Inschriftenkatalog: Odenwaldkreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 63: Odenwaldkreis (2005)

Nr. 146 Michelstadt, Evangelische Stadtkirche 1553

Beschreibung

Grabplatte der Gräfin Maria von Erbach, geborene Gräfin von Wertheim. Die Platte aus rotem Sandstein lag ursprünglich wie die von Marias Mann Eberhard im Boden der Eberhardskapelle vor dem gemeinsamen Epitaph1) und befindet sich heute innen hoch an der Nordwand des Chores. Im eingetieften Feld der Platte sind oben eine Schrifttafel mit der siebenzeiligen Grabinschrift und darunter ein Vollwappen angebracht. Als Worttrenner dienen Quadrangel.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/1]

  1. DIE · WOLLGEBORN / FRAW · MARIA · GREVIN / ZV · ERPACH · GEBORNE · / GREVIN · ZV · WERTHEIM · / STARB · VF · SANCT · MICH/ELS · ABENT · DEN · 28 · SEP=/TEMBRIS · IM · 1553 · IAR · / IRES · ALTERS · IM · 68 IAR · / 7 · MONAT VND · 5 · TAG ·

Wappen:
Wertheim.

Kommentar

Die schlanke Kapitalis zeigt M mit schräggestellten äußeren Schäften und sehr kurzem Mittelteil, N mit dünnem Schrägschaft und R mit geschwungener und stark einwärts gekrümmter Cauda.

Maria war eine Tochter Graf Michaels II. von Wertheim und der Barbara von Eberstein.2) Sie heiratete 1503 Eberhard XI. Schenk von Erbach (Nr. 131), verzichtete jedoch entgegen dem Familienbrauch nicht auf ihr Erbteil. Als sie nach Michaels Tod 1531 auf ihr Erbe Anspruch erhob, kam es zu einem Prozeß, der 1549 vor dem Reichskammergericht mit der Anerkennung ihrer Ansprüche endete. Allerdings verglichen sich die Grafen von Erbach 1551 mit den Grafen von Wertheim. Erbach sollte auf den ihm zustehenden Anteil an der Herrschaft Breuberg verzichten, falls Michael III. von Wertheim männliche Erben haben sollte. Da Michael 1556 ohne männliche Nachkommen starb, erhielt Erbach die Hälfte der Herrschaft Breuberg und konnte damit nach einer Zeit territorialer Verluste zum erstenmal sein Herrschaftsgebiet wieder erweitern.3)

Anmerkungen

  1. Morneweg, Haus Erbach Nr. 141; vgl. dazu Nr. 136.
  2. Europ. Stammtafeln NF XVI, Taf. 153.
  3. Simon, Geschichte 195 f.; Kleberger, Territorialgeschichte 76 f. und 92 f.

Nachweise

  1. Schneider, Historie 156 f.
  2. Buxbaum, Stadtkirche 39, Nr. 33.
  3. Steiger, Schenken 96 f., Nr. 52.

Zitierhinweis:
DI 63, Odenwaldkreis, Nr. 146 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di063mz09k0014604.