen aufzulösen, da jeweils mehrere Namen in Betracht kommen. In die Zeit des Wiederaufbaus, die Jahre 1613 ff., fallen die meisten Hausinschriften, für die Zeit zwischen 1625 und 1650 sind nur zwei datierte Hausinschriften überliefert. Der Rückgang der Bautätigkeit in dieser Zeit läßt sich im wesentlichen auf die Belastungen der Bürger durch den 30jährigen Krieg zurückführen. Inhaltlich unterscheiden sich die Osnabrücker Hausinschriften deutlich von denjenigen anderer Städte, da sich der Brand von 1613 erheblich auf die Thematik der Inschriften auswirkte. In etwa der Hälfte der Inschriften wird direkt darauf Bezug genommen. Dies geschieht zum einen durch Verse, in denen Gott um Schutz vor Feuer gebeten wird, zum anderen durch Bibelsprüche wie Jes. 54,8 oder Hiob 1,21. Die meisten Inschriften haben resignativen Charakter, die Notwendigkeit, sich in ein schweres Schicksal zu fügen, wird ebenso betont wie der Glaube, daß es sich bei dem Brand um eine gerechte Strafe Gottes gehandelt habe. Die Erschütterung über den Brand veranlaßte die Betroffenen offensichtlich zum Rückgriff auf Bibelsprüche des Alten Testaments und damit auf die Tröstungen des alten Glaubens. Programmatisch protestantische Hausinschriften, die in anderen Städten nicht selten sind, kommen in Osnabrück nicht vor. Allenfalls kann dafür noch die Inschrift Si deus pro nobis, quis contra nos (Nr. 132) gelten. Der sich an niedersächsischen Fachwerkhäusern geradezu stereotyp wiederholende Spruch Wer Gott vertraut, hat wohl gebaut tritt in Osnabrück lediglich fünfmal auf70)

3.2.4 Die Sprache der Hausinschriften

Die Hausinschriften bedienen sich vorwiegend der Volkssprache. Eine beachtliche Anzahl – 13 von 59 Inschriften – ist indessen teilweise oder ganz in lateinischer Sprache abgefaßt. Weitere sieben Inschriften enthalten die Formeln Soli Deo Gloria und Verbum domini manet in aeternum, zumeist nur die Initialen. Von den 10 ausführlicheren lateinischen Inschriften bestehen nur vier aus Bibelzitaten71). Weitere fünf sind in Versen verfaßt72) Ein gehobener Bildungsstand derjenigen Hausbesitzer, die ihre Häuser mit lateinischen Inschriften schmückten, läßt sich nur in zwei Fällen nachweisen: dem Haus des fürstbischöflichen Kanzlers Gotthard von Fürstenberg (Nr. 209) und dem des Domvikars Ameling von dem Bussche (Nr. 215). Der Rückschluß von einer längeren lateinischen Hausinschrift auf einen höheren Bildungsgrad des Besitzers wird aber im allgemeinen richtig sein. Der unbekannte Erbauer des Hauses Marienstr. 17 bewies seine Bildung nicht nur durch lateinische Hausinschriften in Distichen (Nr. 156), sondern auch dadurch, daß er die Holzbalkendecke eines Raumes (Nr. 250) mit Darstellungen der fünf Sinne bemalen ließ. Aufschlußreich ist die Verwendung von Niederdeutsch und Hochdeutsch in den Hausinschriften. Insgesamt stehen seit dem Ende des 16. Jahrhunderts 28 niederdeutschen Hausinschriften 15 hochdeutsche gegenüber. Daneben gibt es noch einige Mischformen, die sowohl hochdeutsche als auch niederdeutsche Elemente aufweisen. Von den genannten Inschriften enthalten 18 niederdeutsche Bibelzitate, 12 hochdeutsche. Die niederdeutschen Bibelzitate entsprechen durchweg dem auch in späteren Drucken kaum veränderten Text der Lübecker Bibel von 1533. Nimmt man hinzu, daß in den übrigen Inschriftengruppen die niederdeutschen Inschriften im gleichen Zeitraum mit 17 Nummern vertreten sind, die hochdeutschen dagegen nur mit acht Nummern – die Mischformen bleiben auch hier ausgeklammert – so zeigt sich noch deutlicher, wie stark die niederdeutschen Inschriften noch bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts überwiegen. [Druckseite XXXIV] Dieser Tatbestand steht im Gegensatz zu der von Utz Maas73) und Judith MacAlister-Hermann74) vertretenen These, nach der sich die hochdeutsche Sprache in Osnabrück als nach außen zur Schau gestellte Prestigesprache der Oberschicht spätestens seit dem Beginn des 17. Jahrhunderts durchgesetzt hätte. Anhand von Fallstudien haben Maas und MacAlister-Hermann gezeigt, daß das Hochdeutsche als Urkundensprache das Niederdeutsche verdrängte und sich im Schriftverkehr Ende des 16. Jahrhunderts durchgesetzt hatte. Nach Maas75) führte diese Entwicklung zu einer Abwertung des Niederdeutschen, die sich schon um die Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert vollzog. Mit dem Material der Osnabrücker Inschriften läßt sich dies nicht in Einklang bringen, da man auch nach 1613 noch bevorzugt niederdeutsche Texte für die Hausinschriften wählte. Über das häufige Vorkommen niederdeutscher Inschriften in Osnabrück hat auch Maas nicht hinwegsehen können, es läßt sich für ihn jedoch mit der Prestigesprache Hochdeutsch der Oberschicht vereinbaren; denn der sprachliche Prozeß war nach seiner Meinung bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts so weit fortgeschritten, daß die Benutzung des Niederdeutschen in den Inschriften ein folkloristisches Bewußtsein der Besitzer offenbart hätte: „Eine niederdeutsche Inschrift vorzuzeigen, bedeutete 1618, daß die Besitzer nicht darauf angewiesen waren, ihr Hochdeutsch vorzuzeigen: Ihre kulturelle Einordnung mußte unstrittig sein.“76) Einerseits wird von Maas und MacAlister-Hermann aus der Verwendung des Niederdeutschen in repräsentativen Texten des 16. Jahrhunderts darauf geschlossen, daß sich das Hochdeutsche noch nicht durchgesetzt habe. Andererseits aber wird seit dem Anfang des 17. Jahrhunderts die Verwendung des Niederdeutschen als „snobistisches Distinktionsmittel“77) interpretiert. Dies bedeutet, das vorhandene sprachliche Material nach den bereits vorgegebenen Thesen zu beurteilen. Wie fragwürdig ein solches Vorgehen ist, beweisen zum einen die nach dem Brand von 1613 entstandenen Hausinschriften, die zum größeren Teil niederdeutsch sind. Man kann den Besitzern dieser Häuser kein so potenziertes Sprachbewußtsein unterstellen, das sie in die Lage versetzt hätte, bereits wieder hochdeutsche zugunsten von niederdeutschen Texten zu verwerfen. Zum anderen macht ein Blick auf die Grabinschriften deutlich, daß die hochdeutsche Sprache hier nur für sehr lange gereimte Texte78) verwendet wurde, die mit einer Ausnahme (Nr. 286) um die Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert entstanden sind. Es liegt auf der Hand, daß hier für besonders repräsentative Grabdenkmäler das Hochdeutsche als die angemessenere Sprache gewählt wurde. Festzuhalten ist, daß das Niederdeutsche, das sich als gesprochene Sprache ohnehin über das 17. Jahrhundert hinaus erhalten hat, in der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts noch überwiegend für die Inschriften verwandt wurde. Wenn auch das Hochdeutsche in der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts für repräsentative Texte an Bedeutung gewinnt, so hat es die niederdeutsche Sprache in diesem Bereich doch noch nicht verdrängen können.

3.3 Vasa sacra

Die drittgrößte Gruppe unter den Osnabrücker Inschriften bilden die Vasa sacra mit 49 Nummern. Mit Inschriften versehenes liturgisches Gerät enthält vor allem der Domschatz und der Kirchenschatz von St. Johann. Darüber hinaus befinden sich heute an unterschiedlichen Orten einige Stücke aus dem ehemaligen Besitz der Marienkirche. Der Domschatz birgt die ältesten Inschriftenträger Osnabrücks, einen Buchkasten (Nr. 1) aus dem 10. Jahrhundert und einen liturgischen Kamm (Nr. 2) aus der Zeit um die Jahrtausendwende. Während sich bei diesen Stücken keine Aussage darüber machen läßt, wann sie in den Domschatz gelangten, fand das Kapitelkreuz (Nr. 3), dessen Vorderseite aus dem 11. Jahrhundert stammt, hier wohl seit seiner Anfertigung liturgische Verwendung. In späteren Jahrhunderten ergänzt, gehört es zu den kostbarsten Stücken des Domschatzes, ist jedoch – wie die meisten liturgischen Geräte Osnabrücks – von seinen Inschriften her wenig ergiebig.

Als epigraphisch interessante Stücke sind in erster Linie zwei Reliquienschreine aus dem Ende des 12. Jahrhunderts (Nr. 6, 7) hervorzuheben, deren Inschriften wesentliches zu ihrer Datierung und zu [Druckseite XXV] ihrer Überlieferungsgeschichte beitragen, sowie der Hofsleger-Kelch (Nr. 51), dessen Inschriften den Namen des Goldschmieds enthalten. Zu erwähnen ist jedoch vor allem der Borgå-Kelch (Nr. 11), der mit großer Wahrscheinlichkeit aus dem Osnabrücker Domschatz stammt, heute aber Eigentum der Kirchengemeinde in Porvoo/Finnland ist. Dieses außerordentlich qualitätvolle Stück kann wohl beispielhaft für eine Reihe anderer stehen, die während des 30jährigen Krieges von den schwedischen Truppen aus Osnabrück verschleppt wurden, die jedoch – anders als der Borgå-Kelch – keine Rückschlüsse auf ihre Herkunft zulassen und sich damit einer Bearbeitung nach dem Provenienzprinzip entziehen. Große Teile des liturgischen Geräts aus dem Domschatz wurden eingeschmolzen und als Kriegskontribution verwendet, nachdem die Schweden Osnabrück am 2. September 1633 zur Kapitulation gezwungen hatten. Das Lösegeld wurde auf 80.000 Reichstaler festgesetzt, davon mußte das Domkapitel 20.000 Reichstaler aufbringen. Aus einer anläßlich eines Prozesses im Jahr 1720 angefertigten Aufstellung mit dem Titel Specification allerley Silberwerk so hiebevor vor der Schwedischen Belagerung bei der Thumkirchen gewesen und zum Akkord 1633 aussgegeben79) geht hervor, in welchem Maße der Domschatz durch die schwedische Belagerung dezimiert wurde. Der Aufstellung ist zu entnehmen, daß der Dom einen Hochaltar mit „Goldener Tafel“, wohl vergleichbar dem ehemaligen Altar der Lüneburger Michaeliskirche80) besaß, dessen vergoldete Silbertafeln ebenso Beutegut der Schweden wurden wie das weitere Edelmetall seiner Ausstattung, darunter sieben silberne Apostelstatuen. Darüber hinaus wurden den Schweden zahlreiche liturgische Geräte ausgeliefert, darunter Ein grosser silbern uberguldener und auszwendig gebildeter Kelch mit der Patena, die zusammen 202 Loth (= 2964 g) wogen und sich im Gewicht deutlich von den anderen Stücken abhoben. Vermutlich handelt es sich dabei um den Borgå-Kelch (vgl. Nr. 11), da die Patene nicht erhalten ist, läßt sich die Gewichtsangabe jedoch nicht überprüfen.

Der 30jährige Krieg blieb für den Domschatz das einschneidende Ereignis, er wird auch die anderen Kirchenschätze Osnabrücks erheblich in Mitleidenschaft gezogen haben, über deren Verluste keine detaillierten Angaben vorliegen. Wieviele Inschriften auf diese Weise verlorengingen, läßt sich nicht abschätzen, da es hierfür keine kopiale Überlieferung gibt.

4. Die Schriftformen

Die Osnabrücker Inschriftenüberlieferung deckt ein breites Spektrum der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Schriftformen ab. Als Majuskelinschriften kommen alte Kapitalis, gotische Majuskel in allen Ausprägungen, frühhumanistische Kapitalis und Renaissance-Kapitalis vor. Daneben stehen als Minuskelinschriften gotische Minuskel, humanistische Minuskel und Fraktur. Es wird zu zeigen sein, daß sich die Grenzen zwischen den beiden letztgenannten Schriftarten in Osnabrück verwischen und eine Mischform entsteht, die eine Zuordnung zu einer der beiden Kategorien nur nach den jeweils überwiegenden Merkmalen erlaubt.

4.1 Alte Kapitalis

Die drei ältesten Osnabrücker Inschriften sind in Kapitalis ausgeführt. Die früheste Inschrift auf dem Elfenbeinrelief eines Buchkastens (Nr. 1) aus dem 10. Jahrhundert nimmt dabei eine Sonderstellung ein, da sie dem byzantinischen Kunstkreis zugerechnet werden muß. Die Mittelhasten des M reichen hier bis auf die Zeile hinab. Das A tritt mit geradem und gebrochenem Querbalken auf. Die Inschriften eines Elfenbeinkamms (um 1000, Nr. 2) und die des auf dem Kapitelkreuz befestigten Kruzifixes (11. Jahrhundert, Nr. 3) zeigen eine schlichte Schriftform ohne auffällige Besonderheiten.

4.2 Gotische Majuskel

Beispiele gotischer Majuskel gibt es in Osnabrück für alle Entwicklungsstufen. In diesem Zusammenhang der interessanteste Inschriftenträger ist der Crispinus- und Crispinianusschrein (Nr. 7), der verschiedene Ausprägungen gotischer Majuskel aus unterschiedlichen Zeiten aufweist. Das Schriftband der Schauseite ist auf das Ende des 12. Jahrhunderts zu datieren und damit zusammen mit seinem Gegenstück auf der Schauseite des Sixtus- und Siniciusschreins (Nr. 6) die älteste für Osnabrück überlie-[Druckseite XXVI]-ferte Inschrift in gotischer Majuskel. Auf beiden Schriftbändern finden sich noch Elemente aus romanischer Zeit, besonders auffällig ist das eckige C. E kommt mit einer Ausnahme nur in kapitaler Form vor, A erscheint immer mit geraden Hasten, breitem Deckbalken und gebrochenem, offenen Querbalken. Es überwiegen noch kapitale Buchstaben. Auf die gotische Majuskel verweisen unziales halbgeschlossenes M und N. Insgesamt sind die Buchstaben durch eine sorgfältige aber schmucklose Ausführung gekennzeichnet.

Aus derselben Zeit stammt ein kleines Reliquiar (Nr. 4), auf dessen Inschriftenbändern unziale Buchstabenformen häufiger vertreten sind als auf denjenigen der beiden Reliquienschreine, die daher geringfügig älter sein könnten. Davon abgesehen sind die Schriften der drei Stücke sehr ähnlich. Kapitale Buchstaben überwiegen auch noch auf der Bronzetaufe im Dom (Nr. 9).

In der Entwicklung fortgeschrittener ist die Inschrift eines Vortragekreuzes aus dem 1. Viertel des 13. Jahrhunderts (Nr. 8), deren E und C bereits die Tendenz zum Abschluß aufweisen. Hier findet sich auch erstmalig pseudounziales A. Die beiden jüngeren Inschriften des Crispinus- und Crispinianusschreins entstanden vermutlich um die Mitte der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts. Während die nur fünf Buchstaben umfassende Inschrift (B 2) ausgeprägte Schmuckformen aufweist – stark ausgebauchte Bögen und in Zierstrichen auslaufende Sporen –, repräsentiert die Inschrift (C 2) einen schmucklosen Typus, für den ausschließlich unziales E verwandt wurde.

Alle weiteren gotischen Majuskelinschriften stammen aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Sie unterscheiden sich von den oben beschriebenen Inschriften durch völligen Abschluß der Buchstaben E und C, in einigen Fällen auch durch manieristische Schmuckelemente. Als ein frühes Beispiel einer solchen manieristischen gotischen Majuskel sind die Inschriften des Borgå-Kelchs (Nr. 11) anzusehen, der aus kunsthistorischen Gründen nicht allzu spät nach der Mitte des 13. Jahrhunderts datiert werden darf. Die Buchstaben zeigen starke Ausbuchtungen der Bögen, keilförmige Verdickungen und Zierstriche. Der Abschlußstrich bei E und C ist in einigen Fällen fester Bestandteil des Buchstabens geworden und weist dieselbe Dicke wie der Bogen auf, beide Buchstaben kommen aber auch in halboffener Form vor. Das O ist mandelförmig, die Basis des L dachartig geknickt mit einem Knoten an der Spitze.

Die bisher behandelten Stücke waren mit Ausnahme der Bronzetaufe Goldschmiedarbeiten. Außerhalb dieses Bereichs findet sich die früheste bekannte gotische Majuskel in Osnabrück auf einer Glocke (Nr. 10) aus dem Jahr 1266, deren Inschrift allerdings nur in einer Nachzeichnung überliefert ist. Soweit die Zeichnung Schlüsse auf das Schriftbild zuläßt, handelte es sich um den reichverzierten Typ mit völlig abgeschlossenen Buchstaben. Die erste überlieferte gotische Majuskel in Stein befindet sich am Altar der Marienkirche (Nr. 14), der wohl im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts errichtet wurde. Die eigenwillige Inschrift vereint ältere schlichte Buchstabenformen der gotischen Majuskel mit den manieristischen Buchstaben der Spätform. Da hier mit einer nachträglichen Überarbeitung zu rechnen ist, läßt sich nicht völlig sicher sagen, was auf den Künstler selbst zurückgeht. Bemerkenswert ist jedoch, daß dieser auf Formen der romanischen Zeit zurückgegriffen hat – so der ausgebuchtete Querbalken des H und die Zwischenräume zwischen den Bögen von B und R –, die erst in der frühhumanistischen Kapitalis wieder aufgenommen werden. Neben dieser Inschrift sind nur zwei weitere Beispiele gotischer Majuskel in Stein überliefert. Die eine befindet sich auf der ältesten erhaltenen Grabplatte aus dem Jahr 1354 (Nr. 18) in der Marienkirche, die andere auf einer Grabplatte von 1483 (Nr. 58) in St. Johann. Beide sind relativ schmucklos.

4.3 Gotische Minuskel

Die aus der Buchschrift stammende gotische Minuskel ist zu dem Zeitpunkt, zu dem sie in die Epigraphik übernommen wird, bereits voll ausgebildet und macht danach keine wirkliche Entwicklung mehr durch. Varianten ergeben sich lediglich dadurch, daß die Schrift gitterartig zusammengerückt wird oder die Buchstaben durch Spatien getrennt sind, sowie dadurch, daß die Buchstaben zunächst in ein Zwei-Zeilen-Schema gepreßt werden und erst im Laufe der Zeit Ober- und Unterlängen bekommen. Die erste überlieferte gotische Minuskel in Osnabrück fällt in das Jahr 1366. Sie befindet sich auf einer Glocke in St. Johann (Nr. 20), die jedoch wegen Baufälligkeit des Turminnern nicht zugänglich ist. Aussagen über die Schriftform können daher nicht gemacht werden.

Möglich ist dies hingegen bei den Bauinschriften der Katharinenkirche81), die nur ungefähr auf die 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts datiert werden können. Diese weisen kennzeichnende Merkmale einer erstmalig auftretenden gotischen Minuskel auf, insofern als hier die Gattung Bauinschrift, die Schrift-[Druckseite XXVII]-form gotische Minuskel und die Verwendung der Volkssprache ineinsfallen, eine Kombination, die häufiger auftritt82). Es ist beachtlich, in welchem Maße es der neuen Schriftform gelang, die gotische Majuskel zu verdrängen. Diese ist mit Ausnahme einer Grabplatte seit dem ersten Auftreten der gotischen Minuskel in Osnabrück nicht mehr überliefert. Bei den wenigen erhaltenen Grabplatten aus dem 15. und 16. Jahrhundert ist allerdings mit einem Verlust an Inschriften in gotischer Majuskel aus dieser Zeit zu rechnen.

Die Bauinschriften der Katharinenkirche weisen kaum Ober- und Unterlängen auf, sie stehen zwischen zwei imaginären Linien. Die Buchstaben sind lang gestreckt, aber deutlich voneinander getrennt. Etwa zeitgleich mit den Inschriften der Katharinenkirche sind die Inschriften am Levitengestühl in St. Johann (Nr. 26). Da es sich hier um gemalte Inschriften handelt, ist die Verwandtschaft zur Buchschrift enger. So werden für die Anfänge der Schriftbänder bereits schön verzierte Versalien verwandt. Ober- und Unterlängen gehen über die Zeilenbegrenzung hinaus und sind durch Schmuckformen betont. Auch hier sind die Buchstaben durch Spatien voneinander getrennt. Für die Osnabrücker Steininschriften bleibt dies kennzeichnend. Die wenigen im Original überlieferten Grabsteine aus dem 15. und 16. Jahrhundert zeigen ausschließlich diese großzügige Schriftform. Die schwer lesbare gitterartige gotische Minuskel kommt in Osnabrück nur in Goldschmiedeinschriften und in der Tafelmalerei vor, hier treten auch Kürzungen und Ligaturen auf.

Unter den Osnabrücker Goldschmiedearbeiten weisen drei Stücke aus der Werkstatt des Johann Dalhoff82) um 1450 eine einheitliche Schriftform auf. Sie ist gekennzeichnet durch ein gitterartiges Schriftbild, durch r und e, die beide eine bis auf die Zeile heruntergezogene Cauda haben und daher kaum zu unterscheiden sind, durch ein mit einem Querstrich versehenes Rund-s sowie durch einen bis weit unter die Zeile gezogenen Abschlußstrich des h. Besonders hervorgehoben werden muß unter den Osnabrücker Goldschmiedearbeiten noch der Kelch des Engelbert Hofsleger (Nr. 51). Die Schriftbänder innerhalb der Reliefs sind mit bloßem Auge nicht zu lesen, unter Zuhilfenahme einer Lupe erweisen sich die Inschriften jedoch als sauber ausgeführte gotische Minuskeln mit korrekten Kürzungen. Insgesamt macht ein Vergleich der Goldschmiedearbeiten mit den Inschriften in Stein deutlich, wie sehr das Material Metall eine kunstvollere Buchstabenform förderte. Dies gilt wohl auch für die Glockeninschriften, läßt sich jedoch aus Mangel an Originalen in Osnabrück nur an einem Beispiel verifizieren, das aber als repräsentativ für mindestens drei weitere Glocken gelten kann: an der „Regina“ des Gerhard de Wou (Nr. 61), gegossen 1485/86 zusammen mit drei anderen Glocken83). Die Inschrift der „Regina“ weist sehr sorgfältig gestaltete Zierelemente auf.

Der Mittelstrich des a gabelt sich bereits vom Ansatz an nach oben und unten, die Hasten von t, f und g haben Begleitstriche, die Cauda des r verläuft ebenfalls als Begleitstrich, den Buchstaben sind Schnörkel aufgesetzt. Aus den genannten Beispielen geht hervor, daß die Unterschiede in der Gestaltung der gotischen Minuskel mehr vom Material und vom Künstler abhängen als von einer zeitlichen Entwicklung.

4.4 Kapitalis

Die Kapitalis setzt in Osnabrück wie auch anderswo mit dem 16. Jahrhundert ein, zunächst in Form der frühhumanistischen Kapitalis, die noch Anklänge an die gotische Majuskel zeigt. Für Osnabrück sind zwei Beispiele aus dem 2. Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts überliefert, drei Schranktüren mit Inschriften aus dem Rathaus (Nr. 92) und das Snetlage-Retabel aus dem Dom (Nr. 95). Kennzeichen dieser Schrift sind epsilonförmiges E und retrogrades N, die neben kapitalen Formen stehen. A kommt mit breitem Deckbalken und verschlungenem Mittelstrich vor, auf einer der Schranktüren sind alle I mit einem kurzen Querstrich versehen. Eine weitere Inschrift in frühhumanistischer Kapitalis befindet sich an dem Gestühl des Friedenssaals im Rathaus (Nr. 106) aus dem Jahr 1554. Zu dieser Zeit war jedoch die Verwendung der Renaissance-Kapitalis bereits geläufiger. Ein frühes Beispiel der Renaissance-Kapitalis in Osnabrück sind die Sockelinschriften der Pfeilerfiguren im Dom (Nr. 99) aus der Zeit um 1525. Es handelt sich dabei jedoch nicht um eine reine Kapitalis, einzelne Formen erinnern an die frühhumanistische Kapitalis, so das H mit ausgebuchtetem Querstrich, und an unziale Formen, so die geschwungene Mittelhaste des N. M kommt hier mit schrägen wie auch mit geraden Außenhasten vor.

[Druckseite XXVIII]

Es läßt sich nicht genau feststellen, zu welchem Zeitpunkt sich die Kapitalis in Osnabrück durchsetzte, da eine große Anzahl von Grabdenkmälern aus der 2. Hälfte des 16. ebenso wie aus der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts verloren sind. Die wenigen überlieferten Originale zeigen, daß hier von einem erheblichen Anteil an Kapitalis ausgegangen werden kann. Sicher datierte Inschriften in Renaissance-Kapitalis stammen aus den 80er Jahren des 16. Jahrhunderts84). Sie zeigen kreisrundes O und eine entsprechend breite Gestaltung der anderen Buchstaben. M kommt in leicht konischer Form wie auch mit geraden Außenhasten vor, die Mittelhasten enden auf halber Höhe. Bis auf die Zeile heruntergezogene Mittelhasten sind erst aus der Mitte des 17. Jahrhunderts überliefert (Nr. 302). In der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts erscheint neben der breiten Kapitalis auch eine schmalere Form (Nr. 199, 245). Charakteristisch für diese elegante Schriftform ist sehr spitz zulaufendes V sowie eine leichte Rechtsgeneigtheit aller Buchstaben. Ligaturen kommen in der Kapitalis häufig vor, vor allem AE erscheint nahezu regelmäßig als Ligatur.

Als sehr repräsentative Schrift wird die Renaissance-Kapitalis besonders für die Grabdenkmäler des hohen Klerus Verwendung gefunden haben. Dies läßt sich jedoch aufgrund des großen Verlustes an Originalen nicht verifizieren. Hier wie auch bei anderen Inschriftenträgern war die Kapitalis eng an die lateinische Sprache gebunden. Ganz deutlich wird dies bei den Hausinschriften, wo kapitale Buchstaben grundsätzlich lateinischen, zumeist metrischen Inschriften vorbehalten sind85), während für volkssprachige Inschriften Minuskelschriften verwandt werden.

4.5 Fraktur und humanistische Minuskel

In dem Göttinger Inschriftenband hat Werner Arnold auf das völlige Fehlen der humanistischen Minuskel in der Stadt Göttingen sowie auf das geringe Vorkommen von Fraktur in Göttingen und Umgebung bis zum Jahr 1650 hingewiesen und die vorläufige Hypothese einer schwächeren Verbreitung der Fraktur nördlich der Mainlinie aufgestellt86). Die aus dem Göttinger Inschriftenmaterial gewonnenen Ergebnisse lassen sich jedoch nicht auf Osnabrücker Verhältnisse übertragen.

Im Gegensatz zu Göttingen tritt in Osnabrück die humanistische Minuskel in 16 Inschriften auf. Als Monumentalschrift kommt die humanistische Minuskel in Süddeutschland außerhalb der humanistischen Bildungszentren86) relativ selten vor; sie wird auch in Osnabrück nicht so häufig verwendet worden sein wie die repräsentativere Kapitalis und die populärere Fraktur. Die Willkür der originalen Überlieferung verfälscht hier das Bild, da lediglich 9 Inschriften in Fraktur für Osnabrück überliefert sind. Anhand dieser Frakturinschriften läßt sich jedoch darauf schließen, daß noch weitere der nur noch in kopialer Überlieferung erhaltenen volkssprachigen Hausinschriften in Fraktur ausgeführt waren. Leider können die wenigen erhaltenen Hausinschriften keinen Aufschluß über das Zahlenverhältnis von gleichzeitig verwandter gotischer Minuskel und Fraktur geben. Es deutet jedoch einiges darauf hin, daß die gotische Minuskel im norddeutschen Raum noch im 16. Jahrhundert die vorherrschende Minuskelschrift blieb. Darauf verweisen auch Inschriften (Nr. 156, 216), die einzelne Merkmale der Fraktur zeigen, ihrem Gesamtcharakter nach jedoch der gotischen Minuskel zugeordnet werden müssen.

Daß die Fraktur als Steininschrift an den ausführenden Künstler besonders hohe Anforderungen stellte und daher allgemein seltener blieb als die Kapitalis, haben bereits Anneliese Seeliger-Zeiss87) und Renate Neumüllers-Klauser88) für den süddeutschen Raum konstatiert; dies läßt sich auf die Gebiete nördlich des Mains übertragen. Indessen ist die in Stein ausgeführte Fraktur in Osnabrück keineswegs eine Ausnahmeerscheinung. Bei der geringen Zahl überlieferter Grabdenkmäler aus dem bürgerlichen Bereich ist gerade hier mit einer erheblichen Verlustquote zu rechnen, da für die bürgerlichen Grabinschriften überwiegend die Volkssprache benutzt wurde und volkssprachige Texte bevorzugt in Fraktur ausgeführt wurden. Eine solche Verknüpfung besteht auch zwischen der humanistischen Minuskel und lateinischen Texten. Eine sprachliche Bindung der beiden Schriftarten läßt sich an dem Osnabrücker Material jedoch nur als Tendenz, keinesfalls als Regel feststellen89).

[Druckseite XXIX] Das eigentliche Problem, das die Osnabrücker Minuskelinschriften des 16. und 17. Jahrhunderts aufwerfen, wird deutlich bei dem Versuch, die original überlieferten Inschriften der Fraktur oder der humanistischen Minuskel zuzuweisen. Die meisten Inschriften entziehen sich einer eindeutigen Zuordnung. Dies läßt sich besonders an den Grabinschriften demonstrieren90). Die von Kloos91) aufgestellten Kriterien für Fraktur, die von den süddeutschen Inschriftenbearbeitern weiterentwickelt wurden92), lassen sich auf die Osnabrücker Inschriften nur bedingt anwenden. Im Vergleich zu den süddeutschen Frakturinschriften ist die Osnabrücker Fraktur grundsätzlich schlichter und verzichtet – die Versalien ausgenommen, die auch hier recht aufwendig gestaltet sind – auf Zierelemente. Dies gilt mit wenigen Ausnahmen für alle Inschriften bis 1650. Lange Unterlängen von Schaft-s und f treten kaum auf, o ist eher gerundet als mandelförmig. Insgesamt ist der Schriftcharakter gerundet und breit. Die original überlieferten Osnabrücker Frakturinschriften weisen nur im Ausnahmefall (Nr. 180) eine gitterartige Struktur und deutliche Brechungen auf, wie dies bei den eng an die süddeutschen Schreibmeisterbücher angelehnten Frakturinschriften der Fall ist. Die Vorbilder für die in Osnabrück verwandte Fraktur muß man hingegen in den niederländischen Schreibmeisterbüchern suchen93). Beispiele für eine gerundete und breite Form finden sich in den Schreibmeisterbüchern von Van de Velde aus den Jahren 1605 und 160794). Auf die hier als Zierform verwandten „Elefantenrüssel“ wurde bei der Übertragung in die Epigraphik allerdings verzichtet. Eine Musterschrift, die den Osnabrücker Inschriften in ihrer Schmucklosigkeit sehr nahe kommt, findet sich in den „Exemplaren van Gheschriften“ von Boissens, entstanden um 161695). Es handelt sich um eine ausgesprochen breite Schrift mit ausgeprägten Rundungen, auch hierin den Inschriften sehr ähnlich. Diese Tendenz zur Rotunda impliziert, daß die Übergänge zur humanistischen Minuskel fließend werden, zumal auch diese Schriftform in Osnabrück bei streng angewandten Kriterien nur viermal96) vorkommt.

Es zeigt sich also, daß für die unter niederländischem Einfluß stehenden Frakturinschriften Osnabrücks – und dies dürfte allgemein für Nordwestdeutschland zutreffen – andere Maßstäbe für die Schriftbestimmung gelten, als die anhand des süddeutschen Materials aufgestellten Kriterien, die sich im übrigen auch für die süddeutschen Inschriften als problematisch erwiesen haben97). Die Schriftbestimmung als Fraktur oder humanistische Minuskel kann hier, von Idealfällen abgesehen, nur eine Tendenz angeben. Dabei erweisen sich die Rundungen oder Brechungen einer Schrift noch als tauglichstes Kriterium.

Zu untersuchen bleibt, ob die Vermutung Arnolds zutrifft, daß Fraktur in der Monumentalschrift Norddeutschlands grundsätzlich seltener ist als in der Monumentalschrift Süddeutschlands. In diese Richtung scheint zu deuten, daß sich unter dem reichen Lüneburger Inschriftenmaterial bis 1650 kaum Inschriften in Fraktur und in humanistischer Minuskel erhalten haben97). Würde sich dies auch an den Inschriften anderer Städte erweisen, dann müßte die Ausnahmestellung Osnabrücks erklärt werden. Zugleich bleibt auf einer breiteren Materialbasis – vor allem der Hausinschriften – das Verhältnis von gleichzeitig verwandter gotischer Minuskel und Fraktur in Norddeutschland zu untersuchen. Das Osnabrücker Material deutet darauf hin, daß die Fraktur in zwei Ausprägungen erscheint: in einer stark der gotischen Minuskel verhafteten Form und in einer durch die Rundung zur humanistischen Minuskel tendierenden Gestalt.

Zitationshinweis:

DI 26, Stadt Osnabrück, Einleitung (Sabine Wehking), in: inschriften.net,  urn:nbn:de:0238-di026g003e005.

  1. Eine umfassende Osnabrücker Stadtgeschichte, die dem heutigen stadtgeschichtlichen Forschungsstand entspricht, liegt nicht vor. Daher gründet sich dieses Kapitel auf die älteren Arbeiten von Stüve (Geschichte des Hochstifts), Hoffmeyer (Chronik der Stadt Osnabrück) und Rothert (Geschichte der Stadt Osnabrück) sowie auf jüngere Arbeiten zu Detailfragen, auf die an entsprechender Stelle verwiesen wird. »
  2. Vgl. Nr. 6, 7, 26, 293, 318»
  3. Zur Baugeschichte des Domes vgl. Thümmler, pass. »
  4. Dazu Poppe, Baugeschichte, pass. »
  5. Dazu Salzmann, pass. »
  6. Vgl. Nr. 23, 24, 25»
  7. Nr. 34, 51, 53, 88, 96, 278»
  8. Die Laischaften waren ursprünglich genossenschaftliche Vereinigungen zur Regelung der Weidewirtschaft. Jede Laischaft hatte vor den Stadttoren ein Gebiet zur eigenen Nutzung. »
  9. Zur Geschichte der Osnabrücker Befestigungsanlagen: Volker Schmidtchen, Das Wehr- und Wachtwesen niedersächsischer Städte in Spätmittelalter und früher Neuzeit am Beispiel von Osnabrück und Lüneburg, in: Stadt im Wandel, Bd. 4, S. 289–294. »
  10. Dazu Schmidtchen (wie Anm. 10). »
  11. Gedr. bei Hoffmeyer, Chronik, S. 57–60. »
  12. Dazu Margret Wensky, Die Osnabrücker Gilden im Mittelalter, in: Stadt im Wandel, Bd. 3, S. 371–384. »
  13. Zu den Aufstandsbewegungen in Osnabrück: H. B. Meier, pass. »
  14. Dazu Heinz Schilling, Die politische Elite nordwestdeutscher Städte in den religiösen Auseinandersetzungen des 16. Jahrhun-derts, in: Stadtbürgertum und Adel in der Reformation. Veröffentlichungen des Deutschen Historischen Instituts London 5, 1979, S. 235–307. »
  15. Zur Reformation in Osnabrück: Stratenwerth, pass. »
  16. Vgl. Nr. 121, 122, 128, 141»
  17. Ausgeklammert soll von dieser Gegenüberstellung die Kupfertafel aus dem Turnknauf der Marienkirche (Nr. 162) bleiben, die ein halbes Jahrhundert Stadtgeschichte und deren Bewertung enthält und damit unter den Osnabrücker Inschriften eine Sonderstellung einnimmt. »
  18. Besonders deutlich wird dies am Beispiel der Grabinschrift des Hermann Heuschen (Nr. 149). Seinen Lebensweg so minutiös zu verfolgen, wie dies aufgrund der Inschrift möglich ist, wäre ansonsten mit großem Aufwand verbunden. »
  19. Gedr. in OGQu. Bd. 1. Nach dieser Ausgabe wird Ertmann im folgenden zitiert. »
  20. Geschichte des Fürstentums und Hochstifts Osnabrück. Der Herausgeber ist J. F. A. Lodtmann. »
  21. Auch gedr. in OGQu. Bd. 2. Nach dieser Ausgabe wird im folgenden zitiert. »
  22. Ebd., S. VII. »
  23. Auch gedr. in OGQu. Bd. 2. Nach dieser Ausgabe wird Lilie im folgenden zitiert. »
  24. Klinckhamer wird im folgenden nach der Ausgabe von Lodtmann zitiert. »
  25. StAO Erw. F2 (Fotokopie). Das Original liegt im Kölner Staatsarchiv. »
  26. NDB, Bd. 6, S. 173f. »
  27. StAO Dep. 3b XVI. »
  28. Nr. 151, 171, 179, 197»
  29. Nr. 108, 151, 171, 197»
  30. Nr. 137, 153, 172 u. a. »
  31. Nr. 199, 200, 202, 208, 245»
  32. Vgl. bes. die Bände V (München), XII (Heidelberg), XIX (Göttingen) und XXIII (Oppenheim »
  33. Nr. 15, 19, 33, 38, 57, 90, 91, 151»
  34. Quis sim lecturi, quod sum quandoque futuri
    Dicite: Praesul have Benno perenne vale.
    Quem mea spes struxit, locus hic mea funera luxit,
    Te Juli novies tres peragente dies.

    Zit. nach Mithoff, S. 69, Anm. 5.
     »
  35. Nobilium natus praesul iacet hic tumulatus
    Annis octo suae praefuit ecclesiae
    Cui dies finis fuerat cum fine decembris
    Hic Godescalcus erat Christus ei faueat.

    Zit. nach Mithoff, S. 69.
     »
  36. Vgl. MGH Poetae Bd. IV, 3, S. 1020ff. »
  37. Nr. 201, 206, 248»
  38. Ariès, S. 272f. »
  39. Berges, S. 105. Vgl. dazu auch MGH Poetae Bd. IV, 3, S. 1035, Nr. XXI; S. 1040, Nr. III; Bd. V, 2, S. 315 u. a. sowie Kraus, T. 2, Nr. 335, 387, 630. »
  40. Vgl. Nr. 110, 111, 112, 140 u. v. a. »
  41. Vgl. MGH Poetae Bd. IV, 3, S. 1026, Nr. I; S. 1031, Nr. IX u. a. sowie Kraus, T. 2, Nr. 50, 159, 200, 619 u. v. a. »
  42. Vgl. Nr. 108, 130, 155, 301 u. a. »
  43. Wörtlich läßt sich die Formel Hic lapis ossa tegit weder bei Kraus noch in den MGH Poetae nachweisen, es kommen jedoch etliche dem Sinn entsprechende Formeln vor: MGH Poetae Bd. IV, 3, S. 1007, Nr. II; S. 1013, Nr. IV; Bd. V, 2, S. 323, Nr. I; S. 333, Anm. 104; S. 353, Anm. 136 u. a. »
  44. Vgl. Nr. 139, 155, 178, 283, 298 u. a. »
  45. Vgl. Nr. 163, 165, 254, 285 u. a. »
  46. Vgl. Nr. 108, 110, 138, 144, 147 u. a. »
  47. Vgl. MGH Poetae Bd. IV, 3, S. 1012, Nr. II; S. 1021f. Nr. III; S. 1022, Nr. IV; S. 1024f., Nr. X; S. 1026, Nr. I u. a. »
  48. Vgl. Nr. 88, 90, 114, 289 u. a. »
  49. Suscipe terra tuo corpus de corpore sumptum,
        Reddere quod valeas vivificante Deo.
    Spiritus astra petit, leti nil vira nocebunt,
        Cui vitae alterius mors magis ipsa via est.
    Pontificis summi hoc clauduntur membra sepulcro,
        Qui innummeris semper vixit ubique bonis.
    Zit. nach: Jacobus de Voragine, Legenda aurea vulgo historia Lombardica dicta, hg. v. Theodor Graesse, Dresden/Leipzig 1846, S. 119
     »
  50. Nr. 110, 111, 112, 116»
  51. Nr. 138, 139, 179, 201 u. a. »
  52. Nr. 178, 205, 247»
  53. Kraus, T. 2, Nr. 218, 219, 220. »
  54. Nr. 115, 120, 274»
  55. Nr. 112, 138, 176, 201»
  56. Vgl. Nr. 130, 196, 245, 247, 283 u. a. »
  57. Nr. 119, 157, 160, 161, 166, 186»
  58. Unter Patriziat wird hier nach der Definition Spechters (S. 107 ff.) diejenige Schicht aus Bürgertum und Ministerialen verstanden, die vom 14. bis zum 16. Jahrhundert das Stadtregiment innehatte. Spechter hat nachgewiesen, daß sich die adligen Familien im 17. Jahrhundert weitgehend auf ihre Landsitze zurückzogen. »
  59. Vgl. Nr. 160, 200, 273, 274 u. a. »
  60. Vgl. Nr. 134, 147, 302 u. a. »
  61. Vgl. Nr. 151, 171, 179, 196, 203 u. a. »
  62. Da die Fotos im wesentlichen ganze Straßenzüge zeigen, lassen sich die Inschriften an den Häusern bestenfalls erahnen. Auch die Abbildungen einzelner Häuser bei Siebern/Fink ermöglichen nur in einigen Fällen eine Lesung der Inschriften. »
  63. Dazu Hansen, S. 118. »
  64. Wie Anm. 71. »
  65. StAO Dep. 3 b V, Nr. 1496. Eine detaillierte Beschreibung des Brandes befindet sich auf der Kupfertafel der Marienkirche (Nr. 162). »
  66. Nr. 132, 209, 234, 262. Die Formel Verbum domini manet in aeternum bleibt hier unberücksichtigt »
  67. Nr. 156, 215, 223, 234, 262»
  68. Utz Maas, Sprachliche Verhältnisse in den spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Städten in Norddeutschland, in: Stadt im Wandel, Bd. 3, S. 607–621; hier bes. S. 616. Ders., Der Wechsel vom Niederdeutschen zum Hochdeutschen in den norddeutschen Städten der frühen Neuzeit, in: Literatur und Sprache im Historischen Prozeß, Bd. 2, Tübingen 1983, S. 114–129. »
  69. Judith MacAlister-Hermann, Rudolf Hammacher (1528–1594), Osnabrücker Borgermester, Paterfamilias und Hexenverfolger. Fallstudie zu den sprachlichen Verhältnissen in einer norddeutschen Stadt der frühen Neuzeit, in: Sprache und Herrschaft 14, Wien 1983, S. 130–163. »
  70. Maas, Sprachliche Verhältnisse (wie Anm. 79), S. 616. »
  71. Zit. nach MacAlister-Hermann, Hammacher (wie Anm. 80), S. 150. »
  72. Maas, zit. nach MacAlister-Hermann, ebd. »
  73. Nr. 157, 161, 166, 286 »
  74. Gedr. bei Borchers, Domschatz, S. 180 ff. »
  75. DI XXIV (Lüneburg), Nr. 16»
  76. Nr. 23, 24, 25»
  77. Nr. 39, 41, 46. »
  78. Nr. 143, 153, 156»
  79. Von den bisher bearbeiteten Städten weisen Nürnberg (DI XIII) und Heidelberg (DI XII) die meisten Inschriften in humanistischer Minuskel auf. »
  80. DI XX (Karlsruhe), S. XXX. »
  81. DI XXII (Enzkreis), S. XXVII »
  82. Vgl. die in humanistischer Minuskel ausgeführten Inschriften Nr. 286 und 311, sowie den lateinischen Text in Fraktur Nr. 200. »
  83. Vgl. Nr. 160, 173, 200, 300»
  84. Kloos, Epigraphik, S. 143. »
  85. Dazu bes. Zahn, DI XIII (Nürnberg), S. XXIf. »
  86. Eine Zusammenstellung der wichtigsten Alphabete gibt Peter Jessen, Meister der Schreibkunst aus drei Jahrhunderten, Stuttgart 1923. »
  87. Ebd., Taf. 28 u. 33. »
  88. Ebd., Taf. 36. »
  89. Nr. 132, 137, 202, 273»