Inschriftenkatalog: Odenwaldkreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 63: Odenwaldkreis (2005)

Nr. 130† Kirch-Brombach (Brombachtal), Evangelische Kirche nach 1518/vor 1537

Beschreibung

Bibelzitat als Bildbeischrift auf der linken Flügelaußenseite des Altarretabels im Chor der Kirche. Das Retabel zeigte in geschlossenem Zustand ursprünglich die Verkündigung an Maria. Links war der Engel mit der Inschrift zu sehen, rechts Maria.1) Die Malereien wurden nach 1772 vermutlich im 19. Jahrhundert übermalt und dabei zerstört.2) In geöffnetem Zustand zeigen die Flügel heute noch links das Martyrium des hl. Alban mit einer Ansicht der Stadt Mainz im Hintergrund und rechts seine Predigt vor den Arianern. Im Altarschrein sind in der Mitte die Figur Albans und rechts und links die Figuren seiner Begleiter Ursus und Theonestus aufgestellt.

Nach Luck.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Dr. Sebastian Scholzl) [1/2]

  1. Ave gracia plena dominus tecum3)

Übersetzung:

Gegrüßt seist du, voll der Gnade, der Herr ist mit dir.

Wappen:
Erzstift Mainz.

Kommentar

Einen wesentlichen Anhaltspunkt für die Datierung bietet die Ansicht von Mainz auf der linken Flügelinnenseite, da über einem Stadttor das von einem Kardinalshut bekrönte Mainzer Wappen zu erkennen ist.4) Es kann sich dabei nur um den Kardinalshut des Mainzer Erzbischofs Albrecht von Brandenburg (1490 – 1545) handeln, der am 5. Juli 1518 zum Kardinal erhoben wurde.5) Der Terminus ante quem ergibt sich aus der Einführung der Reformation in der Herrschaft Breuberg im Jahr 1537 durch die Grafen von Wertheim, die das Patronat der Kirch-Brombacher Kirche innehatten.6) Die Angabe von Luck, in Kirch-Brombach hätten Kanoniker des Mainzer Albansstiftes gesessen, dürfte auf einem Irrtum beruhen und aus dem Albanspatrozinium der Kirche erschlossen worden sein. Die Gründung der Pfarrei Kirch-Brombach erfolgte vermutlich im 11. Jahrhundert durch das Kloster Fulda.7) Verbindungen zu der Mainzer Benediktinerabtei St. Alban, die 1419 in ein Stift umgewandelt wurde, lassen sich nicht nachweisen.8) Die Angabe von Luck hat aber ebenso wie die auf dem Altar vorhandene Mainzer Stadtansicht dazu geführt, daß Auftraggeber und Künstler stets im Umfeld des St. Albanstiftes und der Stadt Mainz gesucht wurden,9) während der Zusammenhang zwischen der Stadtansicht und Mainz als Ort des Martyriums des heiligen Alban ausgeblendet wurde.10)

Anmerkungen

  1. Nach Luck 268.
  2. Vgl. Feigel, Älteste Ansicht von Mainz 85.
  3. Lk 1,28.
  4. Vgl. die Detailansicht bei Feigel, Älteste Ansicht von Mainz 87.
  5. Jürgensmeier, Kardinal Albrecht 28.
  6. Ehmer, Grafen von Wertheim 25 f.; Langguth, Bausteine zur Reformationsgeschichte 46 – 49; zum Patronat vgl. Demandt, Kirchenorganisation 123.
  7. Demandt, Kirchenorganisation 42.
  8. Zu der Zeit bis 1419 vgl. Schmid, Abtei St. Alban 275 – 444.
  9. Vgl. etwa Schaefer 147; Schnellbach, Spätgotische Plastik 111; Feigel, Altar von Kirchbrombach 81 und 86, der in Melchior Pfinzig, der seit 1517 Propst von St. Alban war, den Auftraggeber sieht; Hotz, Kirche zu Kirch-Brombach 14; Kiesow, Gotik in Hessen 190.
  10. Nach der Legende kam Alban als Priester mit Bischof Theonestus nach Mainz, wo er von den arianischen Wandalen enthauptet wurde, vgl. dazu und zu den Überlieferungsproblemen der Legende zuletzt Dassmann, Bistum 45 – 47.

Nachweise

  1. Luck, Reformationsgeschichte 268.
  2. Schaefer, Kdm. 148.
  3. Hassia sacra VIII 111.

Zitierhinweis:
DI 63, Odenwaldkreis, Nr. 130† (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di063mz09k0013002.