Inschriftenkatalog: Odenwaldkreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 63: Odenwaldkreis (2005)

Nr. 298(†) Michelstadt, Evangelische Stadtkirche 1643

Beschreibung

Sarg für Graf Ludwig von Erbach. Der kupferne Sarg wurde 1767 bei der Öffnung des Grabes der Gräfin Anna Sophia von Erbach-Fürstenau entdeckt und seine Inschrift von Johann Philipp Wilhelm Luck abgeschrieben. Ob der Sarg noch vorhanden ist, ließ sich nicht ermitteln. Der Text wird von Luck in abgesetzten Zeilen wiedergegeben, so daß die Zeileneinteilung dem Original entsprechen dürfte.

Nach Luck.

  1. D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO) S(ACRUM)a) / Perillustris et generosissimus / dominus Ludovicus / comes in Erbach et dynasta in Breuberg / S(ACRI) R(OMANI) I(MPERII)a) eques / cum perquam laudabiliter regnaverat vixitque / annos lxii menses vii dies viib) horas xiv / placide reddidit / animam a quo acceperat Deo / corporis vero exuvias / hoc sarcopagoc) includendas / reliquit / XId) Aprilis die paulo post horam VII vespertinam / anno currente mdcxxxxiii

Übersetzung:

Dem besten und größten Gott geweiht. Der erlauchteste und hochwohlgeborene Herr Ludwig Graf zu Erbach und Herr zu Breuberg, Ritter des Heiligen Römischen Reiches, gab, nachdem er überaus lobenswert regiert und 62 Jahre, 7 Monate, 7 Tage und 14 Stunden gelebt hatte, sanft seine Seele Gott, von dem er sie empfangen hatte, zurück. Die in diesem Sarg einzuschließenden Eingeweide des Körpers ließ er zurück am 11. April, kurz nach der 7. Abendstunde im Jahr 1643.

Kommentar

Ludwig entstammte der zweiten Ehe Graf Georgs III. von Erbach mit Anna von Solms. Er heiratete 1606 Juliane von Waldeck (Nr. 271) und nach ihrem Tod in zweiter Ehe 1624 Johannette von Sayn-Wittgenstein.1) Mit sieben Jahren wurde Ludwig für vier Jahre nach Straßburg zur Ausbildung geschickt und unternahm anschließend mehrere Reisen. Später diente er als Rittmeister, stand dann beim pfälzischen Kurfürsten in Diensten und wurde 1608 vom Herzog von Württemberg angeblich zum Obervogt von Neustadt an der Linde2) bestellt. Dieses Amt bekleidete er 22 Jahre, doch kümmerte er sich gleichzeitig auch intensiv um den erbachischen Besitz, der während des Dreißigjährigen Krieges schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde. Weder durch Verhandlungen mit dem bayerischen Kurfürsten noch durch den von König Gustav Adolph erzwungenen Anschluß an die Schweden konnte Ludwig das Land vor Plünderungen durch die verschiedenen Truppen schützen.3) Den in der Inschrift genannten Rittertitel führte Ludwig, seit er von Kaiser Ferdinand II. den zu dieser Zeit nur noch selten vorgenommenen Ritterschlag erhalten hatte.4) Während das Schicksal von Ludwigs Sarg ungewiss ist, befindet sich seine Grabplatte noch in der Kirche (folgende Nr.).

Textkritischer Apparat

  1. Luck gibt die Buchstaben in Kapitalis mit Kürzungszeichen wieder, was der originalen Ausführung entsprochen haben dürfte.
  2. Die Inschrift der Grabplatte gibt 63 Jahre, 7 Monate und 9 Tage an, vgl. die folgende Nr.
  3. Sic!
  4. Die Inschrift der Grabplatte nennt den 12. April, vgl. die folgende Nr.

Anmerkungen

  1. Europ. Stammtafeln NF V, Taf. 3.
  2. Ein Oberamt Neustadt läßt sich in Württemberg nicht nachweisen.
  3. Simon, Geschichte 406 – 408; zum Anschluß an die Schweden vgl. Schneider, Historie Urk. Nr. CCXII. 2, 452.
  4. Simon, Geschichte 407.

Nachweise

  1. Luck, Historische Genealogie 40.

Zitierhinweis:
DI 63, Odenwaldkreis, Nr. 298(†) (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di063mz09k0029800.