Inschriftenkatalog: Odenwaldkreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 63: Odenwaldkreis (2005)

Nr. 131 Michelstadt, Evangelische Stadtkirche 1539

Beschreibung

Grabplatte Graf Eberhards XI. von Erbach. Die Platte aus rotem Sandstein lag ursprünglich im Boden der Eberhardskapelle vor dem dazugehörigen Epitaph (Nr. 136) und ist heute innen hoch an der Nordwand des Chores angebracht.1) Im eingetieften Feld sind oben eine Schrifttafel mit der sechszeiligen Grabinschrift und darunter ein Vollwappen unter einer von Balustersäulen getragenen Korbbogenarkade angebracht. Als Worttrenner dienen Dreiecke.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/2]

  1. HIE · LIGT · BEGRABN · DER / WOLGEBORN · HER · EBER/HART · GRAVFa) · ZV · ERPACH / DER · STARB · IM · IOR · 1539 / VF · FREITAG · NOCH · MAR/TINI · DEN · 14 · NOVEMBRIS ·

Wappen:
Erbach.

Kommentar

Die Bögen von C sind flach und unproportioniert. Dasselbe läßt sich mehrfach bei G beobachten. Außer beim letzten I von MARTINI ist das I stets als I-longa ausgeführt und es trägt immer einen i-Punkt. Der Balken des H ist mit einer Ausbuchtung nach unten gebildet.

Eberhard war ein Sohn Schenk Georgs und der Cordula von Fraunberg zum Haag.2) Er heiratete 1503 mit päpstlichem Dispens wegen zu naher Verwandtschaft die Gräfin Maria von Wertheim und erwarb dadurch die Anwartschaft auf die halbe Herrschaft Breuberg im Falle des Aussterbens des Hauses Wertheim.3) Im pfälzischen Erbfolgekrieg wurde Eberhard als einer der bedeutenden pfalzgräflichen Vasallen von Landgraf Wilhelm von Hessen angegriffen, obwohl er versucht hatte, Neutralität zu bewahren. Die Eroberung fast des gesamten Erbacher Besitzes durch den hessischen Landgrafen veranlaßte Eberhard dazu, die ohnehin engen Verbindungen zum Pfalzgrafen noch zu vertiefen. Er trat 1519 selbst in kurpfälzische Dienste und war 1523 Befehlshaber kurpfälzischer Truppen im Krieg gegen Franz von Sickingen sowie 1525 im Bauernkrieg.4)

Als die Erbacher Linie der Schenken von Erbach 1503 erlosch, konnte Eberhard sich deren Erbe sichern. Nach dem Erlöschen der Michelstädter Linie fielen ihm 1531 auch deren Besitzungen zu.5) Die Vereinigung der Besitzungen der drei Linien in einer Hand führte dazu, daß Kaiser Karl V. 1532 in Regensburg auf Bitten Eberhards die Schenken von Erbach in den erblichen Reichsgrafenstand erhob.6) Diese Erhebung stellte den Abschluß einer längeren Entwicklung dar, in deren Verlauf den ursprünglich aus der Ministerialität stammenden Schenken ein stetiger sozialer Aufstieg gelang. Dieser spiegelt sich sowohl in den Eheverbindungen wider, mit denen die Schenken schon im späten 13. Jahrhundert Anschluß an den nichtfürstlichen Hochadel fanden,7) als auch in den Bezeichnungen in den Urkunden, in denen die Schenken bereits im 14. Jahrhundert als Edelfreie qualifiziert wurden.8)

Textkritischer Apparat

  1. Sic!

Anmerkungen

  1. Morneweg, Haus Erbach Nr. 141.
  2. Möller, Stammtafeln NF I, Taf. XV; Europ. Stammtafeln NF V, Taf. 3; zu den Eltern vgl. auch Nrr. 53, 84.
  3. Schneider, Historie 152 f. und Urk. Nr. CLX/1, 315; zu Maria von Wertheim vgl. Nr. 146.
  4. Vgl. ausführlich Simon, Geschichte 345 – 354; Press, Grafen von Erbach 658 f.
  5. Simon, Geschichte 346 und 375.
  6. Schneider, Historie Urk. Nr. CLXIV, 330 – 333; Simon Geschichte 375 f.
  7. Europ. Stammtafeln NF V, Taf. 1; vgl. Scholz, Schenken von Erbach 41 f.; auch in der nachfolgenden Zeit gelangen den Schenken von Erbach hochwertige Heiratsverbindungen, vgl. Spieß, Familie 402.
  8. Vgl. dazu Einleitung Kap. 4. 1. 3; die Feststellung von Simon, Geschichte 376, die Erbacher seien in der Heeresmatrikel des Nürnberger Reichstages von 1422 als Grafen bezeichnet worden, ist unrichtig, vgl. Deutsche Reichstagsakten unter Kaiser Sigmund 162.

Nachweise

  1. Buxbaum, Stadtkirche 39, Nr. 34.
  2. Steiger, Schenken 96, Nr. 51.

Zitierhinweis:
DI 63, Odenwaldkreis, Nr. 131 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di063mz09k0013101.