Inschriftenkatalog: Odenwaldkreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 63: Odenwaldkreis (2005)

Nr. 162 Michelstadt, Friedhofskapelle 1566

Beschreibung

Epitaph der Eva Bender. Die Tafel aus grauem Sandstein befindet sich außen in der Südwand in einem Zahnschnittrahmen. Die zeilenweise angebrachten Inschriften nehmen das ganze Feld ein. Das Bibelzitat (B) folgt unmittelbar unter der Grabinschrift (A). Die Inschrift zeigt deutliche Abwitterungsspuren.

Maße: H. 50, B. 61, Bu. 2,4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Dr. Sebastian Scholz) [1/1]

  1. A

    AN(N)Oa) D(OMI)NI 1566 DEN 14 DECE(M)BER / IST IN GOT VERSCHIEDEN DEb) / ERBAR FRAV EVA · NICKEL BENDERS / VON ERPACH NACHGELASENE HAVS/FRAVWE DER SEELE(N) GOT GNAD

  2. B

    ICH WEISZ DAS MEIN ERLOSER LEBET / VND ER WIRT MICH HERNACH AVSZ / DER ERDEN AVFFWECKE(N) VN(D) WERDE / DARNACH MIT DIESER MEINER HAVT VMB/GEBE(N) WERDE(N) VN(D) IN MEINE(M) FLEISCHc) GOT SEHENd) 1)

Kommentar

Die Inschrift zeigt eine klassizierende Kapitalis. A, M, N und V weisen Linksschrägenverstärkung auf, B, D, G, P und R sind mit Bogenverstärkung gebildet, das O besitzt linksschräge Schattenachsen, und das R trägt eine rechts am Bogen ansetzende stachelförmige Cauda. Im Gegensatz zu den klassischen Vorbildern reicht der Mittelteil des M in MEIN und in MICH allerdings nur etwas unter die Mittellinie. Soweit es der Zustand der Inschrift erkennen läßt, sind die Sporen an den Schaft- und Balkenenden deutlich ausgeprägt. Insgesamt erinnert der Duktus der Buchstaben stark an jenen in der Grabinschrift für den 1565 verstorbenen Güttersbacher Pfarrer Johannes Heun (Nr. 159). Vor allem die gleichartige Bildung von R und O fällt ins Auge. Das in der Inschrift für Johannes Heun verwendete auffällige N mit dem unter die Grundlinie ausgezogenen Schrägschaft fehlt hier allerdings.

Eva Bender wird bereits in der Erbacher Schatzung von 1557 als Witwe des Nickel Bender mit einem Vermögen von 102 Gulden aufgeführt.2)

Textkritischer Apparat

  1. O klein und hochgestellt.
  2. Sic!
  3. E über den Balken des L gestellt; Hand umgeben werden wie meine fleischliche Buxbaum, bei dem der Schluß der Inschrift fehlt.
  4. Das letzte Wort ist aus Platzmangel klein in den Zeilenzwischenraum gesetzt worden.

Anmerkungen

  1. Ijob 19,25 f.
  2. Höreth, Einwohnerlisten 19.

Nachweise

  1. Buxbaum, Stadtkirche 82 mit Abb.

Zitierhinweis:
DI 63, Odenwaldkreis, Nr. 162 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di063mz09k0016204.