Inschriftenkatalog: Odenwaldkreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 63: Odenwaldkreis (2005)

Nr. 261 Michelstadt, Evangelische Stadtkirche 1618

Beschreibung

Grabplatte des Grafen Friedrich Magnus von Erbach. Die Platte aus rotem Sandstein lag ursprünglich im Chor vor dem Epitaph des Verstorbenen1) und steht heute im nördlichen Seitenschiff. Im oberen Teil des eingetieften Feldes sind drei Vollwappen in der Stellung 1:2 angebracht, und in den Ecken sind vier Wappenschilde vorhanden. Unter den Vollwappen befindet sich die 13zeilige Grabinschrift. Die Platte ist im unteren Drittel in drei Teile zerbrochen, wodurch Textverlust eingetreten ist.

Maße: H. 181, B. 92, Bu. 4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/1]

  1. DER HOCHWOLGEBORNE HERR / FRIDERICVS MAGNVS GRAVE ZV / ERPACH VND HERR ZV BREVBERG / VERSCHIED IN GOTT SELIGLICHEN / [.......]CXVIIIa) DEN XXVI AVGVSTI / SEINES A[LTERS XL]IIIb) IAHR IV MONAT VND / VIII TAG HAT NACH [SICH GE]/LASSENb) EIN FREVLE[I]N WELCHES ER MITc) / SEINER ANDERN GEM[A]HELIN DER HOCH/WOLGEBORNEN FRA[V]N IOHANNA GEBOR/NER GRA[VI]N ZV / OETINGEN / GEZEVGET

Wappen:
ErbachHessenOettingen
ErbachSolms2)
Wied3)Wild- und Rheingrafen zu Dhaun4).

Kommentar

Die unregelmäßig ausgeführte Kapitalis zeigt leicht trapezförmiges und etwas nach rechts aus der Achse verschobenes A, B mit großem unterem Bogen, N mit dünnem Schrägschaft und R mit geschwungener, teilweise weit ausgestellter Cauda. Bei M, N, V und W sind die Berührungspunkte der Schäfte nicht spitz, sondern abgeflacht. Linksschrägenverstärkungen fehlen, während Bogenverstärkungen ansatzweise vorhanden sind. Derselbe Schriftduktus ist auf der Platte der 1619 verstorbenen Gräfin Johanna von Erbach und der 1622 verstorbenen Juliane von Erbach zu sehen.5)

Friedrich Magnus entstammte der zweiten Ehe Graf Georgs III. von Erbach mit Anna von Solms.6) Er heiratete in erster Ehe 1595 Christina von Hessen-Darmstadt, die jedoch schon 1596 starb.7) Seine zweite Frau war Gräfin Johanna von Oettingen, mit der er fünf Kinder hatte, von denen aber nur eine Tochter die Eltern überlebte.8) Nach dem Tode Georgs III. einigte sich Friedrich Magnus mit seinen Brüdern Ludwig (Nr. 298) und Johann Casimir (Nr. 279) darauf, die Herrschaft nicht zu teilen, sondern jedem nur bestimmte Schlösser als Wohnsitze und bestimmte Einkünfte zuzuweisen. Diese Regelung galt auch für den noch unmündigen Georg Albrecht. Die Gesamtregierung übernahm Friedrich Magnus in Absprache mit seinen Brüdern.9)

Textkritischer Apparat

  1. 1618 Schneider; im Jahre 1618 Buxbaum; vermutlich lautete der verlorene Text ANNO MD, da sich die Wendung IM IAHR auf den Platten der Grafen von Erbach vor 1627 nicht nachweisen läßt.
  2. Ergänzt nach Schneider.
  3. WELCHES ER MIT fehlt bei Schneider.

Anmerkungen

  1. Schneider 199 f.; zum Epitaph Friedrich Magnus‘ vgl. Nr. 267.
  2. Quadriert: 1/4. Solms, 2/3. Münzenberg.
  3. Die Anordnung des quadrierten Wappen Wied (1/4. Wied, 2. Runkel, 3. Isenburg) und des Wappen Wild- und Rheingrafen zu Dhaun ist auf der Platte vertauscht. Das Wappen der Wild- und Rheingrafen muß rechts, das Wappen Wied links stehen.
  4. Schneider 442 gibt statt Wild- und Rheingrafen irrtümlich Mecklenburg an.
  5. Vgl. die folgende Nr. und Nr. 271.
  6. Vgl. Europ. Stammtafeln NF V, Taf. 3 auch zum Folgenden.
  7. Vgl. zu ihr Nr. 224; Europ. Stammtafeln NF I. 2, Taf. 248.
  8. Zu ihr vgl. Nr. 262; zu den Söhnen Georg Gottfried und Friedrich Otto vgl. Nrr. 231, 233.
  9. Simon, Geschichte 404 f.

Nachweise

  1. Schneider, Historie Urk. Nr. CXCVII. 3, 442.
  2. Buxbaum, Stadtkirche 35, Nr. 20.
  3. Nikitsch, Michelstadt 132, Abb. Taf. 5.

Zitierhinweis:
DI 63, Odenwaldkreis, Nr. 261 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di063mz09k0026102.