Inschriftenkatalog: Odenwaldkreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 63: Odenwaldkreis (2005)

Nr. 297† Michelstadt, Evangelische Stadtkirche 1639

Beschreibung

Epitaph des Johannes Onuphrius Hinderhofen. Das Denkmal befand sich in der Kirche. Über seinen genauen Aufstellungsort und sein Aussehen macht Schneider keine Angaben.

Nach Schneider.

  1. A

    D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO) S(ACRUM)a) / Viri nobilissimi et clarissimi Domini Iohannis Onuphrii Hinderhofen iuris utriusque doctoris consiliarii et praefecti Erbacensis moestissima coniux heu vidua Susanna Loefelholziana Norica viro omnibus exemplis de se bene merito libens meritoque faciendum curavit. Natus anno mdxciv denatus anno mdcxxxix

  2. B

    Vigilate nam mors certa hora incerta est1)

Übersetzung:

(A) Dem besten und größten Gott geweiht. Des sehr edelen und hochberühmten Mannes, Herrn Johannes Onuphrius Hinderhofen, Doktors beider Rechte, erbachischen Rats und Amtmanns sehr betrübte Frau und nun leider Witwe, Susanna Löffelholz aus Nürnberg, hat (dies) ihrem in allen Dingen um sie wohlverdienten Mann gern und verdientermaßen machen lassen. Er wurde im Jahr 1594 geboren und starb im Jahr 1639. (B) Seid wachsam, denn der Tod ist gewiß, doch seine Stunde ist ungewiß.

Kommentar

Der erbachische Rat und Amtmann Johannes Onuphrius Hinderhofen begleitete am 31. Juli 1639 Graf Georg Albrecht von Erbach (Nr. 300) bei einem Besuch auf der Burg Breuberg. Diese war im gemeinsamen Besitz der Grafen von Erbach und der Grafen von Löwenstein, doch hatte der auf der katholischen Seite stehende Graf Johann Dietrich von Löwenstein für seinen Sohn Ferdinand Karl ein kaiserliches Mandat erwirkt, das ihn zum Oberkommandanten der Burg ernannte. Ferdinand Karl gelang es, sich gegen den Protest der Grafen von Erbach der ganzen Burg zu bemächtigen. Bei dem in dieser Situation erfolgten Besuch Georg Albrechts löste sich aus der Waffe eines löwensteinschen Soldaten ein Schuß, der als Querschläger Hinderhofen tödlich traf.2) Auf diesen unvorhergesehen Tod spielt die Inschrift (B) unter Verwendung eines weitverbreiteten Sprichwortes an.

Hinderhofens Frau Susanna entstammte dem Nürnberger Patriziergeschlecht der Löffelholz von Colberg. Sie wurde am 6. Januar 1595 als Tochter des Burkhard Löffelholz von Colberg und der Susanna Gößwein geboren und heiratete Hinderhofen am 25. April 1627. Sie starb am 5. September 1666.3)

Textkritischer Apparat

  1. Schneider gibt die vier Anfangsbuchstaben in Kapitalis mit Kürzungszeichen wieder und setzt sie vom übrigen Text ab, was der originalen Ausführung entsprochen haben dürfte.

Anmerkungen

  1. Vgl. zu dem Sprichwort Walther, Lateinische Sprichwörter II,2 927, Nr. 15117.
  2. Schneider 212; Simon, Geschichte 200 – 202.
  3. Biedermann, Geschlechtsreg. des Patriciats zu Nürnberg, Taf. CCCXXVIII.

Nachweise

  1. Schneider, Historie 355.

Zitierhinweis:
DI 63, Odenwaldkreis, Nr. 297† (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di063mz09k0029700.