Inschriftenkatalog: Odenwaldkreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 63: Odenwaldkreis (2005)

Nr. 273† Neustadt (Breuberg), Wolfenmühle 1624

Beschreibung

Name als Bauinschrift und Jahreszahl auf einer Wappentafel. Die nur in einer Kopie von 1923 erhaltene Tafel ist auf der Westseite über dem heute vermauerten Portal angebracht. Auf der hochrechteckigen Tafel befindet sich ein Vollwappen und darunter ein Schriftband mit der dreizeiligen Inschrift.

Nach Kopie.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Dr. Sebastian Scholz) [1/2]

  1. IOHAN CASIMIR GRAVE ZV / ERPACH VND HERR ZV BREV/BERG AN(N)O 1624

Wappen:
Erbach.

Kommentar

Am Schloß Schönberg (Bensheim, Lkr. Bergstraße) befindet sich eine Wappentafel, die zwar eine andere Gestaltung aufweist als die hier behandelte Wappentafel, aber denselben Text besitzt.1) Da Johann Casimir nie Herr des Schlosses Schönberg war,2) kann sich die Tafel kaum ursprünglich an dem Schloß befunden haben.3) Möglicherweise stammt die Schönberger Tafel von der Wolfenmühle. In diesem Falle wäre die Wappentafel an der Wolfenmühle nicht vom Original abgegossen, sondern ihm nur in freier Art nachempfunden worden.

Die nach dem zwischenzeitlichen Besitzer Wolf benannte Wolfenmühle wurde gegen Ende des 16. Jahrhunderts als gräflich erbachische Mühle gegründet.4) Der heutige Bau wurde unter Johann Casimir von Erbach 1624 ausgeführt.5) In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Mühlwerk der alten Schneid- und Mahlmühle auf Schwerspat umgestellt. Der Schwerspatmahlbetrieb endete 1910. Danach erfüllte das Mühlgebäude verschiedene Funktionen und dient heute als Wohnhaus.6)

Anmerkungen

  1. DI 38 (Lkr. Bergstraße) Nr. 238.
  2. Gemäß der Übereinkunft von 1606 erhielt Johann Casimir die Burgen Breuberg und Wildenstein und Georg Albrecht Schönberg und die Häuser des Amtes Tannenberg, vgl. Simon, Geschichte 404 f.; bei der Teilung von 1623 wurden Johann Casimir zusätzlich noch das Amt Fürstenau und das Kirchspiel Brensbach zugesprochen, vgl. Simon Geschichte 421.
  3. Zu danken habe ich Thomas Steinmetz, Biederitz, der mich auf diese Zusammenhänge aufmerksam machte.
  4. Giess, Schloss Breuberg 44; Reitz, Breuberger Mühlen 181 f.; Teubner/Bonin Kulturdenkmäler 218.
  5. Vgl. zu ihm Europ. Stammtafeln NF V, Taf. 3 und Nr. 279.
  6. Reitz, Breuberger Mühlen 182 und 187.

Zitierhinweis:
DI 63, Odenwaldkreis, Nr. 273† (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di063mz09k0027308.