Inschriftenkatalog: Odenwaldkreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 63: Odenwaldkreis (2005)

Nr. 156 Michelstadt, Evangelische Stadtkirche 1564

Beschreibung

Grabplatte für Margarete Schenkin von Limpurg, geborene Gräfin von Erbach. Die Platte aus rotem Sandstein lag früher im Boden der Eberhardskapelle1) und ist heute innen an der Nordwand des Chores angebracht. In der oberen Hälfte des Feldes befindet sich unter einer von Balustern gestützten Arkade ein Vollwappen, im unteren Teil eine gerahmte Schrifttafel mit der siebenzeiligen Inschrift zwischen einfachen Linien. Als Worttrenner dienen Quadrangel, von denen einige mit paragraphzeichenförmig ausgezogenen Zierstrichen versehen sind.

Maße: H. 204, B. 104, Bu. 6,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/1]

  1. hie · liegt · begraben · die · wolgeborn / · fraw · margreta · fraw · zu · limpu/rg · geborne · greuin · zu · Erpach · / Des · wolgebornen · hern · friderich / · hern · zu · limpurg · Echegema/chela) · Starb · Denn · xxii · / · tag · Iunÿ · Anno · 1564 ·

Wappen:
Erbach.2)

Kommentar

Die späte Minuskel zeigt ein a, dessen oberer Bogen nicht mehr gebrochen ist. Das g ist flachgedeckt, und b, h, l und p weisen Schaftspaltung auf. Über dem u ist jeweils ein diakritisches Zeichen in Form eines kleinen o oder einer gewellten Linie vorhanden. Bei den Versalien entstammen das spitze, mit breitem Deckbalken und gebrochenem Mittelbalken gebildete A in Anno sowie das offene unziale D der frühhumanistischen Kapitalis. Das E mit gebogenem Schaft und gerundeten Balken steht den Frakturversalien nahe, und das I ist aus Grundformen der gotischen Majuskel abgeleitet. Eine fast identische Minuskel mit vergleichbaren Versalformen findet sich auf der auch sonst sehr ähnlich gestalteten Grabplatte für Margaretes Vater Eberhard XII. (Nr. 157).

Margarete war die älteste Tochter aus der Ehe Eberhards XII. von Erbach mit Margareta Wild- und Rheingräfin zu Dhaun. Sie heiratete 1558 Friedrich VII. Schenk von Limpurg.3) Als sie 1564 hochschwanger ihren schwer erkrankten Vater in Erbach besuchte, starb sie dort nach der Geburt eines Sohnes.4) Drei Jahre nach ihrem Tod stellte Johann von Trarbach auch ein Epitaph (Nr. 165) für Margarete fertig.

Textkritischer Apparat

  1. Sic!

Anmerkungen

  1. Morneweg, Haus Erbach Nr. 141.
  2. Die Platte ist das erste Grabdenkmal mit dem vermehrten Erbacher Wappen, das die Grafen seit 1563 führten, vgl. die vorangehende Nr.
  3. Europ. Stammtafeln NF V, Taf. 3; zu den Eltern vgl. auch Nrr. 157, 185.
  4. Vgl. ihr Epitaph Nr. 165.

Nachweise

  1. Schneider, Historie 192, Nr. 104.
  2. Buxbaum, Stadtkirche 40, Nr. 37.
  3. Nikitsch, Michelstadt 140, Abb. Taf. 13.

Zitierhinweis:
DI 63, Odenwaldkreis, Nr. 156 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di063mz09k0015602.