Inschriftenkatalog: Odenwaldkreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 63: Odenwaldkreis (2005)

Nr. 145 Güttersbach (Mossautal), Pfarrhaus 1. H. 16. Jh.

Beschreibung

Namensinschriften auf einem vergoldeten Silberkelch. Der Sechspaßfuß trägt einen schlanken Schaft mit breitem Knauf, der durch sechs rautenförmige Rotuli gegliedert ist. Die Cuppa steigt geradwandig an. Inschrift (A) befindet sich auf dem Schaft oberhalb des Knaufs, Inschrift (B) auf dem Schaft unterhalb des Knaufs.

Maße: H. 19, Dm. 13,5, Bu. 1 cm.

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Brunhild Rittereiser) [1/5]

  1. A

    IHESVS

  2. B

    MARIA

Kommentar

Die frühhumanistische Kapitalis zeigt ein spitzes A, das einmal mit breitem Deckbalken und gebrochenem Mittelbalken und im zweiten Fall mit rechts überstehendem Deckbalken und geradem Mittelbalken gebildet ist. Das E ist zweibogig, das H besitzt einen nach unten ausgebuchteten Balken, das I trägt in der Mitte einen Nodus, und das M weist schräggestellte äußere Schäfte und einen kurzen Mittelteil auf. Die Schaft- und Bogenenden sind gespalten. Es handelt sich damit um eine typische frühhumanistische Kapitalis ohne Einflüsse der gotischen Majuskel wie Schaftverbreiterungen und Bogenschwellungen, die sich gelegentlich bei dieser Schrift feststellen lassen. Die frühhumanistische Kapitalis fand nach 1480 über Süddeutschland hinaus auch im übrigen Deutschland Verbreitung, doch blieb ihre Verwendung im wesentlichen auf die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts beschränkt.1) Dies gilt auch für die an das Bearbeitungsgebiet angrenzenden Regionen,2) so daß die Fertigung des Kelchs in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts anzusetzen ist.3)

Anmerkungen

  1. Koch, Frühhumanistische Kapitalis 343 f.; Neumüllers-Klauser, Epigraphische Schriften 316 f.
  2. DI 38 (Lkr. Bergstraße) XLII f.; DI 49 (Darmstadt, Lkr. Darmstadt-Dieburg und Groß-Gerau) XXXVII.
  3. Nach Schaefer stammt der Kelch aus „spätest-gothischer Zeit“, doch nähere sich die Cuppa in ihrer Form der beginnenden Renaissance an.

Nachweise

  1. Schaefer, Kdm. 125.

Zitierhinweis:
DI 63, Odenwaldkreis, Nr. 145 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di063mz09k0014505.