Inschriftenkatalog: Odenwaldkreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 63: Odenwaldkreis (2005)
Nr. 234 Fränkisch-Crumbach, Evangelische Kirche 1601
Beschreibung
Grabplatte der Amalia Kottwitz von Aulenbach. Die aus gelbgrauem Sandstein gefertigte Platte steht heute an der Mauer gegenüber dem Eingang zum Turmerdgeschoß. Die Grabinschrift (A) läuft auf dem Rand zwischen Linien um und wird dann in kleineren Buchstaben im unteren Teil des Feldes fortgesetzt. Das erste Wort der Fortsetzung befindet sich auf dem unteren Teil des Beschlagwerks, das die im oberen Teil des Feldes angebrachte Schrifttafel mit dem Bibelzitat (B) rahmt. Als Worttrenner dienen Quadrangel. In den Ecken der Tafel sind vier Wappen vorhanden, von denen die beiden oberen stark abgewittert sind. Auch die obere Leiste sowie die Tafel mit der Inschrift (B) weisen Verwitterungsschäden auf, die zu erheblichem Textverlust geführt haben.
Maße: H. 183, B. 90, Bu. 4–8 (A), 2,5 (B) cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
- A
ANNO · 1601 / [– – – NO]VEMBRIS · ALTES · CALENDES / ZWISCHEN 6 · VND 7 / VOR · MITAG · ZV · CROMPACH · IST · [.........] // DIE // ANDE=//CHTIGE / VND · ETLE FRAV · AM=/MALIA · VON · AVLENBACH · GE=/WESENE · APTISSIN · DES GOTS/HAVS · HIMMELPFORTEN / BEI · WIRCZBVRG · DERO · SELEN / DER · ALMECHTIGE GOT · BARM=/HERCZIGa) · SEIE · VND · IR · EIN · / FROLICHE · AVFFERSTEVNG · GNE=/TIGb) · VERLEIEN · WOL · AMEN
- B
H[– – –] / I[– – –] / E[– – –]D / [– – –] / [– – –] /[– – –]D / V[– – –]T / MEI[NER HAVT VMB]GE=/BENc) [WERDEN]c) VND WE/RDE IN MEINEM FLEISCH / GOT SEHEN · DENSELBEN / WERDEN MIR · SEHEN / VND MEINE AVGEN WERD/EN IN · SCHAVEN1) ·
Kottwitz von Aulenbach | unkenntlich |
unbekannt2) | unbekannt3). |
Textkritischer Apparat
- Das M ist klein und hochgestellt, die Trennzeichen befinden sich auf dem Rand.
- Die Trennzeichen befinden sich auf dem Profil.
- Ergänzt nach der Lutherbibel.
Anmerkungen
- Ijob 19, 25 – 27.
- Fünfmal schräggeteilt.
- Ein Balken.
- Wieland, Kloster Himmelspforten 180.
- Amalia fehlt in der Stammtafel der Kottwitz von Aulenbach bei Biedermann, Geschlechtsreg. Rhön-Werra Taf. CCCCVI; doch aufgrund desselben Wappens der Großmutter mütterlicherseits bei Amalia und Magdalena (Nr. 272) dürfte es sich um Schwestern handeln.
- Vgl. Grotefend, Zeitrechnung I 132 f. (Neuer Stil).
Nachweise
- Stocker, Gemmingen II,3 115.
- Mittenhuber, Grabdenkmäler der Rodensteiner 6, Abb. 5.
Zitierhinweis:
DI 63, Odenwaldkreis, Nr. 234 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di063mz09k0023405.
Kommentar
Amalia Kottwitz von Aulenbach wurde am 14. Juni 1581 zur Äbtissin des Zisterzienserinnenklosters Himmelspforten in Würzburg gewählt. Sie geriet jedoch sehr schnell in Konflikt mit dem Würzburger Bischof Julius Echter von Mespelbrunn (1573 – 1617), der ihr bereits 1582 vorwarf, die klösterlichen Sitten verwildern zu lassen, und sie 1589 absetzte.4) Daraufhin zog sie sich nach Fränkisch-Crumbach zu ihrer Schwester Magdalena Kottwitz von Aulenbach,5) der Frau Georg Balthasars von Rodenstein (Nr. 272), zurück. Georg Balthasar war zum lutherischen Bekenntnis übergetreten, woraus sich der Hinweis auf die Verwendung des alten Kalenders in der Grabinschrift für die katholische Amalia erklärt. Denn während man in den katholischen Gebieten schon den Gregorianischen Kalender verwendete, richtete man sich in den protestantischen Gebieten im 17. Jahrhundert noch nach dem Julianischen Kalender.6)