Inschriftenkatalog: Odenwaldkreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 63: Odenwaldkreis (2005)

Nr. 159 Güttersbach, Evangelische Kirche 1565

Beschreibung

Epitaph des Pfarrers Johannes Heun. Die Tafel aus gelbgrauem Sandstein befindet sich an der Nordwand des Chores. Oben im Feld ist die Grabinschrift (A) angebracht, darunter befindet sich das Bibelzitat (B). Als Worttrenner dienen Dreiecke.

Maße: H. 59, B. 77, Bu. 3,1 (A), 3,5 (B) cm.

Schriftart(en): Kapitalis (A, B), gotische Minuskel mit Frakturversalien (B).

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Brunhild Rittereiser) [1/1]

  1. A

    AN(N)Oa) D(OMI)NI 1565 DEN · 13 TAG IANVARII / IST IN GOT ENTSCHLAFFEN DER / WIRDIG HER IOHAN · HEVN PFAR=/HEER ALHIE SEINS · ALTERS · 63 · IAR / 14 · WOCHEN · VND · 3 · TAG DERE(N) SELE(N) / GOT GNAD VND VNS ALLE(N)b) AMEN

  2. B

    Ich weis das Mein Erloser lebet / vnd er wird mich hernach ausz der erde(n) / auffwecken vnd werde darnach mit diser / meiner haut vmbgeben werden IOB 191)

Kommentar

Inschrift (A) zeigt eine an klassischen Vorbildern orientierte Kapitalis. A, M, N und V weisen Linksschrägenverstärkung auf, D, G, P und R sind mit Bogenverstärkung gebildet, und das O besitzt linksschräge Schattenachsen. Der Mittelteil des M reicht fast bis zur Grundlinie, der Schrägschaft des N ist in drei Fällen unter die Grundlinie ausgezogen, und das R trägt eine rechts am Bogen ansetzende stachelförmige Cauda. Die Sporen an den Schaft- und Balkenenden sind deutlich ausgeprägt. Einen auffälligen Kontrast zur klassizierenden Kapitalis der Grabinschrift bildet die späte gotische Minuskel des Bibelzitats. Neben den verwendeten Frakturversalien weisen die ohne Brechung gebildeten Bögen von b und h, die nicht mehr abgeknickten, sondern gerundeten oberen Bogenabschnitte bei b, f, k, l und langem s, die gebogenen Schrägschäfte bei v und w sowie die Zierschleifen am Bogenende des h auf Fraktureinflüsse hin. Beachtung verdient das Schluß-s, das aus einem dünnstrichigen versalen S konstruiert ist, in dessen Mitte sich ein Minuskel-o befindet.

Johannes Heun stammte aus Michelstadt, wo er seit 1532 als Schulmeister tätig war. Von 1546 bis 1557 wirkte er als Pfarrer in Ober-Mossau, bevor er 1557 die Pfarrei in Güttersbach übernahm, die er bis zu seinem Tode innehatte.2)

Textkritischer Apparat

  1. O klein und hochgestellt.
  2. Zweites L klein über den Balken des ersten L gestellt.

Anmerkungen

  1. Ijob 19,25 f.
  2. Hassia sacra IV 101.

Nachweise

  1. Luck, Reformationsgeschichte 137.
  2. Sattler, Steinerne Urkunden 22.

Zitierhinweis:
DI 63, Odenwaldkreis, Nr. 159 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di063mz09k0015906.