Inschriftenkatalog: Odenwaldkreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 63: Odenwaldkreis (2005)

Nr. 22 Saint Louis (Missouri, USA), Art Museum, aus Steinbach (Michelstadt), Einhards-Basilika 1369

Beschreibung

Doppelgrabplatte für Elisabeth und Ulrich Schenk von Erbach. Die Platte aus rotem Sandstein lag ursprünglich in der Steinbacher Klosterkirche,1) wurde 1818 unter Graf Franz I. von Erbach in der Kapelle des Erbacher Schlosses aufgestellt2) und schließlich 1932 über den Luzerner Kunsthandel an das Art Museum in Saint Louis, Missouri, verkauft.3) In dem leicht eingetieften, durch eine Schriftleiste geteilten Feld steht links in flachem Relief die Figur eines Mädchens mit vor der Brust gefalteten Händen auf einem Hund. Ihren Kopf mit langem offenem Haar, das an der Stirn mit einem Reif umwunden ist, wendet sie leicht nach links ihrem Bruder zu. Sie trägt ein modisches Gewand mit langen, gezaddelten Ärmeln und einem breiten Gürtel auf den Hüften. Rechts steht die Figur Ulrichs mit ebenfalls vor der Brust gefalteten Händen auf einem Löwen. Seinen leicht nach rechts gewendeten Kopf bedeckt schulterlanges Haar, das an der Stirn durch einen Reif gehalten wird. Er ist mit einem enganliegenden Obergewand mit gezaddelten Ärmeln, das über den Hüften gegürtet ist, sowie mit Strumpfhosen und Schnabelschuhen gekleidet. Über den Köpfen der beiden sind jeweils zwei Wappen angebracht. Inschrift (A) beginnt auf der unteren Hälfte der mittleren Leiste und läuft im Uhrzeigersinn um. Inschrift (B) beginnt auf der oberen Hälfte der mittleren Leiste und läuft ebenfalls im Uhrzeigersinn um. Als Worttrenner dienen Quadrangel mit paragraphzeichenförmig ausgezogenen Zierstrichen. Die rechte Leiste ist im unteren Drittel beschädigt.

Nach Photo bei Beeh-Lustenberger.

Maße: H. 174,6, B. 101,6 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

ADWL Mainz, Inschriftenkommission [1/1]

  1. A

    · ANNO · D(OMI)NI · Mo · CCCo · LXV/IIIa) · IN · DIE · / B(EA)TI · IACOBI · AP(OSTO)LI · O(BIIT) · ELISABET · PI(N)C(ER)NA · DE · ERPA/CH · PVERb) ·

  2. B

    · ANNO · D(OMI)NI · Mo · CCCo · / LXIXc) · I(N) · DIE · / ASCE(N)SIO(N)IS · D(OMI)NI · O(BIIT) · ULRICVS · PINCE[RNA] · DE · ERPA/CH · PUERb)

Übersetzung:

(A) Im Jahre des Herrn 1368, am Tag des heiligen Apostels Jacobus (25. Juli) starb Elisabeth Schenkin von Erbach, unmündig. – (B) Im Jahre des Herrn 1369, am Tag Christi Himmelfahrt (10. Mai) starb Ulrich Schenk von Erbach, unmündig.

Wappen:
ErbachKatzenelnbogen
ErbachKatzenelnbogen.

Kommentar

Die schmalen Majuskeln zeigen deutliche Bogenschwellungen, während Schaftverbreiterungen weniger ausgeprägt sind. Das Schriftbild wird von unzialen und runden Formen bestimmt. Das A ist stets pseudounzial, das I trägt in der Schaftmitte einen Nodus, und der Balkensporn des L ist bis über die halbe Höhe des Schaftes hochgezogen. Aus dem einheitlichen Duktus der Schrift auf allen Leisten ergibt sich, daß die Platte erst nach dem Tode Ulrichs 1369 angefertigt wurde.

Elisabeth und Ulrich waren Kinder Eberhards VIII. Schenk von Erbach und der Elisabeth von Katzenelnbogen, Tochter Graf Eberhards III. und der Agnes von Bickenbach.4) Ihr Geburtsdatum ist nicht bekannt, doch macht die Bezeichnung PUER deutlich, daß sie bei ihrem Tod noch nicht mündig waren.

Textkritischer Apparat

  1. 1365 Gabelkover.
  2. Oh Puer Schneider 68; o Puer Luck.
  3. 1361 Gabelkover.

Anmerkungen

  1. Schneider 68; Luck 15.
  2. Schaefer, Kdm. 59 f.; Morneweg, Haus Erbach Nr. 140.
  3. Beeh-Lustenberger 271.
  4. Europ. Stammtafeln NF V, Taf. 2 und Möller, Stammtafeln NF 2, Taf. XLIV.

Nachweise

  1. Gabelkover, Kollektaneen 448.
  2. Schneider, Historie 68 Nrr. 44, 45 und Taf. III,44 und 45.
  3. Luck, Historische Genealogie 15, Nr. 60 und Nr. 61.
  4. Boehn, Mode 77 Abb.
  5. Schaum-Benedum, Figürliche Grabsteine 161.
  6. Beeh-Lustenberger, Grabdenkmäler 278, Nr. II,13 mit Abb. Taf. 124.

Zitierhinweis:
DI 63, Odenwaldkreis, Nr. 22 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di063mz09k0002205.