Inschriftenkatalog: Odenwaldkreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 63: Odenwaldkreis (2005)

Nr. 124 Michelstadt, Evangelische Stadtkirche 1531

Beschreibung

Grabplatte des Valentin I. Schenk von Erbach. Die Platte aus rotem Sandstein steht heute innen an der Südwand der Eberhardskapelle. Im eingetieften, teilweise in die Schriftleiste einschneidenden Mittelfeld steht in Halbrelief die Figur des bärtigen Verstorbenen in voller Rüstung, die rechte Hand am Griff des Dolchs, die linke am Schwert. In den oberen Ecken befinden sich zwei Wappenschilde. Die Inschrift läuft auf dem Rand zwischen Linien um. In die obere Leiste ragt der Kopf, in die linke der Ellenbogen der Figur hinein. An diesen Stellen ist die Schrift ausgespart. Die untere Ecke der rechten Leiste ist leicht beschädigt.

Maße: H. 178, B. 80, Bu. 5,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/3]

  1. Im iar // Tausent / Funfhundert Dreisig eins vff Montag nach des heilligen Cru[ce] / Erhoungtaga) starb der wol/geborn her Schenck Valtin her zv Erpach // dem got gnad

Datum: 17. September 1531.

Wappen:
ErbachStoffeln.

Kommentar

Neben den Versalien der gotischen Minuskel weist die Inschrift bei F, I, und T Frakturversalien auf, die vor allem durch starke Schleifenbildungen und Verzierungen gekennzeichnet sind. Im Gegensatz dazu zeigen das S von Schenck und das V von Valentin zwar ebenfalls die für die Fraktur typischen S-förmigen Anschwünge, Schwellzüge und geschwungenen Formen, doch fehlt ihnen die Schleifenbildung, und ihre Gestaltung wirkt unbeholfen. Die unauffällige Minuskel bildet ebenso wie das bescheidene Niveau der figürlichen Darstellung einen deutlichen Kontrast zu den drei Frakturversalien. Die Buchstaben stehen zum Teil dicht gedrängt und ohne erkennbare Worttrennung.

Valentin war der einzige Sohn aus der Ehe Johanns IV. Schenk von Erbach mit Magdalena von Stoffeln-Justingen.1) Im Jahr 1507 legte er zusammen mit Schenk Eberhard XI. (Nr. 131) den Grundstein zum Turmbau der Michelstädter Kirche.2) Da Valentin unverheiratet und kinderlos blieb, starb mit ihm die Michelstädter Linie der Schenken von Erbach aus. Seine Besitzungen fielen an Eberhard XI. aus der Fürstenauer Linie, der 1503 nach dem Tode des Erasmus bereits die Erbacher Linie beerbt hatte.3) Im Jahr 1549 erhielt Valentin auf Veranlassung Eberhards XII. von Erbach zusammen mit seiner Schwester Walburg ein weiteres Grabdenkmal in der Michelstädter Stadtkirche.4)

Textkritischer Apparat

  1. Cruce Erhoung fehlt bei Schneider Taf. VI 91, Grabdenkmäler 346a–b und Schaefer; Heiligentag Buxbaum.

Anmerkungen

  1. Europ. Stammtafeln NF V, Taf. 1; zu Valentin vgl. ausführlich Simon, Geschichte 370 – 373.
  2. Vgl. dazu Nr. 94.
  3. Simon, Geschichte 338 f. und 372 f.
  4. Vgl. Nr. 142 und Nr. 143.

Nachweise

  1. Schneider, Historie Abb. Taf. VI,91.
  2. Schaefer, Kdm. 171.
  3. Schnellbach, Spätgotische Plastik 157.
  4. Buxbaum, Stadtkirche 32, Nr. 14.
  5. Grabdenkmäler 346a–b.
  6. Nikitsch, Michelstadt 119, Nr. 50 mit 151 Abb. Taf. 24.
  7. Steiger, Schenken 95, Nr. 50.

Zitierhinweis:
DI 63, Odenwaldkreis, Nr. 124 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di063mz09k0012400.