Inschriftenkatalog: Odenwaldkreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 63: Odenwaldkreis (2005)

Nr. 169 Sandbach (Breuberg), Evangelische Kirche 1569

Beschreibung

Epitaph des Pfarrers Johannes Scherpf. Die hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein hängt heute an der Ostwand des Chores. Auf ihr ist in Relief eine Ädikula dargestellt, in deren Nische sich das Brustbild des Verstorbenen befindet. Er trägt ein Predigerbirett und einen Talar. Im Giebel ist ein geflügelter Puttenkopf angebracht. Der Sockel ist als Inschriftentafel gestaltet, auf der sich die achtzeilige Grabinschrift (A) und das Grabgedicht (B) befinden. In (A) sind an drei Stellen beschädigte Buchstaben ausgebessert worden. Nach unten wird die Tafel von Masken abgeschlossen. Als Worttrenner wurden Dreiecke verwendet.

Maße: H. 186, B. 72, Bu. 2,2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Brunhild Rittereiser) [1/2]

  1. A

    IM IAER ALS MAN ZALT · 1569 · DEN · 8 · / IANVARII IST DER W[VRD]IGE VND GELERTEa) / HERR IOHANN(E)Sb) SCH[ERP]FIVS DER KIRCHE(N) / SANDPACH ALHI[ER PF]ARHERR IN DE(M) HERE(N) / CHRISTO ENTSCHLAFFEN WELCHER / SEINER SEEL GNEDIG VND BARMHER/TZIG SEIN WOLLE AMEN · IST GEWESEN / SEINES ALTERS XLVIIc) · IAR

  2. B

    · EPITAPHIVM · I(OHANNI) · S(CHERPFII) · /HIE LIG ICH VND MVSZ VERWESEN /DAN EIN SVNDER BIN ICH GEWESEN /DOCH HOFF ICH EIN EWIGES LEBEN /WELCHS MIR MEIN CHRISTVS WIRT GEBE(N)

Versmaß: Deutsche Reimverse (B).

Kommentar

Die Inschrift zeigt eine Kapitalis mit klassizierenden Elementen. A, M, N und V weisen Linksschrägenverstärkung auf, die Bögen der entsprechenden Buchstaben sind mit Bogenverstärkung gebildet, und das R trägt eine rechts am Bogen ansetzende stachelförmige Cauda. Im Gegensatz zu den klassischen Vorbildern reicht der Mittelteil des M allerdings nur etwas unter die Mittellinie. Der Schrägschaft des N ist mehrfach unter die Grundlinie ausgezogen. Damit erinnert der Duktus der Buchstaben an die Inschriften für den 1565 verstorbenen Güttersbacher Pfarrer Johannes Heun (Nr. 159) und die 1566 verstorbene Eva Bender (Nr. 162).

Johannes Scherpf stammte aus Arnshausen (bei Bad Kissingen) und erhielt 1542 in Würzburg zunächst die niederen Weihen, bevor er 1543 die Priesterweihe empfing. Seit 1542 hatte er die Stelle eines Frühmessners in Ebenhausen inne, doch wandte er sich der Lehre Luthers zu und geriet mit der geistlichen Aufsicht in Würzburg in Konflikt. Er fragte 1544 Johannes Hambach, der als lutherischer Diakon in Michelstadt tätig war, ob er ihm eine Stelle in der Umgebung von Michelstadt vermitteln könne. Hambach unterrichtete 1545 den Wertheimer Amtmann auf dem Breuberg von der Anfrage, und Scherpf erhielt bald darauf die Pfarrei Vielbrunn. Im Februar 1550 wurde er Pfarrer in dem zur Grafschaft Wertheim gehörenden Uettingen. Im Jahr 1557 trat er dann sein Amt als Pfarrer in Sandbach an, wo er bis zu seinem Tod 1569 blieb.1)

Textkritischer Apparat

  1. E klein über den Balken des L gestellt.
  2. Sic!
  3. XLVIII Luck.

Anmerkungen

  1. Vgl. zu Scherpf ausführlich Langguth 68 – 72.

Nachweise

  1. Luck, Reformationsgeschichte 177.
  2. Schaefer, Kdm. 234 mit Abb.
  3. Langguth, Bausteine zur Reformationsgeschichte 68 mit Abb.

Zitierhinweis:
DI 63, Odenwaldkreis, Nr. 169 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di063mz09k0016904.