Inschriftenkatalog: Odenwaldkreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 63: Odenwaldkreis (2005)

Nr. 232 Erbach, Schloß 2. H. 16. Jh.

Beschreibung

Spruchinschrift auf einem Sattel, der heute im Rittersaal des Schlosses aufbewahrt wird. Die in Metall ausgeführte Inschrift befindet sich in einem von zwei Greifen flankierten Medaillon vorne am Sattel. Der sich darüber erhebende Knauf wird von einer Maske geziert. Die Zeilen sind liniert. Die Linierung sowie die Buchstaben sind erhaben gearbeitet.

Maße: Bu. 1 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

ADWL Mainz, Inschriftenkommission [1/3]

  1. ICH GRE/IF ES AN MIT / GOTT VNT / DEM GLICK /DAS IST MEI/N MEISTER/STICK

Versmaß: Deutsche Reimverse.

Kommentar

Die Kapitalis zeigt spitzes A, M mit schräggestellten äußeren Schäften und mit bis auf die Grundlinie reichendem Mittelteil, retrogrades N in VNT sowie R mit kleinem Bogen und am Schaft ansetzender Cauda.

Der Sattel wird dem 1503 verstorbenen Erasmus Schenk von Erbach zugeschrieben, da mit ihm zusammen der Kopfschutz des Pferdes überliefert ist, der das Wappen Erbach-Bickenbach trägt. Die angeblich dazu gehörende Rüstung zeigt nur das übliche Erbacher Wappen. Erasmus war es 1488 gelungen, einen großen Teil der Herrschaft Bickenbach zu erwerben,1) und er führte danach ein quadriertes Wappen mit den Wappenbildern Erbach und Bickenbach.2) Bereits 1504 verloren die Erbacher Bickenbach jedoch im Bayerischen Erbfolgekrieg an den Landgrafen von Hessen und mußten es nun von Hessen zu Lehen nehmen.3) Das quadrierte Wappen konnte deshalb nicht weiter verwendet werden und verweist eindeutig auf Erasmus. Auf dem Sattel selbst findet sich allerdings kein Hinweis auf Erasmus als Auftraggeber. Zudem sind die verwendete Kapitalis sowie die für die Renaissance typischen flankierenden Greifen und die Maske zwischen 1488 und 1503 kaum denkbar, sondern weisen auf eine Entstehung in der Mitte des 16. Jahrhunderts oder etwas später hin. Bei der Inschrift handelt es sich wohl nicht um eine Devise des unbekannten Auftraggebers, sondern um einen Spruch zum Meisterstück des Sattlers.

Anmerkungen

  1. Simon, Geschichte 170 f.
  2. Vgl. etwa Nr. 68 und Nr. 73.
  3. Simon, Geschichte 172.

Nachweise

  1. Schaefer, Kdm. 67.

Zitierhinweis:
DI 63, Odenwaldkreis, Nr. 232 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di063mz09k0023207.