Inschriftenkatalog: Odenwaldkreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 63: Odenwaldkreis (2005)

Nr. 167† Michelstadt, Evangelische Stadtkirche 1568

Beschreibung

Grabplatte für die Gräfin Anna von Erbach. Die Platte aus gelbgrauem Sandstein befindet sich heute im nördlichen Seitenschiff. Den oberen Teil der ungerahmten Platte nimmt ein Vollwappen ein, unter dem die achtzeilige Grabinschrift angebracht ist, die im 19. Jahrhundert erneuert wurde. In den Ecken der Platte ist jeweils ein völlig erneuerter Wappenschild vorhanden.

Nach Kopie.

Maße: H. 112, B. 53, Bu. 2,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/1]

  1. HIER LIEGT BEGRABEN / DIE WOLGEBORN FRAILIN / ANNA GREVIN ZV / ERPACH VND FRAILIN ZV / BREVBERG STARB DEN 13 / OCTOBER 1568 · / IRES ALTERS 13 WOCHE(N) / VND 3 TAG

Wappen:
Erbach
ErbachSayn-Wittgenstein1)
Wild- und Rheingrafen zu DhaunHohenlohe.

Kommentar

Am 20. April 1861 wurde durch die Gräflich-Erbach-Fürstenauische Rentkammer ein Vertrag mit dem Steinmetzmeister Wilhelm Scholl aus Michelstadt über die Restaurierung von 22 Grabdenkmälern aus rotem Sandstein geschlossen. Die Arbeiten sollten bis zum 1. Juni 1862 abgeschlossen sein. Scholl verpflichtete sich, die Platten aus dem Boden zu nehmen „und die ab- und ausgetretenen Wappen, Ornamente, Inschriften etc. kunstgerecht aufzuarbeiten, dabei die Verzierung sauber und dauerhaft einzusetzen“ und die Denkmäler an geeigneter Stelle in der Kirche aufzustellen.2) Genaue Angaben über die bearbeiteten Denkmäler und über den Umfang der Arbeiten enthalten die Akten jedoch nicht. Allerdings wurden jene Platten, die sich nicht mehr restaurieren ließen, wieder als Bodenbeläge verwendet.3)

Die Überarbeitungsspuren sind auf der Platte für Anna in der fünften und sechsten Zeile noch sichtbar, da hier unter der neuen Inschrift Buchstaben der ursprünglichen Inschrift zu erkennen sind.4) Da bei der Erneuerung nicht nur der Text kopiert, sondern auch die ursprüngliche Schrift nachgeahmt wurde, läßt sich die Überarbeitung nur schwer identifizieren. Auffällig sind jedoch der extreme Strichstärkenwechsel bei den Buchstaben sowie die modernen Ziffernformen, die das 19. Jahrhundert verraten.

Anna war das einzige Kind aus der ersten Ehe des Grafen Georg III. von Erbach mit der Gräfin Anna Amalia von Sayn, die bereits 1571 starb.5)

Anmerkungen

  1. Quadriert mit Herzschild, darin ein hersehender Löwe; 1/4. 2 Pfähle, 2. eine zweitürmige Burg, 3. ein Schrägbalken belegt mit drei Eberköpfen.
  2. Gräflich-Erbach-Fürstenauisches Archiv, Akten der Gräflich-Erbach-Fürstenauischen Rentkammer, Titel 1, Vol. 26, Fasc. 11.
  3. Gräflich-Erbach-Fürstenauisches Archiv, Akten der Gräflich-Erbach-Fürstenauischen Rentkammer, Titel 1, Vol. 26, Fasc. 11, Nr. 538.
  4. Am Ende der fünften Zeile steht ein O; auch vor und unter OCTOBER sind Spuren der ursprünglichen Inschrift zu erkennen, dahinter ist noch WO zu lesen, was wohl zu WOCHEN zu ergänzen ist.
  5. Morneweg, Stammtafeln, Taf. 3 Nr. 132; die Europ. Stammtafeln NF V, Taf. 3 führen Anna nicht auf; zu den Eltern vgl. Nr. 250 und Nr. 172.

Nachweise

  1. Schneider, Historie Urk. Nr. CXCV. 2, 441.
  2. Luck, Historische Genealogie 36, Nr. 143 (b).
  3. Buxbaum, Stadtkirche 36.
  4. Nikitsch, Michelstadt 134, Abb. Taf. 7.

Zitierhinweis:
DI 63, Odenwaldkreis, Nr. 167† (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di063mz09k0016709.